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| Sollte man den Betroffenen die Diagnose mitteilen? | |
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Autor | Nachricht |
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quid.novi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Sollte man den Betroffenen die Diagnose mitteilen? Do 19 Dez 2013, 19:51 © quid.novi | |
| Liebe Ulli,
solche Fragen kann man nicht mit ja oder nein beantworten.
Versetze dich in die Situation der Erkrankten.
Selbst wenn man vorher sagt, ich möchte es wissen, Demenz ist was Anderes. Mein Mann sagte auch immer, eine schlimme Erkrankung will er gesagt bekommen.
Heute hasst er das Wort Demenz. Er will es nicht wahr haben und ich erwähne es nicht. Zeitungsartikel, wir haben einige im Abo, werden von ihm ausgeblendet. Krebserkrankungen kann mein Mann kommentieren, da seine erste Frau an Krebs in jungen Jahren mit 30 verstarb. Ich habe jetzt wieder eine Kollegin, vor 2 Jahren Brustkrebs, 40 Jahre "alt", seit ca. 8 Monaten wieder am Arbeiten, Kontrolle, letzte Woche wieder OP.
Darüber kann ich mit Hermann ohne Ende reden.
Anita
("Augen AUF und durch" , denn mit "Augen zu und durch" ist einem nicht geholfen, man muss schon gucken, gegen welche Wand man rennt) |
| | | hansilein Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Krankheitseinsicht nötig? Möglich? Do 26 Dez 2013, 22:54 © hansilein | |
| Von diesem Dampfer bin ich schon lange ausgestiegen! Meine Frau lehnt vehement die Wörter Demenz, Alzheimer und Therapie ab. 3 Ärzte haben Ihr die Diagnose mitgeteilt. Ihre Antwort: Ich bin kerngesund. Was bringt eine Krankheitseinsicht? >>> Wut, Angst, Zerknirschheit, Niedergeschlagenheit, Depressionen u. vieles mehr ... Frieden mit der Krankheit schließen ist zwar der Königsweg, aber für den Ungeübten und Unerfahrenen auf dem inneren Weg sehr schwer! Sicher kriegt meine Frau unter der Bewußtseinsschwelle alles mit, mein Aufgabe ist es, auszugleichen, damit ihre Lebenslust und Lebensfreude gefördert wird und erhalten bleibt. In der Alzheimerklinik Bad Aibling wurde ich darin bestärkt: Seien sie froh, dass ihre Frau alles verdrängt, so bleibt ihnen einiges erspart. |
| | | Theresa Ist hier Zuhause
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| Thema: Sollte man den Betroffenen die Diagnose stellen Mo 30 Dez 2013, 16:14 © Theresa | |
| Lieber Hansilein,
Dein Beitrag zu diesem Thema gefällt mir sehr gut und ist sehr hilfreich für mich. Ich habe es nun endlich auch verstanden, dass es besser ist, wenn ich mit meinem Mann nicht mehr probiere, darüber zu reden. Für ihn ist das Wort Alzheimer Dynamit, er ist der Meinung, dass er kerngesund ist. Ich habe halt sehr oft Angst um ihn, wenn er Sachen macht, die er nicht mehr so gut kann. Seit 2 Tagen will er plötzlich wieder Radfahren. Gestern wollte er nicht, dass ich ihn begleite. Er wollte nicht, dass ich sehe, wie unsicher er mit dem Fahrrad ist. Dein Beitrag: Innenwelt der Demenz erfahren, finde ich auch sehr toll. Es ist genau, was ich immer wieder probiere, die komplizierten Gedankengänge meines Mannes zu verstehen. Über das Buch, Innenwelt der Demenz werde ich mich über Google mal schlau machen. Ich glaube dieses Thema ist besonders interessant für den Ehepartner/in von einem erkrankten Ehemann oder Ehefrau. Früher, als mein Mann noch nicht krank war, konnte ich oft seine Gedanken lesen. Ich habe zum Glück eine ziemlich ausgeprägte Intuition und ich war schon immer mit meinem Mann sehr eng verbunden. Umso mehr schmerzt es eben, immer mehr von ihm zu verlieren. Und es braucht manchmal so viel Geduld mit ihm und ich weis, dass es noch viel schlimmer werden wird. Mit herzlichen Grüssen aus Süd Afrika Theresa |
| | | Lina Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Sollte man den Betroffenen die Diagnose mitteilen? Mo 30 Dez 2013, 17:55 © Lina | |
| - Zitat :
- Umso mehr schmerzt es eben, immer mehr von ihm zu verlieren. Und es braucht manchmal so viel Geduld mit ihm und ich weis, dass es noch viel schlimmer
Liebe Theresa. Du sprichst mir aus dem Herzen . Mein Mann hat noch nie das Wort Demenz benutzt. Ich sage es oft bewusst bei Bekannten, aber er geht nicht darauf ein. Wenn er zur Demenzgruppe abgeholt wird, sage ich nur, heute ist Gruppe. Ich habe das große Glück dass er ohne Wiederspruch in den Bus geht. Das Autofahren hat er schon vor vier Jahren aufgegeben . Ich schob es auf seine Parkinson Erkrankung und seine Unbeweglichkeit. Da wir gerne und oft Fahrradtouren gemacht hatten , kauften wir vor drei Jahren ein Elektrorad. Es ging auch noch einen Sommer ganz gut . Dann wurde er immer unsicherer und ich hatte große Angst, das er den Heimweg nicht mehr findet. Ich habe oft Angst das er Sachen macht , die er nicht mehr kann. Ungern denke ich an die letzte Radtour. Er fuhr hinter mir und ist plötzlich abgebogen. Nach einiger Zeit sah ich zurück...... er war weg. Wir sind extra auf einem Feldweg gefahren und ich holte ihn dann auf der Hauptverkehrsstraße ein. Mein Herz schlug bis zum Hals. Aber auch das ist für ihn Vergangenheit, er weiß es nicht mehr das ein Rad im Keller steht. Heut hatte ich einen schönen Mittag. Ein Ehepaar holte uns ab. Wir sind ein Stück spazieren gefahren und sind nach einem Spaziergang, im Kaffeehaus eingekehrt. Es war so schön für mich, konnte ich mich doch unterhalten. Liebe Grüße Lina |
| | | hansilein Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Re: Sollte man den Betroffenen die Diagnose mitteilen? Mo 30 Dez 2013, 20:32 © hansilein | |
| Liebe Theresa und liebe Lina,
wir können/dürfen/müssen uns jeden Tag in einem veränderten Menschen neu verlieben. Jeden Augenblick genießen und sich darüber freuen, was noch alles durch unsere liebevolle Begleitung geht. Als Rentner kann ich es mir leisten, jeden Tag sehr viel mit meiner Frau zu unternehmen. Reisen, Naturerleben, Malen, Gestalten mit Ton, Sport, Musiktherapie, Ergotherapie, Demenzcafe´ und vieles mehr. Dafür nehme ich in Kauf, das unsere Wohnung nicht mehr so schön und ordentlich aufgeräumt ist.
Herzliche Grüße |
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