Hallo zusammen,
ich habe mich erst heute hier angemeldet, da ich mit meiner Situation komplett überfordert bin und dringend einen Rat bzw. Hilfe brauche wie ich mich verhalten soll.
Ich habe einen Onkel, den ich seit ca. 12 Jahren regelmäßig 1- 2 mal die Woche besuche. Er wohnt 50 km entfernt in seinem eigenen 3-Familienhaus. Zunächst haben wir ein sehr sehr gutes Verhältnis gehabt und ich konnte nicht verstehen warum die gesamte Familie den Kontakt zu ihm abgebrochen hat. Mit der Zeit habe ich erfahren, dass es um Erbstreitigkeiten mit ihm und seinen Geschwistern wegen dem Haus ging. Da ich ihn ganz anders kennen gelernt habe hat es mir nichts ausgemacht. Über die Jahre hinweg habe ich ihm immer mehr unter die Arme gegriffen. Seine Papiere sortiert, Überweisungen ausgefüllt, Bestellungen bei Versandhäusern geregelt etc. Ich muss dazu sagen, dass mein Onkel immer sehr sehr laut und aggressiv seiner Umwelt gegenüber ist. Er trinkt auch schon seit vielen Jahren Alkohol. Ich denke bei 1-2 Kisten Bier in der Woche und 2 Flaschen Schnaps muss man vom Alkoholiker reden auch wenn alle sagen, dass es auf dem Land normal ist.
In 2006 wurde mein Onkel am Herz operiert und hat einen Beipaß bekommen. In dieser Zeit habe ich mich mehr als vorher um ihn gekümmert und ihm geholfen. Danach war er leider nicht mehr der „Alte“. Seine Lebenseinstellung etc. haben sich mehr verschoben, der Alkohol hat zugenommen und seine Einstellungen gegenüber den Mietern wurden immer schlimmer (er kontrolliert die Mülltrennung, wann gelüftet wird und verbietet das Waschen am Wochenende. Er schließt einfach den Wäschekeller ab.) Im August haben wird festgestellt, dass seit Jahren die Nebenkosten am Haus falsch abgerechnet wurden und vieles im Zusammenhang mit dem Haus falsch läuft. Mein Onkel hat dann gesagt er versteht die ganzen Problematiken um das Haus nicht mehr und er will es auf mich übertragen und hätte da schon einen Notar der ihm aus der Nachbarschaft empfohlen wurde. Zunächst war ich skeptisch da mir die Verhaltensänderungen bei meinem Onkel aufgefallen sind und unser Miteinander komplizierter wurde, aber ich habe das Haus dann doch übernommen. Habe ihn aber gut absichern lassen, mit einem Wohnrecht auf Lebzeit im Erdgeschoss und der Auflage, dass ich das Haus ohne seine Zustimmung nicht beleihen darf und auch nicht verkaufen darf. Kaum hatte ich das Haus sind große Renovierungskosten auf uns zugekommen. Das Dach, die Heizungsanlage die Fassade etc. mussten gemacht werden. Mein Onkel hatte dafür kein Verständnis und sagte immer wieder, dass alles wäre doch gut wäre wie es ist. Anfang 2007 ist er wieder im Krankenhaus gewesen, da sie ihm die Milz entfernen mussten. Der Alkohol hat immer mehr zugenommen und er wurde immer störrischer und aggressiver. Da es finanziell nach meiner Scheidung enger wurde habe ich sogar meine ETW verkauft um sein Haus zu erhalten.
In 2008- 2010 wurde es immer schlimmer. Mein Onkel hat die Mieter beschimpft im Haus bis diese ausgezogen sind. Wir hatten im Dachgeschoss 4 Mieter in 3 Jahren. Er hat einfach immer wieder Handwerker bestellt und Dinge reparieren lassen von denen ich nichts wusste und ich habe die Rechnungen bekommen. Ich habe ihn mehrmals gebeten mir vorher bescheid zu geben aber er hat es ignoriert. Was mich teilweise in finanzielle Schwierigkeiten gebracht hat.
Anfang 2011 sind langjährige Mieter im 1.OG verstorben und die Kernsanierung der Wohnung wäre so teuer geworden, dass die Banken gesagt haben, dass es sich nicht rechnen lässt, da mein Onkel ja keine Miete zahlen würde und ggfs. in naher Zukunft nach seinem Tod auch seine Wohnung im EG renoviert werden müsste. Ich habe meinem Onkel dies dann erzählt und ihm vorgeschlagen, dass wir das Haus verkaufen und er in ein betreutes wohnen zieht. Genau für diesen Fall habe ich auch im Hausübertragungsvertrag eine Klausel einbauen lassen, dass mein Onkel Anrecht auf 500,-€ mtl. Hat wenn er in ein betreutes wohnen zieht. Seit dem Moment haben wir nur noch Streit. Er trinkt mehr denn je und ist nur noch aggressiv. Er verdreht sämtliche Tatsachen, macht mir Vorwürfe und erzählt über Lügen in der Nachbarschaft. Zwischendurch war er wegen Rheuma und Gicht auch nochmal im Krankenhaus.
Letztendlich ist das Haus in der letzten Woche verkauft worden und mein Onkel im Juni 2011 in ein betreutes wohnen gezogen. Leider ist er nun immer häufiger krank (Grippe, Schnupfen). Dazu klagt er über Schlafmangel und läuft die ganze Nacht durch die Wohnung. Wenn ich ihn besuche werde ich 2 Stunden mit Vorwürfen bombardiert und beschimpft. Letzte Woche ist er mir das erste mal an den Kragen gegangen. Ich merke, dass seine Wut daraus resultiert, dass er nicht mehr weiß was wirklich passiert ist in der Vergangenheit und diese Lücken durch eigene Gedanken ersetzt die nicht die Wahrheit sind. Leider belastet mich das Ganze so sehr, dass ich mittlerweile auch schon seit 6 Wochen krankgeschrieben bin. Ich kann nachts nicht schlafen, meine Gedanken kreisen und ich habe ein schlechtes Gewissen, da ich mir seine Vorwürfe und seine Verzweiflung sehr zu Herzen nehme, obwohl dafür kein Grund besteht.
Ich weiß einfach nicht mehr wie ich vorgehen soll. Ich möchte mich gerne weiter um ihn kümmern, da er ausser mir niemanden hat, aber sein Alkohol und seine Aggressivität machen es nicht einfach. Ich denke nun, dass er evtl. auch an Demenz erkrankt ist durch den Alkohol. Wie soll ich mich nun verhalten und was kann ich für ihn und für mich tun?
Vielen Dank schonmal für eure Antworten.

