|
| Ich brauche dringend Hilfe - atypische Demenz | |
| |
Autor | Nachricht |
---|
Fussel Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 1358
Anmeldedatum : 31.03.13
| Thema: Re: Ich brauche dringend Hilfe - atypische Demenz Sa 05 Jul 2014, 14:06 © Fussel | |
| Eine Fixieranordnung ist für maximal 24 Stunden gültig. Nur wenn ein Arzt sich persönlich davon überzeugt hat, dass die Fixierung weiter erforderlich ist, kann diese für wiederum 24 Stunden verlängert werden. Grundsätzlich ist während der gesamten Dauer eine lückenlose persönliche Überwachung des fixierten Patienten zu gewährleisten.
Eine richterliche Genehmigung ist danach immer vom Arzt einzuholen, diese in die Wege zu leiten ebenfalls. Wenn wissentlich ohne diese Genehmigung fixiert wird, erfüllt dies den Tatbestand der Freiheitsberaubung.
Der Begriff Fixierung ist in dem Zusammenhang viel enger gefaßt, als das man einen Menschen mittels Bettgittern oder Gurten in seiner Freiheit begrenzt, sondern er umfaßt auch medikamentöse Maßnahmen, die einen Menschen daran hindern den Ort zu wechseln.
Das bedeutet, spätestens am 3. Tag muß eine richterliche Genehmigung eingeholt werden.
Grundsätzlich können Angehörige und Betreuer nicht für den Patienten entscheiden. Bei betreuten Patienten muss die Entscheidung durch das Betreuungsgericht (früher: Vormundschaftsgericht) getroffen werden (§ 1906 BGB).
Ihr könnt also prinzipiell nicht über einen Zeitraum von 3 Wochen rechtskräftig einer Fixierung zustimmen. Diese Zustimmung ist gegenstandslos und wäre so, als würde man sich eine Genehmigung unterschreiben lassen bei rot über eine Ampel zu laufen. Die Klinik, bzw. die Ärzte müssen das eigentlich wissen, daß sie sich mit diesem Verfahrensablauf im Prinzip strafbar machen .
Ich freue mich sehr, daß es für Euch nun positiv läuft und es ist sehr schade, daß man dafür erst einen Rechtsanwalt bemühen muß, aber wie man sieht die rechte Entscheidung gewesen.
Ich würde mir trotzdem die Betreuungsurkunde vom Betreuungsgericht holen, denn die hat uns damals bei der Schwiegermutter die meißten Türen geöffnet um handeln zu können.
Das war ein sehr wichtiges Dokument. Für den Schwiegervater hatten wir eine notariell beglaubigte Vorsorgevollmacht. Damit war vieles sehr sperrig zu lösen und zu organisieren.
Eigentlich hat man in der Situation genug zu bewältigen, ohne das man sich auch noch mit solchen Querälen auseinandersetzen muß. Ich habe das damals als sehr grausam und eher unmenschlich empfunden.
In jedem Fall aber war davon nichts sonderlich hilfreich.
Sollte eine Wohnungsauflösung im Raum stehen, dann ist das auch per Betreuungsurkunde oder Vorsorgevollmacht im Prinzip nicht möglich und würde die nächste Hürde bedeuten, bei der man sich schnell in die Nesseln setzen kann.
Die meißten Vorsorgeformulare aus dem Internet ect.die in der Form verwendet werden, halten einer Überprüfung nicht stand. Ich vermute, daß diese deshalb nicht immer ernst genommen werden. Letztlich können die Arzte, Ämter und Behörden die Unterschrift nicht prüfen und wissen nichts über den gesundheitlichen Zustand in der diese Vollmachten unterschrieben wurden. Ich würde davon ausgehen, daß 80-90 % der Vorsorgevollmachten, die ich vorgelegt bekomme, anfechtbar sind und ich sehe wenn die Patienten diese bei der Krankenhausaufnahme diese als Kopie zu dem Akten geben, bei den meißten, daß sie nicht das Papier wert sind auf dem sie geschrieben stehen.
Selbst mit der Betreuungsurkunde konnten viele Überhaupt nichts anfangen. Die kannten das Dokument nicht einmal, sei das bei der Sparkasse oder bei den Ärzten. Vor der Betreuungsurkunde hatte ich eine einstweilige gerichtliche Verfügung. Auch damit wußten die meißten, nichts anzufangen. Ich hätte auch ein herausgerissenes Blatt der Bildzeitung vorlegen können. Die betreffenden Mitarbeiter kannten diesen Vorgang überhaupt nicht und mußten sich erst erkundigen, in wie weit ich mit diesen Papieren für die Schwiegermutter handeln durfte.
Es gab kaum einen Behördengang, den ich nicht mehrmals wiederholen mußte, weil mit den Urkunden keiner bescheid wußte. Wieviel komplizierter das mit einer Vorsorgevollmacht ist kann man sich vorstellen. Einzig und alleine, wenn ich eine Versicherung für die Schwiegermutter hätte abschließen wollen, hätte diese Vorsorgevollmacht ( also zum Geld ausgeben) ausgereicht, aber nicht um irgendwelche Ansprüche durchzusetzen.
Mit der einstweiligen Verfügung wurde ich angeschaut, als ob ich ein Außerirdischer wäre.
Einige wenige kannten die Betreuungsurkunde, und auch damit mußte ich in einer Klinik die Verwaltung einschalten, damit der behandelnde Arzt merkte, daß er mich informieren muß und man der Schwiegermutter nicht einfach in ihrem Zustand ihren Daumenabdruck unter Operationen drücken konnte.
