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kurt "GELÖSCHTER USER"
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| Thema: Ausgrenzung von Dementen So 01 Dez 2013, 16:04 © kurt | |
| Ausgrenzung von Dementen
Seit 9 Jahren bin ich bei einem Männergesangsverein. Ich erfuhr jetzt, daß ein 81-jähriges Mitglied dement sei. Seine Frau soll berichtet haben, er sei so verwirrt das sie nicht mehr weiter weis . Der Berichterstatter meinte nur, daß wir mit ihm nicht mehr rechnen könnten. Was mich dabei bestürzt ist, daß dies so hinten herum mitgeteilt wird als wenn sein Zustand eine zu vertuschende Schande wäre. Der betreffende hat mehrere Jahrzehnte dem Verein angehört und wenn krankheitsbedingt sein Verhalten nicht mehr gesellschaftskonform sein sollte so gehört er doch weiter zu uns und sollte diese Zugehörigkeit auch erleben können. So bleibt er anscheinend bei seiner Frau gesell-schaftlich ausgegrenzt oder muß in ein Heim. Sollten die Regeln was gesellschaftskonfom ist nicht der Realität angepasst werden und Älteren und Kranken auch ein unübliches Verhalten zugestehen ohne sie auszusondern? Meine bisherigen Erfahrung bei krankheitsbedingtem Fernbleiben sind, daß diese, und ihre erbrachten Leistungen einfach vergessen werden. Sie leben weiter, sind aber für die Gruppe bereits gestorben.
Kurt |
| | | Silvi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Ausgrenzung von Dementen So 01 Dez 2013, 18:21 © Silvi | |
| Lieber Kurt , leider ist das in unserer Gesellschaft so ! Wenn du nicht so funktionierst oder anders aussiehst , nicht mit der Mode gehst oder Behindert bist , keine Modellmaße hast , tja dann hast du verloren !
Es ist traurig zu sehen das ältere Menschen die ihr Leben lang hart gearbeitet haben , " AUSGSONDERT und / oder VERGESSEN werden !
Nicht mehr dazu gehören dürfen weil sie langsam , vergesslich oder nicht mehr "GESELLSCHAFTSFÄHIG " sind !
Ich finde gut das du dich für den Chorfreund einsetzt , wer weiß vielleicht ist ja das Singen genau das was er im Moment braucht und ihm Lebensfreude schenkt ! |
| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: Ausgrenzung von Dementen So 01 Dez 2013, 21:43 © Admin | |
| Lieber Kurt Eigentlich besteht der Wert einer jeden Gruppe oder Zugehörigkeit darin, das trotz Krankheit oder Demenz jemand weiterhin dazu gehören darf. Ich finde es toll, das du es auch so siehst und mit Sicherheit, dich soweit möglich bei den anderen Chormitglieder dafür stark machen wirst. Vor allem hoffe ich aber, das die Frau deines dementen Kollegen die Notwendigkeit der Integration ihres Mannes nicht verwehren wird. Denn wie Silvi schon geschrieben hat, denke auch ich, das gerade das Singen ihm viel Lebensqualität zu schenken vermag und ihn für Augenblicke auch seine Krankheit vergessen lässt. Ich drücke ganz fest alle meine Daumen das er weiterhin bei euch zugehörig sein darf und ihm das nicht verwehrt wird. Das sich der ganze Chor geschlossen dafür einsetzen wird und ihn als treues Mitglied gerne weiterhin in eurer Mitte haben möchte.
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Ausgrenzung von Dementen Mo 02 Dez 2013, 06:25 © Rita | |
| Lieber Kurt,
ja, leider ist unsere GEsellschaft so, ist jemand "anders" grenzt man ihn aus. Warum, das weiss ich auch nicht. Vielleicht aus Angst, man könnte im Alter selber mal so werden? Vielleicht weil man es einfach nicht sehen will? Ich weiss es nicht. Ich bin mit einem behinderten Cousin auf gewachsen, vielleicht sehe ich deshalb das bisschen anders als die Mehrheit der Menschen. Bei mir gehört das einfach dazu. Und ist jemand krank oder "anders", so gehört er einfach eben auch dazu.
