Hallo Micha, du hast recht - das Wort Demenz hört sich doch ziemlich abstrakt und stachelig an. Leider gibt es ja keine Bezeichnung die nicht abwertend ist, ich hab mir auch schon den Kopf zerbrochen.
Offiziell heißt der Beruf ja: Betreuungskraft für Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz nach § 87b SGB - schrecklich nicht?
Aber eine Bewohnerin, die selbst demenziell erkrankt ist, hat es mal ganz witzig beschrieben. Sie hatte in einer Unterhaltung ein Wort vergessen, guckte mich ganz verschmitzt an und sagte: "Ach jetzt bin ich ganz tüdelig im Kopf, so langsam werd ich vergesslich" und lachte dann ganz herzlich und ansteckend.
Da ich grad zufällig hier bin, mal eine Frage - oder Bitte um Vorschläge. Ich plane am 14. 02. für meinen Singkreis (ca. 30 Teilnehmer) einen Liedernachmittag zum Valentinstag. Ich suche noch ein paar nette Gedichte zum Thema Liebe und Romantik zum Vorlesen. Ich hab schon Herrn Google gefragt, aber nichts vernünftiges gefunden. Viell. habt ihr ja eine Idee?
Ach Micha, ich finde den Austausch unserer Gedanken über unsere schöne Arbeit auch toll. Endlich fühle ich mich mal verstanden.
Engel können fliegen, weil sie sich selbst nicht so schwer nehmen.
Brauchst du Hilfe oder bist allein, denk an mich und ich werd bei dir sein. Werd dir helfen in schweren Zeiten, dich auf all deinen Wegen begleiten. Bin für dich da zu jeder Zeit, kein Weg für dich ist mir zu weit. Denn du bist mein Leben und mein Traum, eine bessere wie dich gibt's wohl kaum. Möchte immer an deiner Seite sein und möcht dir sagen, ich lass dich nie mehr allein...
Eine Rose schenke ich Dir, ohne Dornen und in einer Pracht, bringe ich sie dir, habe an Dich gedacht. So eine Rose zart und fein, erhalten nur Menschen die man von Herzen liebt, und einem glücklich machen, weil es Sie gibt. Betrachte nur einmal die Rose, feinblättrig sind Ihre Blüten, betörend ist Ihr Duft, in einer vielfalt von Farben, rot weiß, gelb, orange oder marmoriert, alle sind schön in Ihrer Art weil Rosen man doch einfach liebt. Ich schenke Sie dir weil ich Dich mag, damit Du an mich denkst fast jeden Tag. Sind Sie verblüht, schenke ich Dir eine Neue, für Dich weil ich es niemals bereue. Auch Du sollst Rosen jemand schenken, ddenn du innigst liebst und den Du magst, das macht Dich glücklich jeden Tag.
Gefunden auf folgender Seite: http://www.gedichte.manu-baeren.de/gedicht/rosen_schenken-6432.html
Vielleicht hilft dieser Hinweis Dir ja etwas weiter.
mlG Micha
pS: und ja, auch ich bin froh und glücklich in Dir jemanden gefunden zu haben, der gleiche Ansichten und eine ähnliche Denkweise ... vor allen was unsere "Arbeit" betrifft ... aber auch als Mensch
"Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, wenn man zu Rande kommen will." (André Brie, "Die Wahrheit lügt in der Mitte"
Hallo Micha, vielen Dank für die Gedichte und den Link. Ich finde das von dem Paar am Strand ja schön, tut aber auch bißchen weh und ich weiß nicht wie meine Lieben darauf reagieren, haben ja alle keinen Partner mehr, so wie ich auch.
Das Musikvideo kann ich leider nicht hören, mein Lautsprecher ist kaputt - Schade.
Ich wünsche dir eine schöne und entspannte Arbeitswoche.
Engel können fliegen, weil sie sich selbst nicht so schwer nehmen.
... nicht "Der alte Mann und das Meer" [Hemmingway]
Es gibt doch tatsächlich noch junge Menschen (frisch von der Schule ), die sich selber fragen: Bin ich für den Beruf des Pflege- oder Betreuungshelfer geeignet Und für sich beschließen ein Praktikum in einer entsprechenden Einrichtung zu absolvieren. So weit - so gut ...
