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 Was soll nur aus meiner Mutter werden

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BeitragThema: Was soll nur aus meiner Mutter werden
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traurige_Krähe Erstellt: 08.08.08, 17:29

Hallo,

ich bin neu hier und möchte mich und meine Geschichte gerne vorstellen. Ich bin 40 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder, 6 und 4 Jahre alt und lebe knapp 500 km von meinem Elternhaus entfernt.

Meine Mutter hatte vor ca. 10 Jahren einen leichten Schlaganfall und ist seither dement. Der Verlauf ist sehr langsam und eigentlich gar nicht typisch. Bis letztes Jahr hat sich mein Vater sehr liebevoll und mit aller seiner Kraft um sie gekümmert. Er hat sehr wenig über ihre Krankheit gesprochen, deswegen war mir trotz häufiger Besuche gar nicht klar, wie schlimm es wirklich um meine Mutter steht. Dann hat er Bauchspeicheldrüsenkrebs bekommen und ist nur sieben Wochen nach der Diagnose verstorben. Und nun lebt meine Mutter allein.

Es ist schrecklich und geht eigentlich so nicht weiter. Ich war nach dem Tod meines Vaters mit ihr beim Neurologen, aber sie hat die Tests dort verweigert, worauf der Neurologe sagte, er könne nichts feststellen und ich solle davon ausgehen, dass sie alleine leben kann. Also habe ich eine Frau angestellt, die drei Mal die Woche kommt und nach ihr sieht. Aber meine Mutter wirft sie immer wieder heraus und hat auch ihre langjährige Putzfrau entlassen. Ich habe ihr Essen auf Rädern bestellt, sie bestellt es regelmäßig wieder ab, und ich bestelle es dann wieder. Crying or Very sad Sie vernachlässigt ihre persönliche Hygiene und ist inzwischen inkontinent. Sie irrt fast den ganzen Tag auf der Straße herum, ich vermute, dass sie Gesellschaft sucht. Ständig verlegt sie Schlüssel und Portemonnaie und stellt die gesamte Nachbarschaft zum Suchen ein. Der Schlüsseldienst hat in den letzten zwei Monaten vier Mal das Schloss ausgetauscht, und inzwischen hat niemand mehr einen Ersatzschlüssel. Die Nachbarn rufen mich fast täglich an und beschweren sich, ich würde mich nicht kümmern und solle endlich etwas unternehmen.

Nur was? Sie will auf jeden Fall in ihrem Haus wohnen bleiben, und ein Heim kommt nicht in Frage. Sie will auch nicht zu uns kommen. Die einzige Lösung, die sie akzeptiert ist, dass ich mit unserer vierjährigen Tochter zu ihr ziehe, mein Mann und unser Sohn sollen aber bitte zuhause bleiben. Sie versteht sich nicht mit unserem Sohn und hat ihn schon öfter verhauen; er weigert sich inzwischen, sie zu besuchen, was ich gut verstehen kann. Ich versuche, wenigstens einmal im Monat zu ihr zu fahren, aber die Tatsache, dass mein Sohn nicht mitfahren will und daher fremdbetreut werden muss, macht es nicht einfacher. Ab September geht er zur Schule, dann kann er sowieso nicht mehr mit. Es fällt mir schon schwer, die Besuche einmal monatlich zu organisieren, aber es reicht bei weitem nicht aus, ich müsste viel, viel öfter kommen. Nur wie? Ich muss mindestens zwei Tage einrechnen, sonst klappt das mit der weiten Fahrt nicht.

Es ist sehr lang geworden... das tut mir leid... ich muss es mir einfach mal von der Seele schreiben. Wenn irgendjemand einen Tipp oder Rat hat... ich bin für alles offen.
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
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Sylvia Erstellt: 08.08.08, 17:57

Hallo,

Du solltest Dir dringend Rat und Hilfe bei Deinem Hausarzt holen oder zu einer Demenztherapie gehen.

So kann es nicht weitergehen, da leidet ihr alle drunter. Wie Du es schilderst ist es das Anfangsstadium. Aber da sich auch die Nachbarn beschweren ist es recht schwierig für Dich. Gibt es eine Person auf die Deine Mutter hören würde?

Versuche mal ne Pflegestufe durchzubekommen, da sie inkontinent ist, wie Du schreibst. Dann kannst Du einen Pflegedienst beauftragen, der dann vielleicht auch nen Schlüssel hat. So habe ich es bei meinem Papa gemacht, da auch ich Probleme mit einem Nachbarn, der Polizist ist, hatte.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Stärke.

LG Sylvia
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
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traurige_Krähe Erstellt: 08.08.08, 18:20

Hallo,

vielen Dank für deine Antwort! Bei der Demenzberatung war ich, und sie haben auch einen Hausbesuch bei meiner Mutter gemacht. Die Beraterin fand die Uneinsichtigkeit meiner Mutter selbst für eine Demenzkranke recht extrem. Sie riet mir, meine Mutter entmündigen zu lassen. (Ich weiß, der richtige Ausdruck ist anders, aber darum geht es ja im Grunde.) Aber ich schrecke davor noch zurück... es ist so gräßlich, das mit der eigenen Mutter zu tun! Außerdem bin ich nicht ganz sicher, ob ich vor Gericht damit durchkomme. Ich bräuchte ein ärztliches Gutachten, aber das habe ich ja nicht. Und ich werde auch keines bekommen, denn meine Mutter weigert sich, einen Arzt aufzusuchen. Sie hat auch keinen Hausarzt; der Arzt, zu dem sie früher ging, ist inwischen selbst verstorben, und bei seinem Nachfolger war sie nie.