Vater war auch so, wie du das bei der Frau beschrieben hast. Er wollte mit Mama auch in kein Restaurant (wir hatten sie einladen wollen, er winkte ab), wollte auch nirgendwohin mehr eingeladen werden zum Essen, alles wegen Mama (angeblich). Weil sie könne nicht mit Messer und Gabel essen, usw. Man müsse sich schämen weil sie statt der Gabel immer das Messer nehmen wolle. Ich fand das so beschämend wie er über meine Mutter gesprochen hat, hab ihm dann auch meine Meinung dazu gesagt. Bewirkt natürlich nichts. Er hat seine Meinung und ändert die nie.
So wird es wohl auch bei der Frau sein. Leider. Ich fände es so schön wenn der Mann trotzdem noch zu euch kommen dürfte. Ich erinnere mich da an Hermine, die doch ihren Mann auch ab und an zum Stammtisch "schickt". Das ist so wunderschön, finde ich. So soll es auch sein. Nicht weil jemand krank ist, und "anders" muss man ihn ausgrenzen. Dann erst recht braucht er die Freundschaft.
Rita |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Ausgrenzung von Dementen Mo 02 Dez 2013, 07:22 © dirtsa66 | |
| Lieber Kurt, ich seh es zu einem gewissen Grad auch bei Mama in der HG. Die Nicht-Dementen (nein, eigentlich nur unsere drei Nörgeltanten) sind nicht immer begeistert, wenn die Dementen mit ihnen am Tisch sitzen (sind nicht immer still wenn was vorgelesen wird, kleckern beim Essen, greifen überall mit den Fingern rein usw.). Gestern hat sich auch eine beschwert, "dass die eine Pflegerin heute ja immer nur bei der Frau.... war" . Fast ein bisschen eifersüchtig. Na klar, Frau... (Mamas Bettnachbarin) kann ja nichts mehr alleine essen und trinken, natürlich saß die Pflegerin bei der Adventfeier bei ihr. Mama war ja versorgt, da ich da war. Diese Dame ist meiner Meinung nach im Anfangsstadium der Demenz (was sie natürlich nicht merkt oder wahrhaben will) und ich weiß, dass sie es gar nicht mag, wenn die drei Dementen beim Vorlesen mit am Tisch sitzen (vor sich hinschimpfend: die gebn ja ka Ruh). ich denk mir dann immer: sie weiß es nicht besser und wer weiß, wie es ihr in ein paar Jahren geht, aber irgendwie tut es schon auch weh, das zu hören. Alles Liebe Astrid
Anteilnehmende Freundschaft macht das Glück strahlender und erleichtert das Unglück - Marcus Tullius Cicero |
| | | KarinMeyer Neu im Forum
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| Thema: Gruppenzugehörigkeit Mo 02 Dez 2013, 12:34 © KarinMeyer | |
| Dieses Thema ist schwierig.
Das eine ist, dass man nicht Andere- in diesem Fall- Demenzkranke - von vorneherein ausgrenzen soll aus ihrem bisherigen sozialen Leben, sondern solange es geht, ihnen dieses ermöglichen sollte. Aber was heißt das? Bei meiner Mutter war es so, dass wir sie nach ihrem Einzug in die Wohngemeinschaft noch ca 1/4 Jahr abends zu unserem wöchentlichen Kreis aus unserer Kirchengemeinde abgeholt haben und sie dabei war. Bis wir merkten, dass nicht nur sie die Gruppe sprengte, da sie alles nochmals erklärt bekommen mußte, sondern auch, dass sie sauer wurde, wenn es sich nicht um sie drehte, wie bei einem Kleinkind- eben eifersüchtig. Dadurch hatten wir dann mehr damit zu tun, sie wieder emotional fröhlich zu stimmen, als das das Dabeisein in der Gruppe ihr gut tat. Und zu diesem Zeitpunkt haben wir dann gesagt, wir lassen es lieber, und kümmern uns mehr in einer 1 zu 1 Betreuung um sie.
