|
| Autor | Nachricht |
---|
ina75 Wohnt oft hier
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 79
Anmeldedatum : 30.05.12
| Thema: Gedanken Sa 11 Aug 2012, 07:05 © ina75 | |
| Guten Morgen liebe Foris und herzlich willkommen an alle Neuzugänge. Ich habe mich in letzter Zeit etwas rar gemacht, aber ich hatte Urlaub und hab einfach auch etwas Abstand zu dem Thema genommen, Euch alle aber nicht vergessen und immer mal wieder reingelesen.Ich hoffe, ihr verzeiht mir mein längeres Nichtmelden. Bei Papa ist eigentlich alles unverändert, ich besuche ihn 2x pro Woche, ich muss gestehen, es wird mir immer mühsamer, denn mir gehen die Gesprächsthemen aus und ich tu mich schwer, wenn vom Gegenüber so wenig kommt.Klar, ich erzähle von der Arbeit, von unserem Hochzeitstag, der letzte Woche war, vom Besuch meiner Schwägerin usw, aber irgendwie...Ich habe mir auch so meine Gedanken darüber gemacht und bin sicher, es liegt auch daran, dass ich mein Leben lang ein schwieriges und eigtl.schlechtes Verhältnis zu Papa hatte.Die Besuche sind eigentlich wenn ich ehrlich bin Anstandsbesuche.Klingt traurig, ist aber eben so. Gestern meinte er, er braucht Bargeld, weil er wird sich dann mal ein Taxi nehmen und eine Runde raus fahren .Weil sie wären dort zwar alle sehr nett und freundlich, aber für immer hier? Ich weiß, dass er das morgen schon wieder vergessen hat.Klar habe ich gesagt, die wissen hier Bescheid und wenn Du Geld brauchst, ist alles geklärt.Die Erklärung reicht ihm dann ja auch. Was mich persönlich fasziniert, ist, dass doch eigtl.das Kurzzeitgedächtnis nachlässt in der Demenz? Bei Papa ist es aber so, dass er nicht mehr weiß, wie meine Mama heißt, mit der er seit 47 Jahren verheiratet ist, er aber IMMER bei jedem Besuch nach meinem Mann fragt, mit Namen.Finde ich sehr erstaunlich! Die Entscheidung, Papa in einem Heim leben zu lassen, war eine gute und die einzig Richtige.Das wird mir bei jedem Besuch bewusst, allein die Medikamtengabe, bei der ich 2x gerade anwesend war, wäre daheim bei Mama als "Pflegerin"niiiieeeemals so gelaufen.Endlosdiskussionen und agressives Schreien wären an der Tagesordnung gewesen. Dort kein Problem, er trinkt und schluckt, sagt danke und lächelt ;)Unfassbar manchmal.Klar sinds auch die Glücklichmacher, die er seit dem Krankenhaus bekommt, aber trotzdem trifft bei meinem Papa zu 100% zu: Bei der Pflege ist oft Arbeitsverhältnis besser als Verwandschaftsverhältnis. Meine Lieben, ich habe Euch noch nie gesagt, wie dankbar ich bin und war für Euer Zuhören und Eure Tipps.Es hat sich damals einfach alles überschlagen, dass ich oft vergessen habe, Euch zu danken! Es wird hier noch viele Menschen geben, die unsere Hilfe brauchen, das sieht ma ja tgl an den Gästeinträgen.Die Krankheit ist eine schlimme und unfaire und betrifft uns alle als Angehörige. Wir können nur das Beste draus machen und UNS SELBST nie vergessen! Das Leben ist schön, die Welt ist ein toller Ort, es kommen immer wieder neue Herausforderungen auf uns zu, die wir alle besser oder schlechter meistern werden. Unser lieben Demenzkranken werden irgendwann von uns gehen und dann muss danach trotzdem mehr da sein als absolute Leere und ein verlorenes eigenes Leben ohne weiteren Inhalt. Bitte denkt alle an Euch selbst auch ein bisschen und bewahrt Euch die schönen Erinnerungen, damit ihr auch danach am Leben teilhaben könnt! Ich umarme Euch alle! LG Marina |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 7347
Ort : in der Heide
Anmeldedatum : 14.11.08
| Thema: Re: Gedanken Sa 11 Aug 2012, 08:09 © sylvia | |
| Liebe Marina, - Zitat :
- Wir können nur das Beste draus machen und UNS SELBST nie vergessen!
