Hallo,
ich bin bei meiner Suche nach Infos über Demenz auf dieses Forum gestoßen und schreibe erst mal als Gast. Ich muss ein bisschen ausholen - ich hoffe, es nervt nicht...

Wir leben seit 13 Jahren gemeinsam mit meiner Schwiegermutter gemeinsam in einem Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung. Diese Lösung bot sich nach dem Tod meines Schwiegervaters an - Mutter hütete unseren Hund und das Haus, wenn wir arbeiten gingen oder Urlaub machten. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander, auch unsere beiden erwachsenen Söhne lieben ihre Omi sehr.

Leider ist unsere Mutter an Demenz erkrankt, und ihre Persönlichkeit hat sich seitdem schleichend, aber erschreckend verändert. Wo vorher eine aktive, lebensfrohe Frau war, die ihren Haushalt, den Garten, die Familie mit Links bewältigte, ist nun eine weinerliche, unsichere, und - leider Gottes auch absolut sture - Person, in der ich nichts von dem wiederfinde, wie sie früher einmal war. Die Demenz ist noch im Anfangsstadium, wir waren beim Neurologen (dieser Uhrentest verlief gruselig - sie hat nur wackelige Striche durch den Kreis gezogen), sie bekommt jetzt Exelon, ich merke allerdings nicht, ob es was hilft oder nicht. Demenzpflegestufe haben wir, für Stufe 1 reicht es nach Angabe des MDK noch nicht.

Irgendwie verläuft die Geschichte schubweise - es gibt Tage, da ist alles (fast) wie früher, und dann kommt von jetzt auf gleich das völlige Gegenteil. In dieser Phase ist sie nicht mal im Stande, den Fernseher einzuschalten. Die Defizite in puncto gepflegtem Aussehen sind schon recht gravierend, ich muss sehr aufpassen, wenn sie aus dem Haus geht, in welcher Kleidung sie das macht. Auch Haare kämmen ist nicht so wichtig, wobei Waschen etc. (noch) problemlos klappt. Dass sie dement ist, weiß sie nicht, würde sie auch nicht akzeptieren ("Quatsch - Ihr wollt mir nur was einreden").

Beim Kontrolltermin beim Neurologen wusste sie (bevor der Arzt kam) nicht mal mehr ihr Alter, als der Arzt aber dann vor ihr saß, konnte sie auf einmal alles. Sie kocht sich ihr Essen selbst, macht auch ihren Haushalt - na bravo. Ein Gespräch mit dem Arzt ohne Mutter hätte mir mehr geholfen... Das Essen kochen beschränkt sich darauf, eine Dose Suppe aufzumachen und aufzuwärmen (ansonsten koche ich), Haushalt = Wäsche zusammenlegen. Zu anderen Tätigkeiten muss ich sie auffordern - körperlich ist sie trotz ihrer 84 Jahre noch gut drauf. Sie lässt sich auch nicht davon abhalten, mit dem Bus in die Stadt zu fahren, dort irgendwas einzukaufen, was niemand braucht. Ich fürchte mich vor dem Tag, an dem sie nicht mehr heim findet - aber ich kann sie doch nicht anbinden! Der Winter und die damit erzwungene Untätigkeit (viel Schnee und Eis) hat sie sehr unruhig gemacht - sie war nur im Haus unterwegs, vom Dachboden bis zum Keller. Jetzt kann sie wenigstens wieder ausweichen in den Garten, es wird ein wenig leichter. Aber auch dort geht sie nur ziellos und unruhig hin und her oder aber sie starrt ins Leere.

