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oceane Ist sich am Einleben
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| Thema: Brauche Rat und Tat.... Di 07 Jun 2011, 15:50 © oceane | |
| Ihr Lieben, so, jetzt ist es soweit: Nichts geht mehr....mir reichts. Nachdem unser Pflegeheim festgestellt hat, dass wir Präsenz/Betreuungskräfte ja nur Luxus sind (man muss sich das geben ...) kam nun der neue Dienstplan. Ohne ein Wort zu sagen wurden die Zeiten auf 3-4 Stunden am Tag beschränkt, was für mich heisst, dass ich statt 8 Diensten nun 14 habe. Klingt okay sagt Ihr? Ist es nicht, wenn es Dienstzeiten von 15 bis 18 Uhr sind. Nicht für mich. Punkt. 14 Arbeitstage für einen 400 Eurojob??? Die neuen Regeln beinhalteten auch, dass ich nur noch eine halbe Stunde aktivieren, betreuen darf, der Rest (von ehemals 7 Stunden Arbeitszeit) sollten Toilettengänge und Hauswirtschaft sein. In der Praxis war es dann so, dass ich mit 15 Schwerstdementen alleine war...während der Griesbrei eingegeben wurde kamen oft zwei Stuhlgänge dazwischen...eklig? Alltag! Ich kann das so nicht mehr vertreten. Mit Menschenwürde hat das für mich nichts mehr zu tun. Ich klage an...und gehe. Eigentlich bin ich Innenarchitektin und habe schnell einen neuen Job gefunden. In der Mode. Sauber, geschmackvoll, stressfrei... Ich nehme den Hut allerdings mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Menschen sind mir ans Herz gewachsen. Ich habe mich oft einfach über die Vorgaben hinweggesetzt. Um Ihnen zu nutzen. Das war nicht gern gesehen. Meine Kündigung ist geschrieben, ich kann diese Art von Pflege mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Ich stelle Euch den Thread hier hinein. Zur Diskussion. Zum Nachdenken und grüsse Euch herzlich, Oceane |
| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Brauche Rat und Tat.... Di 07 Jun 2011, 17:15 © Biggi | |
| Liebe Oceane, das tut mir Leid zu lesen. Aber ich kann deine Entscheidung sehr gut verstehen. Diese "Dienstpläne" gehen da mal wieder auf Kosten des Personals, aber auch auf Kosten der lieben Bewohner, die mit den Betreuern vertraut geworden sind. Leider ist der Alltag so, wenn du gehst, rückt der Nächste nach....Das ist wirklich ein Thema, worüber man nachdenken sollte. Ich habe über dieses Thema schon Bücher verschlungen. Nur leider nützt alles Nachdenken den Betroffenen nicht. Es muss endlich was passieren!!! Diese Missstände sind eine Katastrophe, auf beiden Seiten. Du bist leider nicht die erste hier, die aus solchen oder ähnlichen Gründen den Job in der Pflege an den Nagel hängt. Ich wünsche dir in deinem neuen Job viel Spass und alles Gute. Und ich hoffe, dass dein Nachfolger genauso liebevoll mit den Bewohnern umgeht, wie du es gemacht hast. Sie können am Wenigsten für unser "Gesundheitssystem".... LG Biggi
--- Besondere Menschen erkennst du daran, dass sie dich berühren ohne ihre Hände zu benutzen --- |
| | | Marie Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Brauche Rat und Tat.... Di 07 Jun 2011, 18:09 © Marie | |
| Dir, liebe Oceane, alles Gute für den neuen Job. Man kann im Interesse der Heimbewohner nur hoffen, daß es für Dich überhaupt eine Nachfolgerin gibt. |
| | | Dennis61 "GELÖSCHTER USER"
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| Thema: Re: Brauche Rat und Tat.... Di 07 Jun 2011, 18:38 © Dennis61 | |
| Hallo Oceane . .
Ich als Verfechter des in die Offensive gehens liebe die Möglichkeiten die das WWW bereit hält. Ein gut vernetzter Blog auf dem man über seine - solche Erfahrungen niederschreibt bewirkt mehr u.a. als man glaubt.
Nur mal so als ein Beispiel von Vielen http://altenheimblogger.wordpress.com/ . . ein außergewöhnlicher Blog von einem außergwöhnlichem Menschen, einem Altenpfleger wie man ihn sich nur wünschen kann . . .
Für Deinen neuen Job wünsche ich Dir alles Gute . . .
LG Dennis
"Urteile nie über einen anderen Menschen, bevor du nicht 1000 Meilen in seinen Mokassins gegangen bist“ |
| | | vargen Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Brauche Rat und Tat.... Di 07 Jun 2011, 22:22 © vargen | |
| Tjena Oceane,
ich kann deinen Schritt voll nachvollziehen und hoffe, dass Du in deinem neuen Job glücklicher wirst.
Unser System krankt gerade in diesen Bereichen, da geht es leider nicht um die einzelnen Menschen, sondern um den Profit, Normen, Verwaltungskram, etc. - ist halt vorrangig. Leider bleiben dadurch auch oft die Menschen, die in diesen Pflegeberufen arbeiten und ihren Job ernst nehmen, dabei auf der Strecke.
