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| Brauche Rat - geschlossene Demenzstation | |
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Julia Neu im Forum
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| Thema: Brauche Rat - geschlossene Demenzstation Do 19 Dez 2013, 11:54 © Julia | |
| Liebe Forumsmitglieder, nachdem ich lange Zeit eine stille Mitleserin war, habe ich mich nun angemeldet, da ich wirklich nicht mehr weiter weiß und auf Eure Erfahrungen hoffe. Kurze Vorgeschichte: Mama wurde vor 3 Jahren Alzheimer mit frühem Beginn diagnostiziert - sie war damals 63. Es begann mit Aggressionen, erst später kamen Orientierungslosigkeit und Gedächtnisstörungen. In diesem Jahr wurde ihre Unruhe auch für pflegenden Ehemann nicht mehr auszuhalten, Tagespflege und Demenzhelferin hatten nach einem Jahr auch nicht mehr weiter gewusst, wie man sie beruhigen kann, Medikamente hatte sie genug, aber nichts half. Im August unterschrieben wir schweren Herzens den Vertrag mit einer geschlossenen Demenzstation ( wg völligen Orientierungslosigkeit), in einem Heim,der uns am menschlichsten und nettesten erschien. Eine kleine Station, 20 Leute, hauptsächlich Einzelzimmer, zugängliche Schwester, zufrieden wirkende Bewohner. Doch innerhalb von 2 Monaten ging es mit Mama dort steil bergab - neben Verschlechterung der Demenz kam immer mehr Unruhe, sie begann nachts rumzuwandern, verrirrte sich in andere Zimmer , störte die Menschen , bekam auch ab und zu Schläge, schlug selber zurück... Der behandelnde Neurologe hat nach einigen misslungenen Sedierungversuchen Mama zur medikamentösen Einstellung auf die geschlossene Psychiatrie eingewiesen. 8 lange Wochen haben die Ärzte fast alles was es gibt ausprobiert, um sie etwas zu beruhigen, sie aus ihren Ängsten zu befreien, sie halbwegs zum schlafen zu bringen. Ich bin in dieser Zeit zum Experten in Sachen der Neuroleptika geworden und ihres Nutzens/ Nichtsnutzens bzw Nebenwirkungen bei schweren Demenz...Immerhin, obwohl Mama dort zum Teil inkontinent wurde und 10 Kilo verlor, samt Großteils ihres Verstands, haben die Ärzte sie mit Hilfe von Medis soweit bekommen, dass sie nachts bis 5 schläft und mit Hilfe eines Vorsatztisches zum Essen sitzen bleibt. Auch allgemein ist sie etwas ruhiger, wenn auch sedierter geworden. Doch die Ärzte versicherten- das ist der bestmögliche Zustand, mehr gehts nicht. Gestern wurde Mama zurück ins Heim verlegt. Sie lächelte, sie erkannte sogar die Pfleger, die sie freundlich begrüssten und einige Bewohner, aber sie fühlte sich wieder völlig orientirungslos und fehl am Platz. Ich blieb mit ihr beim Essen, half ihr ins Bett, brachte sie zum schlafen. Der Telefonat heute morgen brachte mich voll aus der Fassung: Mama schlief von 9 bis halbfünf, danach wanderte sie wieder rum, kam ins Zimmer einer alten Bewohnerin, rieß bei der das Nachthemd auf, beschmieß sie mit Kopfkissen, blieb beim Frühstück nichts sitzen, aß im stehen- dafür aber zwei Portionen...Dies alles wurde mit viel Tragik vorgetragen, so dass ich mich richtig schuldig fühlte, was für ein Monstrum meine Mutter ist. Ich habe seit langem das Gefühl, dass diese geschlossen Demenzstation, für die immerhin ein richterlicher Beschluss gilt und un dafür ein Gutachten auch notwendig ist, für irgendwelche " Wunschdementen", aber nicht für solche wie meine Mama vorgesehen ist. sie arbeiten nach irgendeinem Modell, dass weder Vorsatztische noch Zusperren im Zimmer zulässt. Schön und gut - aber dann haben Nachts aber auch nur eine Person auf Station und sonst höchstens 3 Pfleger pro Schicht. Vor ihren Krankenhauseinweisung wurde mir ständig zu verstehen gegeben, dass so ein Fall wie meine Mama sie noch nie hatten, dass sie viel zu unruhig ist, dass sie nachts nicht schläft, dass sie rumwandert und die Ruhe der anderen stört und die allgemeine Atmosphäre auf Station dadurch aus den Fugen gerät. Schlage ich im Internet nach, dann lese ich, dass all das zur Demenz gehört und dagegen wirklich noch keine Kraut gewachsen ist. Ich fürchte nur eins- dass sie Mama entweder wieder in ein KH " abschieben" oder auch mir nahelegen werden, eine andere Unterbringung zu suchen. Doch wo soll ich mir ihr hin, mehr als eine geschlossen Station gibt es doch nicht? Wie verhalte ich mich richtig mit den Pflegern, soll ich sie auf ihre " Pflichte" hinweisen, soll ich Gespräch suchen, gemeinsame Überlegungen anstellen , wie wir es schaffen sollen? Ich bin nun wirklich kein Konfliktmensch, aber welche Recht habe ich und welche das Heim? Können sie Mama einfach so kündigen? Ich möchte sehr gerne Eure Meinungen zu dieser Situation hören - und danke allen voraus, die sich melden werden!
