Hallo,

mich beschäftigt dieses Thema im Moment sehr, leider habe ich dazu noch nicht soviel hier im Forum gefunden.
Meine Mutter wurde vor einem Jahr mit leichtgradiger Demenz diagnostiziert, Gedächtnisstörungen sind uns schon länger vorher aufgefallen. Sie lebte mit meinem Vater zusammen, der leider vor kurzem verstorben ist. Seitdem haben ihre Symptome sehr stark zugenommen.

Mein Vater hatte immer mal berichtet, dass sie ihm Vorwürfe machen würde, Dinge versteckt oder weggenommen zu haben, das trat aber anscheinend nur unregelmässig auf. Seit seinem Tod wirft sie mir dasselbe vor, inzwischen täglich wenn ich zu Besuch komme. Manchmal ruft sie auch zwischendurch an, weil sie Dinge nicht findet und davon ausgeht, dass ich sie mitgenommen habe. Meistens ist sie dabei sehr vorwurfsvoll ("so geht das nicht, das dulde ich nicht weiter"), manchmal wirkt sie eher so, als ob sie es als letzte Möglichkeit sieht ("ich habe überall gesucht, deshalb dachte ich, du musst es mitgenommen haben"). Oft weiss ich, dass die Dinge schon ewig gar nicht mehr existierten, z.B. hat sie von einem bestimmten Geschirr schon seit Jahren nur noch 3 grosse Teller und auf einmal wirft sie mir vor, ich hätte die anderen mitgenommen.

Ich weiss, dass es sich eigentlich nicht lohnt und nicht richtig ist, darüber zu diskutieren und dass man lieber ablenken oder nicht darauf eingehen sollte. Ich finde das aber extrem schwierig und weiss oft nicht, wie ich das konkret machen soll. Wenn sie nicht sehr vorwurfsvoll ist, biete ich ihr oft an, ihr beim Suchen zu helfen. Das lehnt sie aber dann eigentlich immer ab. Mit den "echten" Vorwürfen bin ich einfach total überfordert. Egal wie ich reagiere, scheint sie dann nur noch mehr aufzuregen.

Deshalb fände ich es sehr hilfreich, von anderen zu hören, die eventuell dieselben Situationen erleben. Wie geht ihr damit um? Was habt ihr für eure Angehörigen als hilfreiche Reaktionen empfunden?

Ich bin für alle Tips und Anregungen dankbar!
Liebe Grüsse, Frauke

Liebe Frauke,
ich kann Dich gut verstehen! Leider ist es so, dass wir manchmal mit der Situation total überfordert sind. Alles was Du tust ist ja richtig, z. Bsp. ablenken oder suchen helfen! Wenn es bei mir so ist, gehe ich einfach raus und sage, dass ich in einer halben Stunde wieder komme. Dann hat sie meistens ein anderes Thema und die Vorwürfe vergessen. Ich wünsche Dir viel Kraft und Geduld!
Liebe Grüße Doris

Hallo Frauke,

es ist für Angehörige belastend, immer mit Vorwürfen konfrontiert zu werden. Etwa die Suche nach vermissten Gegenständen. Betroffene merken am Anfang der Erkrankung, dass sie vergesslich werden. Zum Schutz, dass es niemand merkt, werden Angehörige beschuldigt, um von sich abzulenken. Aber auch andere Ursachen können dahinter stecken. Langeweile, Einsamkeit, keine Aufgabe mehr usw. Kennst du die Biographie deiner Mutter? Was war sie für ein Mensch, vor der Erkrankung? Versuch etwas über das Thema Validation zu lesen. Vielleicht hilft dir der Link, etwas mehr Verständnis zu bekommen, um in gewissen Situationen, richtig zu handeln.

http://www.alzheimer-organisation.de/HA-VeranstaltungenP/Umgang_mit_Demenzkranken_1997.pdf

Ich hoffe der Link funktioniert:!:

Liebe Grüße

Paula

Liebe Frauke,



da ist guter Rat Teuer, denn unser Kopf sagt ja, sie meinen es doch gar nicht so, doch das Herz wird immer wieder jeden Tag aufs neue getroffen,weiles ja zum Teil auch sehr verletzend ist was da so an Vorwürfen kommt.