den Satz kann ich und möchte ihn unterstreichen. Wir kennen uns in der Welt der Dementen nicht aus und vielleicht hatte er einen besonderen Bezug zu Deinem Mann. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
|
| | | Ann Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 8046
Alter : 55
Ort : NRW
Anmeldedatum : 22.07.11
| | | | Admin Administrator
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 10329
Ort : Schweiz/Schweden
Anmeldedatum : 14.11.07
| Thema: Re: Gedanken Sa 11 Aug 2012, 09:35 © Admin | |
| Liebe Marina Danke dir für die akutellen Infos und deine lieben Zeilen Niemand ist hier böse, wenn sich jemand über eine gewisse Zeit hinaus nicht meldet. Denn das Forum soll schliesslich eine Hilfe im Alltag sein und kein zusätzliches Druckmittel an "müssen, müssen, müssen" - denn davon gibt es im Umgang unserer lieben Dementen schon genug. - ina75 schrieb:
- Was mich persönlich fasziniert, ist, dass doch eigtl.das
Kurzzeitgedächtnis nachlässt in der Demenz? Bei Papa ist es aber so, dass er nicht mehr weiß, wie meine Mama heißt, mit der er seit 47 Jahren verheiratet ist, er aber IMMER bei jedem Besuch nach meinem Mann fragt, mit Namen.Finde ich sehr erstaunlich! Auf das Kurzzeitgedächtnis bezogen ist mehr, das nicht mehr klar kommen in der Alltagsroutine, gemeint. Also das, was jeden Tag von Neuem abrufbar und flexibel bleiben sollte. Was sich jedoch im Langzeitgedächtnis, stark oder eben auch nicht so stark einprägt, hat jedoch im Wesentlichen mit der Prägungskraft zu tun und weniger mit dem Alter als sich diese Einprägten. Darum ist es auch nicht verwunderlich, das sich bei unserem Erik zwei Zeitspannen am längsten in Erinnerung hielten. Die eine war, als er, als junger Bursche im Militärdienst als Küchengehilfe auf dem Schiff war. Diese Zeit prägte sich bei ihm desshalb so stark ein, weil der Koch (sein Chef) eine liebevolle Vaterrolle ausübte. Sprich, mehr Vater für Erik war, als sein Leiblicher und Erik so nahm und schätzte wie er war. Die zweite Zeitspanne die sich ihm, bis kurz vor seinem Tod einprägte, war die Zeit zusammen mit uns. Denn auch bei uns durfte er sich selber sein und fühlte sich trotz demenziellen Defiziten geliebt, geschätzt und ernst genommen. Jedoch von seiner Kindheit, sowie seinen zwei Ehen mit Familie, wurde die gesamte Erinnerung innerhalb kurzer Zeit mehr oder weniger Ausradiert. Dazu meinte er früher mal, das diese Zeiten nur Kampf und Krampf bedeuteten. Mit hohen Anforderungen an ihn gestellt und wo er einfach funktionieren musste. Also Zeiten wo er kaum mal sich selber sein durfte.....Ja, ich denke das eine Demenz, trotz ihrer Tragik manchmal auch Human sein kann. Besonders dann, wenn die stärksten Eindrücke - und oft positive - verschiedener Lebensabschnitte, am längsten in der Erinnerung erhalten bleiben dürfen, während traurige Zeiten erblassen. Schmerzlich kann es jedoch für die Angehörigen sein, wenn sie selber nicht zu dieser starken Erinnerungsprägung zu gehören scheinen. Wobei dies meist nur damit zu tun hat, das sie zu einer schweren Zeitspanne des Lebens gehörten, und mit dieser leider mit vergessen gehen, auch wenn sie eigentlich im Grunde, von Herzen geliebt sind......Die Zeit wo wir unseren Erik schon gut kannten, aber er noch in seiner schweren Umgebung lebte, die Zeit hatte er bald vergessen - und wäre er nachher nicht zu uns (in eine andere Umgebung) gekommen, hätten wir schon lange seiner vergessenen Vergangenheit angehört.... Manchmal erinnert es mich an die Zeit wo ich Gefangenenbetreuung machte. Egal wieviel ich für die Einen da war und tat, so wurde ich danach (Freilassung) gemeinsam mit der negativen Zeit vergessen. Manchmal tut sich selbst das Gehirn von "Gesunden" schwer, da zu Differenzieren und Selektiv in Erinnerung zu behalten. Für Demente wird es da jedoch erst recht schwer.....Ich weiss es ist kein Trost, aber es mag beim Verstehen etwas helfen, und vorallem bei der Gefahr des Persönlich nehmen, wenn wir für unsere Lieben vergessen gehen. Manchmal lernten selbst unsere Eltern, uns in einer falschen Zeitspanne ihres Lebens kennen. Einer Zeit des Kampfes, wo der Erinnerung zu viele Schmerzen zufügt - trotz der eigentlichen Liebe zu den Kindern. Denn Demente sehnen sich vorallem in die Zeit zurück, in der sie sich ganz persönlich geborgen fühlten. Dein Mann, liebe Marina, muss für deinen Vater - warum auch immer - ein starkes Symbol an persönlicher Akzeptanz, Respekt und Angenommen sein darstellen, so stark das er sich sogar an seinen Namen noch erinnern kann. Dazu reicht unter Umständen ein einschneidendes, aber für deinen Vater unsäglich wichtige Begebenheit und vorallem zum richtigen Zeitpunkt. - ina75 schrieb:
- Die Entscheidung, Papa in einem Heim leben zu lassen, war eine gute und
die einzig Richtige.Das wird mir bei jedem Besuch bewusst, Das sagen zu dürfen, ist eine unsägliche Befreiung des Gewissens. Aus ganzem Herzen freue ich mich mit dir mit, das dieser Entscheid sich als guter Entscheid erwiesen hat - und auch weiterhin tut. Es kann für dich auch eine Hilfe sein, ihm bei deinen Besuchen zu begegnen. Selbst wenn diese alles andere als einfach sind. Erst recht, wenn du schon früher ein schwieriges Verhältnis zu ihm hattest. Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft und finde, das du der Situation entsprechend sehr gut mit allem umgehst
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 15093
Alter : 58
Ort : Graz, Österreich
Anmeldedatum : 24.02.12
| Thema: Re: Gedanken Sa 11 Aug 2012, 10:11 © dirtsa66 | |
| Liebe Marina,
ich hab mich sehr gefreut von dir zu lesen und freue mich, dass es dir gut geht und dass die Entscheidung mit dem Heim gut für deinen Papa war. Ich bin auch schon davon abgekommen immer zu denken, es müsse zuhause unbedingt besser sein.
