|
| Der Demenzkranke im Krankenhaus | |
| Autor | Nachricht |
---|
lucky Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 694
Alter : 57
Anmeldedatum : 20.02.14
| Thema: Der Demenzkranke im Krankenhaus Sa 01 März 2014, 12:51 © lucky | |
| Sind Eure Erfahrungen dahingehend auch eher bescheiden?
Habt Ihr auch das Gefühl, dass Demenzkranke deutlich eher und in schlechtem AZ aus dem Krankenhaus entlassen werden als andere Patienten? Kann man jemanden in katastrophalem Zustand einfach so entlassen, nur, weil er nervt?
Ich kenn es von meiner Schwiegermutter so und auch von den Bewohnern unserer Einrichtung. Die kommen ungewaschen, ungekämmt, mit ungeputzen Zähnen/Prothesen, die Männer unrasiert etc. zurück. Da sieht man, dass Pflege klein geschrieben wird dort.
Natürlich gibt es in Krankenhäusern Personalmangel, aber: darf das so ausarten? |
| | | Beethoven Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 389
Alter : 68
Ort : Brandenburg
Anmeldedatum : 27.05.14
| Thema: Re: Der Demenzkranke im Krankenhaus Di 27 Mai 2014, 20:35 © Beethoven | |
| Diese Erfahrung habe ich auch gemacht, mein Mann ist an Alzheimer erkrankt, er ist aber erst 58 Jahre alt. Da er einige epileptische Anfälle hatte, sollte er zur Einstellung von Medikamenten ins Krankenhaus. Dort habe ich aber festgestellt, dass die Ärzte und das Krankenhauspersonal gar nicht mit Alzheimererkrankten umgehen können. Da er selbst Angst vor neuem und unbekannten hat, war die Situation auch so schon unerträglich. Aber auf der Station wurde er erst ans Bett fixiert und in eine Gummizelle gesperrt, ohne Toilette, ohne Klingel. Das Bett wurde am zweiten Tag entfernt und er hatte nur noch eine Ledermatratze. Er hatte im Raum uriniert, auch nach drei Stunden hatte noch keiner die Pfütze weggewischt. Ich habe ihn dann einfach nach Hause geholt und hatte vier Wochen keine leichte Zeit. Leicht ist es jetzt auch nicht, aber mein Mann ist doch wieder umgänglicher.
Jutta Wer liebt, vollbringt selbst Unmögliches. (Buddha) |
| | | Silvi Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 2794
Alter : 58
Ort : Geb. Bochum , wohnhaft Kamen
Anmeldedatum : 12.04.13
| Thema: Re: Der Demenzkranke im Krankenhaus Mi 28 Mai 2014, 05:40 © Silvi | |
| Ihr lieben ich bin echt erschüttert was ich vor allem bei Beethoven gelesen habe !
Das gibt es doch gar nicht das sie ihn in eine " Gummizelle " gesperrt haben , das fixieren ist , soviel ich weiß nur mit Richterlicher Anordnung gestattet !
Ich kann das echt nicht fassen , klar auf einer " normalen Station " sind sie vielleicht überfordert ,aber dann hätten sie ihn doch auf eine Geriatrische Station verlegen sollen ! |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 15093
Alter : 58
Ort : Graz, Österreich
Anmeldedatum : 24.02.12
| Thema: Re: Der Demenzkranke im Krankenhaus Mi 28 Mai 2014, 07:57 © dirtsa66 | |
| Liebe Beethoven, Da läuft es mit ganz kalt über den Rücken hinunter wen ich sowas lese. ich hab mit Mama auch sehr gemischte Erfahrungen mit Krankenhäusern gemacht. Das hat dazu geführt, dass ich fast ständig dort war, weil ich sie da nicht alleine lassen konnte. Aber fixiert ist sie nie geworden. Das was du erzählst hört sich ja an wie aus finsterer Vorzeit. Cih an deiner Stelle hätte ihn da auch raus geholt, um jeden Preis . Alles Liebe Astrid
Anteilnehmende Freundschaft macht das Glück strahlender und erleichtert das Unglück - Marcus Tullius Cicero |
| | | Lena Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 1712
Ort : Hessen
Anmeldedatum : 29.10.11
| Thema: Re: Der Demenzkranke im Krankenhaus Mi 28 Mai 2014, 08:56 © Lena | |
