Hallo Ihr Lieben!

Meine Mutter ist seit letzten Freitag in der Kurzzeitpflege. Es gefällt ihr recht gut, sie muß sich allerdings noch eingewöhnen. Sie macht aber überalll gut mit und hat auch Vertrauen zum Pflegepersonal gefaßt.
Wie Ihr Euch vorstellen könnt, waren die letzten Tage sehr erholsam. Ich fahre gern meine Mutter besuchen und Justin, mein Dalmatiner, ist dort auch immer herzlich willkommen.

Nun stellt sich mir und meiner Schwester die Frage, ob es Sinn machen würde, unsere Mutter gleich dort zu lassen. Man soll Demenzkranke ja nicht immer umgewöhnen und dann binnen kurzer Zeit wieder in eine andere Umgebung bringen. Und eher früher als später wird ein Umzug sowieso nötig sein. Ich persönlich merke deutlich, dass das Verhältnis zwischen mir und meiner Mutter, eher das Verhältnis von mir zu meiner Mutter viel entspannter geworden ist. Ich bin ja jetzt im Moment nicht mehr hauptverantwortlich für vollgepinkelte Hosen und Kothaufen an Stellen, wo sie nicht hingehören. Wenn ich hinkomme und es ist ein Malleur passiert, will ich sie gern duschen und die Pflegerin kann den Rest erledigen, wenn nötig. Damit kann ich natürlich viel besser umgehen und bin dann auch nicht so gestresst, was meine Mutter ja auf jeden Fall mitkriegt. Manchmal reagier ich schon sehr ungehalten, wenn sie z. B. unten ohne und noch ungewaschen wieder aus dem Bad kommt, während ich nur kurz eine neue Unterhose oder einen Waschlappen hole.

Ich würde sie gern dort lassen, dann kann der Eingewöhnungsprozeß weiter voranschreiten, und beginnt bei einer neuen Aufnahme nicht wieder von vorn.

Habt Ihr da Erfahrungen und was ist Eure Meinung dazu?

Liebe Grüße an Euch alle und alles Liebe auch für Eure Lieben

Tina

Liebe Tina

Ich finde deine Überlegungen sehr gut. Nachdem sich deine Mutter in der Kurzzeitpflege so wohl fühlt und sie sich dort nun immer besser eingewöhnt, würde ich sie nach Möglichkeit auch weiterhin dort wohnen lassen. Es ist in der Tat sehr wertvoll, wenn sie sich nicht nochmals von Neuem, wieder hin un her umgewöhnen muss. Gleichzeitig schenkt es euch gegenseitig auch einen entspannteren Umgang und das ist zusätzlich sehr Positiv.

Nachdem sie überall gerne mitmacht und Vertrauen in das Personal hat, wäre es wirklich schade, wenn sie dort wieder rausgerissen werden würde. Ich denke sie hat wesentlich mehr davon, wenn du und deine Schwester bei euren Besuchen, ihr ungeteilte Aufmerksamkeit schenken könnt.

Liebe Grüsse und weiterhin alles, alles Liebe und Gute wünscht dir

Ursula

Liebe Tina,
ich schließe mich da gern Ursula an. Mit meinem Papa habe ich es auch so gemacht. Es ist einfacher und ein unbeschwerteres miteinander für alle.

LG Sylvia

Hallo Ihr zwei!

Vielen Dank für Eure Antworten. Ich hab sie mit Erleichterung gelesen, auch wenn mir gerade die Tränen kommen, während ich das hier schreibe. Aber trotzdem, auch wenn es mich traurig macht, weiß ich, dass es die beste Lösung für alle Beteiligten ist. Aber ich warte trotzdem weiter auf Antworten und auch eine Heulphase hat mal ein Ende und hat auch ihre Berechtigung.

