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| wie soll es weiter gehen? | |
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Peter Trom Gast
| Thema: wie soll es weiter gehen? Do 16 Okt 2014, 09:50 © Peter Trom | |
| Hallo liebe Forenmitglieder, ich brauche eure Hilfe. Ich weiß, dass jeder von euch in irgendeiner Art und Weise mit dem Thema Demenz konfrontiert wurde oder wird und ich brauche einen Ratschlag oder zumindest einen wagen Blick in die Zukunft. Kurz zur Geschichte. Meine Mutter, jetzt 65 Jahre alt, ist seit ungefähr knapp drei Jahren dement. Angefangen hat alles, als ich noch in Uniform mit meinem Onkel verwechselt wurde. Sie sagte seinen Namen und freute sich ihren Bruder wieder zu sehen. Ich hatte dafür gar kein richtiges Verständnis und war etwas sauer. Einen Tag danach musste sie ins Krankenhaus wegen einen Herzanfall. Die Verwirrung am Vortag war also der Vorbote. Leider war es mir zu der Zeit nicht bewusst. Danach ging es steil bergab. Nach zwanzig Jahren im gleichen Haus fand meine Mutter nicht mehr vom Kaufhaus zurück, sie war einsam, ihre Bankkarte wurde gesperrt wegen falschen Eingaben.... und so weiter und so fort. Meine Mutter kam bei meinen Vater unter und er kümmert sich sehr gut um sie. Wir haben es akzeptiert, dass wir in abwesende Augen sehen und die Sätze, mit eingeschränkten Wortschatz, keinen Sinn mehr machen. Es gibt auch sonnige Tage, welche ihr in Erinnerung bleiben aber diese sind leider sehr selten. Ich bin jetzt 24, habe meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Auch wenn es egoistisch klingt, meine Zukunft kann ich nicht an ihr fest machen, obwohl ich noch nicht bereit bin das zu akzeptieren Nun, seit zwei Tagen ist die Situation verschärft. Sie hört Stimmen, welche sie scheinbar bevormunden und beleidigen. Beschreiben kann sie die Stimmen nicht. Sie hat Angst bestohlen zu werden und trägt ihren Schmuck mit einen mal. Das heißt, dass an fast jedem Finger ein Ring steckt und um ihren Hals 5 Ketten. Wir haben morgen einen Termin beim Arzt. Ich möchte nicht, dass sie in eine geschlossene Psychiatrie kommt. Auf was soll ich mich einstellen, was könnte passieren? Bitte gebt mir Hilfe. |
| | | Fussel Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: wie soll es weiter gehen? Do 16 Okt 2014, 10:00 © Fussel | |
| Eine geschlossene ( besser wäre der Ausdruck geschützte) Psychiatrie kommt eigentlich nur bei Selbst- oder Fremdgefährdung ins Spiel.
Besser wäre für die Mama eine Gerontopsychiatrie.
Die psychiatrischen Abteilungen sind nicht mehr so schlimm wie früher. Leider steht und fällt die Qualität mit der Menge an Personal, denn wenn zu wenig Personal zur Verfügung steht, läuft das auf eine Verwahrung hinaus.
Die Qualiität ist leider unterschiedlich. Noch vor einigen Jahren hätte man das fast unvoreingenommen empfehlen können. Heute würde ich mich über die Einrichtungen die infrage kommen informieren. Aber bevor eine Psychiatrie überhaupt infrage kommt: " Was sagt der Neurologe ?"
Liebe Grüße Christina |
| | | lucky Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: wie soll es weiter gehen? Do 16 Okt 2014, 12:10 © lucky | |
| Oma war in der geschlossenen Gerontoneuropsychiatrie wegen Weglaufen und zum Einstellen der Medis. Die haben sich auch um die Durchsetzung der Pflegestufe gekümmert, die man uns immer verweigert hatte. Die Einrichtung war sehr schön. Wie ein Mittelding aus Hotel und Altenheim. Nur halt abgeschlossen. Die Türen zum Garten waren offen, der Garten "ausbruchsicher". BEi schönem Wetter wurde auch draußen auf der Terrasse gegessen.
Oma hat nicht gemerkt, dass es die von ihr so vielgeschmähte "Klapsmühle" handelte. Sie hat sich wohlgefühlt. |
| | | Paula Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: wie soll es weiter gehen? Do 16 Okt 2014, 12:36 © Paula | |
| Hallo Peter,
ich denke auch, dass eine Gerontopsychiatrie für deine Mutter das Beste wäre. Dort ist man spezialisiert, auf Demenz erkrankte Patienten.
Gerade Wahnvorstellungen und/oder Halluzinationen sollten fachkundig behandelt werden.