Ähnliches erleben wir jetzt mit ihr und dem Gottesdienstbesuch, zu dem wir sie auch noch wöchentlich abholen. Auch hier versteht sie natürlich vieles nicht mehr, aber bislang tat es ihr gut, die anderen Bekannten und Freunde zu treffen und zu grüßen. Aber wehe, einer übersieht sie, dann ist Ärger angesagt. Außerdem möchte sie auch nicht das Essen in der WG verpassen, sodaß wir sie immer gleich wieder nach Hause fahren mußten. D.h jetzt haben wir erstmal gesagt, wir holen sie zweimal im Monat ab. ich will damit sagen, man muß immer abwägen, was dem Demenzkranken wielange gut tut und danach entscheiden, wie man sich verhält und wie man in der Öffentlichkeit erscheint. Nur aus Scham sollte man sicherlich den Demenzkranken nicht vom sozialen Leben abhalten, aber aus Rücksichtnahme zu dem Erkrankten muß man prüfen, was noch sinnvoll ist. |
| | | stellanne Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Ausgrenzung von Dementen Mo 02 Dez 2013, 15:05 © stellanne | |
| Mir gefällt Deine Anteilnahme, lieber Kurt und ich denke, sofern sich der Erkrankte in der Gruppe noch wohlfühlt, so lange sollte ihm die Dazugehörigkeit nicht "verwehrt" werden.
In Dortmund, in dem Pflegeheim ich arbeitete, gab es eine Kapelle für die Bewohner. Alle sollten - wenn sie wollten - an dem jeweiligen Gottesdienst teilnehmen können.
Irgendwann bürgerte sich die Creme della Creme des Stadtteils in besagter Kapelle ein. Sie kamen mit ihren Pelzmäntelchen und Hütchen aus Zobel, den überaus teuren Stöckelschuhen daher stolziert, immer schauend, ob auch ein jeder gebührende Bewunderung walten lasse und es wurde mit den Jahren unendlich schwierig, überhaupt noch einen Platz für die Leute aus unserem Hause zu ergattern.
Eines Tages stand ich ganz hinten, außerhalb der Reihen mit einer Dame im Rollstuhl, die ebenso an Demenz erkrankt war. Sie zischelte des öfteren dazwischen, ohne jedoch wirklich den Gottesmann vorne in seiner Lautstärke zu beeinflussen. Ungehörige Blicke wurden in unsere Richtung geworfen und meine Wut und Entrüstung fand nur wenig halt. Meine Hände krallten sich vor verhaltenem Kummer und Zorn um die Griffe des Rollstuhls. Der Diener Gottes flüsterte einem seiner Untertanen etwas ins darreichende Ohr, worauf ich von jenem jungen Mann aufgefordert wurde, umgehend den Kirchenraum zu verlassen. Später wurde ich zur Heimleiterin zitiert und wir diskutierten, ohne uns wirklich von unseren Meinungen und Ansichten abzuheben. Sie war ganz auf meiner Seite, konnte sich jedoch dem Diener Gottes und seinen Herrscharen leider nicht erwehren.
Es gehört oft mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als ihr treu zu bleiben.
Es hat sich noch immer nichts in dieser Welt geändert und ich denke, es wird auch so bleiben. Es wird immer Ausgrenzungen von Menschen geben, die nicht der sogenanten "NORM" entsprechen.
L`arte di essere amati consiste nell amare gli altri.-------Die Kunst, geliebt zu werden, besteht darin, die anderen zu lieben.
Nie wieder in all den Jahren betrat ich das Refugium jener Leute. Das Wort Refugium bedeutet Unterschlupf und es wird eben immer Menschen geben, die alles ihr EIGEN nennen.
Nicht das Thema ist schwierig, liebe Karin-----------es sind die Menschen, die schwierig und uneinsichtig sind!
LG
Stellanne --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.