Bis bald Tina

Achso, hab ich noch vergessen: Meine Freundin, die Besitzerin von Justins bestem Kumpel Max ist Krankenschwester von Beruf und hatte einen demenzkranken Mann und eine demenzkranke Mutter zu pflegen. Ich hab sie am Freitag mal mitgenommen, damit sie mal ihre Fachfrauaugen schweifen lassen kann. Sie hatte nichts zu beanstanden. Alles war sauber und es roch auch gut dort. Auch das Pflegepersonal blieb relaxt, als ich mit einer Sehenden dort aufgetaucht bin. Die sind nicht gleich ins Zimmer meiner Mutter gerannt, um vielleicht noch was sauber zu machen und auch im Gemeinschaftsbereich sah es ordentlich und sauber aus. Das war auch der Eindruck der beiden anderen sehenden Frauen, die wir mit im Heim hatten, als wir es uns angeschaut haben und meine Mutter zur KZP gebracht haben. Bislang war absolut nichts, was zu beanstanden wäre. Darüber bin ich echt froh. Auch meine Mutter hatte saubere Sachen an.

Ist echt ein beruhigendes Gefühl.

Tina

Hallo,

ich habe es damals bei unserer Oma auch so empfohlen, in der Kurzzeitpflege entscheiden und es ihr dann gleich gemütlich machen dort.

Sie war dran gewöhnt und es entspannte die Situation gewaltig.

Wir haben in aller Ruhe ihre Wohnung geräumt... nötiges hingeschafft und unnötiges entsorgt.

Sie war und ist in einer Einrichtung besser aufgehoben, als zu Hause, wo alles irgendwie streßiger für alle war.

-im nachhinein hat sich recht schnell ihr Zustand verschlimmert, so dass es nur unsere Entscheidung unterstrichen hat!

Lieben Gruß Kathirn

Liebe Tina,
das war eine sehr gute Idee. So bist Du auch ruhiger. Weinen gehört dazu, es muß einfach mal raus.
Denke immer daran, Du hast auch ein Leben und so kannst Du es ruhiger genießen.

Schönen Abend.

LG Sylvia

Liebe Tina,
schön von Dir zu lesen und dann auch noch Positives! Ich tue mich immer schwer jemandem Ratschläge zu geben, aber wenn Du einen guten Platz für Deine Mutter gefunden hast, dann lass sie dort. So ein Platz ist schwer zu finden und noch schwerer zu bekommen. Wir haben 1,5 Jahre gewartet und es hat mich psychisch wie physisch fast schon über die Grenze gebracht. Allerdings wollte ich meine Mutter auch nicht einfach irgendwo unterbringen, sondern wirklich gut. Sie fühlt sich wohl, macht viel mehr als sie das je mit mir getan hat, wird gefördert und betuddelt, ist immer sauber und adrett. Genau so liest sich die Situation Deiner Mutter. Sie hat dort immer Menschen um sich, ist nicht allein wenn Du arbeiten bist. Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht genug für sie tun konnte und wurde mit zunehmender Belastung auch ungeduldig. Das aber merken Demente und dann geht noch viel weniger als eh schon. Die Heulphase ist auch völlig normal, man ist hin und her gerissen, obwohl man eigentlich weiss, was das Richtige ist. Heute bin ich mehrmals die Woche im Stift, geniesse die Zeit mit meiner Mutter, kann ganz entspannt mit ihr umgehen. Und mal ehrlich, das ist doch für ALLE Beteiligten viel besser. Obendrein hat man selbst auch wieder mehr Kontakte, auch zu den anderen Angehörigen, das empfinde ich als sehr schön. Auch wenn ich mal nicht da bin, dann wird meine Mutter von anderen Besuchern "adoptiert" und umgekehrt. Sei traurig und heule, aber freu Dich auch, einen schönen Platz für Deine Mutter gefunden zu haben, von denen gibt es wirklich nicht sehr viele.
LG an Dich und Justin,
Martina

Hallo Tina,
im Grunde beschreibst du das alles so wie ich es mir für meine Mutter wünschen würde.
Das ist ein schöner sanfter Übergang in ein neues Leben, dass ihr offensichtlich nicht missfällt.
Ich würde diese Chance nützen. Und dass du ihr immer noch nah sein kannst und viel helfen kannst,
hast du ja selber schon festgestellt. Ich glaube, unsere Angehörigen haben mehr von uns, wenn wir entspannter sind.
Dass bist du doch jetzt, oder?