Gerade bei dieser Thematik nützt kein Blog, kein Internet oder Medien, es wird mal kurz dann thematisiert und landet wieder in der "untersten Schublade". Die Pflegebedürftigen haben eben halt noch keine ausreichende Lobby in unserem Land und es wird sich auch nur langsam bessern, da diese Menschen in der jetzigen Zeit noch oft als "lästiges Anhängsel" gesehen werden, die die Kosten der KK und der PV nur in die Höhe treiben. Man wird sehen!
Viel Glück im neuen Job!
LG
Frederik
- att se är inte tro, att tro är att se -Att älska är ingenting. Att vara älskad är någonting. Att älska och att vara älskad är allting. |
| | | Martina Ist hier Zuhause
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| Thema: Brauche Rat und Tat.... Di 07 Jun 2011, 22:54 © Martina | |
| Liebe Oceane,
man mag es kaum glauben und es ist eine traurige Angelegenheit, wenn Pflegekräfte mit Herz und Engagement, so wie Du, quasi gezwungen werden das Handtuch zu werfen. Traurig für alle Pflegenden, die gnadenlos ausgenutzt und daran gehindert werden, ihre Arbeit gut zu machen und traurig für die Bewohner, die zunehmend verwaltet statt gepflegt werden.
Auch ich kann Deine Entscheidung verstehen und schliesse mich den Worten von Frederik an. Viel Glück im neuen Job und vor allem Zufriedenheit.
LG Martina |
| | | Dennis61 "GELÖSCHTER USER"
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| Thema: Re: Brauche Rat und Tat.... Di 07 Jun 2011, 23:46 © Dennis61 | |
| - vargen schrieb:
- Gerade bei dieser Thematik nützt kein Blog, kein Internet oder Medien, es wird mal kurz dann thematisiert und landet wieder in der "untersten Schublade". Die Pflegebedürftigen haben eben halt noch keine ausreichende Lobby in unserem Land und es wird sich auch nur langsam bessern, . . .
Du unterschätzt das Internet und die Möglichkeiten die sich heute bieten. Es ist EIN Weg um etwas in Bewegung zu bringen. Eine Lobby wie Du es nennst wird sich nur bilden wenn man etwas dafür tut, aktiv wird.
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| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Brauche Rat und Tat.... Mi 08 Jun 2011, 07:41 © sylvia | |
| Liebe Oceane, ich wünsche Dir für Deinen weiteren Lebensweg alles Gute. Für die Bewohner tut es mir leid. Aber ich kann Dich voll und ganz verstehen. Schließe mich bei dem unteren Absatz Frederik an. Wenn es etwas nützen würde, warum hat sich dann noch nichts getan oder noch nichts bewegt Es gibt Ausnahmen - Stifte der "besonderen Art" dort wohnte mein Papa. Sonst denke ich, die "Alten" sollten mal öfter demonstrieren und die Politiker zum aufwachen bringen. Es ist noch ein langer beschwerlicher Weg. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: Brauche Rat und Tat.... Mi 08 Jun 2011, 08:24 © Admin | |
| Liebe Oceane und alle Anderen Immer wenn ich solche Berichte lese, dann rollt es mir die Fussnägel hoch. Wieviele angaschierte Fachleute wurden schon verheizt durch die Sparmassnahmen. Diejenigen die bleiben, sind meist diejenigen die es schaffen ihr Herz zu Hause zu lassen. Eine unsäglich traurige Billanz die mich manchmal fast Ohnmächtig macht. Ich kann deinen Entschluss nur zu gut verstehen. Was tun wenn die Kraft am Ende ist, durch das dauernde gegen Windmühlen kämpfen? Ich habe hier im Winter mal einen skandalösen Bericht geschrieben. Auch wenn sich dieser auf Schweden bezieht, so bin ich mir sicher das solches nicht nur in Schweden vorkommt. Im TV hatten sie einen Bericht gebracht, wo sage und schreibe Demenzkranke nachts sich selber überlassen sind und lediglich die Türen abgeschlossen werden. Ein tragischeres Bild kann man sich fast nicht mehr vorstellen......Trotz grossem Protest der Öffentlichkeit und dem andauernden Einsatz der Demenzvereinigung dauert dieser Misstand nun schon seit 7 Monate und geht munter weiter. Damit komme ich mal zum Thema Lobi. In der Geschäftswelt wissen wir, das nur grosse und gut organisierte Gewerkschaften für Mitarbeiter gute Bedingungen ausarbeiten können. In Bezug auf Heime sieht dies wohl kaum besser aus - oder? An reine Skandale in den Medien haben sich die Menschen doch schon lange gewöhnt und jeder unorganisierte Protest trägt meist kaum, bis gar keine Früchte. Um eine konkrete Lobi mit Hand und Fuss aufzubauen braucht es nun mal einfach viele finanziellen Spritzen - ist ein Fakt. Und bei Spenden stehen z.B Demenzvereinigungen nicht gerade an erster Stelle. Lieber wird dafür gesorgt, das es unseren Tieren besser geht. Ich habe auch oft schon die traurige Erfahrung