Ich glaube nicht, dass sie eine Pflegestufe bekommt, denn bis auf die Inkontinenz ist sie körperlich topfit. Und sie kann die Leute immer noch sehr gut täuschen; an guten Tagen würde keiner glauben, wie sie manchmal auch sein kann. Die Beraterin meinte auch, dass es wohl nicht klappt mit einer Pflegestufe. Ich habe mich erkundigt wie es wäre, wenn ich trotzdem einen Pflegedienst bestelle, aber die Leute vom Pflegedienst sagten mir, dass sie nicht mehr wiederkommen, wenn meine Mutter sie hinauswirft, und das wird sie ganz sicher tun. Ich habe bei mehreren Pflegediensten nachgefragt, sie handhaben das offenbar alle so.
Meine Mutter hört auf niemanden und hat auch zu niemand mehr Vertrauen.

Ich muss mich wohl mit dem Gedanken anfreunden, den Antrag bei Gericht zu stellen... puh...
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
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Sylvia Erstellt: 08.08.08, 19:03

Hallo,

das ist echt ein schwieriger Fall, ich denke Du solltest versuchen Vormund zuwerden.

Mach Dich einfach mal schlau bei Deinem Hausarzt.

Ich denke, wenn nichts weiter unternommen wird kann es schlimm ausgehen. Diese Krankheit schreitet leider oft schnell voran. Vorallem ohne Medikamente.

Allein kannst Du es nicht schaffen, hast Du keine Geschwister?

Morgen bin ich wieder online.
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
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traurige_Krähe Erstellt: 09.08.08, 16:22

Ich habe leider keine Geschwister. Aber ob mir der Hausarzt helfen kann...? Ich habe das Problem vor einiger Zeit mal angeschnitten, da hat er mir einige Broschüren in die Hand gedrückt und mich damit wieder weggeschickt. Wenn meine Mutter einen Hausarzt hätte... der wäre sicher der richtige Ansprechpartner - aber sie hat nun mal keinen.

Jedesmal, wenn das Telefon schellt, bekomme ich einen Herzkasper... immer wieder die Nachbarn, die sich belästigt fühlen und wollen, dass ich das abstelle. Das würde ich ja gerne... nur wie, auf mich hört meine Mutter nicht.

Ich weiß auch gar nicht, wo sie hingehören würde. Die Demenzabteilung im örtlichen Altenheim ist nichts für sie. Da sind ganz schwere Fälle, die gar nicht mehr sprechen können - so schlimm steht es um meine Mutter noch lange nicht. Die normale Abteilung ist für körperlich Pflegebedürftige, und auch das ist meine Mutter nicht - die sind auch gar nicht darauf eingerichtet, falls meine Mutter versuchen würde, wegzulaufen (was sie meiner Meinung nach tun würde). Eine Demenz-WG (die ich sehr gut fände) gibt es hier weit und breit nicht. Und bei uns zu Hause würde es wahrscheinlich nicht gut enden. Ich habe das alles schon mal bei meiner Oma erlebt. Sie war in einem Heim, und zumindest die letzten Jahre hätten wir sie nicht zuhause pflegen können. Deswegen habe ich auch große Bedenken, meine Mutter zu uns zu holen, mal ganz abgesehen davon, dass sie das nicht will.

Was tut man nur in so einem Fall?
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
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Sylvia Erstellt: 09.08.08, 17:42

Hallo, nein zu Dir kann sie nicht, dann geht Deine Familie kaputt.

Es gibt doch betreutes wohnen.

Mein Papa war im Sozialkonzept Helenenhof, die sind weit verbreitet und bieten auch betreutes wohnen an.

Schade das Du so einen "schlechten" Hausarzt hast. Mit meinem konnte ich über alles reden und er half mit Taten.

Mehr weiß ich jetzt leider auch nicht. Es tut mir sehr leid. Vielleicht melden sich die anderen bald und haben noch eine Idee.

http://www.seniorplace.de/?gclid=CN3zzoeMgZUCFRLEugodhmJDrQ

http://www.kliniken.de/pflegeheime/a-z/altenheim/Sozialkonzept-Katharienenhof-Hannover-30318.htm
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
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traurige_Krähe Erstellt: 09.08.08, 18:41

Ganz herzlichen Dank für deine Antworten!
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
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LillNalle Erstellt: 11.08.08, 23:11

Hallöchen
Entlich komme ich nun wieder mal zum antworten. Ich war ein paar Tage weg.

Als erstes möchte auch ich dich ganz herzlich hier im Forum willkommen heissen. Bin froh, das Sylvia sich schon so liebevoll deiner Situation angenommen hat. Danke Sylvia!

Als ich nun euer sehr schönes und gute Gespräch ein paar mal durchgelesen habe, sind mir noch ein paar Gedanken dazu gekommen.

Ich weiss nicht wieweit du mit den Nachbarn deiner Mutter, über die Probleme wo du hier so gut beschreibst geredet hast. Es wäre eine Möglichkeit, sich mit ihnen allen einmal zusammen zu setzen und ihre Beobachtungen aufzuschreiben. Würden dann noch alle diese Unterzeichnen, dann hättest du schon eher was in der Hand womit du was anfangen könntest. Da deine Mutter jegliche ärztliche Untersuchung verweigert, muss eventuell erstmals ein anderer Weg eingeschlagen werden. Dieser fänge damit an, das die Nachbarn sich nicht nur mündlich beschweren sondern vorallem schriftlich. Ich würde mich auch mal beim Nachfolger ihres ehemaligen, verstorbenen Hausarztes erkundigen. Weil dieser ziemlich sicher alle Unterlagen der Patienten seines Vorgängers mit übernommen hat. Eventuell gibt es da schon eine diagnose Demenz?! Um die Vormundschaft wirst du leider nicht drum rum kommen. Aber auch dazu denke ich musst du erst was in der Hand haben.