Folgende Situation (selber mit ansehen müssen) : Erster Tag des jungen Mannes ... der Pflege zugeteilt ... Ich treffe ihn in der Verteilerküche an - stehend vor dem Geschirrspüler - starren Blickes auf Diesen gerichtet. Ich begrüße Ihn und frage nach, was er denn hier mache?? "Man hat mir gesagt, ich solle das Frühstücksgeschirr hier einräumen ... den Spüler anschalten ... und dann warten bis er fertig ist ...
"Aber Hallo" dachte ich mir ... geht's noch ...
Sicherlich hat auch diese Situation ihre zwei Seiten ... aber von Seiten des Personals geht so etwas eigentlich gar nicht ...
mit nachdenklichen Grüßen, Micha
"Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, wenn man zu Rande kommen will." (André Brie, "Die Wahrheit lügt in der Mitte"
.. muss hier heute noch mal eine kurze Geschichte loswerden, selber dato erlebt ... und hat sich in mein Kopfkino eingebrannt ...
Ich bin (als Praktikant in der Betreuungsarbeit) auf der "Suche nach Arbeit" in meiner Arbeitsstätte unterwegs. Es ist (später) Nachmittag ... die Zeit also nach dem Kaffee ... und ich komme am Gemeinschaftsraum des Wohnbereiches X vorbei .... ... dort läuft der Fernseher ... und Frau H. (im Rollstuhl - im Stadium der zeitlichen Desorientierung) sitzt völlig alleine ... reagiert aber auf meine kurzzeitige Anwesenheit durch Blickkontakt ... ich nehme mir (demonstrativ) einen Stuhl von weiterher und setze mich dicht neben Sie ... begrüße Sie ... stelle mich (mal wieder) vor ... und bemerke anchließend, das Sie doch so ziemlich alleine hier sitzt ...
Sie (sinngemäß): Ich finde es so schön, das ich mal Besuch von jemand Anderem bekomme - die Töchter kommen ziemlich oft - aber Sie vermisst ihren Sohn, der den selben Vornamen hat wie ich ... Kennen Sie meinen Heimatort ... Es ergibt sich ein schönes und ruhiges Gespräch (Frau H. spricht sehr langsam und gedehnt ) - aber ich kann Sie verstehen ... und dann ... "... ich fühl mich hier so oft abgeschoben ... alle gehen vorbei ... keiner hat Zeit für mich ... " Ich: "Möchten Sie, das ich morgen wieder komme und wir unterhalten uns dann weiter ? " Sie: "Jaaa, ... das währe schön!" ... Und Ihr Gesichtsausdruck in diesem kurzen Moment ... der hat sich mir eingebrannt ... ist "Lohn" genug für mich ...
Wer unsere Arbeit als Betreuungskräfte nicht kennt, kann mit Dieser Aussage bestimmt nicht viel anfangen ... aber alle Anderen denke ich - die verstehen mich.
mlG an Alle hier, Micha
"Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, wenn man zu Rande kommen will." (André Brie, "Die Wahrheit lügt in der Mitte"
Hallo Micha, ja ich kann dein Gefühl gut nachvollziehen. In solchen Momenten fühlt man sich wie "Goldmarie", man wird mit "Lohn" überschüttet.
Ich habe heute auch eine schöne Geschichte erlebt: Eine neue Bewohnerin, erst seit 4 Tagen bei mir in der Betreuung, bettlägerig und in ihrer Demenz eine junge Frau. Wenn ich ins Zimmer komme, begrüßt sie mich freudestrahlend. Sie hat so viel zu erzählen, dass ich manchmal nicht wieder wegkomme. (Das nur zur Erklärung). Heute hab ich mich verabschiedet und ihr gesagt, dass ich morgen nicht komme, weil ich frei habe. Da sagte sie (völlig ernst)," das geht ja gar nicht, sie können doch nicht einfach frei machen. Was soll ich denn dann machen?" und dann erschien ein ganz verschmitztes Lächeln in ihrem Gesicht und sie sagte, ach ich kann auch bis übermorgen warten, erholen sie sich gut. -------- Ich hätte se knuddeln können.
Engel können fliegen, weil sie sich selbst nicht so schwer nehmen.