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| | | KarinMeyer Neu im Forum
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| Thema: Re: Ausgrenzung von Dementen Mo 02 Dez 2013, 15:16 © KarinMeyer | |
| Liebe Stellane, ich verstehe deine Entrüstung über diesen Pastor, und leider war es zu Jesu Zeiten mit den Pharisäern nicht besser.
das heißt aber nicht, dass es in jeder Kirche so sein muß, und wenn du meinen Bericht gestern im Fernsehen oder später im Internet gesehen hast, hast du sehen können, wie meine Mutter dort bei uns in der Kirche willkommen geheißen wird. Aber sie fordert aufgrund ihrer Krankheit die ungeteilte Aufmerksamkeit, und wenn das aus Versehen nicht passiert, wird sie eben böse und ärgerlich. Und das kann niemand in einer Gruppe leisten, das kann ich teilweise sogar nicht leisten. Wenn ich sie besuche, und mich mit jemand anderem unterhalte, wird sie muksch- wie man in Hamburg sagt- und es kostet Kraft, sie da wieder rauszuholen. Das meinte ich damit. Das sie mal was sagt, was evtl nicht paßt, war nicht die Sache, sondern dass ihre Emotionen ärgerlich wurden, das ist das schwierige, was ich meine. und das ist leider - zumindest bei einigen Demenzkranken - der Krankheitsverlauf, dass sie immer mehr nur die Einzelzuwendung benötigen. |
| | | stellanne Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Ausgrenzung von Dementen Mo 02 Dez 2013, 17:29 © stellanne | |
| - Zitat :
- sofern sich der Erkrankte in der Gruppe noch wohlfühlt, so lange sollte ihm die Dazugehörigkeit nicht "verwehrt" werden.
Liebe Karin und ja, ich habe mir selbstverständlich die Sendung angesehen und Dich live zu erleben war schon beeindruckend. Weißt Du Karin, ich meine die Ausgrenzungen im Allgemeinen und das Streben nach Vollkommenheit der Menschen im Besonderen. Es ist nicht nur in der Krankheit ein Tabu, diese mit Akzeptanz zu begegnen, sondern in der Unvollkommenheit des Seins. Sei es in der Religion, der Nationalität und der Verschiedenartigkeit des Zusammenlebens, der Liebe im ganz Besonderen. Sicher gibt es auch liebenswürdige gläubige Männer und Frauen aber ich habe bereits in meiner Kindheit die schrecklichsten Szenen erleben müssen zwischen Pfarrer oder gar Ordensschwestern. Es gibt sie, die NETTEN, daran hege ich keinen Zweifel und auch wenn ich nicht zum Gottesdienst erscheine, so glaube ich dennoch und sehe mir gerne Kirchen an. Nicht nur von außen, sondern im Inneren steckt die Mystik.. Die besten Grüße an Dich!
Stellanne --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
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| | | kurt "GELÖSCHTER USER"
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| Thema: Re: Ausgrenzung von Dementen Mo 02 Dez 2013, 18:07 © kurt | |
| Liebe Silvi, Ursula, Rita, Astrid, Karin, Stellanne,
vielen Dank für Eure Antworten.
So wie ich den Mitsänger (Horst) erlebt hatte konnte ich gut mit ihm diskutieren, obwohl wir des öfteren auch unterschiedlicher Meinung waren. Seit etwa Sommer viel mir auf, daß er immer ruhiger und zurückgezogener wurde. Wenn ich ihn ansprach antwortete er nur noch knapp. Ich selbst bekam den Horst seit einigen Wochen nicht mehr zu sehen. Daher könnte die Möglichkeit bestehen, daß er in der Gesellschaft nicht unangenehm auffallen würde sondern die Sorgen seiner Frau eine Teilnahme verhindern. Wenn er damals sein Auto nicht mehr gefunden haben soll so wäre das Umfeld davon nicht betroffen. Als langjähriger Zahnarzt und Ehrenmitglied unseres Vereines wäre er in unserer Gemeinde den Respektspersonen zuzuordnen. Daher befürchte ich, daß seine Frau ihn, wegen seiner Verhaltensänderung von der Öffentlichkeit fernhalten könnte. Auf jeden Fall kam er seit einigen Wochen nicht mehr zu den Chorproben oder zu sonstigen Treffen. Damit hätte er auch keine Möglichkeit sich in unserer Gruppe wohl zufühlen. |
| | | stellanne Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Ausgrenzung von Dementen Mo 02 Dez 2013, 19:15 © stellanne | |
| Hallo Kurt, vielleicht muß Horst`s Gattin erst lernen, mit der Situation umzugehen. Jeder versucht es auf seine Weise. Aber es gibt auch Menschen, die nicht einsehen, auch nicht nach Jahren, dass der Angehörige ein anderer geworden ist und noch immer auf dem Pfad des Anderswerden dahinstolpert.