Deine Mutter zu dir nach Hause zu holen finde auch ich in eurer Situation keine gute Idee. Da sie deinen Sohn und deinen Mann nicht akzeptiert, würde eure Situation bis hin zum unerträglichen überstrapaziert werden. Wie Sylvia schon sagte: Eure Familie würde daran zugrunde gehen. Ausserdem ist es nicht empfehlenswert Demenzkranke mehr als notwendig an eine neue Umgebung zu gewöhnen. Wie schnell der Demenzverlauf bei ihr sein wird, kann nur die Zeit zeigen. Von daher wäre es auch wichtig jetzt schon Heime anzuschauen. Ich denke möglichst in deiner Nähe.

Da deine Mutter fast den ganzen Tag auf der Strasse herumirrt.....Vielleicht sucht sie ihren Mann, vielleicht geht es aber auch nur um Geschellschaft. Es könnte also gut sein, das ihre Gedanke an ein Heim wesentlich schlimmer sind, als was es sich in der Praxis erweisen würde. Zumindest wenn im Heim auch gewisse Aktivitäten angeboten werden.

Ich wünsche dir viel Kraft, für deine, alles andere als einfache Situation. Halte uns weiterhin auf dem Laufenden, dadurch können neue Ideen und Vorschläge entstehen.

Liebe Grüsse

Ursula
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
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traurige_Krähe Erstellt: 14.08.08, 18:55

Hallo,

vielen Dank für deine Antwort, und sorry, dass ich so lange nicht darauf reagiert habe.

Die Vorfälle mit den Nachbarn habe ich mir jetzt alle tagebuchmäßig aufgeschrieben. Ich denke, es hat wenig Sinn sie zu bitten, es selber schriftlich zu machen; sie fühlen sich ja jetzt schon belästigt und zu sehr in Anspruch genommen. Aber ich habe die ganzen Telefonate rekonstruiert und habe so auch schon mal etwas in der Hand.

Beim alten Hausarzt ist das Thema Demenz nicht zur Sprache gekommen. Meine Eltern haben sich (glaube ich) zu sehr geschämt. Mein Vater hat meine Mutter vor einigen Jahr gegen ihren Willen zum Neurologen gebracht. Aber der hat keine Diagnose stellen können. Ich vermute mal, dass meine Mutter auch damals schon die Tests verweigert hat. Jedenfalls ist sie danach nicht mehr zum Arzt gegangen, jedenfalls nicht mehr wegen der Demenz (und wie ich vermute, auch so nicht).

Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass ein Heim mit allen seinen Angeboten durchaus reizvoll sein könnte, jedenfalls besser, als den ganzen Tag auf der Straße herumzulungern oder vorm Fernseher zu sitzen. Heute habe ich noch mal mit der Pflegeberatung gesprochen und erfahren, dass meine Mutter zumindest in ihrer Heimatstadt keine Chance auf einen Heimplatz hat, weil die körperliche Pflegebedürftigkeit die Voraussetzung ist. Und die Beraterin bestätigte mir wieder, dass im Moment keine Chance besteht, dass eine Pflegestufe anerkannt wird.

In der Nähe meiner Mutter ist eine betreute Wohnung frei geworden - vielleicht bringe ich sie dazu, dass sie sie sich wenigstens mal ansieht. Betreutes Wohnen wäre nicht das Optimum, aber immer noch besser als die jetzige Situation. Dann habe ich noch erfahren, dass es einen Pflegedienst gibt, der sich auf die Betreuung von Demenzkranken spezialisiert hat. Die Beraterin meinte zwar, auch dort würden die Pfleger gehen, wenn meine Mutter sie hinauswirft, aber ich werde trotzdem mal Kontakt aufnehmen.

Heute habe ich das Essen auf Rädern abbestellt. Ich fühle mich gar nicht gut dabei. Aber heute kam der zweite Anruf, dass meine Mutter die Essensverpackungen nicht mal mehr aufmacht. Das wurde mir schon im Juli mitgeteilt, da habe ich noch gehofft, es sei vorübergehend. Aber wenn sie jetzt schon seit anderthalb Monaten nichts mehr anrührt... Ich frage mich, wovon sie lebt?

Traurige Grüße sende ich euch und danke für die Anteilnahme.
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
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Sylvia Erstellt: 15.08.08, 07:13

Moin,

ich drücke Dir die Daumen, aber sie es sich anhört ist es sehr schwierig, aber das hat natürlich auch was mit der Krankheit Demenz zutun.

Es gibt auch Ärzte die ins Haus kommen und wenn Sie etwas vertrauen gewinnt sich öffnet.

Findest Du unter den Nachbarn nicht einen netten, der Dir helfen kann?

Bleib stark und am Ball.
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
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traurige_Krähe Erstellt: 16.08.08, 20:50

Hallo,

die Nachbarn helfen zum Glück. Die Mülltonne war weg, und ein wohlmeinender Nachbar hat bei der Stadt eine neue bestellt, der Schlüssel war weg und ein Nachbar hat den Schlüsseldienst geholt, eine Nachbarin besucht meine Mutter auch sehr regelmäßig. Aber sie finden (und da haben sie ja auch Recht), dass es nicht ihre Aufgabe ist.