Alles Liebe
Astrid
Anteilnehmende Freundschaft macht das Glück strahlender und erleichtert das Unglück - Marcus Tullius Cicero |
| | | ina75 Wohnt oft hier
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 79
Anmeldedatum : 30.05.12
| Thema: Re: Gedanken Sa 11 Aug 2012, 11:50 © ina75 | |
| Ihr Lieben!
Vielen Dank für die lieben und warmen Worte.Es tut einfach gut, zu wissen, dass immer jemand da ist, dem es ähnlich geht.Seid versichert, auch wenn ich nicht täglich schreibe, denke ich doch sehr oft an Euch und schicke Euch allen viel Kraft!
Liebe Ursula: Ja, mein Mann hat sicherlich einen starken Eindruck auf meinen Papa gemacht.Er kam vor 3 Jahren in unser aller Leben und war ( und ist natürlich, gg) der Mann, den man sich für seine Tochter wünscht.Ich hatte auch den Eindruck, dass Papa, nach dem Kennenlernen meines Mannes, irgendwie losgelassen hat, versteht ihr? Er hatte bisher die Aufgabe, Töchterlein zu beschützen und zu behüten, auch wenn sie lange schon erwachsen war, und jetzt hat er mich irgendwie in die Hände meines Mannes übergeben.Danach merkte ich einfach eine Art schwächer werden und vor allem hatte ich das Gefühl, dass er sich jetzt auch zugestand, schwächer werden zu dürfen.
Liebe Astrid: Dich bewundere ich ohnehin sehr, Deine Kraft, Deine Ausdauer und Deine Stärke.Dennoch bin ich sehr sehr froh, dass Du Dich nun zumindest mit dem Gedanken anfreundest, Deine Mama doch irgendwann nicht mehr zu Hause pflegen zu können.Du hast geschrieben dass Du bereits seit einiger Zeit keine Zeit mehr für Deine Hobbys hast.Versuche dennoch, Dir etwas Zeit zu nehmen.Du pendelst zwischen Mama, Arbeit und Erledigungen und bleibst dabei auf der Strecke.Das kann einfach auf Dauer nicht gut gehen.Wenn Du zusammenklappst, eskaliert die Situation erst recht und es ist niemandem geholfen. Vielleicht ist es ja möglich, für einen fixen Tag in der Woche, wenn Mama im TZ ist, NICHT ins Büro zu gehen? Ja, Astrid, und zwar ohne schlechtes Gewissen!!! Du bist nicht Superwoman, sondern auch nur ein Mensch mit Gefühlen und vor allem Bedürfnissen - und die darfst Du nicht ignorieren! Bitte versuch, Dir regelmäßig Zeit für Dich zu nehmen, sieh es als fixen Termin, den Du einhalten musst und genieße dann ein paar Stunden in der Woche, wenn Mama im TZ ist und Du ein bisschen Zeit für Dich hast!
Ich denke viel an Dich!
LG Marina |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 15093
Alter : 58
Ort : Graz, Österreich
Anmeldedatum : 24.02.12
| Thema: Re: Gedanken Sa 11 Aug 2012, 12:39 © dirtsa66 | |
| Liebe Marina, - Zitat :
- Vielleicht ist es ja möglich, für einen fixen Tag in der Woche, wenn Mama im TZ ist, NICHT ins Büro zu gehen? Ja, Astrid, und zwar ohne schlechtes Gewissen!!!
Du wirst lachen, so etwas in der Art habe ich mir auch schon gedacht. Es muss ja nicht sein, dass ich an diesem tag gar nicht arbeite, sonder eben ein paar Stunden nicht, dann wenn ich Mama heimgeholt hat kann ich ja noch immer etwas für die Arbeit erledigen. Die Stunden könnte ich ausgleichen,weil ich ja sowieso auch am WE immer etwas arbeite. DA kann ich ja eh nichts machen in Bezug auf Hobbies, weil ich ja Mama hab. Ob ich es jede Woche schaffe, weiß ich nicht, aber zumindest manchmal... Lieb, dass du an mich denkst. Alles Liebe Astrid
Anteilnehmende Freundschaft macht das Glück strahlender und erleichtert das Unglück - Marcus Tullius Cicero |
| | | |
Ähnliche Themen | |
|
| |