Es fällt oft so schwer JA zum Leben zu sagen. Erst recht nicht, wenn es sich verändert. Es gibt immer wieder auch Menschen die sagen - Ja - aber - !
Die besten Grüße!
Stellanne --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
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| | | kurt "GELÖSCHTER USER"
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| Thema: Re: Ausgrenzung von Dementen Mo 02 Dez 2013, 21:03 © kurt | |
| Liebe Stellane,
ich glaube es liegt nicht nur an der Frau vom Horst, sondern an der Einstellung in unserer Gemeinde. Wir haben etwa 12000 Einwohner, haben im Raum München mit die höchsten Wohnkosten. Der erfolgreiche Einwohner hat sein Häuschen mit Garten und die Welt ist in Ordnung. Wenn ein ausgeschiedener Sänger oder ein passives Mitglied einen runden Geburtstag hat und zu erwarten ist das er uns bewirtet so gehen wir am Geburtstag zu ihm und singen in seinem Garten ein Geburtstaqgsständchen. Die sich nicht so großzügig zeigen können bekommen nur eine Glückwunschkarte. Weil sich der Horst bei uns bisher stets spendabel zeigte, was für eine „Schande“ ist es dann wenn er sich jetzt nicht mehr repräsentativ darstellen kann.
Beim Kirchenchor hatten wir einen (ehemals Automechaniker) welcher sich sehr für den Chor und die Kirche engagiert hatte. Seit einem Schlaganfall wird er wegen Sprachstörung schlecht verstanden. Singen ging nicht mehr. Sich logopädische Therapie verschreiben zu lassen ging nicht weil er etwa 5 km außerhalb wohnt und seine Frau ihn nicht ständig zur Therapie bringen kann. Durch diese Schwierigkeiten ihn zu verstehen begann er immer lauter zu reden was schließlich störte. Als der Kirchenchor eine Feier hatte bei welcher auch ehemalige Chormitglieder eingeladen werden sollten machte ich mich dafür stark das er mit einbezogen wird. Vorwurfsvoll wurde ich darauf hingewiesen, er sei nicht mehr im Chor worauf ich vorwurfsvoll konterte was er alles für uns geleistet hat. Er wurde schließlich auch eingeladen, störte mit seinem lauten Reden den Ablauf der Feier worauf er seitdem in der Versenkung verschwunden ist.
Als ich, nach meiner Erkrankung, mich schwerbehindert nur mit Rollator fortbewegen konnte wurde ich zeitweise mit dem Auto befördert weil ich ohne Einschränkung singen konnte und Knappheit an männlichen Chormitgliedern herrscht.
Die Silvi hat die Problematik gut dargestellt.
Kurt |
| | | stellanne Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Ausgrenzung von Dementen Di 03 Dez 2013, 14:41 © stellanne | |
| Lieber Kurt!
Ja-------kurz und bündig hat Silvi das gesellschatliche Dilemma beschrieben. Da gibt es nichts hinzuzufügen und dennoch könnte man schreien angesichts der labilen Mitbewohner auf dieser Erde. Und das in jeder Epoche. Ein jeder kann nur im Kleinen das SEINE dazu beitragen, Gutes zu denken und Gutes zu tun. Würde ein jeder so sein wie Du, Kurt, würde die Welt eine andere sein.
Wer das Böse nicht verurteilt, läßt zu, dass es geschieht. ( da Vinci )
Im Angesicht des "Haben und Sein" denke ich aber, es wird in der Welt wenig Hoffnung getragen. Anders zu sein erzeugt Hass und Ablehnung. Menschlichkeit und Anerkennung der Würde als Mensch oder auch Tier, der allgemeinen Schöpfung, sollten das Miteinander im Leben prägen.
