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| WDR Reportage - Wir Kriegskinder | |
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Paula Ist hier Zuhause
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| Thema: WDR Reportage - Wir Kriegskinder Fr 17 Mai 2013, 14:58 © Paula | |
| Hallo zusammen, vielleicht hat einer von euch gestern im WDR, die Reportage "Menschen hautnah" gesehen. Der Titel hieß wir Kriegskinder. Zusammengefasst handelte die Reportage über Menschen, die den Krieg miterlebt, aber nie verarbeitet haben. Erlebnisse, Ängste und Gefühle tauchen ganz plötzlich wieder auf. Aber was mich sehr überrascht hat war, dass diese Kriegserlebnisse unbewusst auf die eigenen Kinder übertragen wurden. Da ist der Vater, der im Krieg vermisst wird, und nicht zu seiner Familie zurückkehrt. Als der Sohn mit 60 Jahren plötzliche Depressionen entwickelte, und Herzbeschwerden bekam, wußte keiner woher das kam. Da ist die alte Dame, die plötzlich Angst hat, allein zu Hause zu sein, und eine Dame mit dem Einzug in eine Pflegeeinrichtung plötzlich an Kriegstage erinnert wird. Die meisten von euch werden auch Kinder von damals Kriegskindern sein. Wenn man diese Reportage gesehen hat, kann man vieles verstehen, und nachvollziehen. Trotzdem auch sehr traurig. Liebe Grüße Paula |
| | | jellyamber Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: WDR Reportage - Wir Kriegskinder Fr 17 Mai 2013, 15:00 © jellyamber | |
| Ich kann davon ein Lied singen, Paula, und habe erst durch einige Bücher wie dieses http://www.amazon.de/Wir-Kinder-Kriegskinder-Generation-Weltkriegs/dp/3451062127 verstanden, warum meine Eltern so sind wie sie sind und erst recht, warum ich so bin wie ich bin.
Es ist absolut lesenswert, wenn auch nicht leicht, ist mir danach leichter gewesen.
Ich guck mal, ob auf dem WDR noch die Reportage zum sehen ist.
Danke für den Tipp
LG Ute
"Und was die Jugend dalässt, ist ein Spiegel. Da guckt man rein und sieht: Man hat keine Eierschale mehr auf dem Kopf. Man hat jetzt eine Frisur."Martina Holzapfl |
| | | Ann Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: WDR Reportage - Wir Kriegskinder Fr 17 Mai 2013, 15:24 © Ann | |
| Hallo,
ich habe den Beitrag gestern gesehen und fand ihn auch sehr interessant.
Für alle die mal reinschauen möchten
http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/menschen_hautnah/videomenschenhautnahwirkriegskinder100.html |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: WDR Reportage - Wir Kriegskinder Fr 17 Mai 2013, 19:11 © dirtsa66 | |
| Liebe Paula,
ich bin auch überzeugt, dass das was meine Eltern (vor allem mein Papa erlebt haben mich stark geprägt hat, vielleicht auch ganz unbewusst.
ich hab die Doku nicht gesehen, aber das lässt sich ja nachholen. Danke für den Link liebe Ann.
Alles Liebe
Astrid
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| | | matera Ist sich am Einleben
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| Thema: kriegskinder/enkel Di 21 Mai 2013, 22:28 © matera | |
| hallo paula,
ich beschäftige mich seit kurzer zeit (wieder) intensiv mit diesem thema, unter anderem eben auch, weil meine mutter jetzt auf dem weg in die demenz ist und ein austausch mit ihr über diese schwere zeit nicht mehr möglich ist.
war er aber, ehrlich gesagt, auch noch nie wirklich, da meine mutter aus einer "täterfamilie" stammt, d.h. ihr vater war ein ranghoher nazi, der in den letzten kriegstagen unter ungeklärten umständen (selbstmord?) ums leben kam.
meine mutter hat ihr ganzes leben lang an ihrem positiven bild des vaters festgehalten; sie hat sich nicht mit seiner wirklichen rolle im "dritten reich" beschäftigt und hat auch alles um sich herum so gestaltet, daß sie es gut finden konnte. probleme, auch mit mir in der pubertät, hat sie für nicht existent erklärt, wenn sie sich nicht damit auseinandersetzen wollte.
und heute, mit beginn ihrer demenz-erkrankung, wird das, sicher unbewußt aber nichtsdestotrotz höchst konsequent so fortgeführt: es GIBT kein problem. sie ist nicht krank. alles ist schön. ihr geht es gut. ich bin pessimistisch und hysterisch.
so wenig ich bisher darüber weiß, das habe ich schon erfahren und kann es bestätigen: demenzkranke zeigen, zumindest in der frühen phase ihrer erkrankung, die wesenszüge, die man ihnen schon immer attestieren konnte, in verstärkter und komprimierter form. meine mutter lebt mehr denn je in ihrer eigenen, idealen welt, die sie sich jahrzehntelang erschaffen hat.
auch ihre mutter, nebenbei, war dement in ihren letzten lebensjahren. das aber hat meine mutter immer bestritten. und ebenso bestreitet sie heute, selbst ein ähnliches problem haben zu können. was sie nicht will, existiert auch nicht.
früher konnte ich wenigstens mit ihr darüber streiten(auch wenn es zu nichts führte). heute geht auch das nicht mehr.
so blöd es klingt: ich fühle mich irgendwie um etwas betrogen. eine echte auseinandersetzung. eine aussprache. ein -endlich-einmal-verstanden-werden. das war nie. und jetzt ist auch die letzte chance darauf dahin. jetzt geht es für mich nur noch um schadensbegrenzung. meine gefühle dabei spielen keine rolle mehr. das macht wütend, auch wenn das nichts bringt.
ich kann zwar verstandesmäßig nachvollziehen, wie schwer das leben für meine mutter nach dem verlust ihres vaters gewesen sein muß. aber daß sie nie verstehen wollte, was ihr isolationistisches verhalten danach mit mir gemacht hat,das nehme ich ihr immer noch übel. und daß wir uns nun nicht mehr , nie mehr, darüber verständigen können, macht die ganze situation noch schwieriger für mich. sie tut mir sehr leid in ihrem vergeblichen streben, ihre extreme autarkie weiterhin mit klauen und zähnen zu verteidigen. und ich hätte mir und ihr sehr gewünscht, daß sie, geistig und körperlich fit, ihre tage in selbstgewählter weise beschließen könnte: unabhängig in ihrem haus, manchmal einsam, aber doch umgeben von den erinnerungen an ihr leben mit meinem vater, das ihr sehr viel bedeutet(hat). aber so soll es wohl nicht kommen. das bedeutet aber, daß letzlich ich zu ihrem feind werde. denn ich werde bestimmen müssen, daß sie über kurz oder lang ihr haus verlässt und in einer einrichtung lebt, die sie aus tiefstem herzen verabscheut: mit menschen, die sie nicht kennt und betreuungspersonen, denen sie nicht vertraut.
denn sie vertraut eigentlich niemandem außer sich selbst. das hat sie wohl so gelernt in der harten nachkriegszeit, als jeder, dem sie begenete, in ihr als erstes die tochter ihres vaters sah und nicht einen eigenständigen menschen, der unschuldig war an alledem, was ihr vater vielleicht verbrochen hatte.
wie gesagt, ich habe tiefes mitgefühl mit ihr. das macht es aber trotzdem nicht leichter.
liebe grüße,
katja |
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