Morgen fahre ich für ein paar Tage zu meiner Mutter. Vorhin rief mich ihre Haushaltshilfe an. Meine Mutter hat ihr (zum wiederholten Mal) verboten, staubzusagen, hat ihr verboten, das Bad zu wischen, und das Schlimmste, sie hat die Waschküche abgeschlossen und den Schlüssel weggelegt. Morgen käme schließlich ihre Tochter, die würde dann den Haushalt machen! Ich darf gar nicht daran denken, was mich bei meiner Mutter erwartet. Staubsaugen darf auch ich nicht (sie mag das Geräusch nicht), und der Waschküchenschlüssel wird vermutlich nicht mehr aufzufinden sein. Ich müsste auch Heizöl bestellen, aber ich bin mir fast sicher, dass auch der Schlüssel vom Öltank weg sein wird. Mir graut so sehr vor morgen und vor den nächsten Tagen... ich habe Angst...
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
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blueanky64 Erstellt: 16.08.08, 21:50

Hallo,
habe deinen Bericht gelesen, oh man, das ist schlimm. So einiges trifft bei meiner Schwiegermutter ja auch schon zu und es macht mir echt Angst, wenn ich daran denke, was noch alles kommt, kommen kann.....

Wünsche dir für die Zeit bei deiner Mutter ganz viel Kraft.

Liebe Grüße
Anke
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
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Sylvia Erstellt: 17.08.08, 09:33

Moin,

schön, wenn die Nachbarn helfen, aber Du hast Recht es ist keine Dauerlösung.

Für die anderen Probleme brauchst wohl wieder den Schlüsseldienst.

Das mit dem Staubsauger, das die Geräusche stören, kenne ich nur von meinem Kater. Aber Demenzkranke haben halt andere Probleme und leben in ihrer Welt.

Mag sie denn Musik - dann stellst ihr laut die Lieblingsmusik an oder es gibt auch einen Leifheit Hausrein Akku Kehrer Power Max
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
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LillNalle Erstellt: 18.08.08, 19:58

Ich bin sehr froh, das die Nachbarn deiner Mutter helfen. Aber es wäre halt für euch alle gut wenn bald eine andere Lösung gefunden würde. Vielleicht ergibt sich ja auch was positives in den Tagen wo du nun bei deiner Mutter bist? Ansonsten kannst du vielleicht den Nachbarn gegenüber, wenn du dort bist, ab und zu zeigen wie froh du um ihre Hilfe bist. Hin und wieder mal Blumen schenken, oder zum essen einladen könnten da gute Möglichkeiten sein.

Ich fürchte auch das du um den Schlüsseldienst nicht drum rum kommen wirst. Aber danach kannst du vielleicht schauen das du immer einen satz Reserveschlüssel bei dir hast, um bei Bedarf diese nachmachen zu lassen. Es wäre vielleicht auch gut wenn alle die ab und zu Zugang brauchen ihren eigenen Schlüssel bekommen könnten.

Ich denke viele hier im Forum können mitfühlen wie es dir vor dem Besuch graut und das es dir angst macht. Unsere Gedanken werden dich begleiten - wer weiss vielleicht hilft es dir ja ein bisschen.

Fühle dich ganz lieb umarmt

Ursula
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
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traurige_Krähe Erstellt: 29.08.08, 12:12

Die letzten Tage waren ein Auf und Ab. Ich weiß nicht mehr, wo vorne und hinten, wo oben und unten ist. Ich muss mal alles der Reihe nach aufschreiben, um meine Gedanken zu sortieren und vielleicht eine klare Linie zu sehen. Im Moment bin ich so durchgedreht, dass ich nicht mehr klar denken kann.

Am Dienstag rief das örtliche Pflegeheim an. Sie hätten ein Doppelzimmer frei, ob meine Mutter interessiert sei? Ich sagte, ein Doppelzimmer käme eher nicht in Betracht, und wir dächten vielleicht eher ans betreute Wohnen. (Den Rat hatte uns die Beraterin gegeben; betreutes Wohnen sei nicht so ein harter Schritt wie ein Pflegeheim. In ihrem Heimatort bekäme meine Mutter ohnehin keinen Platz im Pflegeheim, denn dort ist eine Pflegestufe die Vorraussetzung, und die hat meine Mutter ja nicht und bekommt sie aufgrund ihrer körperlichen Fitness nicht.) Da erhielt ich die Auskunft, dass auch gerade eine betreute Wohnung frei geworden sei, und ob wir sie uns mal ansehen wollten. Wir sind am gleichen Tag noch hingefahren. Die Wohnung war sehr schön. Der Pfleger, der sie uns zeigte, meinte, es sei die schönste Wohnung im ganzen Haus, und das habe ich ihm durchaus geglaubt.

Meine Mutter habe ich erst am nächsten Morgen erreicht und habe sie gefragt, ob die betreute Wohnung hier am Ort vielleicht eine Lösung sein, die sie sich vorstellen könne. Ja, vielleicht... aber sie müsse die Wohnung erst mal sehen. Das habe ich gut verstanden, und ich habe gefragt, ob ich sie holen soll, damit sie sich die Wohnung ansehen kann. Damit war sie einverstanden. Ich bin also direkt nach dem Telefonat losgefahren und habe meine Mutter geholt. Es waren hin und zurück knapp 900 km Fahrt, und so sind wir erst am Abend hier angekommen, für eine Wohnungsbesichtigung war es schon zu spät. Meine Mutter stieg aus dem Auto, und ihre ersten Worte waren: "Fährst du mich jetzt wieder nach Hause?" Ich erinnerte sie an die Wohnung, weswegen sie gekommen war. Sie antwortete: "Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich hier hinziehe? Ich besichtige hier keine Wohnungen. Fahre mich wieder nach Hause." Wir haben uns dann geeinigt, am nächsten Vormittag wieder zurück zu fahren.