| Hallo Lucky, ich habe auch solche Dinge erlebt mit meiem Vater,wenn er im Krhs war. Er wurde morgens um 4.00h von der Nachtwache gewaschen, obwohl das verboten ist, rasieren war auch ein Fremdwort. Oder einfach essen hingestellt und gesagt, essen sie mal.....nach einem Schlaganfall, wo er seinen rechten Arm dazu nicht benutzen konnte.....und und und. Liebe Beethoven, mich erschaudert es auch, wenn ich deine Worte lese. Wie die anderen schon geschrieben haben, bedarf es einer gerichtlichen Genehmigung dazu. Unerhört sowas, in eine Gummizelle einsperren. Ich hätte meinen Mann auch dort, so schnell wie möglich weggeholt. Was müssen all die Menschen erleiden, die sich nicht selbst wehren können? Zum Glück gibt es uns, die Angehörigen, sie sich für sie einsetzen. Wenn ich nicht immer....unter die Bettdecke gesehen hätte, wäre so manches noch schlimmer gewesen. Dem Krankenhauspersonal kann man trotzdem keinen Vorwurf machen, denn sie sind ganz einfach unterbesetzt. Ich kann es irgenwie nachvollziehen, obwohl ich meinen "Pflegling" in guten Händen hätte und auch gut versorgt wünsche. Hoffen wir...das es nicht schlimmer wird
Liebe Grüße Lena. |
| | | Gine Ist hier Zuhause
Anzahl der Beiträge : 1643
Anmeldedatum : 12.10.10
| Thema: Re: Der Demenzkranke im Krankenhaus Mi 28 Mai 2014, 09:13 © Gine | |
| Hallo, ich denke das es sehr wichtig ist auf welcher Station unsere Lieben untergebracht werden. Mein Vater war mehrmals in der gerontopsychiatrischen Abteilung zur Medieinstellung. Dort hat man sich sehr gut um ihn gekümmert. Natürlich gibt es sehr viele Ausnahmen, aber wir hatten bisher echt Glück mit diesem KH. Wir waren auch oft präsend. Es gab aus meiner Sicht viel gut geschultes Personal dort. Wenn ich hier lese wie es auch hätte anders laufen können, wird mir echt bange. LG Gine |
| | | Quintilia Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 1155
Alter : 54
Ort : Bayern
Anmeldedatum : 01.10.13
| Thema: Re: Der Demenzkranke im Krankenhaus Mi 28 Mai 2014, 18:27 © Quintilia | |
| Ach, du lieber Gott, wenn ich das von dir bzw. deinem armen Mann lese, liebe Beethoven, muss ich echt gegen die Tränen kämpfen. Unglaublich, dass es sowas gibt!
Aber ich kann auch keine guten Erfahrungen beitragen.
Als meine Mama letztes Jahr mit FSME auf die Neurologie kam, da teilte sie das Zimmer mit drei schwerstkranken, offenbar auch dementen Frauen. Bei zweien habe ich in drei Wochen keine Angehörigen gesehen, obwohl ich täglich mehrere Stunden anwesend war. Bei der dritten Dame, die ganz offenbar dement war, kam täglich der Ehemann, auch nicht viel besser beieinander.
Mindestens genauso geschockt wie vom gesundheitlichen Zustand meiner Mutter waren mein Bruder und ich aber vor allem darüber, wie mit diesen Patientinnen umgegangen wurde. Es war wirklich schrecklich! Zwei waren nicht ansprechbar und kaum bei Bewusstsein. Bei der einen wurde zur Essenszeit immer das Kopfteil des Bettes hochgestellt, dann der Tisch in der Magengegend "festgeklemmt", der Dame (Augen geschlossen, Oberköper über den Tisch gesenkt) wurde eine Schnabeltasse mit Milchkaffee (?) in die Hand gedrückt, dann gegangen. Nach einer halben Stunde kam das Pflegepersonal zurück, hat Tablett und Tasse (beides unberührt) entfernt und auf dem Pflegeprotokoll hinter dem Bett angekreuzt, dass die halbe Portion gegessen wurde. Und das täglich! Der anderen alten Dame wurden mit Blick auf die Armbanduhr ein paar wenige Löffel "zwischen die Zähne geklemmt" und weg war "man" wieder. Natürlich angeblich "halbe Portion gegessen" angekreuzt.
