Ihr Lieben,

erst mal möchte ich Euch ein paar Grundinfos über mich bzw. uns
geben:

Ich bin 40, mein Mann 45 und unser Sohn ist 19.

Meine Schwiegermutter ist 80, lebt bei uns im Haus und hat
Alzheimer-Demenz…

Ach Gott, ich weiß grad nicht wo ich anfangen soll zu
erzählen, ich habe jetzt einige Zeit hier still mitgelesen – und bin
erschüttert über die vielen, traurigen Schicksale – und andererseits froh Euch gefunden zu haben.

Ich sitze grad mal wieder heulend vor dem PC, mein Sohn hat
mir gerade am Telefon gesagt dass die Oma schon wieder Ihr Spiegelbild
beschimpft…, dazu aber später mehr.

Meine Schwiegermutter kann inzwischen keine täglichen
Verrichtungen mehr alleine machen – sich zu waschen, sich der Jahreszeit
entsprechend anzukleiden, oder auch nur ein bereitgestelltes, fix-fertiges
Essen zu sich zu nehmen – es ist alles weg…

Grundsätzlich schaffen wir den Alltag einigermaßen, obwohl
mein Mann und ich Vollzeit Berufstätig sind – mit Hilfe unseres Sohnes und
einem guten Geist der einmal wöchentlich kommt und mich im Haushalt unterstützt…

Das was sich allerdings in den letzten Tagen
herauskristallisiert ist Neu – und macht mir Angst vor der Zukunft…

Zur Zeit sitzt Sie stundenlang vor einem Spiegel in Ihrem
Schlafzimmer und spricht mit der Personen die Sie da sieht, unsere Erklärungen versteht sie einfach nicht mehr.

Sie wird tw. richtig aggressiv, beschimpft die vermeintliche
Person, möchte diese nach Hause schicken…, wir versuchen sie mit allen Tricks aus dem Schlafzimmer zu bekommen, kaum gehe ich für wenige Minuten in unsere Wohnung im ersten Stock, sitzt sie wieder davor.

Alles was irgendwo in Ihren Räumlichkeiten an Geräten,
Gläsern, Geschirr etc… ist, wird in einem bestimmten Raum versteckt – dort sieht es schon aus wie in einer Rumpelkammer.

Gut, sie bräuchte eigentlich nichts, sie wird von uns mit
Getränken versorgt, sie isst mit uns zu Mittag und zu Abend, das Frühstück
bringe ich Ihr morgens und überwache sie während ich mich fertig mache.

Ich weiß aber auch nicht was ich tun kann?

Soll ich die Räume die sie „ausräumt“ bzw. das Schlafzimmer
wegen dem Spiegel wirklich versperren?

Oder glaubt Ihr, wenn ich nur den Spiegel überklebe
(natürlich irgendwie nett gemacht), kann ich das stoppen?

…und wie geht es weiter? Was kommt noch auf uns zu?

Alles Liebe
morana

Hallo Morana,
herzlich willkommen im Forum.

Erst mal finde ich es toll, dass ihr trotz Beruf das alles ziemlich im Griff habt.
Wie ich aus deinen Sätzen lese, erkennt deine SMutter wohl keinen mehr.
Ich würde ehrlich gesagt den Spiegel ganz entfernen. Allein aus Sicherheitsgründen. Wenn sie so böse mit "ihm" spricht, hätte ich Angst, dass sie ihn eines Tages zerdeppert und sich verletzen könnte.

Das mit dem Verstecken kenne ich noch von unserer Mutter damals. Da mussten wir zu ihrem eigenen Schutz auch so ziemlich alles wegräumen.

Das kann vielleicht wieder ein neuer Krankheitsschub sein. Bei der Demenz muss man auf so ziemlich alles eingestellt sein. Ich würde, wenn es anhält, den Neurologen zurate ziehen.
LG Biggi

Herzlich Willkommen Morana,

Biggi hat schon das wesentliche gesagt. Nimm den Spiegel bitte ab. Pack alles gefährliche weg.

Ist die Demenz schon festgestellt? Habt Ihr schon eine Pflegestufe? Vielleicht sollte ein Pflegedienst helfen.

Es wird bestimmt nicht besser werden. Hat sie irgendwelche Interessen? Musik, Filme, Garten, Tiere......?

Keine einfache Aufgabe zumal Ihr auch berufstätig seit.