Trotzdem konnte ich sie am nächsten Morgen überreden, die Wohnung anzusehen. Meine Mutter war völlig uninteressiert. Sie hat nicht mal alle Räume besichtigen wollen. Sie stand nur im Flur und wollte direkt wieder gehen. Wir sind dann zu uns gefahren, und dann haben wir über die Wohnung und über alles gesprochen. Es war keine Einigkeit zu erzielen. Sie wolle nicht hier wohnen, hier sei sie fremd, sie wolle nur und ausschließlich in ihrem Ort bleiben. (Sie meint damit nicht ihre Heimatstadt, sondern den kleinen Vorort, in dem sie wohnt. Dort gibt es keine betreute Wohnungen, nichts. Es ist ein ganz kleiner Ort.) Es wurde immer unerfreulicher. Sie wurde ärgerlicher und ärgerlicher und bestand darauf, sofort und auf der Stelle nach Hause zu fahren. Ich rief dann meinen Mann an, ob er früher von der Arbeit kommen könne und auf die Kinder aufpassen könne, damit ich fahren kann. Er kam dann tatsächlich früher. Derweil war meine Mutter beleidigt und schimpfte herum, und wie froh sie wäre, mein dummes Gesicht nicht mehr zu sehen.

Und so sind wir wieder zu ihr gefahren. Im Auto änderte sich die Stimmung total. Was solle sie denn nur machen, sie wisse doch, dass sie alles vergäße, und sie könne nicht mehr alleine wohnen, und was sie denn nur tun solle? Ich schlug noch mal die Wohnung vor, aber sie konnte sich nicht mehr an die Wohnung erinnern. Aber eigentlich wolle sie gerne in unsere Nähe ziehen, und das sei doch schön für sie, und sie sei nicht mehr so alleine.

Dann kamen wir bei ihr an, und wieder kippte die Stimmung. Was, sie solle zu uns ziehen? Was ich mir denn dabei denken würde, natürlich würde sie ihren Ort nie und nimmer verlassen, nur dort sei sie glücklich, und da bliebe sie, basta! Es war schon zu spät, um wieder zurückzufahren, also habe ich bei meiner Mutter übernachtet.

Am nächsten Morgen wollte ich ganz früh fahren. Meine Mutter setzte sich zu mir an den Frühstückstisch und machte mir Vorwürfe. Ich könne sie nicht alleine lassen, ich könne nicht fahren, was sie denn dann machen solle? Ich sagte, dass ich zurück sein muss, bevor die Kinder vom Kindergarten kommen, und deswegen müsse ich jetzt fahren. Wieso, mein Mann soll die Kinder abholen, und ich könne doch eine arme kranke Frau nicht einfach zurücklassen. Aber mein Mann hatte ja schon die letzten beiden Tage mehr zuhause als auf der Arbeit verbracht; ich hatte keine Wahl. (Abgesehen davon, dass mich ihre Spielchen mehr geärgert als gerührt haben. Gestern wollte sie mein dummes Gesicht nicht mehr sehen, und heute sollte ich unbedingt bleiben. So schnell kann ich irgendwie nicht umschalten.) In der Stimmung hat sie mir eine Vollmacht unterschrieben, dass ich die Wohnung für sie mieten soll.

Tja, jetzt habe ich also, was ich wollte. Ich habe die Vollmacht ja nun nicht gerade auf dem lautersten Weg bekommen, und ich weiß nicht, ob ich sie nutzen soll. Ich weiß nicht, ob meine Mutter überhaupt noch in einer betreuten Wohnung leben kann. (Heute morgen hat sie mich zutiefst erschreckt, als sie in ihrem eigenen Flur stand und nicht wusste, wo sie war.) Ich weiß nicht, ob ich ihren Unmut darüber, nicht mehr zuhause zu wohnen, auffangen kann. Ich habe ja gestern gesehen, wie es ist, wenn meine Mutter da ist, wo sie nicht sein will, und ich habe Angst, dass sie sich dermaßen aufführt, dass ich sie wieder zurückbringen muss. Was, da sie ja ihre Möbel mitbringen muss, mit einem riesigen Aufwand verbunden ist. Und sie hat natürlich Recht damit, dass sie dort keinen kennt. Es würde sie keiner besuchen, wie auch. Ihre Freunde sind auch alle alt, die könnnen keine 450 km fahren, um eine alte Freundin zu besuchen. Auch wenn sie sich beschwert, dass sie ständig alleine ist: sie bekommt sehr viel Besuch im Moment. Eine Nachbarin schaut täglich vorbei, eine andere einmal die Woche, und auch andere Leute besuchen sie häufig. Das fiele hier alles weg. Hier bliebe nur ich. Schaffe ich das? Alle anderen Leute zu ersetzen? Ich traue mir das nicht zu.

Heute muss ich die Wohnung zu- oder absagen. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll.
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Sylvia Erstellt: 29.08.08, 14:23

Hallo Dorothe,

ja es ist nicht leicht mit diesen Stimmungsschwankungen umzugehen.

Ich würde die Wohnung mieten. Sie wird auch dort liebe Menschen finden. Es ist auch das Beste für Deine Nerven. Wenn Du zusammen klappst ist keinem geholfen.

Diese Anzeichen der Demenz, nicht zu wissen, wo sie ist und was sie gesagt hat, sind normal.

Du brauchst einen Arzt der Dir hilft und versucht eine Pflegestufe durchzubekommen.

Ich wünsche Dir alles Gute und sei lieb gedrückt.
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
Was soll nur aus meiner Mutter werden EmptyMo 06 Okt 2008, 08:49    © Admin
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LillNalle Erstellt: 29.08.08, 23:36

Das war ein ganz schön heftiges, intensives auf und ab wo du da durchgemacht hast.

Nach mehrmaligem durchlesen würde ich auch sagen, das schon betreutes Wohnen eine verbesserung ihrer aktuellen Situation wäre. Allerding fürchte ich auch, so wie du es selber ansprichst, das dies nicht von langer dauer sein wird. Ausserdem ist es nicht von Vorteil wenn demente mehr als notwendig umziehen und sich jeweils wieder an neue Räumlichkeiten, Betreuer, Bewohner u.s.w gewöhnen müssen. Aber wie gesagt - betreutes Wohnen ist dennoch besser als die aktuelle Situation. Aber es ist auch unbedingt notwendig das du mit dem Arzt redest und eine Pflegestufe durchbekommst.