... dann kommen auch hier 'Erinnerungen' hoch, wenn ich ("man" ist mir in diesem Fall zu unpersönlich) diese Persönlichkeiten dann z.Bsp zwei Jahre später wieder treffe. Ein Stückchen weiter auf der Reise ins Vergessen ...
Frau K. - eine kleine und zierlich wirkende, aber doch gleichzitig auch 'kräftige' Frau ... damals schon leich vorüber gebeugt laufend ... heute dieselbe Haltung, aber im Rollstuhl ... ... Ihr Gesicht wirkt rundlich mit großen (auch runden) blau grauen Augen ... die einen (bei intensiverem Blickkontakt) in den 'Bann' ziehen können Zumal Ihre Gesichtsmimik auf wunderbare Weise die Stimmung Ihres 'Inneres' wiederspiegelt. Sei es abwesend oder anwesend ... Doch ich schweife ab. Nun, jedenfalls, traf ich Frau K. damals während eines Spaziergangs (Spazierfahrt) mit ihrer Tochter. Was mich verwunderte war folgende Situation: Die Tochter im Rollstuhl und Frau K. versuchte (und schaffte es auch ein Stückweit) ihre Tochter zu schieben
Nach Begrüßung und Nachfrage meinerseits erklärte mir die Tochter: "Dies ist ein Ritual zwischen mir und meiner Mutter. In solchen Momenten bin ich wieder ihre kleine Tochter ... und natürlich schiebt Mutter dann den (Kinder-)wagen."
Heute (als mir diese Geschichte wieder einfiel) konnte ich auch ein kurzes Gespräch mit Frau K. führen ... langsam zwar ... aber mit langem Blickkontakt und einer lebhaften Gesichtsmimik ... Viele 'Aussenstehende' können Dies sicher schwer verstehen ... aber mir ging danach "mal wieder das Herz auf" Und Dies bzw. solche Momente geben mir Antrieb und Auftrieb für meine weitere Arbeit als "Betreuungshelfer" oder ... als 'Seniorenanimateur'.
mlG Micha
"Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, wenn man zu Rande kommen will." (André Brie, "Die Wahrheit lügt in der Mitte"
ich möchte dir mal DANKE sagen für deine Beiträge hier, die ich gerne lese. Daraus sind viel Einfühlungsvermögen, Verständnis und Wohlwollen lesbar
Es sind die kleinen Momente der aufrichtigen, offenen Begegnung, die eine Beziehung möglich machen. Ich gehe ab und zu noch ins Pflegeheim, wo meine Schwiegermama, unsere Nonna, 10 Monate wohnte. Sie war da in einer geschützten Demenzstation. Ich erlebe da auch immer wieder kurze, eindrückliche Begegnungen.
Gestern war ich wieder mal dort. Gleich nach dem Eintreten begrüsste mich Frau Z. ich machte ihr ein Kompliment für ihre hübsche Halskette. Sie strahlte mich an, ich reichte ihr meinen Arm und wir spazierten zusammen in den Aufenthaltsraum und setzten uns. Frau G. war auch dort. Ich begrüsste sie, eine sehr alte, gebrechliche Dame, die zusammengekauert in ihrem Rollstuhl sitzt. Beim Vorüberbeugen zur Begrüssung berührte mein Halstuch ihre Hände. Sofort griff sie danach. Ich streifte mir das Halstuch ab und legte es ihr auf die Knie. Sie vergrub die Hände darin und "spielte" dann eine ganze Weile damit. In der Ecke sass Frau U. "Ich brauche eine Uhr, ich brauche eine Uhr, ich brauche eine Uhr..." Auf der kleinen Vitrine steht ein alter Wecker, noch so ein grosser mit Glocken oben. Ich fragte sie, ob sie den Wecker möchte. Sie nahm ihn und fuhr dann die ganze Zeit mit ihrem Finger rund um über das Zifferblatt. Ich könnte noch viel erzählen, den jedesmal wenn ich dort bin, läuft es so ab, dass ich mich ein bisschen um die Leute kümmere. Es hat eine Demenzbetreuerin dort - 2mal in der Woche für zwei Stunden - die Pflegenden sind alle sehr nett, doch sie haben halt kaum Zeit ...
