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| Mollchen - Mutter dement? Soll ich einen Betreuer bestellen? | |
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Mollchen Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Mollchen - Mutter dement? Soll ich einen Betreuer bestellen? Mo 31 Aug 2015, 13:26 © Mollchen | |
| Hier also ausführlich mein momentanes Desaster...sorry, wenn es so lang wird Mutter, 81 Jahre alt, alleinlebend seit ca. 30 Jahren, (wirklich!) keine Freunde, keine sozialen Kontakte, zieht Tiere den Menschen vor. Seit einem Schlaganfall im Jahr 2013 hat sie Pflegestufe 1, Höherstufung ist aktuell mal wieder beantragt. Vielfache Diagnosen, unter anderem umfassende Leukenzephalopathie, Mediainfarkt, Alkoholmissbrauch (wirklich lange pro Tag eine Flasche Weißwein!) Nach einem häuslichen Sturz Ende Juli 2015 war sie in der Klinik, auf mein Anraten schloss sich eine Kurzzeitpflege an, der letzte Tag ist heute. Im gleichen Heim habe ich ab 1. September einen Dauerplatz beantragt. Dies zuerst mit Wissen und Zustimmung meiner Mutter. Mittlerweile denkt sie aber, sie müsse nur Krankengymnastik bekommen (was angelaufen ist) und könne dann wieder bald nach Hause! Sie klagt, sie erträgt die Zustände im Heim nicht. Derzeit hat sie einen Platz in einem Doppelzimmer mit einer dementen Patientin, diese war erstmal nicht begeistert, eine neue Zimmergenossin zu haben, mittlerweile hat sich die Situation aber entspannt. Allerdings beurteilt meine Mutter alles andere beliebig schlecht. Die Pflegerinnen sind ihrer Meinung nach unfähig, vernachlässigen sie, geben Bitten nicht an die Ärztin weiter, etc.pp. Ich habe mittlerweile die Wohnung gekündigt (meine Mutter hat die Kündigung unterschrieben!), bei der Pflegekasse eine stationäre Pflege beantragt, beim Sozialamt Hilfe zur Pflege beantragt (finanzielle Möglichkeiten sind nicht gegeben, einen Heimaufenthalt privat zu finanzieren). Gestern habe ich das Formular für die Ummeldung unterschrieben - ich habe von meiner Mutter eine umfassende Vollmacht erhalten, als sie im Krankenhaus lag. Alle Beteiligten sind der Meinung, das eine häusliche Pflege nicht mehr möglich ist. Meine Mutter liegt im Pflegeheim vorwiegend im Bett. Sie kann nicht mehr alleine auf Toilette, sich nicht alleine anziehen, geschweige, sich selbst etwas zu essen machen. Sie hat sich selbst zuletzt immer mehr vernachlässigt, sass nur noch halb angezogen im Rollstuhl oder lag im Bett. Mit dem Thema Demenz habe ich mich lange nicht beschäftigt oder es nicht für möglich gehalten, weil meine Mutter einerseits immer eine sehr intelligente Person war, andererseits auch immer extrem schwierig war. Wenn man an diesen "Zustand" gewöhnt ist, schiebt man eine Demenz erstmal beiseite. Nun wird die Situtation allerdings immer mehr zu meiner persönlichen Hölle... Meine Mutter schiebt alle meine Argumente bei Seite und meint, sie könne bald wieder nach Hause. Sie ruft mich einmal bis mehrmals am Tag an und ist aggressiv, beschimpft mich, schreit, ich soll mich aus ihrem Leben raushalten, sie kann das alles alleine. Sie sagt, sie sucht einen neuen Pflegedienst (der alte hat abgelehnt, sie nochmal zu Hause zu betreuen, weil sie das ebenfalls nicht machbar beurteilen), sie zieht die Kündigung der Wohnung zurück, usw. Manchmal ist sie aber auch ganz normal, unter anderem, wenn ich sie besuche. Denn