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Sybille Neu im Forum
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| Thema: Bitte um Ratschläge Do 27 Aug 2009, 13:39 © Sybille | |
| Ein herzliches Hallo an alle!
Nachdem ich jetzt schon eine Weile mitlese will ich mich heute mal melden und kurz vorstellen. Ich heiße Sybille und bin 53 Jahre alt. Ich bin seit 33 Jahren verheiratet, voll berufstätig und habe vier erwachsene Kinder. Mein Mann ist nach einem schweren Verkehrsunfall und zwei nachfolgenden Schlaganfällen behindert und auf den Rollstuhl angewiesen. Einer meiner Söhne leidet an Depressionen und hat sein Leben mal mehr und mal weniger im Griff. Ich bin ein Einzelkind. Mein Vater ist bereits vor 15 Jahren gestorben, meine Mutter ist mittlerweile 80 Jahre alt und wohnt in unserer Nähe allein in ihrer kleinen schönen Wohnung. Meine Mutter war noch nie ein einfacher Mensch, große Szenen und hysterische Anfälle gehörten bei uns schon immer zum Alltag. Im letzten Sommer wurde ihr nach einer Krebserkrankung die Nase entfernt und es folgte eine langwierige Bestrahlung. Das steckte sie trotz ihres hohen Alters recht gut weg. Sie kam nach wie vor alleine zurecht, bis auf schwerere Arbeiten bewältigte sie sogar ihren Haushalt noch ohne Hilfe. Seit dem Frühjahr leidet sie nun, nach Angabe der Ärzte als Folge der Bestrahlung, an starker Schwerhörigkeit. Die Trommelfelle wurden bereits mehrmals geöffnet damit sie wieder etwas besser hören kann. Mit dieser Schwerhörigkeit begann es, dass sie Halluzinationen hatte. Der Mann im Fernsehen sprach zu ihr, in der Zeitung sah sie ihre eigene Todesanzeige und es waren fremde Leute in ihrer Wohnung. Das haben wir dann aber immer wieder beschwichtigt und nach solchen total verwirrten Phasen war sie dann wieder recht klar. Seit ca. drei Wochen ist sie nicht mehr sie selbst. Es begann damit, dass ich sie nachdem sie sich am Telefon nicht meldete morgens zitternd vor Angst in ihrer Wohnung im Bett liegend fand. Man hätte ihre Wohnung verwüstet! Auf meine Frage, warum sie mich denn nicht angerufen hätte sagte sie, ich hätte es ihr doch verboten und ich hätte ihr verboten aufzustehen. Wir sind an diesem Tag dann noch zum Hausarzt gegangen, der verschrieb uns Risperidon 0,5 mg und schrieb eine Überweisung zum Neurologen. Dort haben wir am 7.9. einen Termin. Seitdem geht es mit meiner Mutter im freien Fall bergab. Sie erkennt uns meistens nicht mehr, beschuldigt uns wir würden ihr Geld wegnehmen, wir würden sie belügen und betrügen und wir wöllten dass sie stirbt. Wir haben schon viele Hinweise aus diesem Forum umgesetzt – z.B. ihre eigene Realität zu respektieren usw. Aber es fällt uns allen verdammt schwer. Das einzige Gute ist, dass sie ihre normalen alltäglichen Abläufe weiterhin gut im Griff hat. Sie steht morgens auf, zieht sich an, macht ihre Haare, macht sich Essen usw. Aber sowie wir kommen ist sie total überfordert und total wirr. Meist weiß sie gar nicht mehr, dass wir da waren oder sie beschimpft uns und schmeißt uns regelrecht raus. Ich sitze dann meist wenn ich von ihr weggehe erstmal zitternd und heulend im Auto, da es mir so wehtut sie so zu sehen. Aber es geht nicht um mich! Ich weiß einfach nicht wie ich es mit ihr weiter gestalten soll. Wie bekomme ich sie zum Beispiel zum Neurologen? Einen Termin im Labor mussten wir absagen, da sie nicht dazu zu bewegen war, ihre Wohnung zu verlassen. Wie lange kann ich sie noch in ihrer Wohnung lassen? Durch meinen kranken Mann kann ich sie nicht mit zu uns nehmen, er leidet so schon unter dem Ganzen, ich habe weniger Zeit für ihn und er merkt ja auch, dass es mir nicht gut geht und macht sich dann wieder Sorgen um mich. Wo kann ich Hilfe oder Beratung finden?
