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Biggi Moderator
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| Thema: Re: große verschlechterung Mo 17 Jun 2013, 14:39 © Biggi | |
| Liebe Jacky, ich denke sehrwohl, dass deine Mutter noch etwas mitbekommt. Wieviel kann ich nicht beurteilen, da der Körper und die Organe ja jetzt nach und nach runterfahren. Wachkomapatienten bekommen schon was mit, obwohl ich finde der Vergleich mit einem Sterbenden hingt. Ich finde dich unglaublich tapfer, und wie du dich jetzt um deine Mutter kümmerst. Ich bin sicher, dass sie das spürt. Weiter viel Kraft wünscht dir von Herzen Biggi
--- Besondere Menschen erkennst du daran, dass sie dich berühren ohne ihre Hände zu benutzen --- |
| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: große verschlechterung Mo 17 Jun 2013, 16:19 © Admin | |
| Liebe Jacky Aus ganzem Herzen fühle ich mit dir mit. Ich weiss wie schwer es ist die letzten Tage zu begleiten, wie tausende von Gedanken einem durch den Kopf jagen und ein totales Gefühlschaos herrscht während "nur" die Vernunft ein JA dazu hat. Einerseits ist da der Werdegang von deiner Mutter und andererseits dein Kampf des loslassen können.....Und die endlose Frage des, mache ich alles richtig? Vielleicht helfen dir ein paar Gedanken dazu, die mir durch diesen begleitenden Prozess von unserem Erik klar bewusst geworden sind. - Jacky 55 schrieb:
- Die Pfleger sagen mir sie würde nichts mehr mitbekommen also auch keine Angst empfinden aber weiß ich das, oder vielmehr können die das zu 100 % wissen ?Sie hat keine Mimik mehr man kann nicht erkennen ob sie überhaupt ein Gefühl noch erleben kann.
Das mit dem Vergleich vom Wachkoma, hinkt in der Tat. Da gebe ich Biggi vollkommen recht. Denn Wachkoma an sich ist schon nicht gleich Wachkoma und Sterbeprozess ist nochmal etwas ganz anderes. Aber - und das finde ich ganz wichtig zu Wissen. Im Sterbeprozess werden chemische Stoffe frei gesetzt, die einerseits das bewirken was du trotz mangelnder Mimik beobachten kannst. Nämlich das der Körper anfängt runter zu fahren, sich zu entspannen und (klares JA) auch tatsächlich die Angst vor dem Sterben nimmt. Halte dir auch vor Augen, das entspanntes Sterben nur in entspannter Umgebung möglich ist. Folgedessen, sich also der Körper deiner Mutter nur desshalb so entspannt weil sie sich geborgen fühlt. Gefühle und Emotionen werden aus folgendem Grund ebenfalls schrittweise reduziert. Weil nämlich Gefühle und Emotionen Kraft brauchen würden, die irgendwann nicht mehr da ist. In der Situation wo deine Mutter sich befindet, ist es für sie ein sanfter Übergang, während es dich im Herzen unendlich schmerzt und schier zerreisst. Sanfte, aber doch klare Berührung hingegen, gibt bis kurz vor dem eintreten des Todes ein Gefühl der Geborgenheit - davon bin ich fest überzeugt. Es kann (muss aber nicht) sein, das kurz vor dem Tod dann selbst Berührung eher störend wirken. Nämlich dann wenn eigentlich jemand sich schon auf der anderen Seite befindet und jede Berührung als Bremsend und Aufhaltend wirkt. Bei unserem Erik war es so. Sollte es bei deiner Mutter ähnlich sein, dann bin ich mir sicher, das auch du dies ganz klar spüren wirst. Alleine schon durch deine liebevolle Verbindung wo du zu ihr hast. Ich wollte das nur erwähnen, das du dich dann nicht erschrecken tust. Denn auch das gehört manchmal zur Sterbebegleitung dazu und ist ganz normal. Auch ich finde, das du ganz tapfer bist und alles super liebevoll und toll machst. Erst im Danach werden dann deine Gefühle, deine Trauer, deine Emotionen und alles was dazu gehört, ihren eigenen Prozess anfangen. Aber das kommt nachher und hat seine eigene Zeit..... Fühle dich ganz lieb von mir
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | jellyamber Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: große verschlechterung Mo 17 Jun 2013, 16:51 © jellyamber | |