dann ist es doch praktisch, wenn man sich unterhalten kann und die Wäsche wascht... Meine Horrorvorstellung ist momentan, dass sie es durchbekommt, dass sie entlassen wird (wenn sie lange genug Aufstände macht, sind die vielleicht froh, wenn sie sie los sind?) und dann zu Hause vor sich hin vegetiert, weil sie auch mit PS2 natürlich nicht genügend versorgt ist. Und von uns (meinem Mann und mir) von ihr erneut erwartet wird, wie die vergangenen Jahre, dass wir einkaufen, alles organisieren, für Notfälle parat stehen, uns mit Ämtern etc. rumschlagen, usw. Daher bin ich jetzt kurz davor, beim Amtsgericht eine Betreuung zu beantragen/anzuregen. Meine Nerven liegen blank, ich bin kurz vor dem Durchdrehen, habe Schlafstörungen, es geht einfach nicht mehr. Ja, einen Bruder habe ich auch noch, etwa eine halbe Autostunde entfernt. Er macht einfach überhaupt nichts und begründet das damit, dass er keine Beziehung zu unserer Mutter hat. Ich würde mich über Meinungsaustausch freuen! Wer war von euch auch in dieser Situation? Mollchen |
| | | gisela Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Mollchen - Mutter dement? Soll ich einen Betreuer bestellen? Mo 31 Aug 2015, 14:34 © gisela | |
| liebe mollchen - mollchen schrieb:
- Meine Horrorvorstellung ist momentan, dass sie es durchbekommt, dass sie entlassen wird (wenn sie lange genug Aufstände macht, sind die vielleicht froh, wenn sie sie los sind?)
ich denke nicht, dass es heime gibt, die ihre Bewohner entlassen, wenn offensichtlich ist, dass eine pflege zuhause nicht gewährleistet und eine 24 std Betreuung notwendig ist. das deine Mama eingewöhnungsschwierigkeiten hat, ist denk ich verständlich, wenn sie solange allein gelebt hat (und nun muss sie sogar noch mit jemandem zusammen wohnen). eine Betreuung zu beantragen halte ich für eine gute Idee, denn ich denke dies wird über kurz oder lang eh auf euch zukommen. - mollchen schrieb:
- Sie ruft mich einmal bis mehrmals am Tag an und ist aggressiv, beschimpft mich, schreit, ich soll mich aus ihrem Leben raushalten, sie kann das alles alleine
vielleicht solltest du das wirklich mal für eine weile tun? einfach mal nichts machen? den pflegekräften vorher aber erläutern, warum du z.b. eine weile nicht mehr zu besuch kommst und dass du fürs personal weiterhin ansprechbar bist. meine Mama hat auch so Phasen, wo sie mich beschimpft und sich bevormundet fühlt (was ja eigentlich auch richtig ist, denn es gibt eben dinge, die kann sie nicht mehr regeln) und dann sagt sie auch immer sie könne alles allein (lebt allerdings nicht im heim, sondern bei mir zuhause ) wenn ich mich dann aber wirklich zurückziehe und sie machen lasse, merkt sie recht schnell, dass sie nicht zurecht kommt. einfach auszuhalten ist das nicht, aber manchmal bleibt einem nichts anderes übrig, als sich nur im Hintergrund aufzuhalten, auch wenn man anders möchte. ich wünsch dir gute nerven (denn die braucht man manchmal wirklich) lieben gruß gisela
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| | | kurt "GELÖSCHTER USER"
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| Thema: Re: Mollchen - Mutter dement? Soll ich einen Betreuer bestellen? Mo 31 Aug 2015, 15:47 © kurt | |
| - Mollchen schrieb:
- Ich habe mittlerweile die Wohnung gekündigt (meine Mutter hat die Kündigung unterschrieben!),
...
sie zieht die Kündigung der Wohnung zurück, usw.