Vielen Dank für Eure Geduld und Eure Ratschläge!
Sybille |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Bitte um Ratschläge Do 27 Aug 2009, 14:55 © sylvia | |
| Herzlich Willkommen Sybille, kein einfacher Stand. Es geht Dir, wie vielen hier. Sie meint es nicht so, es ist die Krankheit. Versuch es mit List, sag Du möchtest mit ihr spazieren fahren. Ich denke auch allein kann sie nicht mehr lang bleiben. Sie könnte in ihrem verwirrten Zustand einiges vergessen, wie den Herd. Wir, die einen Dementen verpflegen und umsorgen haben es schwer und es geht oft über unsere Kraft. Vielleicht könnte erst mal der Pflegedienst helfen?! Ich wünsch Dir und Deiner Familie viel Kraft, Stärke und alles Gute. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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| | | Biggi Moderator
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| | | | Sybille Neu im Forum
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| Thema: Re: Bitte um Ratschläge Do 27 Aug 2009, 16:40 © Sybille | |
| Erstmal vielen Dank für Eure Antworten. Ein Pflegedienst oder ähnliches ist noch gar nicht eingeschaltet. Ich denke dafür werden wir doch bestimmt irgendwie einen Befund oder "Rezept" vom Arzt brauchen? Bin zur Zeit noch ziemlich überfordert und fühle mich da auch von den Ärzten alleingelassen. Der Hausarzt sagt, es sit ein Fall für den Neurologen - tja und der Termin den wir nach vier Wochen bekommen haben war auch nur deshalb so schnell, weil mein Mann bei dieser Ärztin auch Patient ist. Ich versuche schon - dank der Informationen, die ich mir hier angelesen habe - mit allen möglichen Tricks zu arbeiten. Sie telefoniert zum beispiel gar nicht mehr, sie sagt immer, ihr Telefon wäre kaputt. Ich versuche ihr dann immer wieder einzureden: "Das hat die Telekom jetzt repariert, damit du wieder mit uns telefonieren kannst!" Aber selbst darauf reagiert sie nur mit Aggression. Ich weiß ja, dass sie da nix dafür kann, dass das die Krankheit ist (welche auch immer, es ist ja noch nix diagnostiziert, laut Hausarzt könnte es auch eine Metastase im Gehirn sein). Ich komme aber zur Zeit auch gar nicht an sie ran, auch mit mal in den Arm nehmen oder so komme ich zur Zeit nicht weiter. Sie ist einfach nur ängstlich und verstört. Ich will ihr so helfen! Habe es mal versucht, sie eine Nacht mit zu uns zu nehmen. Das Ende vom Lied war, dass sie mitten in der Nacht im Flur stand, weil sie angeblich abgeholt würde. Sie war dann so verängstigt, dass sie im Kinderzimmer, wo ich ihr das Bett fertiggemacht hatte, auf dem Fußboden geschlafen hat. Eine nacht bin ich mal bei ihr geblieben, damit sie nicht so allein ist. Aber das hat auch gar nichts gebracht und durch die Behinderung meines Mannes kann das auch keine Dauerlösung sein. Ich bin sehr dankbar, dass ich mir hier mal den Kummer von der Seele schreiben kann! Habe zur Zeit ein bisschen das Gefühl, es wächst mir alles über den Kopf. Wenn ich von meiner Mutter, mit der ich kaum noch kommunizieren kann, nach hause komme ist da mein Mann, der durch seine Lähmung auch nicht mehr richtig sprechen kann und mir immer nur (gut gemeint) sagt: Das wird schon wieder! Also vielen Dank für Eure Geduld! Ich bewundere Euch alle, wie Ihr mit Euren Lieben diesen schweren Weg gegangen seid! Es ist schon eigenartig, während der Krebs-OP und der Bestrahlung hat man immer damit gerechnet, dass sie es vielleicht nicht schafft. Dann waren wir so glücklich, dass es ihr besser ging und nun dieser unsägliche Schmerz! Aber nun genug gejammert! Ich werde morgen mal zu unserer Krankenkasse gehen, vielleicht können die mir schon raten! Viele Grüße! Sybille |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Bitte um Ratschläge Do 27 Aug 2009, 17:18 © sylvia | |
| Liebe Sybille, es ist kein jammern. Es ist alles menschlich. Der Weg zur Krankenkasse ist richtig, dort kannst dann auch wegen der Beurteilung zu einer Pflegestufe fragen. Leider dauert immer alles etwas, daher immer am Ball bleiben und nachhaken. Näheres werden Ihr wohl erst nach dem Neurologen und dessen Befund wissen. Es sieht alles nach Demenz aus, wenn ich Deine Zeilen lese. Alles Gute. LG Sylvia
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| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: Bitte um Ratschläge Fr 28 Aug 2009, 10:29 © Admin | |
| Auch von mir erst mal ein herzliches Willkommen im Forum Sybille.
