Hallo alle zusammen,

ich bin gerade zufällig auf dieses Forum gestossen, weil ich mich eigentlich mal ein bisschen über die Demenz informieren wollte. Ich bin 25 Jahre alt und bei meiner Oma (80 Jahre) wurde die Demenz festgestellt. Meine Großeltern und meine Eltern wohnen in einem Haus (allerdings hat jeder seine eigene Wohnung und Eingang etc.) Ich selber wohne nicht mehr zu Hause. Meine Papa ist voll berufstätig, meine Mutter ist aber zu Hause und kümmert sich eigentlich um alles. Soviel erstmal zu der Situation!

Im Moment ist die Situation aber recht schwierig! Vor ein paar Monaten wurde bei meiner Oma die Demenz festgestellt...wir wurde darauf aufmerksam weil sie immer wirres Zeug erzählte...erst konnten wir uns das nicht so richtig erklären bis es immer schlimmer wurde und sie auch anfing "wegzulaufen". Mittlerweile ist es so schlimm, dass sie ihren Mann (meinen Opa) oft nicht mehr erkennt, sie unterstellt uns irgendwelche Sachen, sie deckt den Tisch für 3 Personen, sie erzählt immer das sie nach Hause will (sie wohnt seit ca. 50 Jahren in diesem Haus) und wir würden ihren Mann vor ihr verstecken. Meine Mutter kümmert sich viel um meine Oma aber auch sie ist so langsam mit den Nerven am Ende. Oft klingelt meine Oma bei meiner Mama weil sie nach Hause will oder ihren Mann sucht, meine Mama setzt sich dann mit ihr ins Auto und fährt eine kleine runde mit ihr und setzt sie dann wieder zu Hause ab. Dann ist auch alles gut und Oma denkt sie ist jetzt zu Hause und ist ganz fasziniert, dass es genauso aussieht wie in der anderen Wohnung...und wie schnell die Männer die ganzen Möbel und die Sachen rübertragen konnten ...(von welchen Männer sie spricht wissen wir nicht) Das eigentlich schwierige ist aber, dass mein Opa das alles nicht versteht (er ist 82 Jahre alt und eigentlich noch recht fit). Er will oder kann nicht verstehen, dass es sich hierbei um eine Krankheit handelt und er versteht nicht, dass wenn meine Oma ihn mal wieder nicht erkennt, das sie es einfach nicht böse meint. Dadurch eskaliert die Situation oft, mein Opa wird sauer und versucht ihr klarzumachen das er ihr Mann ist!! Das das nicht funktioniert versteht er leider nicht. Ihm ist es unangenehm und peinlich, dass seine Frau sich so benimmt (sie lauft auch in der Nachbarschaft umher und erzählt ihr Mann wäre weg) Meine Eltern haben die Nachbarn aber soweit informiert, dass sie Bescheid wissen und auch anrufen, falls meine Oma auf Streifzug geht. Meine Mutter hat eigentlich immer ein Auge auf sie, aber auch sie kann natürlich nicht 24 Stunden am Fenster sitzen und darauf warten ob Oma ihren Spaziergang macht oder nicht. Meinen Opa interessiert es dann teilweise schon gar nicht mehr und gibt auch nicht Bescheid weil er sauer, traurig und völlig fertig ist und es ihm einfach unangenehm ist. Vor ein paar Tagen war meine Mutter mal wieder mit beim Hausarzt und hat nochmal die Situation geschildert....natürlich wäre eine Pflegekraft für meine Großeltern für alle eine Erleichterung. Aber da wehrt meine Oma sich vehemt gegen und zu allem Überfluss auch noch mein Opa! Obwohl er selber völlig fertig ist und nicht mehr weiß was er machen soll. Sie sind der Meinung sie schaffen das alles noch und brauchen keine Hilfe. Zwingen Hilfe in Anspruch zu nehmen können wir sie doch auch nicht! Außerdem hat meine Mutter rausbekommen, dass sie auch ein Medikament bekommen hat um den Verlauf einfach ein bisschen zu verlangsamen (uns ist auch aufgefallen das es meiner Oma mehrere Wochen wirklich ganz gut ging) allerdings hat sie es eigenhändig abgesetzt, weil ihr schlecht wurde. Jetzt hat die Wirkung natürlich nachgelassen.

Wir haben mit dieser Krankheit auch alle keine Erfahrung und keiner weiß so richtig ob das alles so richtig ist. Der Arzt meinte zwar auch das wir sie nicht zwingen können aber so kann es doch nicht weitergehen!