Liebe Grüße Paula |
| | | lucky Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: wie soll es weiter gehen? Do 16 Okt 2014, 13:26 © lucky | |
| Ist alles Schriftliche mit Deiner Mutter und für Deine Mutter schon geregelt? Die Frage ist eigentlich immer die Vorrangigste.
Also: Betreuung/Pflegestufe, Betreuungsgeld und was alles so geregelt werden muss. |
| | | Peter Trom Gast
| Thema: Re: wie soll es weiter gehen? Do 16 Okt 2014, 14:20 © Peter Trom | |
| Ich danke euch für eure Einschätzung. Wie es nun ausgeht werde ich in den nächsten Tagen sehen.
Bei den schriftlichen Sachen habe ich momentan keinen Überblick, da sich mein Vater darum kümmert. |
| | | Peter Trom Gast
| Thema: Re: wie soll es weiter gehen? Mi 29 Okt 2014, 15:29 © Peter Trom | |
| Hallo, ich bin es mal wieder... Meiner Mutter befindet sich seit gestern in einer Gerontoneuropsychiatrie. Der Abschied war sehr schwer. Für mich und für sie auch, da sie nicht verstanden hat, wieso wir sie nun alleine zurück lassen. Ich fühle mich, als ob ich meine eigene Mutter verraten hätte. Ich könnte die ganze Zeit heulen aber das bringt mich auch nicht weiter. Die schriftlichen Dokumente werden jetzt mit einer gerichtlichen Betreuerin angelegt. Das soll wohl innerhalb von 24 Stunden geschehen. Leider kann ich sie erst morgen besuchen gehen aber ich habe Angst, dass sie uns nun völlig entgleitet. Die anderen Patienten sind alle älter als meine Mutter. Das macht die Sache, denke ich, noch schwerer und einen Anschluss fast unmöglich. Wie ist eure Erfahrung nach der Einweisung? Wird sie ein Gefühl der Enttäuschung uns gegenüber aufbauen oder können wir nach den Behandlungen wieder ein geregeltes Leben mit ihr Zuhause aufbauen? Was haltet ihr von Tageskliniken? So wie ich das gelesen habe, werden die Kosten für die Fahrten von der Krankenkasse übernommen!? MfG |
| | | Ulli Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: wie soll es weiter gehen? Mi 29 Okt 2014, 17:34 © Ulli | |
| Hallo Peter,
meine Mutter war letztes Jahr im Dezember ebenfalls in der Gerontopsychiatrie. Wegen Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Unsere Bedenken waren, dass wir sie als Zombie zurück bekommen, die nur noch im Stuhl sitzt und vor sich hin schaut.
Mit nichten ! Sie war sehr gut eingestellt. Nichts mit abgeschädelt oder so. Nur ihre Panik war verschwunden. Und die Menschen bzw. Stimmen die sie gehört hatte.
Vater dachte wohl, seine Frau säße jetzt ruhig in der Ecke und ließe sich leichter führen. Würde alles machen, was man ihr sagt.
Mutter ist ein Energiebündel geblieben.
Warte die Sache ruhig ab. Jetzt kann ich leicht reden. Damals konnte ich es auch nicht.
Wenn es eine gute Einrichtung ist, wird es für deine Mutter leichter werden. Sieh nicht zu schwarz. Die bekommen das schon hin.
Liebe Grüße - Ulli |
| | | quid.novi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: wie soll es weiter gehen? Mi 29 Okt 2014, 18:13 © quid.novi | |
| Hallo Peter,
das ist natürlich keine schöne Sache für so einen jungen Mann.
Für deine Mama aber auch nicht.
Sei mal guter Dinge, bedenke aber auch, wenn die Diagnose Demenz steht,
dass euer Leben, wenn sie wieder zu Hause ist, doch anders sein wird als vorher. Ich möchte dich nicht verunsichern, solltet ihr aber in der Lage sein , es aufzufangen und zusammen zu halten, wird es für alle Seiten erträglicher.
Aber heulen darf man in so einer Situation ganz sicherlich. Es bringt einen erst mal nicht weiter, hilft aber manchmal doch.
LG
("Augen AUF und durch" , denn mit "Augen zu und durch" ist einem nicht geholfen, man muss schon gucken, gegen welche Wand man rennt) |
| | | lucky Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: wie soll es weiter gehen? Mi 29 Okt 2014, 21:15 © lucky | |
| Was ist mit der "gerichtlichen Betreuerin" gemeint?
Bekommt Deine Mutter eine "gesetzliche Betreuerin" oder übernimmt das jemand von Euch? |
| | | Silvi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: wie soll es weiter gehen? Do 30 Okt 2014, 06:32 © Silvi | |
| Lieber Peter , habe erst jetzt gelesen was du geschrieben hast ! Das du dich wie ein Verräter fühlst , kann ich gut verstehen , aber ihr habt das richtige getan !