Das waren jetzt ein paar von meinen "Geschichten". Vielleicht sollte ich das hier gar nicht schreiben, denn da heisst es ja "Michas kleine Geschichten"?
Liebe Grüsse aus der winterlichen Schweiz
Therese
Man muss mit Allem rechnen - auch mit dem Guten.
Die wahre Lebenskunst besteht darin, im alltäglichen das Wunderbare zu sehen. Pearl s. Buck
Ich lief (und dies im wortwörtlichen Sinne) fast ein ganzes Jahr und jeden Tag eine Stunde mit einem Mann im fortgeschrittenen Stadium obiger Krankheit. Seine Frau tat Dies zweimal täglich (obwohl er von 9 bis 13 Uhr in der Tagesbetreuung war) ... und war froh, als ich die dritte 'Schicht' am späten Nachmittag für sie übernahm.
Es war ein schöner warmer Sommertag ... Herr K. und ich liefen unsere "Standardstrecke" durch den kleinen Park unserer ebenfalls kleinen Stadt. Nach kurzer Zeit merkte ich, das mein 'Partner' ... so sah er mich (jeden Tag aufs neue ... manchmal alle viertel Stunde) ... irgendwas besonderes auf dem Herzen hatte ... Auf sanfter Nachfrage erklärte er mir, das er mal die Meinung eines älteren Mannes bräuchte, der in Sachen "Frauen" schon so seine Erfahrungen gemacht hat. Ich: "Worum gehts denn ... Sie können offen mit mir reden ... wenn ich Ihnen helfen kann?!" Er: "Ich habe da gestern eine wunderschöne junge Frau kennen gelernt - aber ich trau mich nicht, sie zu fragen : Ob Sie meine Frau werden will! ... Meinen Sie das schickt sich ?!" Wir blieben stehen und er sah mir direkt in die Augen ... auf eine Antwort wartend ... Ich erzählte ihm dann etwas aus meiner Jugendzeit ... und das auch ich die erste Frau, in die ich mich verliebt hatte, kurze Zeit später geheiratet hatte .... Er: "Also darf ich einen solchen Schritt machen?!" Sichtliche Bewegung in Körperhaltung und Gesichtsmimik ... Dasselbe Gespräch eine knappe halbe Stunde später ... kurz bevor ich Ihn zu seiner Frau und Wohnung zurück brachte ... ... im Eingansbereich des kleinen Wohnblocks waren ein par kleine Vorgärten angesiedelt und Frau K. war gerade am arbeiten im Garten. Herr K. blieb stehen als er seine Frau erblickte und sagte zu mir: "Schauen Sie mal, da ist die schöne Frau die ich meinte ..."
mit lieben Grüßen an Alle hier, Micha
"Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, wenn man zu Rande kommen will." (André Brie, "Die Wahrheit lügt in der Mitte"
es ist über vier Jahre her, aber die Erinnerung an folgende 'Szene' wird mich wohl nie verlassen Otto K. ist der Protagonist der vorhergehenden kleinen Szene aus seinem Leben ... an dem ich teilhaben durfte.
Einer der drei Töchter von Hern K. nahm mit mir Kontakt auf und fragte nach, ob ich es ermöglichen könnte mit ihrem Vater täglich eine Stunde zu verbringen ... um die Mutter zu entlasten. Ich kannte Otto K. damals noch nicht. Wusste aber um seine Krankheit (Alzheimer - im Stadium des "sich ständig bewegens"). Wir vereinbarten einen ersten "Vorstellungs"Termin in der Wohnung von Familie K. ...