Da wir 2 Nachmittage in der Woche für etwa 5 - 6 Stunden außer Haus sind (wir machen Hundesport und sind Ausbilder), haben wir natürlich Sorge, dass während unserer Abwesenheit irgendwas passiert, und sei es nur, dass Mutter den Fernseher nicht mehr eingeschaltet bekommt - das stürzt sie sofort ins Chaos. Also haben wir mit meinen Eltern vereinbart, dass sie mittwochs zum Spielenachmittag kommen (das geht schon seit Jahren so, war bisher allerdings immer dienstags), und für freitags haben wir eine junge Frau aus der Nachbarschaft gebeten, Mutter Gesellschaft zu leisten. Nun kommt der Knackpunkt - Mutter will nicht, dass diese Frau kommt. Sie braucht keinen Aufpasser, kann alles allein (was ja nun definitiv nicht stimmt), sie ist gern allein (darum zieht sie auch jedesmal ein Gesicht, wenn wir außer Haus gehen). Dann erzählt sie Bekannten, wir seien ja dauernd weg und sagen nicht, wohin wir gehen... Außerdem kostet es Geld, dass diese Frau kommt, und das ist das Allerschlimmste dabei. Wenn wir dann wieder zu Hause sind, haben die beiden Karten gespielt, Kaffee getrunken - alles prima. Aber JEDEN Freitag kommt wieder die Diskussion ins Spiel, bis mein Mann ihr dann gesagt hat, dass er darüber nicht mehr diskutiert - was dann wieder mit einem Weinkrampf endete. Trotzdem werden wir das durchziehen - wir sind 7 Tage die Woche, 24 Stunden täglich verfügbar - ein bisschen eigenes Leben muss einfach bleiben...

Das Zusammenleben gestaltet sich also zur Zeit recht schwierig - wir müssen erst mal lernen, mit dieser Krankheit umzugehen. Da Mutter alle Beschäftigungsangebote ablehnt, kommt auch ein Therapietag, den das DRK anbietet, nicht zum Tragen. Es bleibt also alles an uns hängen, mittlerweile bin ich seit Jahresanfang nur noch neben der Spur, falle von einer Krankheit in die andere und habe Angst, dass ich irgendwann wieder ernsthaft krank werde (vor 10 Jahren hatte ich Brustkrebs).

Mein Mann hat einen Bruder, der weit weg wohnt, alle paar Monate mal auftaucht, und den wir nun verdonnert haben, Mutter für 2 Wochen zu sich zu nehmen, wenn wir Urlaub machen. Aber ansonsten sind kurzfristige "Ausreißer" für uns nicht mehr möglich, weil wir uns nicht entspannen können, wenn wir Mutter allein zu Hause wissen. Ich spüre, dass das mit fortschreitender Krankheit so nicht weitergehen kann - eine Lösung weiß ich allerdings auch nicht. Einen Heimaufenthalt wollen wir nicht für unsere Mutter, das hat sie nicht verdient. Sie war immer für uns da - nun sind wir dran, aber ich weiß nicht, ob wir diese Aufgabe bewältigen können...

Ratlose Grüße
Eisi

Hallo und ,

zunächst einmal NEIN es nervt natürlich nicht! Wir sind doch dafür da uns gegenseitig Rat zu geben und ein offenes "Auge" zu habe. Schreib als wann immer Dir danach ist!

Leider ist es sehr oft so, dass Demenzerkrankte stur und uneinsichtig sind, dass gehört zum Krankheitsbild dazu!
Was den Neurologen betrifft, bitte ihn um ein Gespräch unter vier Augen, er ist ein Fachmann und wird wissen, dass Demenzkranke im Anfangsstadium häufig mehr machen können als es tatsächlich der Fall ist!

Schön finde ich die Lösung mit dem Spielenachmittag! Ich denke, dass sie gegen die junge Frau geht, hat viel damit zu tun, dass schwiemama euch binden möchte. Es geht nicht um die junge Dame vielmehr um die Aussage ich WILL das Du für mich da bist! -schwer und da würde ich sagen, konsequent bleiben!

Mit dem TV, wir haben für Oma eine große Fernbedienung (wo die Knöpfe größer sind), und haben die Beschriftet mit Edding ... An/Aus/ Laut/ Leise.