Hm ich weiß jetzt auch gar nicht warum ich das hier alles geschrieben habe..es ist auch für mich sehr schwierig...meine Oma ist ein komplett anderer Mensch geworden...sie ist mir richtig fremd. Das macht mir Angst..ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu meiner Oma und zu meinem Opa ,aber es wird immer schwieriger das einfach alles so hinzunehmen.

So jetzt hab ich erstmal alles aufgeschrieben und ich muss sagen es tat gut

LG Tiffy !

Liebe Tiffy,
erst einmal finde ich es ganz klasse, das Du dir soviele Sorgen machst und hier alles niedergeschrieben hast.

Es ist keine einfache Situation, aber im Prinzip habt ihr es schon richtig gemacht, auch mit der kleinen Autofahrt - super.

Demente sind nun mal so und reden oft von nachhause. Eine Bekannte packte immer ihre Koffer und stand dann auf dem Hof. Sie redete immer von ihrem Mann obwohl er schon tot war, dann hielt sie ihren Sohn für ihren Mann. Es sind alles ähnliche Probleme.

Das euer Opa es versteht wird wohl nicht geschehen. Sie sind nach von der "alten Generation". Mann ging arbeiten und die Frau machte daheim alles, nun ist das aus den Fugen geraten und Dein Opa versteht die Welt nicht mehr. Vielleicht kann er mal mitgehen zum Arzt und der erklärt ihm die Lage.

Gut auch, das ihr die Nachbarn aufgeklärt habt und euch dafür nicht schämt.

Habt Ihr schon eine Pflegestufe beantragt? Vielleicht kann jemand vom Pflegedienst ihr regelmäßig die Medizin geben oder Deine Mutter und sagen es tut ihr gut, wenn sie sie nimmt.

Tiffy - Angst mußt Du nicht haben, sie verändert sich, lebt in ihrer Welt, das müßt ihr so hinnehmen - leider.

Alles Gute und schreib, wann immer Dir danach ist.

LG Sylvia

Hallo Tiffy,
Sylvia hat schon Wesentliches geschrieben.

Wenn du möchtest, melde dich doch bei uns an. Dann sind auch andere Bereiche für dich lesbar. Wir haben nämlich tollerweise mehrere Enkel, die sich um die Grosseltern Sorgen machen. Dann könntest du dir vieles auch erlesen und dann besser verstehen lernen.

Was du schilderst, ist typisches Verhalten bei dieser Krankheit. Und dass es deinem Opa schwer fällt, ist auch nachzuvollziehen. Da werdet ihr wohl auf Dauer auf fremde Hilfe nicht verzichten können.

Ich wünsche dir alles Gute.

LG Biggi

Muß ich Biggi recht geben.
Knutschelch ist 27 Jahre und kümmert sich auch rührend.

LG Sylvia

Hallo Tiffy,

Im wesentlich ist alles gesagt worden und das Unterstreiche ich! Danke Sylvia

ich kann Dich sehr gut verstehen, dass Du angst hast, weil sie dir fremd wird! -Machen kann man da leider nicht sehr viel!

Ich finde es klasse, dass Du Dich um Deine Großeltern so sehr sorgst.

Bei meiner Oma musste ich "ihre Situation, ihre Welt" aktzeptieren! -Das ist ein Lernproßez sag ich mal, ich habe Oma immer versucht die Familienzusammenhänge (Sie dachte meiner Kinder sind meine Geschwister) zu erklären... es half nichts ich merkte nur, wie sie grübelte! Inzwischen fragt sie meine Mutter wie es den kleinen geht und meine Mum antw. Für mich ist das auch echt okay ich muss nicht auf Zwang sie weiter verwirren!

Das es deinen Opa mitnimmt ist ganz klar -immerhin kennt er seine Frau so nicht, liebt diesen Menschen und es tut ihm weh sie so zu sehen! Ich denke da kommt wieder die "andere" Generation mit ins Spiel und Alterssturrsinn -Veränderungen werden von den wenigsten Älteren aktzeptiert! Natürlich kränkt und verletzt es ihn, wenn Oma ihn nicht mehr erkennt. Vielleicht wäre es Sinnvoll Opa ganz viel mit einzubeziehen, Arztgänge oder auch ein Gesprächskreis für Dementkranke Angehörige.

Ich wünsche Dir viel Kraft und würde es klasse finden, wenn Du Dich registrist um vllt. nochmal was zu lesen!