Nichts desto Trotz liegt es jetzt nur an Dir wie Du damit lernst umzugehen denn Deine Mutti wird wohl erst mal weiter bei ihren Verdächtigungen bleiben, das ist ja der selbsschutz, i c h hab das nicht so was kann m i r gar nicht passieren, also muß ein "Übeltäter her", und nach dem Dein Papa ja nun nicht mehr da ist,trifft es Dich derzeit, leider



Ich wünsche Dir viel Kraft, und denk mal darüber nach ob es Sinn macht dagegen anzugehen, eher wohl nicht, deshalb such Dir einen Weg ,wie ich lese versuchst Du ja schon sie abzulenken das wär natürlich ideal wenn sie das annimmt, auf der anderen Seite wenn sie sich nicht helfen lassen will bei der Suche dann lass es, bedauer es kurz ihr gegenüber aber dann laß es sein, es kostet Dich nur Deine Nerven;)

Hallo,

ich kenne das seit Neuestem auch von meiner Mutter. Allerdings bin ich nicht die Übeltäterin sondern jemand ist ins Haus eingebrochen und hat ihre Zähne mitgenommen. Sie behauptet es steif und fest weil sie den Mann an ihrem Bett stehen gesehen hat. Sie hatte die Brücke erst ein paar Tage und hatte Druckstellen...daher hat sie die Brücke öfter rausgenommen. Als ich dann mit ihr zum Zahnarzt wollte waren die Zähne futsch....sie sind nicht aufzufinden...wir haben mit drei Mann das Haus abgesucht.

Ich habe ihr jedenfalls jetzt gesagt das ich mit ihr nicht mehr darüber diskutiere...Punkt und aus denn einmal muss Schluss sein. Sie räumt und kramt im gesamten Haus herum...jedesmal ist Ostern wenn ich komme....dabei ruhig zu bleiben ist wirklich unheimlich schwer. Ich sage es ganz offen..manchmal klappt es und manchmal nicht. Kommt auch daher weil Mutter und ich uns nie verstanden haben und ich nie Liebe von ihr bekam sondern nur Leistungen zählten....und auch daher das ich selber nicht gesund bin...das alles macht es eben nicht leichter.

Mir hat es sehr geholfen hier im Forum Verständnis zu finden und zu sehen dass ich nicht alleine mit meinen Problemen bin. Ich glaube mit der Zeit "wächst man da irgendwie rein" wenn Du verstehst was ich meine.

Ich wünsche Dir viel Kraft für alles was noch kommt.

Herzlichst Engelina

Liebe Frauke,

es ist wirklich sehr schwer, ruhig zu bleiben und die passenden Worte zu finden, wenn man dauernd mit Vorwürfen konfrontiert wird. Automatisch fängt man dann an, sich zu rechtfertigen oder Vorwürfe zurück zu geben, was das Ganze noch schlimmer macht.

Ich bin da mal auf einen interessanten Link im Netz gestossen. Es geht da zwar allgemein um Kommunikation, doch ich finde, vieles lässt sich auch im Umgang mit Demenzkranken anwenden. Magst du mal schauen?

=123]http://www.pflegenetz.at/index.php?id=131&tx_ttnews[tt_news]=123

Liebe Grüsse

Vielen Dank euch allen für Eure Antworten, es tut schon mal sehr gut, dass es nicht nur mir so geht.

Ich habe auch schon ein bisschen über Validation gelesen und fand das auch sehr hilfreich. Inzwischen habe ich angefangen, auch mal darauf zu achten oder besser zu versuchen, zu erspüren, was meine Mutter so empfindet in diesen Situationen und nicht nur auf meine eigenen verletzten Gefühle. Ich nehme mir dann nach den Besuchen etwas Zeit, auf meine eigenen Gefühle zu achten, aber sie sind halt nicht mehr mein ausschliesslicher Fokus während der Besuche. Bisher finde ich das aber noch schwierig, sicher braucht das noch viel Übung. Naja, Gelegenheit zu üben gibt es ja genug

Mir wird auch immer mehr klar, dass es in dieser Situation keine Gewinner geben wird - wir werden alle verlieren, und es kommt nur darauf an, das vielleicht ein kleines bisschen erträglicher zu machen. Das macht mich sehr traurig aber nimmt auch ein bisschen den Druck, den einen perfekten Ausweg finden zu müssen. Den gibt es leider nicht...

Den link zur Kommunikation konnte ich mir leider noch nicht genauer angucken, das werde ich aber auf jeden Fall noch machen.

Ich bin sehr froh, dies Forum gefunden zu haben, bisher habe ich schon viel gelernt, das mir und hoffentlich auch meiner Mutter und Familie zugute kommen kann.
Liebe Grüsse von Frauke

Zitat :

Mir wird auch immer mehr klar, dass es in dieser Situation keine Gewinner geben wird - wir werden alle verlieren, und es kommt nur darauf an, das vielleicht ein kleines bisschen erträglicher zu machen. Das macht mich sehr traurig aber nimmt auch ein bisschen den Druck, den einen perfekten Ausweg finden zu müssen. Den gibt es leider nicht...

Liebe Frauke,

wenn das Deine Erkenntnis ist, dann sehe ich eine Menge Licht am Ende des Tunnels. Du wirst alles meistern, was auf Dich zu kommt. Es wird nicht wenig sein und ich für gutes Gelingen. Du solltest Dir den Text ausdrucken und irgendwo gut sichtbar aufhängen. So schlimm es ist, so wahr ist es auch.