Vllt. wäre ein Pflegedienst für einige Stunden am Tag eine Entlastung, die Demenz geht am Anfang Schubweise -das habe auch ich bei meiner Oma so erlebt, man wusste nie in welcher Situation man sie antrifft, wie man sich dann verhalten soll. Aussagen wie immer bin ich alleine -obwohl es nicht stimmte- machten uns auch sehr zu schaffen!

Meines wissen nach, gibt es von der Alzheimergesellschaft auch sogenannte Tagesunterbringungen. Wo man seinen Angehörigen Stunden oder Tageweise betreuen lassen kann. Für den Urlaub könnte man auch Kurzzeitpflege in einem Altenpflegeheim bekommen! So gibt es Euch die Möglichkeit entspannt den Urlaub zu genießen und Schwiemama in guten Händen zu wissen!

Ich wünsche Dir viel Kraft und hoffe ich konnte Dir ein wenig helfen!

Alles Liebe Kathrin

Danke für Deine Antwort - es ist gut, dass man verstanden wird. Im Freundeskreis wird man schnell lästig, wenn andere das Problem nicht kennen.

>Neurologe
Der nächste Kontrolltermin ist im Herbst - ich werde mal versuchen, einen Tag vorher ein Gespräch allein zu bekommen. Der gute Mann bekommt ja ein völlig falsches Bild. Ich wollte versuchen, dass Mutter ein Psychopharmakum bekommt, damit sich ihre Weinanfälle reduzieren. Aber es geht ihr ja "so gut", sie braucht das nicht. Und das war's dann...

Ich tu' mich vor allem schwer damit, dass die Eltern wieder zu unmündigen Personen mutieren - den Eltern vorschreiben zu müssen, was geht und was nicht, ist extrem schwierig.

>konsequent bleiben
Das werden wir auch. Es könnte gut sein, dass Du mit Deiner Vermutung Recht hast, dass sie UNS will und keine fremden Menschen. Wir werden sie auch hin und wieder freitags zu ihrer Cousine bringen, die in der Nähe des Hundeplatzes wohnt und sie nach Übungsende wieder abholen. Es sind aber über 50 km für eine Strecke, das ging während der "Eiszeit" der letzten Monate nur ganz selten.

>wir haben für Oma eine große Fernbedienung (wo die Knöpfe größer sind),
und haben die Beschriftet mit Edding
Gute Idee - muss mal gucken, ob es für den Receiver sowas gibt. Ich hab' ihr einen Zettel gemacht, wo sie welche Programm findet, aber es gibt Tage, da versucht sie, mit der Zeitung das TV einzuschalten...

>hoffe ich konnte Dir ein wenig helfen


Liebe Grüße, Eisi

Also den Neurologen würde ich telefonisch Kontaktieren, dass ist bis Herbst doch noch weit hin! Es kann ja nur beurteilen, was er mitbekommt bzw. was ihm gesagt wird, und da es ja unbewusst fälschliche Informationen sind.. kann er ja auch nur danach handeln! Meine Oma sagte auch beim MDK ich koche für mich alleine, ich lenkte ein und sagte ja das machst DU nur genießbar ist es nicht (...Erbsen und Wurzeln in Topf Würstchen dazu fertig war ihre Erbsensuppe... hat sie immer so gemacht und allen hat es geschmeckt! )

Die Weinanfälle sind Krankheitstypisch (behaubte ich mal), weil der Betroffene im Anfangsstadium sein Zustand mit bekommt, aber es nicht in Worte fassen kann!

Zum Zettel, häufig vergessen sie wo der Zettel liegt bzw. wissen nicht was darauf steht oder nicht wofür! Fersehzeitung gehört zum TV also logische Kosequenz mit dem Teil geht das an! -Wir haben soetwas dann weg gelegt um sie nicht weiter zu verwirren!

Auch haben wir ihre Schwägerin darauf angesetzt sie anzurufen, wenn etwas schönes aus dewr Heimat kommt... so hatten wir zwei Fliegen mit einer Klappe Oma freute sich, dass jemand an sie denkt und ihre Schwägerin konnte Oma helfen!

Freue mich zu lesen, dass ich Dir helfen konnte!