Ich wünsche Euch Kraft und Stärke.

LG Sylvia

Hallo Morana,
auch von mir ein herzliches Willkommen.

Der Spiegel klingt auch für mich zu gefährlich wenn er Bestandteil Ihres Schlafzimmers bleiben würde.
Andere gefährliche Sachen auch wegräumen, jau würde ich.
Leider auch wenns schwer fällt, mache die Wohnung "kindersicher".
alles was Kleinst- oder Krabbelkindern gefährlich werden kann, ist auch für Deine SMutter gefährlich in meinen Augen.
(meine hatte schälmesser gesammelt. Laut Doc habe ich ein riesen Glück gehabt das ich damit nicht Nachts gespickt wurde.)

Du siehst, leider ist nichts unmöglich mit unseren Lieben aber doch sehr sehr viel ausschließbar.
In diesem Sinne
LG MOni

Moin,
ich vergleiche es immer ähnlich wie bei Kleinkindern, dort muß auch alles gefährlich weg oder sicher gemacht werden. Dann kann man wesentlich ruhiger den Tag und die Nacht verleben.

LG Sylvia

Guten Morgen,
erstmal vielen Dank für Eure nette Begrüßung!

Ich werde Euren Rat befolgen und die Spiegel abnehmen lassen - die sind nämlich in die Schranktüren integriert und nicht so einfach zu entfernen.

Mir kommt auch vor dass sie durch diese "Gespräche" eine gewisse Aggresivität an den Tag gelegt hat.

Die Demenz ist bereits von einem Facharzt festgestellt und wir haben auch schon eine Pflegestufe (da wir in Österreich leben, gibt es da scheinbar ein anderes Stufensystem als in Deutschland).

Der Neurologe hat auch Medikamente verschrieben und wollte sie zu einer Computertomographie schicken - natürlich keine Chance dass sie das mitmacht.

Das Medikament habe ich nach ein paar Tagen abgesetzt, sie ist dadurch noch verwirrter - und vor allem völlig antriebslos geworden.
Auch der Hausarzt hat uns eher davor gewarnt und uns dahingehend unterstützt.

Momentan läuft sie halt durch ihren Wohnbereich, auch mal vor das Haus, räumt Dinge von A nach B, mit dem Medikament ist sie nur mehr den ganzen Tag auf ihrem Sofa in der Wohnküche dahingedämmert.

Ich weiß nicht, eigentlich hört man ja immer dass es eh noch kein Medikament gegen Demenz gibt - ich weiß nicht was der Facharzt mit diesem Medikament bezwecken wollte...

Außer Thromboass bekommt sie keine Medikamente.

Hmmm, die Wohnung kindersicher zu machen ist auf jeden Fall der richtige Weg bzw. ein guter Denkanstoss von Eurer Seite. Das wird der nächste Schritt für die nächsten Tage sein.

Ihr Lieben,
auch wenn es schwer fällt, zu Ihrem eigenen Schutz werde ich Eure wertvollen Ratschläge umsetzen.

Danke!

Moin Morana,
Du kannst auch ne Folie über die Spiegel kleben.

Mein Papa hat keine Medikamente gegen seine Demenz bekommen. Diese Mittel können es wohl verlangsamen aber nicht aufhalten. Höre ich das von Deiner Mutter, denke ich ohne Medikamente geht es ihr besser.

Weiterhin alles Gute und viel Kraft - es ist nicht leicht.

Hier mal ein Beispiel:
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LG Sylvia

Auch von mir erst mal ein herzliches Willkommen im Forum Morana!

Als erstes möchte ich ebenfalls meine Bewunderung dafür aussprechen, das ihr trotz voller Berufstätigkeit soviel für deine Schwiegermutter tut. Kann mir gut vorstellen, wie alleine diese Tatsache an sich schon, einen oft an die Grenzen der Belastbarkeit treibt.

Wie ich lese, hast du hier schon gute Tipps bekommen, die mich sehr freuten und die ich nur bestätigen kann.

Für die Spiegelabdeckung, könnte ich noch eine Fotowand empfehlen, mit Bilder, die schöne Erinnerungen wecken können.