LG
Julia |
| | | Paula Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Brauche Rat - geschlossene Demenzstation Do 19 Dez 2013, 12:41 © Paula | |
| Hallo Julia, herzlich willkommen hier im Forum. Ich kann mir gut vorstellen, dass du beunruhigt bist. Suche das persönliche Gespräch mit der Pflegedienst- oder Heimleitung. Sie müssen mit dir klären, wie es weiter gehen soll, wenn sich der Zustand deiner Mutter nicht ändert. Es scheint ja auch eine Spezialeinrichtung zu sein, wo es immer mal wieder auch Extremfälle geben wird. Welche Beschäftigungs- oder Therapieangebote gibt es dort? Bekommt deine Mutter Physio- und/oder Ergotherapie? Schließlich ist es für deine Mutter wieder eine Umstellung, vom KH ins Heim. Ich hoffe für euch, dass das Heim sie weiter betreut, und du nicht auf die Suche nach einer neuen Einrichtung, gehen musst. Liebe Grüße Paula |
| | | quid.novi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Brauche Rat - geschlossene Demenzstation Do 19 Dez 2013, 20:08 © quid.novi | |
| Liebe Julia,
bleibe standhaft, wenn dir erzählt wird, so einen Fall hätte man noch nie gehabt......
Da würde ich lachen. Deine Mutter ist kein Monstrum.
Du musst dich wirklich reinhängen, so blöd es klingt, und die richtige Unterbringung für deine Mama finden.
Viel Kraft wünsche ich dir und dass es klappt , das richtige Heim für deine Mama zu finden.
Ganz liebe Knuddel-Grüße
Anita
PS.: Ich wünsche und hoffe, dass Du/ihr das bis Weihnachten hin bekommt
Ein ruhiges Weihnachtsfest für dich
("Augen AUF und durch" , denn mit "Augen zu und durch" ist einem nicht geholfen, man muss schon gucken, gegen welche Wand man rennt) |
| | | stellanne Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Brauche Rat - geschlossene Demenzstation Do 19 Dez 2013, 20:36 © stellanne | |
| Liebe Julia!
Bei allem, was ich selbst erlebte und noch immer erlebe, mich wie ein Maulwurf durch die Berichte der anderen Forum - Mitglieder wühlte, stelle ich bei Deinem Bericht mal wieder fest, dass keine Tür fest verschlossen bleibt, es immer wieder andere erschreckende Ansichten und Erleben bei der Krankheit bereitgestellt werden.
Meine Mutter war ebenso für 3 Wochen in einer geschlossenen Anstalt, danach war sie monatelang ruhig wie ein Lämmchen. Das hat sich geändert, rapide aber ich kenne selbst aus dem Altenheim in dem ich arbeitete, genau die selben Symptome von Erkrankten, wie Du sie von Deiner Mutter beschreibst. Es wurde ein ewiges Martyrium des Erkrankten selbst und vor allem der Angehörigen.
Redet mit den Verantwortlichen vor Ort, dort, wo Deine Mutter jetzt ihr Leben fristet. Eigentlich sollte das Heim, insbesondere das Pflegepersonal, mit den Begleiterscheinungen einer Demenz umgehen können. Notfalls würde ich eine andere Einrichtung vorziehen!
Wichtig ist ein Guter Psychologe oder Neurologe, den zu finden oftmals wahrhaft schwierig wird. Ihr müßt es versuchen und vor allem, den Mut nicht verlieren!
Liebe Grüße an Dich!
Stellanne --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.