Hallo, ich würde schriftlich erklären, dass du dich weigerst für Schäden aufzukommen, wenn Andere den Willen der Mutter berücksichtigen und hierbei ihre Erkrankung außer Acht lassen. |
| | | Mollchen Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Einfach mal nichts tun... Mo 31 Aug 2015, 18:23 © Mollchen | |
| Liebe Gisela, danke für deine Antwort! Ich hatte vergessen, zu erwähnen, dass ich vor dem Sturz meiner Mutter Ende Juli genau das getan habe: von Ende Mai bis zu dem Sturz hatte ich mich komplett ausgeklinkt. Denn schon da habe ich ihr gegenüber argumentiert, dass ich nicht mehr kann und kurz vor dem Zusammenklappen bin. Die Folge war auch damals, dass meine Mutter behauptete, sie könne das schon alles alleine. Dann dachte ich: okay, dann soll sie das mal ausprobieren. Das ging wohl einige Wochen mehr recht als schlecht und dann kam der Sturz. Ich fürchte, meine Mutter sieht es einfach nicht ein, dass sie es nicht mehr alleine schafft. Ich weiss nicht, was noch passieren muss, dass sie es begreift... Meine persönliche Situation ist ihr sowieso vollkommen egal. Sorry für das Jammern...aber wenigstens habe ich hier Menschen als Ansprechpartner, die wissen, wovon ich rede... Mollchen |
| | | Mollchen Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Re: Mollchen - Mutter dement? Soll ich einen Betreuer bestellen? Mo 31 Aug 2015, 18:26 © Mollchen | |
| - kurt schrieb:
- Hallo,
ich würde schriftlich erklären, dass du dich weigerst für Schäden aufzukommen, wenn Andere den Willen der Mutter berücksichtigen und hierbei ihre Erkrankung außer Acht lassen. Hallo Kurt, darüber sollte ich mir Gedanken machen, das stimmt. Ich habe allerdings bisher darauf geachtet, dass meine Mutter jeweils die Verträge mit den Heimen und auch die Wohnungskündigung selbst unterschrieben hat. Mollchen |
| | | Beethoven Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Mollchen - Mutter dement? Soll ich einen Betreuer bestellen? Mo 31 Aug 2015, 19:24 © Beethoven | |
| Hallo Mollchen,
ist die Diagnose Demenz denn ärztlich bestätigt worden. Oder ist sie auf Grund ihres Alters nur etwas tüdelig. Wenn du eine Betreuung anregen möchtest, wird ein Richter und ein Arzt zu deiner Mutter kommen, um sie zu begutachten. Wenn sie der Meinung sind, daß deine Mutter geistig und körperlich nicht in der Lage ist, ihre Angelegenheiten selbst zu erledigen, wird ein Betreuer bestellt. Meine Meinung dazu ist, daß man innerhalb der Familie sehen sollte, ob jemand die Betreuung übernehmen kann. Sonst kann es dir passieren, daß du keinerlei Auskunft mehr über deine Mutter erhältst. Es gibt genügend schwarze Schafe unter den staatl. Betreuern. Sie kassieren nur das Geld und lassen sich bei den zu Betreuenden selten sehen. Vielleicht denkst du nochmal darüber nach. Du hast doch nur eine Mutter.
LG Jutta
Jutta Wer liebt, vollbringt selbst Unmögliches. (Buddha) |
| | | Mollchen Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Re: Mollchen - Mutter dement? Soll ich einen Betreuer bestellen? Mo 31 Aug 2015, 20:06 © Mollchen | |
| Hallo Jutta,
würde es sich hier um eine weitgehend "normale" Mutter-Tochter Beziehung handeln, würde ich dir zustimmen... Dem ist aber nicht so. Ich muss leider sagen, dass die beste Zeit, die ich seit langem hatte, die Zeit war, als ich mich zwei Monate komplett zurückgezogen habe. Ich konnte wieder aufatmen und auch mal wieder an mich und meine Zukunftsperspektiven denken.
Es wäre schön, wenn meine Mutter nur etwas tüdelig wäre. Nein, sie ist egoistisch, verletzend, aggressiv, sarkastisch, herablassend und uninteressiert an den Gefühlen anderer. Und sie ist nicht in der Lage, ihre eigene Situation annähernd objektiv zu betrachten. Sie ist das Zentrum der Welt. Das war eigentlich immer schon so, ist aber im Alter immer schlimmer geworden.
Die Diagnose Demenz gibt es noch nicht, aber ich denke, ich liege richtig. Meine Mutter ist sehr gut darin, Schwachstellen gegenüber Fremden kurzzeitig zu überspielen.
