Von: LillNalle2 Gesendet: 15.08.2005 08:47
Liebe Katharina
Nun sind wir von unserem Ausflug im schwedischen Lappland wieder zurück in Dalarna. Ich möchte dir noch danken für die schönen Fotos wo du in die Gruppe gestellt hast. In Anbetracht des Igels, nehme ich an das ihr euer Ferienhaus in Südschweden habt.
Nochmals zu deiner Mutter. Ich hoffe sehr, das ihr bald die nötige Pflegestufe bekommen werdet. Es wird sicher hilfreich sein, sich soviel wie möglich zu Informieren von Sozialstation bis hin über Malteser, Johaniter oder Caritas u.s.w. Aber da kennst du dich sicher besser aus als ich.
Du hast geschrieben, das dein Bruder unentschlossen ist und eure Mutter nicht in ein Heim geben möchte. Nun es ist sicher sehr schön, wenn jemand so lange wie möglich zu Hause leben kann. Aber dadurch stellen sich ganz andere Fragen, die auch nur zu einem Bruchteil von einem Heimdienst abgedeckt werden können, weil eure Mutter (wen ich das von deinem Bericht her richtig urteilen kann) schon fast eine rund um die Uhr betreuung braucht. Du schreibst sie schläft den ganzen Tag, isst nichts, stöhnt in einem vor als hätte sie grosse Schmerzen - um jetzt nur ein paar Punkte aufzuzählen. Sie müsste tagsüber jemanden haben wo mit ihr zusammen alles mögliche macht um sie aktiv zu halten und zu motivieren in den Dingen die sie noch machen kann und ihr somit das Selbstwertgefühl stärkt. Sie isst nichts, weil vermutlich ihr Hungergefühl durch die Krankheit sehr eingeschränkt wahrgenommen wird. Also müsste sie jemanden haben, wo zusammen mit ihr das essen einnimmt - weil in Gesellschaft eher apetit aufkommt. Das sie in einem stöhnt als ob sie grosse Schmerzen hätte, kann ohne weiteres von ihr ein versuch sein, Aufmerksamkeit für sich als Person zu bekommen. Sicherlich nimmt sie sehr stark wahr, was sie eigentlich können sollte, aber nicht mehr geht. Dies gibt ihr ein Gefühl von wegen nichts mehr Wert, und eine Last zu sein. Erfolgserlebnisse und das Gefühl für andere, wichtig oder nützlich zu sein ist aber ein Grundbedürfnis. Nach meiner eigenen Erfahrung bekommen die Betroffenen auch oft panische Angst, eben gerade wegen den Veränderungen die sich in ihrem Kopf abspielen. Nicht alle möchten darüber reden, warum auch immer. Aber in solchen Momenten alleine sein zu müssen, verstärkt die Panik und die Verwirrung.....
Ich habe das alles aufgezählt um ein bisschen aufzuzeigen, wieviel Zeit es wirklich brauchen würde im möglichst optimalen Fall. Geht das zu Hause? In den meisten Fällen wohl kaum. Wie sieht dies aber in einem Heim aus? Nun, was das Personal machen kann (unter dem heutigen Zeitdruck) ist sicher begrenzt. Aber es gibt dort auch andere Bewohner, nicht selten entstehen unter ihnen sogar Freundschaften. Wen mit anderen Bewohnern zusammen gegessen wird, hat man auch eine gewisse Gemeinschaft. Angehörige können zu Besuch kommen, ohne ihren ganzen Zeitplan über den Haufen zu werfen. Dadurch ist es Stressfreier, so das gemeinsam etwas unternommen, oder einfach besser auf die Bedürfnisse eingegangen werden kann.
Oftmals ist ein Heim einfach wirklich die bessere Lösung für die Betroffenen, sowie für die Angehörigen. Alle Umstände müssen berücksichtigt werden und ich denke alles hat wohl seine Vor- und Nachteile, die man für sich selbst ganz genau abwägen muss.
Es gäbe noch sehr viel dazu zu schreiben. Aber ich belasse es für dieses mal dabei. Im ganzen Verlauf der Krankheit kommen immer wieder mal neue Probleme dazu, aber einige werden dafür auch kleiner, oder verschwinden ganz.
Ganz liebe Grüsse an euch alle
eure Ursula