Wenn es darum geht Gegenstände zu empfernen. Würde ich nur diejenigen wegnehmen, die entweder sehr empfindlich, oder grosse Verletzungen verursachen könnten. Im Gegensatz zu Kleinkindern besteht bei Dementen kaum die Gefahr des Verschluckens - also spielt dabei die Grösse der Gegenstände keine Rolle. Vergiss auch nicht, das dieses von A nach B wegräumen für Demente eine angenehme Beschäftigung ist - auch wenn wir Gesunden dies schlecht nachvollziehen können. Es ist also wichtig, das nicht zuviel empfernt wird und somit diese Möglichkeit auch weiterhin bestehen bleibt.

Was mag deine Schwiegermutter gerne? Musik, Handarbeit, frührere Hobbys u.s.w. Es ist unheimlich wichtig, das sie auch Beschäftigungsmöglichkeiten hat, auch wenn diese ihren Umständen entsprechend angepasst werden müssen.

Mich würde auch noch interessieren, welches Medikament es war wo der Neurologe verschrieben hatte, was diese starken Nebenwirkungen zeigte. Für mich klingt es sehr nach Pharmaka und nicht nach Demenzmedikamente......Es stimmt, das es kein Medikament gegen Demenz gibt, aber jeder Tag mit verstärkter Qualität zählt (steigerung der kognitiven Fähigkeiten), sowohl für den Betroffenen wie auch für die Angehörigen. Von dem her kann ich Demenzmedikamente nur empfehlen, auch wenn diese nur über einen gewissen Zeitraum zu wirken vermögen.

Liebe Willkommensgrüsse

Ursula

Auch Dir liebe Ursula dankeschön für das herzliche Willkommen hier im Forum!

Sicher ist es ein große Belastung neben der Berufstätigkeit auch noch einen kranken Menschen zu versorgen. Das klappt nur wenn alle mithelfen und jeder mal eine Auszeit haben kann.

Ich glaube ich werde den Spiegel mit einer neutralen Folie abdecken - sowas wie im Link von Sylvia zu sehen ist. Fotos müsste ich vollflächig verkleben, sonst werden sie abgerissen.

Das die Gefahr von Verschlucken nicht so groß ist, wußte ich auch noch nicht.

Momentan haben wir noch nicht allzu viele Dinge entfernt, ein paar Sachen fallen mir nach deinen Zeilen noch ein, die Weg müssen. (Messer, Gemüsehobel und sowas...)

Aber meist kramt sie in ihrer Sockenschublade oder bei den Töpfen und Deckeln - also da kann nichts passieren und sie hat zumindest das Gefühl "gearbeitet" zu haben.

Leider gab es in früherer Zeit auch kaum Hobby's, deshalb ist es sehr schwer sie mit was zu beschäftigen.
Ich habe da schon viel versucht - Weihnachtsschmuck ausräumen ist mir da mal eingefallen, weils glitzert und die Kugeln aus Kunststoff sind...
Das wollte sie aber nicht, hat einfach alles liegen gelassen und hat wieder mit ihren Socken weitergekramt.

Mir kommt auch vor dass sie zum Beispiel Musik oder auch ein laufendes TV-Gerät nicht wirklich wahrnimmt. Ich weiß auch nicht wie ich das erklären soll...

Manchmal erkennt sie ganz spontan Menschen die sie schon seit langer Zeit nicht gesehen hat - und manchmal kennt sie die nächsten Nachbarn nicht.

Ich spaziere abend öfters mal mit ihr zum Grab ihres Mannes, da merke ich dass es ihr gut tut mal rauszukommen. Und gehen kann sie ja - sogar recht flott. Es klappt nur auf Gehsteigen schwer, da sie dann unbedingt auf der Fahrbahn gehen will...

Ich werde schauen ob ich das Medikament noch daheim habe - dann schreibe ich Euch hier die genaue Bezeichnung. Vielleicht hat ja jemand Erfahrungen...

Danke!
Morana

Auch von mir ein herzliches Willkommen Morana
Ich glaube das Medikament ist Halloperidol was deine S-Mutter bekam. Hatte sie starken Speichelfluss? Dann müßte es Halloperidol sein. Bei uns in der Einrichtung bekamen auch einige Bewohner Halloperidol und sie haben sehr oft geschlafen. Ich bin auch der Meinung, das demente Menschen so was nicht bekommen sollten.
Mit dem Spiegelbild ist das so…Bei der starken Demenz deiner S-Mutter kann sie sich im Spiegelbild nicht mehr erkennen und sieht dann natürlich einen “Eindringling” und hat angst vor dieser Person und hat auch angst, das die Person in der Wohnung alles stiehlt. Viele demente Menschen haben angst das sie bestohlen werden, weil sie vieles verlegen und es nicht wieder finden. Wenn das mit dem Abkleben funktioniert, dann braucht sie kein Medikament. Wenn es aber nicht funktioniert, dann bräuchte sie ein Medikament, das die Angst löst, aber nicht müde macht. Ich denke aber, das das mit dem Abkleben auch geht.
LG Jürgen