Es gibt niemanden, der in der Familie den Job eines Betreuers übernehmen würde. Ich nicht, mein Bruder schon gar nicht. Ansonsten gibt es nur drei Tanten, die alle im ähnlichen Alter wie meine Mutter sind. Und noch deren Kinder, mit denen kein Kontakt besteht und die alle ihre eigenen Sorgen haben. Wie gesagt, keine Freunde, kein Partner. Das wars.
Ich verstehe, wie du das meinst, wenn du sagst, du hast nur eine Mutter. Aber leider war das nie die Mutter, die ich mir gewünscht habe... Das ist halt die Wahrheit. Und das macht die Situation wirklich nicht einfacher.
Mollchen |
| | | kurt "GELÖSCHTER USER"
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| | | | gisela Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Mollchen - Mutter dement? Soll ich einen Betreuer bestellen? Di 01 Sep 2015, 08:41 © gisela | |
| liebe mollchen - mollchen schrieb:
- Ich fürchte, meine Mutter sieht es einfach nicht ein, dass sie es nicht mehr alleine schafft. Ich weiss nicht, was noch passieren muss, dass sie es begreift...
Meine persönliche Situation ist ihr sowieso vollkommen egal.
leider sehr typisch für Demenz. fehlende krankheitseinsicht tritt bei vielen demenzkranken auf und macht die Sache dann auch sehr schwierig. dass ihr deine Befindlichkeiten egal sind gehört ebenfalls dazu. dass ihr schon früher ein schwieriges Verhältnis hattet macht die Sache natürlich nicht einfacher, weil die gemeinsamen schönen Erinnerungen fehlen, die die Defizite und veränderten Verhaltensweisen heute etwas abschwächen könnten. vielleicht wäre es sinnvoll deine Mama neurologisch vorzustellen (solang sie im heim ist dürfte das kein Problem sein). solltet ihr einen berufsbetreuer wählen, überlegt , für welche Bereiche er zuständig er sein soll, denn Jutta hat recht, ihr spielt dann nur noch eine Nebenrolle, aber man kann Zuständigkeitsbereiche aufteilen.z.b. der betreuer für vermögen und aufenthaltsbestimmung, ihr für Gesundheitsfürsorge u.ä. ist alles nicht einfach ich weiss. lieben gruß gisela
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| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: Mollchen - Mutter dement? Soll ich einen Betreuer bestellen? Di 01 Sep 2015, 10:15 © Admin | |
| Liebes Mollchen Erst mal ein herzliches Willkommen im Forum Aus für mich im Augenblick einigen parallelen Erlebnissen heraus kann ich mit deiner Situation sowas von mitfühlen. Möchte aus diesem Grund auch unbedingt meine Meinung dazu schreiben. Erst möchte ich aber an dieser Stelle auch unserer lieben Gisela für ihre Worte danken Denn diese haben auch mir in Bezug auf meine aktuelle Situation sehr geholfen Nun aber zu dir. Da Gisela, Kurt und Jutta eigentlich schon alles geschrieben haben in Bezug auf das was gemacht werden kann, möchte ich hier erstmal nur etwas näher auf den psychologischen Teil eingehen: - Zitat :
- dass die beste Zeit, die ich seit langem hatte, die Zeit war, als ich mich zwei Monate komplett zurückgezogen habe. Ich konnte wieder aufatmen und auch mal wieder an mich und meine Zukunftsperspektiven denken.