Wie ich sehe, hast du schon ein paar nützliche Tipps bekommen, denen ich mich nur anschliessen kann.
Deine Situation ist in der Tat nicht einfach. Ausserdem hast du auch schon einiges durchgemacht..... Leider wirst du erst den Termin beim Neurologen abwarten müssen, um erst mal zu wissen was wirklich mit deiner Mutter los ist. Wie dein Hausarzt schon sagte, könnte es sich durchaus auch um einen Gehirntumor handeln. Von dem her wäre es vermutlich auch gut ein MRT (Magnetresonanztomographie) vorzunehmen. Gerade weil deine Mutter schon eine Krebsbehandlung hinter sich hat, könnte dies sehr sinnvoll sein.
Die grosse Frage ist, wie du sie zum Neurologen bekommst. Da dies bei ihrer "Gemütsverfassung", speziell schwierig erscheint. Ich weiss leider nicht wieviele verschiedene Taktiken du schon versucht hast. Auf was spricht sie denn am ehesten an? Eher auf liebevolles Erklären z.B das du dir Sorgen um sie machst und möchtest das es ihr wieder besser gehen darf - oder eher auf kurz und bündig Bestimmend? Ist es besser sie auf so eine Untersuchung psychisch erst vorzubereiten - oder eher, erst wenn es soweit ist, sie vor fertige Tatsachen zu stellen?
Wegen der Pflegestufe, hoffe ich das du heute ein gutes Gespräch mit der Krankenkasse haben wirst.
Deine ganze Situation wird leider noch einiges an Kraft kosten. Gerade auch da die Kommunikation zwischen deiner Mutter und dir so schwierig ist und du auch nur begrenzt mit deinem Mann darüber diskutieren kannst....Schreibe hier soviel du möchtest, schreiben hilft einem auch dabei seine eigenen Gedanken zu sortieren. Wie du siehst, gibt es einige liebe Seelen hier im Forum, die mit offenem Herzen und Mitgefühl darauf eingehen.
Ich wünsche dir viel Kraft und sende liebe Willkommensgrüsse
Ursula
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | Babs2105 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Bitte um Ratschläge Fr 28 Aug 2009, 14:14 © Babs2105 | |
| Meine Schw.Mutter verlies das Haus nie. Auch ich hatte einen Neurologen zur Rate gezogen, nach viel hin und her, Gezetter und Geschimpfe, haben wir einfach eine Überweisung in eine Psychiatrische Klinik bekommen, dort wurde sie gründlich untersucht. Als der Karnkenwagen sie abholte, sagte sie kein Wort, ganz brav legte sie sich hin, weil sie wußte KH ist wichtig. In mein AUto hätte ich sie nie reinbekommen. Auch haben wir damals erfahren, daß ihr Gehirn kaum noch etwas leistet und welche Stellen betroffen waren. So haben wir erfahren, weshalb sie in diesem Zustand war. Sie war dann noch drei MAl im KH und wir haben sie auch immer "einliefern lassen". Nun ja zum Schluß war sie auch nicht mehr fähig sich überhaupt mal zu setzen.