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| | | Margitta Neu im Forum
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| Thema: Liebe Leidensgenossin Julia Do 19 Dez 2013, 22:50 © Margitta | |
| den Bericht hätte ich auch geschrieben haben können. Nervlich bin ich fast am Ende und habe schon sehr nah am Wasser gebaut.Es kostet wahnsinnig viel Kraft und ich komme auch langsam an meine Grenzen.Meine Mutter hat auch diese nächtliche Unruhe und hat auch die Pfleger in der geschlossenen Psychiatrie auf Trapp gehalten. Am Montag wird sie entlassen und kommt in ein Heim für Demente. Leider habe ich nur eine handgeschriebene Betreuervollmacht vom letzten Jahr- da war sie noch richtig fit- und Patientenverfügung von ihr, die leider-weil nicht vom Notar- nicht anerkannt wird.Ich kann nur jedem empfehlen alles notariell machen zu lassen, sonst hat man keine Chance sich um die Angelegenheiten der eigenen Mutter zu kümmern. Haben heute noch einen Termin für meinen Mann und mich beim Notar gemacht, das uns so etwas nicht auch passiert. |
| | | Julia Neu im Forum
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| Thema: Danke an alle!... Fr 20 Dez 2013, 12:17 © Julia | |
| ... die mich hier unterstützt haben, es tut gut, Eure Zeilen zu lesen und die tolle Unterstützung zu erfahren. Gestern hatte ich folgendes Bild von Mama mitbekommen - sie war sichtlich genervt und gereizt von der Umgebung, alte Leute um sie herum gingen ihr auf die Nerven( es war eine schön gestaltete Weihnachtsfeier im Heim). So gut es ging hielt ich sie am Tisch, denn sie verstand absolut nicht, was da los ist, wieso die alle " jammern" ( bezog sich auf Weihnachtsliedergesang), sie wolle sich hinlegen, sie mag hier nicht sein. Meine Mutter - ähnlich wie ich das in einem der Berichte hier gelesen hab - lehnt alle Mitbewohner ab, doch sobald ich oder Papa weg ist, klammert sie sich ans Personal oder Mitbewohner und sucht Hilfe... Ich habe mir Eure Tipps zum Herzen genommen und werde erst mal beobachten, wie sie sich einlebt. Das Gespräch mit dem Personal werde ich wohl erst dann führen, wenn sie dort einige Zeit gewesen ist. Einige Beschäftigungen werden seitens des Heims schon angeboten, aber für uns war das bis jetzt nie relevant, denn sie blieb bis zum KH- Einweisung nirgends ruhig sitzen. Ein anderes Heim zu suchen- dazu fehlt mir ehrlich gesagt im Moment die Kraft. Was wird ein anderes Heim besser machen? Personalmangel ist doch überall und solche" arbeitsaufwendige" Patienten sind nirgends beliebt. Das mit dem Neurologen ist ein schwieriges Thema. Der sie vorher behandelt hat, macht keine Hausbesuche, der " Heimneurologe" kommt alle 2 Wochen ins Haus, aber machte auf mich ziemlich desinteressierten Eindruck, im Sinne " Was kann ich schon tun?", er denkt glaube ich in erster Linie an Erleichterung für Personal als an Wohl von Mama, er hatte ihr das Neuroleptika noch un nöcher gegeben, das überhaupt nicht half. Einen neuen zu finden, der auch ins Heim käme, ist wirklich sehr sehr schwierig, aber ich suche noch. Das mit der Vollmacht hab ich nicht ganz verstanden - unsere Vollmacht ist auch handgeschrieben, doch bis jetzt war das noch nie ein Problem, ich bin bei Richtern und im KH damit gut " gefahren", da würden mich die Einzelheiten dazu interessieren!
Danke an alle nochmals!!! |
| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Brauche Rat - geschlossene Demenzstation Sa 21 Dez 2013, 15:34 © Biggi | |
| Liebe Margitta, schön, dass du dich angemeldet hast. Ich bitte dich, in der "Vorstellung der Mitglieder" ein wenig über deine Mutter und dich zu erzählen. Das ist hier so üblich, damit wir die Geschichten von den neuen Foris besser verstehen können. Danke dir dafür. LG Biggi
--- Besondere Menschen erkennst du daran, dass sie dich berühren ohne ihre Hände zu benutzen --- |
| | | Ehemaliges-Mitglied "GELÖSCHTER USER"
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| Thema: Re: Brauche Rat - geschlossene Demenzstation Sa 21 Dez 2013, 16:34 © Ehemaliges-Mitglied | |
| Hallo Margitta,
Meine Schwmutter hat mit mir zusammen vor vielen Jahren, als sie noch gesund war, eine Patientenverfügung, eine Betreuungsvollmacht und eine Generalvollmacht augfefüllt und unterschrieben. Ohne Notar. Als sie an Demenz erkrankte habe ich die rechtliche Betreuung erhalten. die Richterin fragte nach Vollmachten die Mutter unterschrieben hatte. Ich schickte ihr Kopien davon und diese wurden amtlich geprüft und waren in Ordnung. Ich glaube , man muss nicht unbedingt zum Notar gehen.
Wer kennt deine Vollmachten nicht an? Was fehlt? Wurden sie schon vom Amt geprüft?
liebe grüße
Maria |
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