Und diese Zeit könntest du vermutlich jetzt noch geniessen, wenn nicht folgendes geschehen wäre....: - Zitat :
- Nach einem häuslichen Sturz Ende Juli 2015 war sie in der Klinik,
Und bei dir dadurch ein schlechtes Gewissen bewirkt hat - oder? Wie gesagt, ich befinde mich zur Zeit in einer ähnlichen Situation und hätte ich nicht schon im Vorfeld einiges erlebt wo mich auch diesbezüglich geprägt hat, dann würde vermutlich mein schlechtes Gewissen sowas von an die Tür hämmern, das ich nicht wagen würde mich einfach mal "nur" zurück zu ziehen - was ich aber zur Zeit gerade ganz Bewusst tue...... Darum liebes Mollchen möchte ich an dieser Stelle einen aus meiner Sicht ganz wichtigen Punkt erwähnen, wo uns selbst sonst unter schwersten Umständen bis zum geht nicht mehr und bis zum eigenen Umfallen einwickeln würde.... Mit anderen Worten so quasi, lieber sich selber Aufgeben als später ein eventuell schlechtes Gewissen mit sich rum tragen zu müssen - gälle Und jetzt kommt dieses berühmt berüchtigte "Aber". Ist es nicht so, das wir Alle bei unserer Selbstbetimmung auch die Folgen dessen tragen müssen? Kindern wird unter Anderem (im Normalfall) auch gerade das in der Erziehung schrittweise beigebracht - bei unseren Eltern hingegen, darf und muss es folgedessen jedoch schon ein Fakt sein! Das sogenannte schlechte Gewissen ist da also meist nur noch ein für uns persönliches Problem wenn unsere Eltern verlangen das wir jegliches Defizit, zu ihrem Bedürfnis "nach normalität" Erfüllen sollen. Da wir aber alle nur für das gerade stehen können/müssen was wir auch selber getan haben, ist da eine klare Unterscheidung aus meiner Sicht ganz wichtig. Nämlich zwischen dem was unsere Eltern ganz Bewusst (passend im Vergleich zu Früher) entschieden haben und was durch eine Demenz verändert und unpassend geworden sein könnte. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als nochmals die Vergangenheit genauer unter die Lupe zu nehmen und dementsprechend abzuwägen was in jetzigen Entscheidungen zur Typologie unserer Eltern gehört und was eine eventuelle Demenz dabei verändert haben könnte. Je klarer die Entscheidungen zur Typologie passen, je mehr müssen wir lernen auch dessen aktuellen Folgen annehmen zu können - selbst wenn wir persönlich (wie eigentlich schon früher) anders entscheiden würden. Am liebsten würden wir unsere Lieben von allem "Unheil" verschonen. Aber können wir das im Heute wirklich besser tun, als was es früher schon (un)-möglich war? Darum: Gibt es durchaus berechtigte Situationen wo ein neutraler Betreuer, ohne langjährige Vorbelastung die Aufgaben tatsächlich besser übernehmen kann als wir selber es tun könnten. Sicher, es gibt da auch schwarze Schafe, aber wenn wir selber durch unsere Vergangenheit und dessen Schatten ebenfalls nicht wirklich Neutral und ohne zusätzliche Vergangenheitsbelastung dies tun können, stellt sich die Frage ob nicht ein neutraler Betreuer dennoch das kleinere Risiko darstellt. Das sind nur meine aktuellen Gedanken dazu. Nachdem diese auch für mich mit Sicherheit noch nicht fertig ausgegohren sind, werden mit Sicherheit zu einem späteren Zeitpunkt weitere dazu kommen. Aber für den Augenblick sind diese auch für mich Toppaktuell. Ich bin jedoch froh um jeden weiteren Inputt von anderen Foris hier, weil mir dies ebenfalls bei meinen eigenen Gedankengängen sehr hilfreich ist. Ob dir meine Gedanken liebes Mollchen irgendwie geholfen haben? Ich wünsche es mir. Und wenn es auch nur zu deiner eigenen Gedankensortierung zusätzliche Wege aufzeigen kann
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | lucky Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Mollchen - Mutter dement? Soll ich einen Betreuer bestellen? Di 01 Sep 2015, 10:32 © lucky | |
| - Mollchen schrieb:
Ich habe von meiner Mutter eine umfassende Vollmacht erhalten, als sie im Krankenhaus lag.
Also kann sie nicht wieder nach Hause. Du hast die Vollmacht, also wohl auch die Aufenthaltsbestimmung?
Meine Horrorvorstellung ist momentan, dass sie es durchbekommt, dass sie entlassen wird (wenn sie lange genug Aufstände macht, sind die vielleicht froh, wenn sie sie los sind?) und dann zu Hause vor sich hin vegetiert, weil sie auch mit PS2 natürlich nicht genügend versorgt ist. Und von uns (meinem Mann und mir) von ihr erneut erwartet wird, wie die vergangenen Jahre, dass wir einkaufen, alles organisieren, für Notfälle parat stehen, uns mit Ämtern etc. rumschlagen, usw.