Zeitraffer ... Ich klingle ... Otto öfntet die Tür ... verschwindet aber gleich wieder (kein Augenkontakt möglich) ... Ich rede im Wohnzimmer mit Frau und Tochter ... die 'Dominanz' in der Gesprächsführung liegt eindeutig bei der Tochter ... die Mutter wirkt abgehärmt und kurz vor der Resignation ... rafft sich dann aber auf: "Also gut, fragen wir doch einfach meinen Mann ob er 'das' will. Otto kommt auf Zuruf ins Zimmer und ich stelle mich Ihm vor. Soweit so gut ... auch er sagt mir seinen Namen... aber dann: "Mit einem, der einen Bart hat ... mit dem gehe ich nicht spazieren!!" Mutter und Tochter: "Aber Otto! Deine Söhne haben doch auch einen Bart! ... Schau doch mal auf das Foto dort! ... " Otto: "Nein ... Nein ... und verließ das Wohnzimmer wieder. Ich unterhielt mich mit Frau und Tochter vorsichtig über das Stadium der Krankheit von Otto und hatte den Eindruck, beide sind sich über die Krankheit von Mann/Tochter bewusst ... Aber ...dann kam Otto wieder (von sich aus) ins Zimmer zurück ... baute sich vor meinem Sessel auf (Hände auf dem Rücken verschränkt) ... und sagte folgendes: "Also ... ich würde Sie ja eventuell heiraten ... aber der Bart muss ab!!!" Drehte sich auf eigener Achse um und verließ uns wieder ....
Am nächsten Tag - 'Probelauf' mit Tochter - Otto lief ohne Probleme mit uns mit - die letzte Strecke dann auch ohne Beisein der Tochter ... und Herr K. wurde "mein Freund" und ich sein 'Beschützer' in den Wirren seiner Zeit. Ich durfte 'Otto' (war er für mich) ... Herrn K. ein gutes Jahr 'begleiten' ... und nahm natürlich auch seine zunehmenden Defizite war.
Sch ... Krankheit, die einen Kerl (wie ein Baum) innerhalb relativ kurzer Zeit zu einem 'kümmerlichen' Strauch umwandeln kann ...
Aber ... dies war der 'ungewöhnlichste' Heiratskorb den ich bekommen hatte ... und natürlich behielt ich meinen Bart ... bis heute ...
mlG Micha
"Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, wenn man zu Rande kommen will." (André Brie, "Die Wahrheit lügt in der Mitte"
... da hab ich so meine Zweifel ... und kann die auch belegen ... allerdings nicht 'wissenschaftlich' ...
Was ist denn mit unseren Mitmenschen, die sich auf der Reise in die Vergangenheit befinden?!
"Wer Ohren hat, der höre!" und begebe sich mit auf: - Gespräche mit der Mutter und deren Sorge, wenn ich abends nicht rechtzeitig nach Hause komme. - Wenn ich drei nette Damen bei mir zu Hause zu Besuch hatte ... und Diese nicht zum Bus begleiten darf, weil ein Offizier mich daran hindert ... - Wenn ich abends noch in die Kneipe um die Ecke gehen will ... aber ich muss ja früh wieder raus ... Die Kollegen sind ja schließlich auf mich angewiesen! - Ich kann doch hier nicht so einfach 'rumsitzen' ... schließlich muss ich ja pünklich im Büro sein ... usw. ... und (ewig) so fort ...
Vielleicht (findet) kennt Ihr ja ähnliche Kurzformen - Kurzaussagen von unseren Zeitreisenden
Frei nach Goehtes "Faust" ... "Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust ..."
Ich für meinen Teil 'verinnerliche' mir die schönen Momente von den Begegnungen mit unseren Zeitreisenden Aber - wie auch im wahren Leben - der "Rest" ist ebenfalls gedanklich präsent ....
Für heute ist schluss mit meinen Erinnerungen ... höre mir erstmal noch etwas schöne Musik an ...
mlG Micha
"Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, wenn man zu Rande kommen will." (André Brie, "Die Wahrheit lügt in der Mitte"
Begegnung Pflegekraft - Betreuungshelfer in der "guten Stube" :
Frau K. ist "fällig" für ihre Insulinspritze am Nachmittag. PK: betritt den obigen Raum - flott und energisch - grüßt (nebenbei) freundlich in die 'Runde' und ... fordert Frau K. auf ihren Bauch frei zu machen - so weit ... so schlecht ... denn die Aufmerksamkeit der 'Runde' galt natürlich nun automatisch Frau K. Ich (als Betreuungshelfer): "Ich schau dann mal kurz weg Frau K. ... denn letztens haben Sie mir ja gesagt, das es nicht unbedingt sein muss wenn ein Mann Ihnen dabei zuschaut?! PK: zu mir ... "Das ist doch Quatsch! Schließlich sieht Das doch auch täglich der Pfleger X und Pfleger Y
Mit Verlaub gesagt: Die "gute Stube" (als Konzept) soll doch eigentlich für eine entspannte und familiäre Atmosphäre sorgen Auch Ich würde in einer solchen Runde nicht so ohne weiteres meinen Bauch entblößen - vor meiner Hausärztin schon ... aber da bin ich ja im Behandlungszimmer ... und nicht bei einem Familientreff
Wie so oft, hat auch diese geschilderte Situation ihre (mindestens) zwei Seiten ... und Eure Meinung hierzu würde mich echt interessieren!