gemacht, das Demente die regelmässig von Angehörigen besucht werden, am meisten Aufmerksamkeit bekommen (um das gute Bild des Heimes zu wahren). Dies geht aber nicht selten zusätzlich auf die Kosten derjenigen die keine Angehörigen haben. Des einen Freud ist also oft des Anderen doppeltes Leid. Sind wir doch ehrlich. Ohne Freiwilligenarbeit wäre unser ganzes Sozialsystem schon lange zusammengebrochen. Also ist Freiwilligenarbeit das einzige was für den Einzelnen einen direkten Effekt bringen kann. Dabei haben Taten wesentlich die grössere Aussagekraft als Worte. Darüber sollten wir uns immer wieder Gedanken machen und mit offenen Augen auf unsere Umgebung zugehen. Auf Uthopien habe ich schon lange aufgehört zu hoffen und will mich darüber auch nicht unnötig verrückt machen. Meine Verantwortung liegt nur in dem was ich tue - oder eben auch nicht. Und jedesmal wenn meine Wenigkeit einen kleinen Tropfen zum ganzen Elend beisteuern kann, dann freue ich mich darüber und werde für weitere Taten motiviert
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Brauche Rat und Tat.... Mi 08 Jun 2011, 09:09 © sylvia | |
| Ihr Lieben, es ist ein trauriges Thema. Ich habe 3 Jahre ehrenamtlich im Stift gearbeitet. Es hat mir viel Freude gemacht. Ich kann aber auch sagen, es liegt manchmal auch an dem "Betreiber". Sie fühlen sich angegriffen und werden sauer. Man tritt ihnen halt auf die Füße und ich habe unverblühmt die Wahrheit ausgesprochen. Nur leider gibt man irgendwann auf, weil man nicht mehr kann, es zehrt an den Kräften. Auch fehlt die nötige Unterstützung, wenn man etwa auf die Beine stellt. Ich war dort Spielleiterin, habe die Bewohner aus den Zimmern abgeholt und mit ihnen gespielt und geredet. Aufgehört habe ich allerdings, weil ich es seit dem Einschlafen meines Papas nicht mehr konnte. Mir fehlte die Kraft und ich hatte Probleme ältere Herren zu sehen. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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| | | Biggi Moderator
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| | | | Marie Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Brauche Rat und Tat.... Mi 08 Jun 2011, 13:05 © Marie | |
| Auch mit der Freiwilligenarbeit ist nicht alles Gold, was glänzt. Ich habe da keine guten Erfahrungen gemacht. Es handelte sich allerdings nicht um alte Leute oder Kranke, es handelte sich um Kinder. Vor einigen Jahren habe ich mich auf einen Zeitungsartikel gemeldet, in dem ehrenamtliche Mitarbeiter für die Kindertafel (Frühstücksbrote zubereiten für Kinder, die regelmäßig ohne solche in die Schule kommen). Zuerst hieß es, daß man eigentlich im Moment noch niemanden benötige. Ich sollte aber dann doch kommen. Das war morgens von 6-8 und ich kam am ersten Tag natürlich eine Stunde zu spät, weil man mich um 7.00 Uhr bestellt hatte. Ab 8.00 Uhr wurden die Frühstücksbeutel in die Schulen gefahren. Da war ich aber nicht dabei. Relativ schnell kamen die nächsten Ferien und danach hieß es: Wir brauchen Dich nicht mehr. Wir bekommen jede Menge 1-€-Jobber. Logisch, daß lieber diese Kräfte genommen wurden, weil es da ja noch pro Stunde einen Euro für die Kindertafel von der ARGE dazu gab. Was Hilfe für andere anbelangt, bin ich nun mal auf Menschen ausgerichtet, die sich nicht selbst helfen können. Um meinen Vater kümmere ich mich ja erst seit einem Jahr intensiver und habe eigentlich nun keine Zeit mehr, auch noch etwas anderes zu machen. Kinder sind erst wieder im November in meinem Urlaub dran. Bisher habe ich für diese Gelegenheit immer Geld gesammelt, eingekauft und dafür gesorgt, daß die Sachen zu bedürftigen Kindern kamen. Diesmal habe ich wahrscheinlich zusätzlich die Möglichkeit, an insgesamt drei Tagen in einer Suppenküche zu helfen. Das Geld wird dann wohl für Lebensmittel für diese Küche ausgegeben. (Von Hilfsorganisationen halte ich nichts, da gehen kleine Beträge meines Erachtens zu schnell unter) |
| | | Susel Wohnt hier fast immer
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| Thema: Re: Brauche Rat und Tat.... So 12 Jun 2011, 06:11 © Susel | |
| Au Backe.Ich kann mr so etwas natürlich denken.Ich komme ja auch aus einem Sozialberuf und dort wird die Arbeit immer mehr.Wenn ich meinen Vater im Heim besuche,sehe ich das Personal dort auch immer flitzen.Es ist halt überall so.Wo Pflege und Personal benötigt wird,wird natürlich gespart.Ich kann sehr gut verstehen,dass du dir das nicht mehr geben willst/kannst. |
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