Daher bin ich jetzt kurz davor, beim Amtsgericht eine Betreuung zu beantragen/anzuregen.
Genau das würde ich machen. Auf meine eigene Vollmacht verzichten und die Mutter unter Betreuung stellen lassen. Die Betreuung selber übernehmen würde ich nur unter relativ entspannten Umständen. So lange kein Betreuer bestellt ist, lege die Vollmacht im Heim vor.
Ich würde mich über Meinungsaustausch freuen! Wer war von euch auch in dieser Situation?
Mollchen
Sie kann nicht nach Hause und dem Wunsch wird niemand entsprechen. Außerdem hat sie ja kein Zuhause, da die Wohnung gekündigt ist.
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| | | Mollchen Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Re: Mollchen - Mutter dement? Soll ich einen Betreuer bestellen? Di 01 Sep 2015, 11:41 © Mollchen | |
| - kurt schrieb:
- Mollchen schrieb:
Meine persönliche Situation ist ihr sowieso vollkommen egal.
-sollte es aber nicht.
Du kannst nur jemanden aufrichten wenn du selbst einen sicheren Stand hast! Danke für diesen weisen Satz Passt in doppelter Weise auf mich, da ich außerdem noch ehrenamtlich beratend tätig bin, aber im Bereich Familie. Und auch da merke ich momentan, dass ich erstmal meine eigenen Baustellen fertig bekommen muss, bevor ich wieder anderen helfe. Mollchen |
| | | Mollchen Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Re: Mollchen - Mutter dement? Soll ich einen Betreuer bestellen? Di 01 Sep 2015, 12:01 © Mollchen | |
| - Admin schrieb:
- Da wir aber alle nur für das gerade stehen können/müssen was wir auch selber getan haben, ist da eine klare Unterscheidung aus meiner Sicht ganz wichtig. Nämlich zwischen dem was unsere Eltern ganz Bewusst (passend im Vergleich zu Früher) entschieden haben und was durch eine Demenz verändert und unpassend geworden sein könnte. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als nochmals die Vergangenheit genauer unter die Lupe zu nehmen und dementsprechend abzuwägen was in jetzigen Entscheidungen zur Typologie unserer Eltern gehört und was eine eventuelle Demenz dabei verändert haben könnte. Je klarer die Entscheidungen zur Typologie passen, je mehr müssen wir lernen auch dessen aktuellen Folgen annehmen zu können - selbst wenn wir persönlich (wie eigentlich schon früher) anders entscheiden würden.
Liebe Ursula, ich danke dir für deine gedankliche Anregung! Es ist in der Tat so, dass die Art, wie meine Mutter mit den derzeitigen (bzw. schon länger andauernden) Problemen umgeht, absolut ihrem Charakter entspricht. Sie war immer schon überzeugt von ihren Entscheidungen in allen Gebieten und liess auch nicht mit sich diskutieren. Hinweise auf kritische Verhaltensweisen, z.B. den hohen Alkoholkonsum, keine Sozialkontakte, etc. wischte sie immer vom Tisch. Sie vermied es, sich problematischen Situationen auszusetzen, wählte lieber die Vogel-Strauß-Politik und liess sich verleugnen, früher auch von uns Kindern. Und überhaupt waren ja immer die anderen schuld, zu dumm, böse oder kriminell... Was eine eventuelle Demenz und die gravierenden körperlichen Schwächen dabei verändert haben ist, dass dieses Muster nun nicht mehr funktioniert (nun, hat es eigentlich noch nie richtig...) Sie will zwar noch durchsetzen, was sie möchte - aber es gibt Grenzen, die es vorher nicht gab. Und sie will es (noch?) nicht wahrhaben, dass sie diese Grenzen nun nicht mehr wegdiskutieren kann. Seit ich meiner Mutter hier vor Ort vor einigen Jahren eine Seniorenwohnung besorgt habe (vorher lebte sie etwa 30 km weit weg) dachte ich wohl, unser Verhältnis würde sich ändern und zum Positiven bewegen. Aber es funktioniert nicht. Oft fühle ich mich nur als Mittel zum Zweck, um irgendwas zu erreichen oder zu bekommen. Und ich muss immer wieder erkennen, dass dieser Mensch nie die Mutter wird, die ich mir erträume... Das ist natürlich keine Basis, um als Betreuer eingesetzt zu werden. Mollchen |