mlG an alle Lesenden hier, Micha
"Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, wenn man zu Rande kommen will." (André Brie, "Die Wahrheit lügt in der Mitte"
ich sehe hier keine zwei Seiten. Die Frau sollte grundsätzlich in ihrem Zimmer oder im Bad, ggf. in einem Raum, in dem sie mit der Pflegekraft allein ist, gespritzt werden. Im Krankenhaus müssen auch alle Besucher (auch nahe Angehörige) aus dem Zimmer gehen, wenn die Schwestern oder Ärzte ihre Arbeit dort machen und der Patient allein ist.
Da sehe ich gar keinen Spielraum. Werden Verbandswechsel (und sei es nur z.B. am Oberschenkel) oder die Benutzung eines Toilettenstuhls oder Umziehen wegen mit Essen verkleckerter Kleidung etwa auch vor versammelter Mannschaft vorgenommen?
Deine letzte Vermutung trifft beileibe für meine DG nicht zu, da ist schon etwas "Sensibilität" eingetreten.
Aber ... Die Einsicht in eine relativ neue Situation ... für mich und eine (von drei) Betreuungskräften selbstverständlich ... ist noch nicht bei den "Pflegenden" angekommen. Auch bei den Präsenzkräften vor Ort kann ich dies hier beobachten.
Mir (als Betreuungskraft) geht es schon gegen den 'Strich' wenn der 'Wiegestuhl' in die Stube gefahren wird ... ... mit der Begründung: "Wir haben dieses teure Gerät nur für kurze Zeit hier ... also muss das sein!"
mlG Micha
pS: Und mit den zwei Seiten ... meinte ich nur: Das ich natürlich auch die Seite der Pflege nachvollziehen kann - gekürzter Personalschlüssel mit logischer Weise "Zeitknappheit" ... und ... und ...
"Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, wenn man zu Rande kommen will." (André Brie, "Die Wahrheit lügt in der Mitte"
ein bisschen Privatsphäre sollte, auch im hecktischem Pflegealltag, gewahrt werden. Ich glaube, die Pflegekräfte möchten das selbst auch nicht haben, wenn man ihnen in der Öffentlichkeit, den Bauch frei macht, um Insulin zu spritzen. Vielleicht gibt es bei euch, so etwas wie eine Teamsitzung. Da könnte man so etwas auch mal ansprechen.
Soviel wie ich weiß, wird das Thema Privatsphäre im ersten Lehrjahr, in den Fachschulen angesprochen.
Lieber Micha, ich finde es schon ziemlich blossstellend, so auf dem Präsentierteller gespritzt zu werden. Zumal sie ihr Unwohlsein ja schon selber kund getan hat.
Die Zeit, sie eben in ihr Zimmer zu bringen, muss doch wohl drin sein. Oder zumindest hätten die anderen eben den Raum verlassen können.
LG Biggi, die deine Geschichten immer wieder gerne liest.
--- Besondere Menschen erkennst du daran, dass sie dich berühren ohne ihre Hände zu benutzen ---
... und ich danke euch natürlich für die Beiträge hierzu ... und bin vollkommen Eurer Meinung ... Aber ... ... eigentlich wollte ich etwas ganz Anderes ansprechen (mit meinem Ausgangsposting):
Wie kann es angehen, das die Pflegekraft - im Beisein von sechs Bewohnern der 'guten Stube' - die Betreuungskraft 'abkanzelt' ?!
Wer bin Ich! ... und was bist du ? ...
Alle "helfenden" Menschen sollten doch an einem Strang ziehen ... zum wohle der Bewohner ...oder ?
mal zum Nachdenken in einer anderen Richtung, mlG Micha
"Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, wenn man zu Rande kommen will." (André Brie, "Die Wahrheit lügt in der Mitte"
Da gebe ich dir vollkommen Recht, lieber Micha. Das hätte sicher nicht sein müssen.