Die besten Grüße!
Stellanne --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
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| | | hermann hunecke Wohnt oft hier
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| Thema: ausgrenzung bei demenz Do 17 Apr 2014, 19:24 © hermann hunecke | |
| lieber kurt, auch ich habe die Erfahrung gemacht. war selber 25 Jahre bei der kirche angestellt,war mit meiner Mutter, die ebenfalls dement war, zum geburtstag beim pastor, der mir auch deutlich machte, daß meine mutter störte, damals habe ich weinend die feier verlassen,jetzt hat mein mann ebenfalls diese krankheit und ich bin vorsichtig geworden bei besuchen von freunden, ich merke auch immer wieder wie freunde sich zurückziehen.aber wir sind alle nur menschen,wir müssen ihre reaktionen verstehen lernen. gruss karin u. hermann hunecke |
| | | Lichtblick Ist hier Zuhause
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| Thema: Ausgrenzung von Dementen Do 17 Apr 2014, 21:59 © Lichtblick | |
| Das ist wirklich ein heißes Thema.Verwandte verstecken oder verleugnen ihre dementen Angehörigen.Aus meiner Arbeit mit demenzerkrankten weiß ich wie wichtig der Kontakt nach außen und in der Familie ist.Deshalb gehe ich mit meinen dementen Leuten Einkaufen,ins Cafe,zum Gottesdienst,Tanzen,Gruppentreffen,Essen ect. dort erwähne ich direkt das meine Begleitung erkrankt ist.Es gab noch nie Probleme deswegen. In Altenheimen findet sogar Mobbing statt unter dementen und nicht dementen. Wenn ich das mitbekomme greife ich gleich ein und kläre die Leute auf.Nun helfen die nicht dementen den dementen.Das ist manchmal richtig rührend.Aufklärung über die Krankheit ist wichtig.Es gibt Leute die damit umgehen können und auch welche die es nicht können/ wollen. Wegen diesem Pastor wäre ich direkt aus der Kirche ausgetreten (ist nur meine Meinung). Liebe Karin, sei stark und gehe weiterhin in die Öffendlichkeit. " Bewußt Leben für Menschen mit Demenz" LG Lichtblick |
| | | hermann hunecke Wohnt oft hier
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| Thema: Re: Ausgrenzung von Dementen Fr 18 Apr 2014, 08:19 © hermann hunecke | |
| hallo lieber lichtblick, danke für antwort,wollte erklären mit den priestern, sind alle nur menschen und selber krank, für viele ein ort, wo sie ihre krankheiten leben können, bin selber in religion ausgebildet, und habe mich beschäftigt mit meinem glauben können oder nicht.ich habe auch andere priester kennengelernt, die meiner mutter einen kuss auf die wange gaben und andere die täglich dieses Büro betraten, sich aufregten. weil meine Mutter da war, das waren die ganz normale christen.Jeder Mensch ist teufel und engel! alles liebe karin und hermann |
| | | Marie Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Ausgrenzung von Dementen Fr 18 Apr 2014, 12:53 © Marie | |
| Da ich schon verschiedentlich darüber gelesen habe, daß z.B. in Hotels sich Urlauber sogar darüber beschweren, daß Behinderte (geistig oder körperlich) nicht mal im gleichen Lokal an Nebentischen toleriert werden, kann ich meine Freundin nur bewundern. Ihr Sohn (Mitte 40) leidet an Chorea Huntigton und sie wird nach den Feiertagen mit ihm und der Enkelin (Schulkind) in Urlaub fahren und im Hotel wohnen und essen. Ich habe ein bißchen Bedenken. Auch wenn das Personal - wie bisher immer - kooperativ ist, weiß ich nicht ob ich Anwürfe von anderen Gästen so einfach wegstecken könnte. Ob es ihr Sohn kann, weiß ich natürlich auch nicht.
Da kannn ich sie nur bewundern, daß sie sich das zutraut. |
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