Die dritte Dame (die mit dem Ehemann) war am krassesten. Sie war deutlich desorientiert. Stieg immer wieder aus dem Bett, auf dem Weg den Raum zu verlassen verhakte sie sich dann immer mit dem Infusionsständer am Bett. Wurde auf unsere Meldung hin bestimmt 10x übelst angemotzt, sie solle gefälligst im Bett bleiben. Beim 11. Mal riss sie sich dann bei dem Fluchtversuch den Zugang aus dem Handrücken, dass alles nur so spritzte. Das nächste Mal stand sie unbekleidet, kotbeschmiert, die Windel am Hintern klebend neben dem Bett, ihr Mann kniete weinend neben ihr. Er hatte mehrmals geklingelt, niemand kam. Als sie endlich kamen, bekamen beide alten Leute wieder ordentlich "Anpfiff", vor allem der alte Mann, der es inzwischen gewagt hatte, sich in den Rollstuhl neben dem Bett zu setzen. Es war kein Stuhl da. Da ist gottlob mein Bruder ausgetickt... sonst hätte ich einen Schreikrampf gekriegt..... |
| | | Quintilia Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 1155
Alter : 54
Ort : Bayern
Anmeldedatum : 01.10.13
| Thema: Re: Der Demenzkranke im Krankenhaus Mi 28 Mai 2014, 19:12 © Quintilia | |
| Ich möchte aber noch anmerken, dass es auch einige wenige Schwestern gab, denen es trotz der Hektik gelang, sehr herzlich zu sein.
Sicher ist das Pflegepersonal das unterste Glied in der "Maschinerie" Krankenhaus bzw. Pflegeeinrichtung und kann am wenigsten für Umstände wie Personalmangel etc. Es ist einfach eine schlimme Krux unserer Zeit, dass "Unternehmen" wie Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen gewinnorientiert arbeiten sollen.
Ich selber bin im Schuldienst, da ist es auch nicht anders. Es wird gespart, wo es nur geht. Leider sehr auf Kosten der Schwächsten in dieser Reihe: den Kindern! |
| | | Jürg Neu im Forum
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 3
Anmeldedatum : 26.05.14
| Thema: Der Demenzkranke im Krankenhaus Mi 28 Mai 2014, 20:40 © Jürg | |
| Zur Situation in den Krankenhäusern in Deutschland kann ich nichts sagen. Es klingt aber extrem schlimm und für mich völlig unfassbar! Ich wage einfach mal zu behaupten, soweit ich das beurteilen kann, dass es bei uns in unseren Spitälern nicht ganz so zu und her geht.
Tatsache ist aber schon, dass ein alter Mensch auf einer Akutabteilung nicht sehr umfassend betrachtet wird und möglichst rasch weitergeschickt wird - nach Hause oder in ein Heim. Mit "umfassend betrachtet" meine ich: Soziale Verhältnissen oder Gesamtsituation zu Hause wird mangelhaft mit in die Planung einbezogen. Dies liegt meiner Ansicht nach beim Fokus eines Spitals auf akute gesundheitliche, medizinische Probleme.
Leider ist auch die Pflege sehr medizinisch geprägt. Der Arzt verordnet und die Pflege führt aus. Die Wichtigkeit der Körperpflege oder Ernährung wird unterschätzt. Dies obschon in der Ausbildung - jedenfalls bei uns in der Schweiz - sehr gute Pflegemodelle und -konzepte und pflegerisches Wissen vermittelt wird.
Und ja - ich denke, dass Pflegende (und viele Ärzte sowieso) eine schlechte Emotionale Intelligenz haben. Ihre Fähigkeit, mit Menschen umzugehen, mit ihnen zu reden, sie ernst zu nehmen, ist minimal ausgebildet. Dies ist keine Frage der Ausbildung - sondern oft einfach nicht da und ist auch nicht erlernbar.
Mir tut es wirklich sehr leid, was ich da lese. Es gibt wohl nichts anderes, als in solchen Situationen das Gespräch mit den Verantwortlichen zu suchen; allenfalls den Rechtsweg zu beschreiten und/oder an die Medien gelangen.
Es grüsst herzlich in die Runde
Jürg |
| | | | Der Demenzkranke im Krankenhaus | |
|
Ähnliche Themen | |
|
| |