| | | Mollchen Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Re: Mollchen - Mutter dement? Soll ich einen Betreuer bestellen? Di 01 Sep 2015, 12:04 © Mollchen | |
| Hallo Lucky, ja die Vollmacht hat auch die Aufenthaltsbestimmung aufgeführt. Allerdings ist das Ganze ja nicht notariell beglaubigt, es sind nur unsere beiden Unterschriften drunter. Und für eine notarielle Vollmacht wird sie wahrscheinlich nicht mehr die Zustimmung geben, jetzt hat sie ja "dazugelernt" Mollchen |
| | | lucky Ist hier Zuhause
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| | | | Mollchen Hat sich hier schon eingelebt
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| | | | lucky Ist hier Zuhause
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| | | | Marie Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Mollchen - Mutter dement? Soll ich einen Betreuer bestellen? Di 01 Sep 2015, 16:52 © Marie | |
| Liebes Mollchen, auch von mir zuerst mal Du hast ja schon einige Meinungen gelesen. Ich kann mich da Lucky nur anschließen. Auch ich hatte eine Mutter, der ich bestenfalls noch einen Heimplatz besorgt hätte, wenn es erforderlich gewesen wäre. Ich denke, man kann ein lebenslang schlechtes Verhältnis zu einem Elternteil nicht im Rahmen von dessen Demenzerkrankung verbessern. Schlechtes Gewissen muß man deshalb meines Erachtens weder haben noch sich von Außenstehenden einreden lassen. Zu einem so langjährigen schlechten Verhältnis und auch zu seiner Verbesserung gehören immer beide Seiten - der demente Elternteil ist aber nicht mehr in der Lage, sich oder seine Einstellung zu ändern. Bei meinem Vater war das dann schon ganz anders und ich konnte während seiner drei Jahre offensichtlicher Demenz viel dafür tun, um ihm das Leben noch ein wenig angenehm zu machen. Allerdings habe ich von Anfang an Pflegedienst und Hilfsmittel in Anspruch genommen und hatte anderweitige Hilfen zur Verfügung. Ich gebrauche den Begriff "offensichtliche Demenz", weil bei beiden nie eine Diagnose gestellt wurde. Wenn Du Dich jetzt schon überfordert fühlst in Ausübung der Vollmacht, dann gib' sie ab. |
| | | jellyamber Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Mollchen - Mutter dement? Soll ich einen Betreuer bestellen? Di 01 Sep 2015, 17:04 © jellyamber | |
| Nop, Lucky, notarielle Vollmachten braucht man für Aufenthalt, Sozialrecht, Gesundheit, Banken. Solange das Heim diese Vollmacht akzeptiert, ist das ok. Sollten jedoch von wo her auch Zweifel geäußert werden, dann wäre ein notarielle Vollmacht die einzig akzeptable oder eben eine Betreuung bestallt vom Amtsgericht. Spätestens wenn Mollchen etwas für ihre Ma mit der Rente machen muss, mit Geld bei den Banken, Entscheidungen beim Arzt - ich sage immer wieder: her mit einer notariellen Vollmacht und ihr seid einfach auf der sicheren Seite!
@Marie: Ich denke, man kann ein lebenslang schlechtes Verhältnis zu einem Elternteil nicht im Rahmen von dessen Demenzerkrankung verbessern. Und man muss sie auch nicht verbessern. Das ist mir zwar passiert mit meinem Pa, aber ich habe einfach riesiges Glück gehabt. Ich glaube, dass die meisten von uns zwischen verlorener Liebesmüh und Loyalitätsdruck hin und herpendeln. Wenn einem erst einmal klar ist, was man eigentlich leisten kann UND will, wird alles leichter. Aber dazu muss man sich ganz schön frei machen von Zwängen, vermeintlichen Forderungen und einem "Das gehört so!". Die Eltern ehren - das drückt uns alle noch, egal wie weit und nah wir der Kirche stehen. Nach über sieben Jahren Pflege oder Kümmern um die Eltern weiß ich jetzt mehr, was ich für sie tun kann und was nicht. Aber wenn man am Anfang so mitten drin steckt, dann ist es verdammt schwierig, einen klare Kopf zu bekommen.