Ich persönlich würde es als sehr Vorteilhaft sehen, wenn deine Mutter in deiner Nähe wohnt. Als erstes ist es nicht gesagt das ihre aktuellen Besucher sie auch noch mit fortgeschrittener Demenz regelmässig besuchen würden. Zweitens, ist es meistens so, das je mehr die Krankheit fortschreitet je weniger braucht es verschiedene, oder viele Besucher. Eine Bezugsperson die regelmässig da ist wird jedoch immer wichtiger werden. Somit müsstest du auch nicht die anderen Leute ersetzen, sondern ihr einfach eine liebevolle vertraute Person sein wo ihr etwas Orientierung, Stabilität, Halt und Liebe im verwirrenden Demenzdschungel schenken kann. So wie du dich mit deiner Mutter, ihrer Situation und allem drum und dran auseinandersetzt, kann ich mich gerade dich sehr gut als ihre Bezugsperson vorstellen. Ich bin mir ziemlich sicher das gerade du sie auch dann noch besuchen wirst, wenn ihre Demenz mal sehr weit fortgeschritten sein wird.

Ich kann deine Bedenken wegen der Vollmacht sehr gut nachvollziehen. Auch deine Gedanken vonwegen diese nicht auf lauterstem Weg bekommen zu haben. Wie aber sollte es anders möglich sein, wenn demente nur noch Stimmungsbezogen reagieren können, die ganzen Zusammenhänge nicht mehr richtig erfassen und verstehen können und vielleicht am nächsten Tag alles schon wieder vergessen haben?

Um am ehesten zu wissen was demente wirklich möchten. Sollte man sich vorallem an Gespräche halten, die weder durch iritierung, verwirrung, trotz, oder wut getrübt waren. Gespräche wo die demente Person, soweit möglich, sich ganz sachlich äussern konnte.
Ich würde es in deinem Fall so betrachten: Du hast deine Mutter gefragt, ob das betreute Wohnen eine Lösung sei. Darauf wollte sie die Wohnung (ganz sachlich) erst mal sehen. Du hast sie dann abgeholt. Leider war es für die Wohnungsbesichtigung schon zu spät und deine Mutter wollte wieder nach Hause. Du hast sie dann an den Grund weswegen sie gekommen war erinnert. Dies hat sie dann erst irritiert und dann trotzig gemacht. Was sich auch auf den nächsten Tag, bei der Besichtiung übertragen hat. In diesem Trotz war auch kein vernünftiges Gespräch möglich und je länger das Gespräch, je mehr machte sie zu und je mehr ging es zu Ärger und Wut über. Was bei Demenz recht typisch ist. Als ihr dann wieder im Auto sasset auf dem Weg "nach Hause" hat sie sich beruhigt und die Stimmung änderte sich. Sprich ihr Kopf wurde wieder frei. Gerade dieses Gespräch wo ihr da im Auto hattet, ohne wut, ohne iritierung, recht sachlich, würde ich am meisten ernst nehmen.....Zu Hause angekommen, in ihrer gewohnten Umgebung war ihr der Gedanke des Umziehens dann wieder zu Abstrakt und der Trotz meldete sich wieder.

Sei ganz lieb gegrüsst und umärmelt

Ursula
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
Was soll nur aus meiner Mutter werden EmptyMo 06 Okt 2008, 08:51    © Admin
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traurige_Krähe Erstellt: 30.08.08, 10:28

Danke für die Antworten und die Gedankenanstöße! Ich grübele immer noch viel über die Situation nach... und komme immer mehr zu der Ansicht, dass die Wohnung keine optimale Lösung ist. "Betreuung" bedeutet in diesem Fall nur, dass die Wohnung einmal die Woche gereinigt wird und dass es einen Notruf und einen Hausmeisterservice gibt. Das ist zu wenig, und das kann sie auch in ihrer jetzigen Wohnung haben. (Eine Haushaltshilfe hat sie ja, und einen Notruf auch.) Das Haus, in dem die Wohnung liegt, ist neben dem Pflegeheim, und man muss durch verschiedene Flure, um zum Pflegeheim zu gelangen. Ich als Gesunde fand die Wege schon recht verwirrend - meine Mutter hätte keine Chance, den Weg zum Pflegeheim zu finden, wo die Mahlzeiten und die Freizeitangebote stattfinden. Die Pfleger können die Leute vom betreuten Wohnen nicht abholen, das geht nur für Bewohner des Pflegeheims. Im Endeffekt wäre meine Mutter in der Wohnung ähnlich hilflos wie zu Hause.

Betreutes Wohnen ist zu wenig, Pflegeheim zu viel. Es ist gerade eine Zwischensituation. Ich habe mir gestern auch noch mal die Einstufungsbögen und -fragen für Pflegestufen angesehen: meine Mutter hat keine Chance auf eine Pflegestufe, und das war ja auch die Meinung der Pflegeberaterin, die meine Mutter besucht hat. Also kommt Pflegeheim im Moment noch nicht in Frage.

Aber wenn sie jetzt in eine betreute Wohnung einzieht, wird es höchstwahrscheinlich nicht lange gutgehen, und sie müsste wieder umziehen. Das möchte ich ihr eigentlich ersparen. Und ich rechne damit, dass sich die Demenz in einer fremden Umgebung erst mal verschlechtert. (Das habe ich gerade aktuell bei meiner Tante erlebt, die nach einem Krankenhausaufenthalt völlig verwirrt ist.)