| Danke, Ursula, für deine guten Erklärungen. Liebe Jacky, ich kann mir gut vorstellen, wie zerrissen du dich jetzt empfindest. Einerseits dir zu wünschen, dass deine Mutter sich nicht mehr quält, und dann sich zu "verdammen", dass du ihren schnellen Tod herbei sehnst. Diese Zeitspanne zwischen weder das eine noch das andere sein ist eine ganz wertvolle Zeit - für dich. Könnte ich jetzt sagen, genieße sie, wären das wohl ganz falsche Worte an diesem Platz. Versuch diese Zeit dazu zu nützen, anzunehmen, dass dieser Prozess, dass das Sterben genauso zum Leben gehört wie das Leben überhaupt. Daher finde ich auch den Vergleich mit dem Wachkoma und leerer Hülle nicht angemessen und vor allem schade für dich, weil es verwirrend ist. Ich bin überzeugt, dass wir mehr sind als nur die "Hülle", ich bin weder religiös noch spirituell, aber ich bin mir sicher, dass der Geist, den jeder von uns in uns trägt, keinen Schaden nimmt, auch wenn der Körper nicht mehr so mit kann. Darum habe ich es "genossen", bei meiner Ma zu sein, in den Stunden ihres Abschieds, im Loslassen des Körpers, habe sie gestreichelt, ihr Lieder vorgesungen, für sie geweint, ihr von früher erzählt, ihr erzählt, wer sich alles schon darauf freut, dass sie endlich zu ihnen kommt: ihre Eltern, ihre Geschwister... Ich habe diese Zeit für mich "genossen", weil ich noch nie zuvor in meinem Leben so eine Erfahrung gemacht habe und ich grundsätzlich ein sehr neugieriger Mensch bin. Niemand hat mir erzählt, dass Sterben ein so wichtiger Prozess ist, ein Weg, der genauso begangen werden will wie das geboren werden und jegliches Wachsen im Leben. Ich habe mich aber auch selber nicht so um die Infos gekümmert. Dass das Sterben nicht nur "schön" ist, die Erfahrung habe ich auch gemacht, das Kämpfen, das schwer atmen, der kalte Schweiss und das letzte Aufbäumen. Ich schreibe das so konkret, weil ich mir gewünscht hätte, jemand hätte mir mal direkter gesagt, was eigentlich passieren kann. Ehrlich gesagt, danach war ich auch geschlaucht. Hatte Seelenmuskelkater wie nach einem Marathon. Die ganze Anspannung fällt ab und du wirst zu einem kleinen weichen Zwutschkerl, das dann Stärke an der Seite braucht. Und genau die Stärke ist gerade gegangen... denkst du. Aber du wirst ganz sicher dann etwas feststellen, vielleicht schon jetzt: Deine Ma hat - wie Mütter das machen, keine Ahnung - etwas von ihrer Stärke an dich abgegeben. Denn sie braucht sie jetzt nicht mehr. Du kannst jetzt damit für jemand anderen stark sein, erstmal für dich und dann vielleicht für jemanden anderen. Du wirst noch vielen Menschen im Leben begegnen, wo du die Erfahrungen, die du jetzt mit deiner Ma, aber vor allem mit dir machst, hilfreich einsetzen kannst. Du machst das gut, Jacky. Vertrau darauf, dass du es richtig machst. Deine Ma kannst du noch immer am letzten Tag deines Lebens loslassen. Dann ist es aber vielleicht gar nicht mehr notwendig, denn dann siehst du sie vielleicht wieder. Bis dahin darfst du nach ihr ruhig weiter "jammern". Ich mache das auch, aber nicht mehr so oft, weil ich mittlerweile wieder ein sehr lebenswertes Leben habe, dass ich genieße. Und meiner Ma gefällt das, da bin ich mir sicher. Liebe Grüße Ute
"Und was die Jugend dalässt, ist ein Spiegel. Da guckt man rein und sieht: Man hat keine Eierschale mehr auf dem Kopf. Man hat jetzt eine Frisur."Martina Holzapfl |
| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: große verschlechterung Fr 21 Jun 2013, 17:52 © Biggi | |
| Liebe Jacky, wie geht es deiner Mutter inzwischen? Und, wie geht es dir? Antworten musst du nur, wenn du magst und es schaffst. mitfühlende Grüße Biggi
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| | | Ele Ist hier Zuhause
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