Hallo

würd auch auf haloperidol tippen! Meine Mutter bekommt dies auch - allerdings nur 2 Tropfen zur Nacht, da sie nachts ja ständig geschrieen und gerufen hat und nie schlafen konnte.
Wir haben da schon mit dem behandelnden Arzt gesprochen, aber leider gibt es bei meiner Mutter nichts anderes, dass ihr nachts Schlaf bringt - und damit verläuft die Nacht relativ ruhig.

Das ist eigentlich ein starkes Neuroleptika und wird bei Psychosen mit Wahnvorstellungen und Halluzinationen verwendet. Vielleicht versuchte der Arzt, damit die Gedanken deiner Schwiegermutter bezüglich des Spiegels, etc. etwas "zu dämpfen", aber es ist eben sehr sedierend, macht also stark müde und, wie du schreibst, antriebslos. Hauptsymptome bei langer Einnahme und hoher Dosierung sind aber parkinsonartige Bewegungen, also Muskelzuckungen und Zittern.

Meine Mutter hat auch früher keinerlei Hobbys gehabt - außer Kinder, Haushalt, Fernsehen und Kreuzworträtsel gab es nichts anderes. Als sie im Heim zeitweise relativ "fit" war, hat sie viel gesungen, gerne Mandalas ausgemalt und auch manchmal gebastelt. Am Anfang konnte sie noch lesen, zumindest Zeitschriften und "Drei-Groschen-Romane" - aber das ging auch bald nicht mehr, da haben wir oft vorgelesen.

Lieben Gruß
Anja

Ihr Lieben,
nun hab ich den Spiegel abgeklebt und meine SMutter ist soweit wieder friedlich.

In letzter Zeit wollte sie eher im "kleinen Zimmer", das wurde früher mal als Gästezimmer genutzt, schlafen. Nun hab ich dort ordentlich aufgeräumt und es durchgeputzt - jetzt schläft sie dort.

Dort gibt es wenigstens keinen Spiegel an den Türen.

Das Medikament war wirklich Haloperidol - ich kann mir nicht erklären wie der Arzt auf diese Idee kam.

Ihr Hausarzt ist momentan sowieso ein rotes Tuch für mich - ich befürchte - soweit ich das als Laie sehen kann, dass der überhaupt keine Ahnung von Demenz hat. Unter anderem kam ihm die Idee "wenn sie nicht Essen will dann sollen wir sie halt lassen".

Hallo, sie würde vor einem vollen Teller und einem vollen Glas verhungern und verdursten.

Und nein, Saft oder Limo "sind ja so ungesund"..., ja stimmt ja auch bedingt - aber soll ich ihr wirklich nur Wasser zu trinken geben. Ich habe, wenn sie bestimmte Säfte (Johannisbeere mit Wasser zBsp) bekommt, das Gefühl das sie das sehr gerne mag - seht Ihr Sinn darin jemandem mit Demenz so winzig kleine Freuden die er noch wahrnehmen kann, zu verweigern?

ICH nicht - also werde ich ihr weiterhin das geben was sie mag und wo ich das Gefühl habe dass es ihr schmeckt, gut tut und was sie schlucken kann.

Kennt von Euch jemand das Produkt "Thick up" - das soll scheinbar ein Pulver (möglicherweise mit Vitaminen angereichert??) sein, um Getränke einzudicken um den Schluckreflex zu trainieren...

Alles Liebe für Euch
morana

Liebe Morana,
Du machst das schon richtig. Einfach Deinem Gefühl vertrauen.

Vielleicht findest ja einen guten Neurologen.

LG Sylvia

Hallo Morana, mit dem kleinen Zimmer finde ich eine prima Idee.
Ja, es gibt ein Pulver, womit man Nahrung andicken kann, damit es besser geschluckt werden kann.(Apotheke)
Gib ihr ruhig was sie mag.
Wir geben unserer Mutter auch gerne Dunkelbier, ist schön süss und nahrhaft.
Oder Milchreis o.ä. mit Honig, Babygläschen usw..... da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Was sie auch gerne mag ist Kindermilchschnitte und Nutella.
Weiter alles Gute.
LG Biggi

Ich wollte Euch gerne mal wieder ein update geben...