Die letzten Tage haben mich erschreckt. Ihr großer Wunsch, nach Hause zu fahren, den sie immer, immer wieder geäußert hat: ich glaube, ich bin nicht resolut genug, ihr das zu verwehren. Dafür bin ich mir einfach zu unsicher, ob es wirklich richtig für sie ist. Und dann ist da auch noch die egoistische Angst, dass ich mit den Anforderungen nicht fertig werde, dass ich es im Alltag nicht schaffe, sie wirklich täglich zu besuchen und alle anderen Besucher zu ersetzen.

Ich denke, ich werde die Wohnung nicht anmieten. Wahrscheinlich werde ich die Entscheidung beim nächsten Krisenfall bereuen, aber im Moment sagt mein Bauchgefühl so laut und deutlich nein - die Bedenken sind mir gerade zu groß.
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
Was soll nur aus meiner Mutter werden EmptyMo 06 Okt 2008, 08:54    © Admin
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Sylvia Erstellt: 30.08.08, 11:11

Moin Dorothee,

wenn es Dein Bauchgefühl ist ok.

Du bist jedenfalls nicht egostisch. Aus meiner Sicht kann ich Dir sagen, als ich meinen Papa im vorigen Jahr Aug. in den Seniorenstift brachte, war es gut für die Nerven von uns beiden. Er wollte es nicht gern, aber ich richtete es ihm nett ein, mit seinen Möbel und Bildergalerien von uns. Seiner Lieblingsmusik und legte seinen Schlafanzug aufs Bett. Er fühlte sich gleich wohl, als er eintrat. Dazu die netten Schwestern, die ein Betthupferl aufs Kopfkissen gelegt hatten. Es war ein schwerer Gang für mich, aber meine Jungs bestätigten, ich tue das richtige, bevor er sich in seinem gr. Haus etwas gebrochen hätte. Er wohnte nicht weit weg von mir und ich konnte ihn täglich besuchen. Rausfahren mit ihm und die Arztbesuche erledigen. Recht gab es mir auch, als er schon nach wenigen Tagen eine "Freundin" fand.

Wir, als Angehörige haben es nicht leicht, es ist ein schwerer Gang und ob man immer das richtige tut, nicht einwach zu entscheiden. Sagen wir mal, es ist, wie bei der Kindererziehung, wir machen nicht alles richtig, wir sind keine Supermutti. Aber wir geben unser bestes.

LG Sylvia
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
Was soll nur aus meiner Mutter werden EmptyMo 06 Okt 2008, 08:55    © Admin
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LillNalle Erstellt: 02.09.08, 10:39

Wenn deine Mutter im betreuten wohnen nicht mehr Betreuung bekommt als was sie jetzt schon hat, sieht alles ein wenig anders aus. Dort wo sie jetzt wohnt, kennt sie sich am ehesten aus und kann sich soweit noch frei bewegen. Es ist ihr jetziger gewohnter Alltag. Ein Umzug bedeutet in den meisten Fällen erst mal eine verschlechterung der Demenz. Also nicht unwahrscheinlich dass sie sich dann auf einmal dauernd verlaufen würde weil sie "nach Hause gehen will". So gesehen finde ich deine Überlegung gut, das sie irgedwann möglichst nur einmal umziehen muss.
In den Jahren wo Erik bei uns wohnte, haben wir immer zusammen einen teil des Jahres in Schweden und einen teil in der Schweiz verbracht. Das jeweilige umgewöhnen wurde schlussentlich jedesmal schlagartig schwerer. Hätte er nicht dauernd uns, also die gleichen Bezugspersonen um sich gehabt, wäre dies schon viel früher unmöglich geworden. Auch das war ein grund warum ich mit der Zeit kaum noch meine eigene Zeit haben konnte.....Was also jeweils Umzug für einen Dementen bedeutet habe ich Hautnahe mehrmals erlebt.

Die Angst das man den Anforderungen wo die Demenz stellt nicht gewachsen ist, kennen glaube ich alle. Hätte man mich Jahre voraus gefragt ob ich das könnte, was ich schlussentlich getan habe, hätte ich sicherlich mit einem überzeugten nein geantwortet. Erst die Praxis hat mir etwas anderes gezeigt, oder mich gelehrt.

Ich glaube die Frage ist weniger ob man sich der Aufgabe gewachsen fühlt (Fehler machen wir alle), sondern eher wie stark die emotionale Nähe der betroffenen Person gegenüber besteht. In unserem Fall habe ich oft gesagt das selbstgewählte Verwandte die Besten sind. Damit möchte ich sagen, das es manchmal einfacher und besser ist, sich eines nahen Freundes anzunehmen, als z.B seiner Eltern. Damit Pflege mit Liebe und Herz überhaupt möglich ist, müssen emotionale Bindungen und Prägungen mit berücksichtigt werden. Nicht zuletzt auch aus solchen Gründen und deren oft katastrophalen Folgen, sind damals in unserer Gesellschaft Heime entstanden - als neutrale Stellen.

Spätestens wenn es soweit ist das deine Mutter ins Heim muss, werden ihre jetzigen Besuche weniger werden. Es würde mich auch nicht verwundern wenn sie innerhalb kurzer Zeit fast keine, bis gar keine Besuche mehr hätte. Dann wird sie aber auch nicht mehr viele Menschen brauchen, dafür aber jemanden wo ihr dort begegnet wo sie jeweils gerade stehen wird. Du würdest sie - erst recht wo du selber Kinder hast - sicherlich nicht jeden Tag besuchen können. Das würde mit Sicherheit auch niemand erwarten. Die Hauptfrage ist aber auch eher, wie wichtig es für dich ist, dieses stück Weg mit ihr zu gehen. Wie nahe steht ihr euch emotional? Wäre es eher nur Kind Mutter Verpflichtung oder habt ihr gleichzeitig auch eine freundschaftliche liebevolle Beziehung? Nun, wirklich aktuell wird aber diese Frage auch erst, wenn es mal darum geht, in welcher Gegend ein Heim gesucht werden soll.