Ich bin mir ganz sicher, dass deine Ma dort im Heim gut aufgehoben ist und einfach - wie jeder andere von uns auch, ihre Zeit braucht, um sich einzuleben. Ich würde in jedem Fall dafür sorgen, dass sie ihre Alkoholration täglich trotzdem weiter bekommt, damit ein gewisser Punkt an Zufriedenheit und Normalität gegeben ist. Warum soll sie mit Einzug auf einmal trocken werden müssen?
Liebe Grüße und pfui, schlechtes Gewissen, das kann zu Astrids Gewissen in die Besenkammer ziehen und dort Skat spielen
Ute
"Und was die Jugend dalässt, ist ein Spiegel. Da guckt man rein und sieht: Man hat keine Eierschale mehr auf dem Kopf. Man hat jetzt eine Frisur."Martina Holzapfl |
| | | gisela Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Mollchen - Mutter dement? Soll ich einen Betreuer bestellen? Di 01 Sep 2015, 20:46 © gisela | |
| liebe Ursula - ursula schrieb:
- Erst möchte ich aber an dieser Stelle auch unserer lieben Gisela für ihre Worte danken Denn diese haben auch mir in Bezug auf meine aktuelle Situation sehr geholfen
ich geb dieses danke sehr gerne an dich zurück, denn ohne dieses wirklich schöne Forum wäre dieser austausch in der form nicht möglich, und auch ich ziehe mir hier aus vielen beiträgen hilfen heraus. du schreibst von deiner aktuellen Situation. hab ich irgendwo was überlesen? würde mich wirklich interessieren. lieben gruß gisela
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| | | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Mollchen - Mutter dement? Soll ich einen Betreuer bestellen? Mi 02 Sep 2015, 06:56 © dirtsa66 | |
| Halo Mollchen!
Herzlich Willkommen bei uns! ich bin Astrid und mein schlechtes Gewissen hat eine Laaaange Geschichte. Hat mich geplagt und geplagt. irgendwann haben wir dann gesagt, ich sperr es in die Besenkammer. Okay, es hat seinen hässlichen Kopf immer wieder mal raus gesteckt und die Tür hat auch kein Schloss, aber besser als es dauern im Nacken sitzen zu haben.
Im Ernst, mit schlechtem Gewissen haben wir alle zu kämpfen.
Ich war sehr, sehr verzeweifelt, als ich 2012 in dieses Forum kam und ohne dir Menschen hier hätte ich das alles nicht durchgestanden. Meine Mama ist im vorigen November verstorben, aber ich bin hier geblieben, weil ich hier echte Freunde gefunden hab.
Hier weiss jeder wovon man spricht und keiner schüttelt verständnislos dien Kopf.
Aber jetzt erst einmal ein herzliches Willkommen und fühl dich wohl hier. Und schaue auf dich selbst. Es nützt niemandem etwas wenn du zusammenbrichst. Und du hast nicht die Verpflichtung dich persönlich um deine Mama zu kümmern, wenn du das nicht kannst. Niemand kann das verlangen.
Alles Liebe Astrid
Anteilnehmende Freundschaft macht das Glück strahlender und erleichtert das Unglück - Marcus Tullius Cicero |
| | | Admin Administrator
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| | | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Mollchen - Mutter dement? Soll ich einen Betreuer bestellen? Mi 02 Sep 2015, 09:26 © dirtsa66 | |
| Liebe Ursula, was immer es ist, du selbst entscheidest, wann du darüber reden magst. Wr sind jedenfalls da . Alles Liebe Astrid
Anteilnehmende Freundschaft macht das Glück strahlender und erleichtert das Unglück - Marcus Tullius Cicero |
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