Doch leider gibt es in unserer Gesellschaft, nicht nur in der Pflege, immer wieder Menschen, die ihre Position rauskehren müssen. Traurig ist, dass es auch in den pflegenden Berufen, wo es, wie du völlig zurecht sagst, um die Menschen gehen sollte, auch passiert.
Ein guter Freund von uns ist auch Pfleger (er hätte dich sicher nicht abgekanzelt). Was er uns schon alles erzählt hat, wie es immer wieder um Kompetenzgerangel untereinander geht, worunter dann die Bewohner letztlich leiden müssen.
Ich würde dein Empfinden einfach mal auf den Tisch bringen. Denn Pflege sollte in meinen Augen Teamarbeit sein.
LG Biggi
--- Besondere Menschen erkennst du daran, dass sie dich berühren ohne ihre Hände zu benutzen ---
Ich würde dein Empfinden einfach mal auf den Tisch bringen. Denn Pflege sollte in meinen Augen Teamarbeit sein.
Ich stimme Dir vollkommen zu ... aber leider bin ich (als Praktikant) nur noch eine Woche in besagter Einrichtung . Aber ich werde das mit dem "Tisch" mal an meine Arbeitskollegen in der Betreuung weiter geben. Eventuell trauen sie sich ja mal wirklich auf selbigen zu "klopfen" - muss ja nicht gleich "hauen" sein.
Ich wünsch Dir und allen Mitlesern hier ein schönes oder wenigstens halbwegs entspanntes Wochenende mlG Micha
"Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, wenn man zu Rande kommen will." (André Brie, "Die Wahrheit lügt in der Mitte"
... nach gut einem viertel Jahr unseres ersten kennen lernens in einer Tagesgruppe für demenzerkrankte Senioren.
Hilde war eine kleine untersetzte Frau mit einem sympathischen runden Gesicht, in dem, neben einer ausgeprägten kleinen Knollennase auch zwei große blaugraue Augen dominierten. Diese waren damals noch ziemlich oft klar und sehr präsent! Mit ihren 66 Jahren hatte sie noch relativ viel Kopfhaar, weiß und meistens ziemlich störrisch. Durch gezielte Biographiearbeit wurde mir klar, das Hilde schon ziemlich 'tüdelich' (geistige Defizite) war bevor Sie so richtig tüdelich wurde. Zum Zeitpunkt unserer ersten Begegnungen schätze ich Sie (jetzt nach meiner theoretischen Ausbildung) auf den Übergang von der "mangelhaft unglücklichen Orientierung" zur "zeitlichen Desorientierung". Nun ... wie auch immer ... ich wollte ja erzählen ... ... eines noch vorweg: Aus mir anfangs unverständlichen Gründen sprach Sie mich von Anbeginn an mit Walter an ... und nach kurzer Zeit des "Aufbegehrens" akzeptierte ich dies ... ...ach ja... Es war Vorweihnachtszeit und die alljährliche Feier der Tagesgruppe stand an ... nur der 'übliche' Weihnachtsmann stand dies Jahr nicht zur Verfügung ... also stellte ich mich dieser 'Aufgabe" ... Ich bekam ein richtiges Kostüm als Mann aus dem Walde ... was allerdings dann doch ziemlich warm war in dem gut geheiztem Raum ... Schritt für Schritt arbeitete ich mich von Klient zu Klient vor und durch ... bis zu Hilde. Zitternd (positiv) schaute sie den 'Weihnachtsmann' an und sagte Ihr Gedicht auf ... aber dann fiel Ihr Blick auf meine Schuhe ... die keine Stiefel waren ... ... "Aha, ich hab dich durchschaut Walter! Heute spielste Weihnachtsmann und morgen kommste wieder arbeiten?!" ... Ich hätte sie knuddeln können in diesem Moment (des logischen Denkens)
Soviel fürs erste ... in meinem Kopf sind noch viele Erlebnisse mit Hilde ...
mlG Micha
"Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, wenn man zu Rande kommen will." (André Brie, "Die Wahrheit lügt in der Mitte"
Michas kleine Geschichten aus der täglichen Praxis