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Monika49 Neu im Forum
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| Thema: Meine Mutter Sa 05 Jan 2013, 10:48 © Monika49 | |
| Ich möchte hier von meiner Mutter berichten. Sie ist im letzten Stadium der Alzheimer-Demenz.
Es hat eigentlich sichtbar angefangen, als mein (Stief) Vater vor 5 Jahren an derselben Krankheit verstarb. Sie waren ein Herz und eine Seele. Sie haben alles gemeinsam gemacht. Über 50 Jahre lang.
Zwei Jahre nach seinem Tod war es mit meiner Mutter schon so, daß wir Hilfe für sie organisieren mußten. Die Nachbarschaftshilfe kam jeden Tag, putzte, ging mit ihr einkaufen usw. Ich muß dazu sagen, sie wohnte ca. 50km von uns weg. Wir waren noch berufstätig und konnten nicht jeden Tag zu ihr kommen. Telefoniert habe ich aber jeden Tag mit ihr.
Ins Heim wollte sie nicht. Irgendwann hat sie dann auch nicht mehr gekocht. Es hat sich soweit verschlechtert, daß sie sehr abgenommen hat. Sie war richtig hilflos. Ich habe mich dann doch entschlossen, sie in ein Pflegeheim bei mir am Wohnort zu bringen. Es hat auch ziemlich gut geklappt.
Die Eingewöhnung war etwas schwierig, aber mit 23 kg war es dringend notwendig.
Sie hat dann auch rasch an Gewicht zugelegt, durch die regelmäßigen Mahlzeiten. Allerdings hat sie geistig sehr stark abgebaut. Nach einem Jahr hatte sie Schwierigkeiten, mich und meinen Mann zu erkennen.
Aber sie saß gerne im Aufenthatsraum und hat alle unterhalten. Wenn ich kam, hörte ich sie schon von weitem.
Jetzt ist sie im November letzten Jahres gefallen. Hat sich nichts gebrochen, aber kurz darauf hatte sie einen Krampfanfall und kam mit dem Notarzt ins Krankenhaus, wo sie zwei Wochen blieb.
Man hat die Anfallsneigung nicht mehr in den Griff bekommen, sodaß sie bis heute Medikamente dagegen braucht. Entlassen wurde sie als Palliativpatientin. Sie ist stark abgemagert, liegt teilnahmslos im Bett und redet nicht mehr. Man hat mir gesagt, ich muß jetzt vorbereitet sein. Sie bekam ganz blaue Hände und es sah sehr schlecht aus.
Vor einer Woche allerdings ging es ihr plötzlich wieder etwas besser. Sie ist und trinkt. Allerdings sehr wenig, weil sie schnell müde wird. Sie ist oft unruhig oder sie schläft nur. Jetzt wird sie von den Schwestern mittags in den Rollstuhl gesetzt und in den Aufenthaltsraum gebracht. Sie redet, wenn ich sie anspreche auch ein bischen. Sie schaut mir nach, wenn ich kurz weggehe.
Allerdings ist sie sehr dünn. Zunehmen kann sie ja von dem bischen, was sie ist nicht.
Ich habe mich aber sehr gefreut, daß sie wieder ein bischen munterer ist. Allerdings sagte mir der Arzt, ich solle mir keine allzu großen Hoffnungen machen. Ich solle mich an jedem Tag freuen. Mehr kann man nicht tun.
Ich habe noch einen Bruder, der aber leider nicht kommt. Er kann es nicht. Es ist viel passiert, meint er und er könne da nicht vergessen.
Es ist richtig, meine Mutter konnte ihre Gefühle nie so zeigen. Aber ich habe mit ihr geredet und habe meinen Frieden mit ihr geschlossen. Sie ist meine Mutter und ich liebe sie. Und wenn ich ihr meine Hand gebe, hält sie sie sehr fest. Wir kommunizieren sehr viel über Gefühle miteinander. Denn das ist etwas, was bis zum Schluß bleibt.
Meine Mutti wird am 9. Januar 87 Jahre alt.
Ich danke euch, daß ich das jetzt mal hier schreiben durfte. Das ist so das Wichtigste, was es im Moment gibt.
Mein Mann stärkt mir sehr den Rücken und geht auch oft mit mir ins Heim. Das tut mir sehr gut. Aber auch wenn ich bei meiner Mutter bin, fühle ich mich wohl, werde ruhig und sitze óft schweigend an ihrem Bett, während sie schläft. |
| | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Meine Mutter Sa 05 Jan 2013, 11:27 © Rita | |
| Liebe Monika, das hast du so schön beschrieben, mit deiner Mutter und dir. Ich denke ihr habt jetzt wirklich noch eine tolle Chance, und könnt euer Band richtig stärken. Es ist schön zu hören wie du mit der Mama um gehst. War und ist alle nicht einfach. Und mit an zu sehen wie schnell sie abgebaut hat, ist auch schwer. Aber du machst das prima. Ja, denke auch, im Moment musst du wohl jeden Tag geniessen den du mit der Mama noch hast. Man weiss nie wie's geht, manchmal geht's noch ganz lange so weiter, manchmal nicht. Da hat wohl keiner Einfluss drauf. Es ist wirklich schön zu hören dass du auch einfach bei ihr bist, sie so oft besuchst, dich um sie kümmerst. Deine Mama kann wirklich stolz auf dich sein. Mit deinem Bruder, tja, das muss er dann selber wissen. Wenn er's nicht kann, kann er's nicht, und wenn er ein schlechtes Gewissen haben sollte, dann muss er alleine damit leben. Muss er echt selber wissen. Vielleicht kommt er ja dann doch noch. Wer weiss. (Ich find's traurig wenn er sich nicht mit der Mama wieder anfreundet, aber manchmal geht's halt einfach nicht). Oh, die Mama hat ja bald Geburtstag. 87 wird sie? Was für ein stolzes Alter Rita |
| | | Monika49 Neu im Forum
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| Thema: Re: Meine Mutter Sa 05 Jan 2013, 11:37 © Monika49 | |
| Vielen Dank für Deine aufmunternden Zeilen liebe Rita. Ich bin manchmal so hin und hergerissen. Ich denke es geht aufwärts, aber das geht es ja nicht wirklich.