_________________________________________________ " Für die Menschen, die regelmäßig ein Gebet sprechen, ist es das beste und einfachste aller Beruhigungsmittel " _________________
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| | | Sybille Neu im Forum
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| Thema: Re: Bitte um Ratschläge Fr 28 Aug 2009, 14:45 © Sybille | |
| Erst einmal vielen Dank für Eure Ratschläge! Nachdem meine Mutter gestern wieder einmal gar nicht wirklich ansprechbar war, war heute ein guter Tag. Ich war vor der Arbeit bei ihr. Ich sehe schon immer vom Parkplatz aus, wie es ihr geht: Wenn alle Fenster zu sind dann weiß ich, dass sie heute wieder ganz wirr ist. Aber heute morgens waren alle Fenster zum Lüften offen. Und so war sie dann auch, zwar unsicher und zeitlich total desorientiert, aber sie hat mich erkannt! Sie hatte sich gerade Frühstück gemacht, bot mir eine Tasse Kaffee an und sorgte sich dann, dass ich zu spät zur Arbeit komme. Als ich ihr sagte, dass ich sie dann morgen mit ihrem Urenkel besuche haben ihre Augen vor Freude richtig geleuchtet! Ich war dann heute bei der Krankenkasse, aber da dreht sich erst dann etwas, wenn wir eine Begutachtung vom Arzt haben. Ich werde wohl höchstwahrscheinlich auch den Weg über eine Einweisung gehen müssen, wie Du das gemacht hast, liebe Babs. Habe mir so überlegt, dass ich am 7. versuchen werde meine Mutter mit "List und Tücke" zum Neurologen zu bekommen. Wenn das nicht funktioniert dann gehe ich hin und besorge mir wirklich eine Einweisung. Mein Innerstes sträubt sich so sehr dagegen, ich will sie doch nicht "abschieben" aber ich glaube so wie es jetzt ist würden wir beide dran kaputtgehen. Zu Deiner Frage, liebe Ursula, worauf sie reagiert: Das ist absolut unterschiedlich. Ich bin schon eher der resolute zupackende Typ, merke aber auch, dass sie damit überfordert ist. Die letzte Zeit habe ich dann wirklich immer "gesäuselt" und ganz lieb zugeredet. Das funktioniert immer nur bis zu einem bestimmten Punkt, dann gibt es wieder einen - mir unbekannten - Punkt, an dem sie auf stur und bösartig schaltet. Ein Beispiel: Meine Jüngste wohnt und arbeitet in Hamm. Bis vor ein paar Wochen hat sie mindestens einmal in der Woche mit ihrer Oma telefoniert. Da sie ja nun nicht mehr ans Telefon geht dachte meine Gabi sie tut ihr mal was gutes und schreibt ihr eine Postkarte. Ich hatte die Karte abends mit aus dem Briefkasten hochgebracht, da wollte meine Mutter aber gerade schlafen gehen. Also hat sie sich die Karte einfach hingelegt. Als ich am nächsten Tag dort war war erstmal alles soweit in Ordnung bis ich gefragt habe: Hast Du Dir Gabis Karte mal in Ruhe durchgelesen? Schlagartig machte meine Mutter "zu", guckte nur noch böse und war auf einmal nicht mehr klar: Das wäre alles nur Betrug, ich wolle sie fertigmachen und ich solle endlich abhauen. Ich habe aber auch noch kein Muster herausgefunden, nach dem solche Aussetzer eintreten, irgendeine bestimmt Äußerung oder Geste o.ä. Jetzt hoffe ich erstmal, dass wir das Wochenende einigermaßen ruhig überstehen und vor allem, dass sie nicht immer so viel Angst hat. Euch allen ein schönes Wochenende! Sybille |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Bitte um Ratschläge Fr 28 Aug 2009, 14:51 © sylvia | |
| Liebe Sybille, mit diesen Stimmungsschwankungen wirst Du wohl leben müssen. Sagen wir es mal so, es ist wie wenn man schwanger ist, man hat Hormonschwankungen und weiß oft nichts mit sich anzufangen oder hat launen, wenn Du mich verstehst. Auch in den Wechseljahren ist man oft gereißt und unausstehlich. Nur bei Dementen ist es wesentlich schlimmer. Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich ausgedrückt habe?! Manche Dinge sollten vielleicht unerwähnt bleiben. Dir auch ein schönes Wochenende und ein ruhiges. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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