PS: Dass bringt mich auf die Idee, dass ich mich jetzt auch mal langsam hier in der Gegend nach Einrichtungen umschauen werde. Danke

Liebe Tina,
wenn ich die ganze Geschichte deiner Mutter und dir zurückverfolge, hatte ich erst Zweifel, ob es das Richtige wäre. Doch wenn man alles Positive im jetzigen Zustand mit dem vergleicht, was sonst später noch auf euch zukommen könnte (erneuter Wechsel, wieder fremde Personen etc..), würde ich auch auf jeden Fall dazu raten, sie übergangslos dort zu lassen.

Es passt alles, wer weiss, ob das noch mal irgendwann auf die Schnelle der Fall wäre.

Und wie die anderen Lieben schon schreiben, ist es viel entspannter für dich. Du kannst, wenn du sie besuchst, einfach die Zeit mit ihr geniessen. Wenn du dann gehst, weisst du sie in besten Händen und gut versorgt.

Ich hoffe, du wirst für deine Mutter und dein Herz die Lösung finden. Ich drück dich mal!

LG Biggi

Hallo Ihr Lieben!

Ja, entspannter bin ich jetzt deutlich. Ich erwische mich immer dabei, dass ich denke, ich möchte gar nicht mehr, dass sie zurückkommt und wir dann wieder Streß miteinander haben. Jetzt kann ich jeden Tag ruhiger beginnen ohne den Gedanken, was wohl heute passiert.

Biggi, Du schreibst, Du hättest erst Zweifel gehabt, ob "es das Richtige wäre". Was meintest Du denn genauer damit?

Liebe abendliche Grüße an Euch alle

Tina

Liebe Tina, von so etwas träumen wir zur Zeit... ich würde diese Chance sofort nutzen, wenn sie sich böte. Man kann in der Zeit, in der man seine Lieben besucht, ungestresst auf sie eingehen - das kann nur beiden Seiten gut tun.

Nichts Schlimmes, liebe Tina.

Ich bin halt immer ein Mensch, der versucht sämtliche Möglichkieiten auszuschöpfen, seine Lieben zuhause zu versorgen oder mit Hilfe versorgen zu lassen, damit sie ihre vertraute Umgebung nicht verlassen müssen.

Wenn natürlich, du hast ja länger nicht geschrieben, der Zustand heute anders ist, was ich absolut verstehen kann, sind deine Gedankengänge verständlich. So würde ich auch sagen, was du vor hast ist die bessere Lösung.

Aber ich kann keinem Menschen solch eine Entscheidung abnehmen. Man kann Anregungen hören, doch jeder kennt seinen Lieben am Besten.

Ich wünsche dir, dass du für deine Mutter den richtigen Weg findest.

Auch für dich, liebe Tina, du schafftst das.

LG Biggi

Hallo Ihr Lieben!

Das stimmt, ich hab länger nicht geschrieben. Aber wenn man tagtätlich mit den Menschen zusammen ist, wird einem erst eine Verschlechterung bewußt, wenn man danach gefragt wird oder selber bewußt mal reflektiert, was vor ein paar Monaten noch war.

Aber sie hat z. B. einmal in ihr Schlafzimmer geköddelt. Meine Schwester rief mich den Tränen nahe an und erzählte mir davon. Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, hab ich überlegt, was ich alles mitnehmen kann: Handschuhe, Sterillium, Zewatücher... Das hab ich dann alles in meinen Rucksack und durfte das Bad und meine Mutter säubern, und zuerst mal den Teppich mit behandschuhten Fingern absuchen, damit ich nicht auch noch was in der Wohnung verteile. Dann kam meine Mutter zu allem Überfluß noch ungewaschen und unten ohne aus dem Bad während ich nur was holen gegangen bin...

Wenn das nochmal passiert, in welcher Situation ist das dann? Muß ich vielleicht gerade wieder zur Arbeit oder hab ne andere Verabredung? Und allein lassen können wir sie nicht mehr, sie macht sich sonst auf die Socken und läuft so lange bis sie zum Friedhof ihrer Eltern kommt, dort das Grab nicht findet und zu ihrem Elternhaus geht und dort natürlich fix und alle ankommt, sodass sie nicht mehr allein laufen kann.