Alles Liebe Christina |
| | | lucky Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 694
Alter : 57
Anmeldedatum : 20.02.14
| Thema: Re: Ich brauche dringend Hilfe - atypische Demenz Sa 05 Jul 2014, 15:01 © lucky | |
| - alive208 schrieb:
Mit der praktischen Anwendung der Vorsorgevollmacht hast Du natürlich Recht. Wir hätten auch nie gedacht, dass wir trotz der Vollmacht solche Probleme haben werden. Trotzdem bin ich sehr froh, dass wir überhaupt eine haben. Ohne Vollmacht hätten wir unserer Oma glaub ich gar nicht helfen können. Ja, unsere Vollmacht wurde beim Notar erstellt und wir haben auch immer sofort mitgeteilt, dass wir vorsorgebevollmächtigt sind.
Liegt die Vorsorgevollmacht im Original in den Einrichtungen vor? Damit sie dort fotokopiert werden kann?
Ich weiß nicht, ob es Unwissenheit ist oder ob die Ärzte, Kliniken und Pflegeheime es darauf anlegen und hoffen, dass man keine Ahnung hat bzw. seine Rechte nicht kennt. Bei uns zieht sich das wirklich durch alle Bereiche. In der ersten Klinik wurde mit uns nichts abgestimmt, keine Ergebnisse ausgewertet und die Medikamente ohne Aufklärung verschrieben und abgesetzt. Wir mussten jedes Gespräch „erzwingen“. Die Krönung war dann, dass wir an einem Dienstag erfahren haben, dass unsere Oma am Donnerstag entlassen wird, obwohl es ihr weder besser ging, noch konnten wir auf die Schnelle einen richtigen Pflegeplatz finden. Ein Abschlussgespräch mit uns Angehörigen - über die genaue Diagnose und wie es jetzt weiter geht – gab es ebenfalls nicht. Erst durch Anforderung des Kurz- und Langgutachtens haben wir alles erfahren. Der betreuende Hausarzt sowie der Neurologe des Heims sind ebenfalls nicht bereit mit uns zu reden.
Das Heim weiß weder genau, wann die Ärzte im Haus sind,
Bei uns im Heim kommt der Hausarzt jeden Donnerstag um 14 Uhr und bei Bedarf. Ich denke, auch in Eurem Heim ist eine regelmäßige Visite. Wir brauchen nämlich z.B. bei der Visite eine Pflegekraft mehr, weil einer mit dem Doktor herumgeht. Das wird schon im Dienstplan so eingeteilt.
noch besteht die Möglichkeit einen Termin zur Abstimmung in ihrer Praxis zu bekommen. Das war dann auch der Grund, warum wir einen Rechtsanwalt eingeschaltet haben. Es hat jeder gemacht was er wollte....
Medikamente wurden ohne unser Wissen und ohne Aufklärung verschrieben oder die Dosis einfach erhöht. Und meiner Oma ging/geht es immer schlechter. Unser Anwalt hat uns dann mitgeteilt, dass es sich um Körperverletzung handelt und dass die Ärzte fahrlässig handeln. Unsere Vorsorgevollmacht ist in der Hinsicht zum Glück ausreichend formuliert. Wir könnten meine Oma in ihrem jetzigen Zustand gar nicht zu Hause betreuen, geschweige denn aus dem Rollstuhl usw. heben. Es ist, wenn man so eine Krankheit noch nicht erlebt hat, immer leicht zu sagen, dass man Angehörige immer zu Hause pflegen und niemals in ein Pflegeheim unterbringen würde. Die Realität sieht dann leider anders aus. Wir hätten uns das alles auch niemals so vorstellen können. Dass so eine 24-Betreuung durch die Angehörigen sehr schlaucht und gesundheitliche Folgen hat – vor allem wenn man noch arbeiten geht – kann ich voll und ganz nachvollziehen. Trotzdem hat man immer irgendwie ein schlechtes Gewissen.... Der Neurologe kommt 1 x im Monat. Auch den Termin erfährt man rechtzeitig. Meistens ist es jeden 1. Freitag im Monat.
|
| | | Quintilia Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 1155
Alter : 54
Ort : Bayern
Anmeldedatum : 01.10.13
| Thema: Re: Ich brauche dringend Hilfe - atypische Demenz Di 08 Jul 2014, 20:22 © Quintilia | |
| Wie schön und beruhigend, dass ihr nun doch an einen Arzt gekommen seid, der mehr Interesse und Feingefühl aufbringt und zumindest die Medikamentenspirale durchbrochen hat.
Seid euch aber im Klaren, dass ein Antdepressivum über ca. 8 Wochen eingenommen werden muss, bis es volle Wirkung zeigt.
Alles Liebe für die Oma und weiterhin viel Kraft und Gelassenheit für euch |
| | | Silvi Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 2794
Alter : 58
Ort : Geb. Bochum , wohnhaft Kamen
Anmeldedatum : 12.04.13
| Thema: Re: Ich brauche dringend Hilfe - atypische Demenz Di 08 Jul 2014, 22:01 © Silvi | |
| Ich freue mich zu lesen das ihr einen Arzt ( wenn auch durch Zufall ) gefunden habt ,der sich Zeit genommen hat ,zugehört und auch mit der Oma gesprochen hat !
Ich Drücke die Daumen das es jetzt besser wird da die Medis teils gestrichen und reduziert worden sind !
Der Oma wünsche ich wirklich das es ihr bald besser geht. Die Angst und Panik verschwindet !
Alles liebe und kämpft weiter für die Oma ,sie braucht euch ! |
| | | | Ich brauche dringend Hilfe - atypische Demenz | |
|
Ähnliche Themen | |
|
| |