Stell dir mal vor , du würdest ständig in Angst leben , hörst Stimmen , nein , jetzt wird deine Mama eingestellt mit Medis und dann wird es ihr sicher besser gehen !
Tageskliniken sind sicher eine gute Sache , du und dein Vater werdet so ein wenig Entlastet , allerdings solltest du dir vorher einige ansehen , nachfragen was dort angeboten wird !
Hat deine Mama schon eine Pflegestufe ? Wichtig wäre das sie auf jeden Fall schon mal die 0 bekommt , das sind zwar im höchstfall nur 200€ , aber immer hin !
Wie gut kommt deine Mama denn ansonsten zurecht , Anziehen ,Waschen , Toilettengänge usw.?
Bin gespannt wie es bei euch weiter geht ? ! Dir Frage nach der Betreuung hat ja Lucky schon gestellt !
Die Zeit die nun kommt , wird sicher nicht einfach werden für euch , aber nimm jeden Tag so wie er kommt und mach dir nicht zuviele Gedanken über die Zukunft !
Geniesse einfach die Guten Tage mit deiner Mama !
Alles liebe Silvi |
| | | Peter Trom Gast
| Thema: Re: wie soll es weiter gehen? Do 30 Okt 2014, 10:55 © Peter Trom | |
| Danke für eure Antworten. Die gerichtliche Betreuerin wurde uns gestellt. Es bestand bei uns keine gültige Verfügung oder Vollmacht und da meine Mutter nicht für sich alleine entscheiden konnte, wurde die Betreuerin aktiviert. Diese erledigt nun den schriftlichen Teil und ermöglicht so weitere Untersuchungen, welche sie scheinbar für richtig hält. Das ist nur eine Notlösung und uns wird jetzt eine Patientenverfügung erteilt, sowie mögliche Pflegestufen werden beantragt. Zumindest habe ich das alles so in meinen Erinnerungen. Das Gespräch war gleich nach der Einweisung und da konnte ich mich ehrlich gesagt nicht zu hundert Prozent konzentrieren. Die Betreuerin steht auf jeden Fall mit meinen Vater in Kontakt und regelt alle weiteren Schritte. Körperlich geht es meiner Mutter gut. Sie kann alleine Essen, sich anziehen, auf Toilette gehen und waschen. Zwar brauchten wir immer etwas Überredungskunst, um sie unter die Dusche zu bekommen aber wenn sie damit angefangen hat, hat sie es auch beendet. Ich gehe auch öfters mit ihr spazieren. Gerade jetzt im Herbst finden wir großen Gefallen an Waldwegen. Durch das eher geringe Alter stehen momentan doch eher die geistigen "Defizite" im Vordergrund. Das meine Mutter dement ist, wurde uns schon vor einiger Zeit bewusst und auch bestätigt vom Arzt. Die aktuelle Psychose hat aber die Lage sehr verschärft. Wir hatten uns damit abgefunden, dass ihre Erinnerungen zunehmend schwinden und wir mehr auf Mimik und Gestik achten müssen, als auf ihre Worte. Die Wahnvorstellungen haben ihr aber Angst gemacht, sie war sehr gereizt und wurde Laut, wenn niemand in ihrer Umgebung war. Nachts musste immer ein Licht brennen, was weder für meinen Vater gut war noch für meine Mutter, denn für einen gesunden Schlaf sollte es dunkel sein. Das ist zumindest meine Meinung. Ulli, vielen Dank für deine Erfahrung. Das gibt mir Mut und lässt mich hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. Wie es nun weiter geht, werden wir sehen. Ich hoffe das Beste für uns, als Familie. Wenn es Neuigkeiten gibt, werde ich diese euch bestimmt mitteilen. Das "von der Seele schreiben" tut mir gut. |
| | | Silvi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: wie soll es weiter gehen? Fr 31 Okt 2014, 05:46 © Silvi | |
| Lieber Peter , ich lese deine Zeilen und bin traurig und Hoffnungsvoll zu gleich !
Traurig , da du im Alter meines grossen Sohnes bist und schon soviel , ja wie soll ich es ausdrücken , Erwachsener sein musst , soviel Verantwortung tragen musst , soviel ertragen musst !
Hoffnungsvoll , da ich aus deinen Zeilen lese das du und dein Papa das zusammen schaffen werdet ! Wie schön das du mit deiner Mama gern Spaziergänge machst , nimm jeden Tag mit der Mama wie er gerade ist , geniesse die Zeit mit ihr , denke nicht was noch kommen kann !
Alles liebe Silvi |
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