Da ist es besser, wir wissen sie in guter Obhut und sie wird wohl auch erstmal in eine geschlossene Abteilung umziehen, weil sie eine so starke Weglauftendenz hat, dass das die PflegerInnen nicht mehr beweltigen können. Die sind am Wochenende schier verzweifelt. Die Ärmsten!!! Und außerdem geistert sie jetzt auch wohl nachts durch die Gegend. Die Nachtwache hat sie dort schon mit in die Geschlossene nehmen müssen, weil sie sonst weg gewesen wäre.

Ich hab heute schon mit dem Heim und mit dem Amtsgericht telefoniert und es wird alles in die Wege geleitet. Meine Mutter muß auf keinen Fall wieder nach hause. Sie behalten sie so lange auf der offenen Station, bis auf der geschlossenen ein Platz frei wird.

Sowiet der Stand der Dinge. Nun muß ich das so nur noch meiner Schwester verklickern.

Bis bald und liebe Grüße

Tina

Liebe Tina,
es sind alles Überlegungen, die man meist erst trifft, wenn sowas, wie bei Deiner Mutter eintrifft.

Mir war es zu gefährlich das mein Papa in dem gr. Haus stürzen könnte, dann erholen sich Demente nur sehr schwer. Als ich seine Puschen voll weißer Farbe sah, wußte ich, er geht auch allein in den Keller. Sie haben einen starken Bewegungsdrang. Darum hab ich den Schritt mit der Kurzzeitpflege gewählt und das er dann bleiben konnte.

Ich denke mal Deine Schwester wird es verstehen und ihr könnt unbeschwerten euer Leben führen ohne Angst im Nacken.

Alles Gute.

LG Sylvia

Hallo!

Mit meiner Schwester hab ich gesprochen, und sie versteht es wohl schon, aber, wie gesagt, es fällt ihr sehr schwer. Aber sie geht da nicht gegen an, sondern akzeptiert es, dass ich das so gemacht habe. Na,einfach ist es für uns beide nicht, und dass meine Schwester da ja auch drunter leidet, geht mir natürlich auch nicht am Allerwertesten vorbei. Aber da muß man dann irgendwann die Notbremse ziehen und sich sagen: "Nun ist es aber mal gut, das, was wir tun, ist das Richtige und sich da so reinsteigern bringts auch nicht".

lg Tina

Meine Schwester und ich waren vor zwei Jahren in genau der gleichen Situation. Mein Vater stürzte öfters wenn er allein war und er vergass auch den Herd auszuschalten, legte sogar noch Putzlappen drauf, verstopfte die Toilette so lange mit Papier bis sie überlief oder klingelte sämtliche Nachbarn raus auf der Suche nach uns.

Unser Hausarzt legte uns dringend nahe uns zu überlegen ob wir ihn nicht doch in ein Pflegeheim geben. Über die Kurzzeitpflege nach einem Krankenhausaufenthalt konnten wir meinen Vater davon überzeugen, dass es für ihn und auch uns besser wäre.

Wir hatten lange ein schlechtes Gewissen, manchmal habe ich es heute noch aber ich weiß inzwischen, dass es nicht mehr anders gegangen wäre. Er hat immer weiter abgebaut und ist zwischendurch davon überzeugt, dass er zu Hause wohnt oder im Krankenhaus ist und bald entlassen wird.

Auch wenn es jetzt schwer fällt, ihr werdet es mit der Zeit entspannter sehen.

Hallo Babsi und alle Anderen!

Ich denke auch, dass man da mit der Zeit relaxter mit umgeht. Aber manchmal kommen solche Gedanken wie: Sie wird nie mehr ihre Wohnung betreten, nie mehr auf dem Sofa sitzen, nie mehr... Und alles hat seine Zeit, auch solche Gedanken und ich wünsche mir, das Mittelmaß zwischen Gefühle zulassen und optimistisch nach vorn zu sehen und die Vernunft siegen lassen zu finden.

Wie manche hier wissen, bin ich gläubige Christin, und ich kann jetzt gerade in dieser Situation und auch, wenn ich so zurücksehe, wirklich Gottes Wirken in meinem Leben und eben dieser Angelegenheit sehen.

Nun Euch allen eine gute Nacht. Ich werd jetzt meinen PC schlafen legen und meinen Hund füttern und danach nochmal meinen Wespenstich oder was auch immer mich da heut Nachmittag geärgert hat verarzten.

Liebe Grüße

Tina