Aber ich freue mich doch jeden Tag, wenn ich sie sehe und ihre Hand halten kann. Sie streicheln und auch manchmal ein bischen eincremen. Die Bäckchen. Das mag sie gerne. Man spürt es einfach.
Sie sagt ja immer nur ja, egal was ich frage. Ich bin auch sehr froh, daß sie keine Schmerzen hat.
Sie hat auch eine Patientenverfügung notariell gemacht. Sie möchte keine lebensverlängernden Maßnahmen. Da bin ich sehr froh, daß sie das noch selbst entschieden hat. Keine PEG, gar nichts.
Nur Medikamente hat sie verfügt, auch wenn es zu einem schnelleren Tod führen würde.
Aber im Moment hat sie wirklich keine Schmerzen. Auch keine Druckstellen. Da überzeuge ich mich immer selber davon. Das ist mir sehr wichtig. Sie wird immer gut umgelagert, um dem möglichst vorzubeugen.
Sie ist ja nicht mehr viel, knapp 30 kg. Da muß man schon sehr aufpassen. |
| | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Meine Mutter Sa 05 Jan 2013, 12:50 © Rita | |
| Liebe Monika
herje, ja, 30 kg sind echt nicht mehr viel. Aber wie du schon sagst, Hauptsache sie hat keinen Dekubitus und keine Schmerzen. Das ist echt viel Wert. und vorallem schön dass du für sie da bist
Ria |
| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Meine Mutter Sa 05 Jan 2013, 13:35 © Biggi | |
| Liebe Monika, danke für deine Geschichte. Ich pflege meine Schwiegermutter, die sich ebenfalls schon lange im Endstadium befindet. Daher kann ich sehr gut nachfühlen, dass man sich über jede Kleinigkeit freut, die unsere Lieben noch mit uns teilen können. - Zitat :
- Wir kommunizieren sehr viel über Gefühle miteinander. Denn das ist etwas, was bis zum Schluß bleibt.
Das empfinde ich genauso. Steicheleinheiten werden noch dankbar angenommen. Das ist ein schönes und gutes Gefühl. Und, dass es immer Tagesform ist, und mal schnell vorbei sein kann, wissen wir wohl beide. Aber schön, dass du dich so um sie bemühst. Das weiss und spürt sie ganz sicher. Alles Liebe und weiter viel Kraft wünscht dir Biggi
--- Besondere Menschen erkennst du daran, dass sie dich berühren ohne ihre Hände zu benutzen --- |
| | | Eisi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Meine Mutter Di 08 Jan 2013, 13:50 © Eisi | |
| Liebe Monika, auch wenn sie es nicht mehr äußern kann, wird Deine Mutter Deine liebevolle Fürsorge spüren. Du hast das sehr schön geschrieben. |
| | | Ele Ist hier Zuhause
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| | | | Ann Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Meine Mutter Di 08 Jan 2013, 17:56 © Ann | |
| Liebe Monika,
herzlich Willkommen! Es ist wirklich schön zu lesen, wie liebevoll du von deiner Mutter schreibst! |
| | | Traumsuse Wohnt hier fast immer
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| Thema: Re: Meine Mutter Di 08 Jan 2013, 20:05 © Traumsuse | |
| Liebe Monika, google doch mal die Suchwörter - basale Stimulation - und - Snoezelen. Da sind Techniken der Begleitung von Demenzkranken in der Stufe 4 beschrieben. Hier geht es z. B. um bestimmte Berührungen, wie das Eincremen mit einer wohlriechenden Creme oder ähnlich. Kann ich empfehlen, wenn man den Menschen anders nicht mehr erreicht.
Engel können fliegen, weil sie sich selbst nicht so schwer nehmen. |
| | | cleopatra Ist sich am Einleben
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| Thema: Re: Meine Mutter Di 29 Jan 2013, 23:20 © cleopatra | |
| Monika, ich habe Deine Zeilen gelesen, sie haben mich sehr an das Abschiednehmen von meinen Vater erinnert. Da war meine Mutter ständig um ihn herum,, doch als sie hin und wieder auch mal sich ausruhen musste, ging ich zu ihm. Ich habe ihm Lavendelduft auf sein Bett geträufelt und leise klassische Musik im Radio spielen lassen. Er hat meine Hand gehalten und irgendwie spürte ich, dass er ruhiger wurde. Vielleicht möchtest Du dies auch mit Deiner Mutter ausprobieren. ich wünsche Dir viel Kraft. |
| | | soda1964 Ist hier Zuhause
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