So und nun wünsche ich Dir einen ruhigen, sonnigen Sonntag
Lieben Gruß Kathrin

Eisi.

Unsere liebe Kathrin hat schon alles geschrieben und gute Ideen.

Denke immer dran, mit Demenzkranken kann man nicht diskutieren, einfache Sätze. Versuche beim MKD eine Pflegestufe durchzubekommen, dann kann ein Pflegedienst kommen, wird nicht so teuer.

Du darfst Dich darüber nicht vergessen, da Du selber mal sehr krank warst.

Ich wünsche Dir alles Gute.

LG Sylvia

Hallo Eisi,
ich musste gerade ein wenig schmunzeln, als ich Deine Zeilen gelesen habe.
Deine Schwiegermutter könnte meine Mutter sein, wie sich die Kranken doch ähneln.

Als bei uns der MDK war, wusste meine Mutter auch alles, so das erst mal die Pflegestufe abgelehnt wurde.

Meine Mutti lebt auch bei uns mit im Haushalt und ich habe es so geregelt, das sie zweimal in der Woche in die Tagespflege geht
Da wollte sie natürlich auch nicht hin,mittlerweile geht sie aber recht gern.
Weisst meinst Du was sie da alles erzählt, da bin ich manchmal weg vor lachen.
Sie hat sich mit einer Dame ihres Alters angefreundet und beide zusammen sind nur am erzählen........Die Eine weiss mehr als die Andere.

Und das aller erstaunlichste ist, ich brauch Mutti nicht zu sagen, wann sie dahin geht, das weiss sie ganz genau.



Ansonsten habe ich auch so Tricks wie Kathrin.


Für alle Fälle habe ich schöne Schilder gemacht, auch einen Wochentagkalender.
Den habe ich laminiert und dann eine Ringbuchbindung machen lassen.

Das weinerliche gehört mit zum Krankheitsbild, die Menschen merken ja ,das etwas nicht mehr stimmt-
Wenn die Pflegestufe durch ist und Du sie noch nicht in eine Tagespflege geben möchtest, hast Du je nach Schwere der Demenz einen Obbulus zur Verfügung, bei uns sind es 200 Euro, damit kannst Du Dir jemanden nehmen, der der Mutter Gesellschaft leistet oder sie auch mal in die Stadt oder so begleitet.


Wir haben es mit dem Urlaub so geregelt, dass Mutter in eine Kurzzeitpflege geht, das wird auch von der Pflegekasse übernommen, da den Angehörigen 16 Tage im Jahr
zustehen.
Ansonsten würde ich Dir raten, zur Deutschen Alzheimer Gesellschaft zu gehen.
Mir haben die wirklich sehr gut mit Rat und Tat geholfen.

Ich wünsche Dir und Deinem Mann weiterhin ganz viel Kraft.

Es ist schön zu sehen, dass man nicht allein mit seinen Problemen dasteht - der Tipp mit der Alzheimer-Gesellschaft ist gut, werde ich sicherlich machen.

>Wochentagkalender
Sowas Ähnliches hab' ich auch gemacht - ich habe einen Fotokalender gemacht mit Bildern aus unserem Garten. Die Tage, an denen ein Geburtstag oder ein anderes Ereignis ist, hab' ich durch ein entsprechendes Foto gekennzeichnet - sie guckt nicht mal drauf

>mittlerweile geht sie aber recht gern.
Darauf hatte ich ja auch gehofft - es ist ja nunmal leider so, dass die Bekannten wegsterben und einer übrig bleibt. Es wäre schön gewesen, wenn sie neue Leute kennengelernt hätte. Aber wie schon gesagt - sie schaltet absolut auf stur, und zwingen kann und will ich sie nicht.

Liebe Eisi,
da hast Du schon recht.

Die Fotos sind wunderschön - danke. Wir hatten mal ne Boxerschäferhündin.

LG Sylvia

Liebe Eisi,
tolle Bilder von klasse Hunden!! Danke.

LG Biggi

Freut mich, dass Sie Euch gefallen.