Viel Kraft und weiterhin so gute Überlegungen.

Liebe Grüsse

Ursula
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
Was soll nur aus meiner Mutter werden EmptyDo 26 März 2009, 15:56    © traurige_Krähe
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Eine Zeitlang ist alles mehr oder wenig gut verlaufen, und heute kam dann wieder ein Schlag. Eine Sozialarbeiterin der Heimatstadt meiner Mutter rief an, und das Gespräch verlief, freundlich gesagt, nicht sehr nett. Nachbarn hätten sie informiert, dass meine Mutter verwirrt sei und unangemessen bekleidet durch die Gegend liefe und bei den Nachbarn die Gärten unsicher mache, und ob ich nicht mal gedenke, etwas zu unternehmen? Ich habe erzählt, dass ich beim Neurologen war und beim Pflegeinformationsdienst, und dass ich eine Wohnung hier in der Nähe besorgt hätte, die meine Mutter aber dann doch nicht beziehen wollte. Ich habe auch gesagt, dass laut Pflegeinformationsdienst meine Mutter keinen Heimplatz bekommen kann, weil sie keine Pflegestufe hat und auch nicht bekommt. (Die Beraterin hatte einen Hausbesuch gemacht und sah die Situation auch so.)

Aber die Sozialarbeiterin hat mir nur Vorwürfe gemacht, ich würde meine Mutter verkommen lassen, mich um nichts kümmern und wäre offenbar der Meinung, der Staat wäre in der Pflicht. Sie würde sich jetzt um eine Vormundschaft kümmern, und ich würde Konsequenzen zu spüren bekommen.

Was mag sie gemeint haben? Was hätte ich denn tun sollen? Ich bin mal wieder völlig verzweifelt... ich weiß doch auch nicht, was ich machen soll, ich lasse meine Mutter doch nicht absichtlich alleine... sie will ja nicht zu mir, ich kann sie doch nicht zwingen...
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
Was soll nur aus meiner Mutter werden EmptyDo 26 März 2009, 19:01    © sylvia
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Hi, da hast Du recht.
Such Dir ganz schnell einen anderen Pflegedienst und kündige den alten fristlos, dazu haben die kein Recht.

LG Sylvia








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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
Was soll nur aus meiner Mutter werden EmptyDo 26 März 2009, 20:20    © traurige_Krähe
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Das war nicht der Pflegedienst. Eine Nachbarin, die im Grunde mit der Situation gar nichts zu tun hat, hat sich beim Sozialamt beschwert. Ich kann es nicht glauben: eine genervte Nachbarin beschwert sich beim Sozialamt, und schwupps, ist jemand entmündigt. Aber ich habe mich erkundigt: das geht wirklich. Unglaublich. Morgen werde ich den Pflegeinformationsdienst anrufen und mich beraten lassen, und dann wird mir nichts anderes übrig bleiben, als mir einen Anwalt zu suchen.
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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
Was soll nur aus meiner Mutter werden EmptyDo 26 März 2009, 21:03    © Babs2105
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Bevor Deine Mutter einen Vormund bekommt, dauert es. Deutsche Mühlen mahlen langsam, manchmal ein Vorteil.
Sie können nicht einfach so, ohne nachzuweisen, daß Deine Mutter unmündig ist, sie für unmündig erklären. dazu bedarf es schon einen Richter.
Wende Dch bitte so schnell wie möglich bei Deiner Kasse und beschreibe die Situation.
Normalerweise musste der Pflegedienst dafür Sorge tragen, daß so etwas nicht passieren darf.
Ganz dringend würde ich an Deiner Stelle Pflegestufe beantrage, ich verstehe nicht waru sie die noch nicht hat . hast Du denn keine beantragt ?
Was das Gesetz in dem Fall vorsieht, weiß ich auch nicht.
Aber es bedarf normalerweise schon einer Regelmässigkeit, in der Deine Mutter "Draußen herrumläuft und ungepflegt ist.
An Deiner Stelle würde ich auch einen Anwalt zu Rate ziehen, bevor Deine Mutter unmündig erklärt wird und sie auch gegen ihren und Deinen Willen doch noch ins Heim muß.
Außedem würde ich dem jetztigen Pflegedienst mächtig auf´s Dach steigen !!!






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BeitragThema: Re: Was soll nur aus meiner Mutter werden
Was soll nur aus meiner Mutter werden EmptyFr 27 März 2009, 06:52    © sylvia
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Moin,
ja die "lieben Nachbarn" - kannst nicht mal mit ihnen versuchen zu reden, was sie sich dabei denkt und sie möge sich mal informieren über Demenz dann macht sie nicht so einen mist.

Ich würde trotzdem den Pflegedienst wechseln, höre Dich mal um, welcher gut ist. Ich hab bei mir mit denen vom DRK nur schlechte Erfahrungen gemacht, die merkten nicht mal, das mein Vater Wasser hat.

Das mit dem Anwalt ist schon eine gute Idee, versuch mal ne Vollmacht zu erhalten, dann können sie nicht einfach über Deinen Kopf weg entscheiden.

Alles nicht so einfach, ich könnte platzen, wenn ich sowas mit Nachbarn lese, die sollen vor ihrer Tür kehren, haben sie genug zu tun. Mein Vater hatte einen Polistin als Nachbarn, der meinte nachts mit Schlüsseldienst in die Wohnung zu müssen, dabei schlief mein Vater friedlich. Halt die Polizei, nur wenn man sie braucht, sind sie nicht da.Twisted Evil

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