Das mit dem Zimmerwechsel hat gut funktioniert, das frühere Schlafzimmer haben wir momentan versperrt. Es ist uns sehr schwer gefallen, aber am Ende war uns die Gefahr einfach zu groß.

Ich bin unserer Oma abends beim zu Bett gehen insofern behilflich dass ich dafür Sorge dass sie Decke und Polster hat und ein Nachthemd anzieht - sie würde sich in normaler Tageskleidung hinlegen.
Das Bettzeug versteckt sie tagsüber immer mal wieder woanders in ihren Räumen.

Mit dem Essen geht es ganz gut, dank der vielen, vielen Tips hier in den diversen Threads habe in vielen Punkten umgedacht und mache einfach Dinge die für sie schwer zu Essen sind, nicht mehr. (Rindfleisch ist so eine Sache die gar nicht geht)

Lustig finde ich dass sie sehr gerne zum Chinesen geht. Waren in letzter Zeit ein paar Mal beim Mittagsbuffet. Da ißt sie mit voller Begeisterung - besonders die gebackenen Bananen. Aber auch Reis mit Soßen, weiches Fleisch und Gemüse. Sie kann sich dann auch noch einige Zeit danach daran erinnern dass wir wo waren, wo es was aussergewöhnliches zu Essen gab.

Ich freu mich da richtig drüber.

Seit 14 Tagen haben wir auch einen neuen "Hausbewohner" - nämlich Kater "Felix", eine Norwegische Waldkatze.
Er war zu haben weil die Vorbesitzer ein Baby bekommen und die angehende Mama ziemliche Allergien entwickelt hat. (Leider wurde unsere frühere Katze im Frühling von einem Auto überfahren, Felix ist aber eine reine Hauskatze)

Unsere Oma vergisst zwar immer wieder dass sie den Kater eh schon kennt und freut sich immer wieder drüber. Er ist ein Riesenschmuser und sie streichelt ihn so gerne. Nebenher ist er, obwohl schon fast 3 Jahe alt, unheimlich verspielt. Da kann sie dann lachen dass sie richtig rote Bäckchen bekommt.

Schön dass sie wenigstens noch ein bisschen Freude empfindet!

Ich wünsche Euch allen eine schöne Woche!
morana

Hallo Morana,
freut mich zu lesen, dass es bei euch so gut klappt.
Mit dem chinesischen Essen ist ja witzig. Aber wenn sie es mag hat man wenigstens mal eine Zwickmühle.
Schön auch mit der Katze, denn Demente haben oft einen ganz besonderen Zugang zu Tieren.
Ich wünsche dir auch weiterhin alles Gute.

LG Biggi

Liebe Morana,
hört sich gut an.

Tiere sind etwas ganz wichtiges und besonderes nicht nur für Demente, sie sind so unbeschwert und haben ein feines Gespür. Katzen spielen übrigens bis ins hohe Alter. Felix heißt: der Glückliche.

LG Sylvia

Hallo Morana,

super für Euch. Und das mit dem Umdenken finde ich prima. War sicher nur am Anfang umständlich, aber mi so kleinen Dingen geht es extrem besser, oder?? Und das mit dem Kater ist super. Meiner hat von einem alten Haargumme die Kunststoffkugel die klackert schön über den Boden und er apportiert sie sogar fast.
LG Moni

Ihr Lieben,
gerne möchte ich Euch mal wieder auf den neusten Stand bringen - ich habe Eure Antworten auf meine ersten Posts immer wieder gelesen weil es mir geholfen hat.

Momentan ist der Stand der Dinge so, dass die Demenz leider rasend schnell fortschreitet.

Meine Schwiegermutter reagiert nicht mehr auf Geräusche in ihrer allernächsten Umgebung. (Ansprechen, TV etc...) Man muss sie am Arm anfassen um wahrgenommen zu werden. Neu ist dass sie bei jeder Berührung - sei es jetzt eben anfassen um wahrgenommen zu werdenoder beim Waschen reagiert wie wenn sie jemand verletzen möchte. Sie fängt sofort an zu kreischen.
Keine Ahnung warum?

Sie erkennt tw. ihren Sohn - spricht meinen Mann nicht. Mein Mann ist beruflich ziemlich viel unterwegs und manchmal 2-3 Wochen durchgehend daheim, und dann eben wieder ein paar Tage lang nicht...

Essen ist sehr mühseelig - sie will nach ein paar Bissen nicht mehr essen - und kann, auf meine Aufforderung weiter zu essen, richtig ausfallend werden. Da kommen dann wirklich primitivste Beschimpfungen zum Vorschein.

Wir haben zwar die Möglichkeit dass sie mit ihrem Spiegelbild spricht, ausgeräumt - dafür spricht sie nun mit ihrer Spiegelung im Fenster. Sie sieht auch dauernd Leute die da sind... obwohl sie alleine ist.
Sie will auch nicht schlafen gehen - "weil mein Mann weiß nicht wo ich bin" - mein Schwiegervater ist 2006 verstorben - plötzlich spricht sie mit "ihm".

Wenn mein Sohn sie zum Essen ruft, was meist Mittags der Fall ist, kommt sie nicht sondern beschimpft auch ihn. Sie verwendet da wirklich Ausdrücke wo ich mir nicht erklären kann wie sie jetzt darauf kommt.

Inzwischen reagiert sie auf jede Unterstützung von uns, sehr agressiv und "bockt". Voriges Wochenende habe ich zBsp. Ihre Küchenschränke ausgeräumt und geputzt, dabei hab ich immer mit ihr geplaudert, ihr dinge gezeigt die da so zu Vorschein kamen, ihr gezeigt wie ich wieder alles eingeräumt habe etc... Das ging ca. 30 Minuten gut, dann saß sie auf einem Sessel und hat nur mehr vor sich hin gemault - ohne Zusammenhang.

Sie findet inzwischen ihre Toilette nicht mehr, hat mir schon einige Male in ihrer Küche auf den Boden gemacht. Gerade dass ist für mich sehr belastend weil ich da einen etwas empfindlichen Magen hab...

Keine Ahnung wie das weiter geht - werden wir überhaupt noch ohne professionelle Hilfe auskommen?

Ach ja, noch was macht mir große Sorgen:
Sie kann sich nicht mehr artikulieren, sie redet in Zusammenhanglosen Worten, oder bringt Worte hervor die es so gar nicht gibt.

Sorgen mache ich mir deshalb weil sie so auch keine Bedürfnisse, Schmerzen oder Ängste artikulieren kann.

Liebe Morana,
ich denke, was du beschreibst, ist einfach das nächste Stadium der Krankheit. Das sind alles Sachen, die mir vom meiner Schwiegermutter her bekannt vorkommen.
Ob ihr Hilfe braucht, könnt ihr nur alleine entscheiden. Wenn es an die Grenzen geht, dann holt euch Hilfe.

Das Artikulieren lässt natürlich auch nach. Deine Sorgen sind nachvollziehbar. Mir ging es auch so. Aber du kannst vieles über Gestik, Mimik, also generelles Verhalten, erkennen. Wenn man gut beobachtet, lernt man das irgendwie. Dann kann man zumindest ahnen, ob Ängste oder Schmerzen vorliegen.

Beschimpfungen gehören wohl auch dazu. Wenn ich überlege, was meine Schmutter manchmal rausgelassen hat, da wird jeder rot.
Obwohl ich weiss, dass sie früher nie so einen Wortschatz hatte.

Rede doch mal mit deinem Mann, vielleicht täte ja ein wenig Unterstützung ganz gut. Mir tut der Pflegedienst sehr gut, da ich viel von ihm lernen durfte und viele Sachen besser verstehe, wenn wir über Mutter reden.

Weiter viel Kraft und alles Gute
Biggi

Liebe Morana
wie Biggi schon schreibt, die Krankheit schreitet voran.

Ich würde eine Überlegung eines Platzes in einem Seniorenstift in Erwägung ziehen.

Viel Kraft.

LG Sylvia

...möchte ich Euch mal wieder über den aktuellen Stand informieren...

Liebe Sylvia,
ein Platz in einer Einrichtung ist momentan noch kein Thema... leider lebt mein Mann mit der Einstellung dass man der Mutter ermöglichen müsse "daheim" zu sein und betreibt "Vogel Strauß-Politik" ... da habe ich noch viel, viel Überzeugungsarbeit zu leisten...



Aber nun eine kurze Zusammenfassung der letzten Monate:

Die Krankheit schreitet voran. Inzwischen lebt unsere Oma ganz tief in ihrer Welt... sie räumt den ganzen Tag Dinge von einer Seite auf die andere... Stundenlang... eine alte Einkaufstasche (so ein stabiles Material mit einem Reißverschluss oben, wie es halt alte Damen besitzen) hat sie inzwischen richtiggehend in die Einzelteile zerlegt...
Sie macht alles kaputt was sie hat... eine Geldbörse hat sie ebenfalls in die Einzelteile zerlegt... aber nicht mit roher Gewalt, sie zieht und streicht in einer regelmässigkeit über Nähte und Metalteile dass sie irgendwann abfallen...
Stundenlang... ohne Unterbrechnung...

Wenn ich sie zum Essen rufe, kommt sie zwar, setzt sich - aber sie weiß zum Beispiel nicht mehr wer wir sind... sie ißt eine Zeit lang - allerdings nur mehr mit dem Löffel. Etwas zu schneiden und mit Messer und Gabel zu Essen geht nicht mehr.

ICh muss aufpassen wie ein Luchs - sie legt oftmals das Besteck weg und geht einfach... Antworten auf Fragen gibt sie keine. Sie registriert einfach keine Geräusche außerhalb ihrer Welt...

NAch dem Essen geht sie wieder in ihre Küche im EG. unseres Hauses und kramt dort weiter... die Toilette besucht sie momentan noch selbstständig - aber sämtliche Hygiene ist ebenfalls weg... die Benutzung von Toilettenpapier ebenso wie die Betätigung der Spülung oder das Waschen der Hände... dementsprechender Geruch empfängt einem beim Betreten des Hauses...

...und dem entsprechend ist es inzwischen nötig morgens und abend eine Dusche einzuplanen...

Hier wird man in naher Zukunft eine Lösung mit einem PFlegedienst finden müssen - es ist nicht ganz einfach jemanden beim Ankleiden helfen zu wollen der sich wehrt wie verrückt... bzw. unter der Dusche tobt...

Ganz selten kommen auch richtige Agressionen zum Vorschein. So hat sie auch schon manchmal nach mir geschlagen wenn ihr was gar nicht gepasst hat - nicht nur beim Ankleiden, auch wenn ich ihr ein Getränk vorgesetzt habe oder sie am Stuhl zurecht gerückt habe...

Da sie im heurigen Jahr ihren 80. Geburtstag feiert und von Verwandten schon Andeutungen sie zu besuchen und "zu mit ihr zu feiern" kamen, haben wir - um die ganze Verwandtschaft zusammen zu fassen - ein Geburtstagsfest mit einem Mittagessen in einem Restaurant organisiert. Wohl wissend dass sie zwar dabei sein wird - aber keine Ahnung hat was überhaupt los ist...

Alles in allem war das FEst sehr anstrengend... die fremde Umgebung, so viele "fremde" Leute... das die Gratulationen und Geschenke sie betreffen, hat sie leider nicht mehr erfasst...

Findet ihr mich bzw. uns egoistisch weil wir nicht mehrere Wochenende lang Verwandtenbesuche mal einen mal den nächsten wollten und dies so - zumindest für uns gut - zusammengefasst haben?


Ich merke gerade es fällt mir in vielen Dingen gerade schwer mich auszudrücken - ich schreibe eher emotionslos...

Ich werde gerne weiterberichten...

Alles Liebe inzwischen für Euch!

Liebe Morana,
du schreibst nicht emotionslos. Wir verstehen sehr wohl wie du es meinst.

Was du schreibst ist der leider ganz normale Verlauf der Demenz. Für die Oma ist es wahrscheinlich leichter, wenn sie immer mal nur wenig Leute besuchen. Dann hat sie nicht gleich so einen grossen Haufen zu verarbeiten.

Lasst euch doch von einem Pflegedienst helfen. Das ist wirklich eine Erleichterung!
Habt ihr auch schon mal über Tagespflege nachgedacht? Dann habt ihr auch mal ein wenig Pause zum Ausspannen.

Alles Liebe und weiter Kraft wünscht
Biggi

Liebe Morana,
ich schließe mich Biggis Worten an.

Vielleicht läßt mal ein paar Dinge Deinen Mann machen, damit sich seine Einstellung ändert.

Alles Gute.

LG Sylvia