Lieber Sascha, erst mal: willkommen bei uns im Forum! Nun zu Deinem Posting: Du hast mehr für Deinen Onkel getan, als irgend jemand anderer auf dieser Welt. Wenn es aber nun an die Substanz geht und Deine eigene Gesundheit ruiniert wird, ist es Zeit, sich ein wenig zurückzuziehen, bevor auch noch der letzte Rest an Zuneigung verloren geht. Ob die Aggressivität, die immer stärker wird, vom Alkohol stammt oder auf einer Demenz beruht, kann sicherlich ein Arzt feststellen - wobei ich fast annehme, dass er sich, wie man hierzulande sagt, "das Hirn versoffen" hat. Ich an Deiner Stelle würde mich mal eine Weile dort nicht blicken lassen (was ja nicht ausschließt, dass man miteinander telefoniert - da kannst Du das Gespräch trennen, wenn es zu arg wird). Du musst erst mal dafür sorgen, dass es Dir wieder besser geht - vielleicht hast Du dann auch wieder die nötige Gelassenheit, sein verändertes Wesen zu ertragen. Ein schlechtes Gewissen musst Du nicht haben - Du willst ihn ja nicht im Stich lassen, sondern musst einfach nur eine Auszeit haben - dazu hast Du jedes Recht dieser Welt.

Lieber Sascha,
herzlich Willkommen bei uns.

Ich schliesse mich unserer Eisi an, du hast wirklich alles getan, um deinem Onkel zu helfen. Ich lese aus deinem Beitrag, dass du ihn wirklich magst. Herz und Verstand stimmen leider nicht immer überein. Doch es gibt Grenzen, vor allem, wenn man selber darüber krank wird. Dein Onkel ist dort gut betreut, es wird sich gekümmert. Da solltest du wirklich erst mal sehen, dass du selber wieder auf die Beine kommst.

Unsere Mutter hat damals, nachdem sie verwitwet war, auch Alkohol in rauen Mengen getrunken. Das war auch mit ein Faktor für ihre jetzige Demenz. Dein Onkel müsste zu Fachärzten, um festzustellen, was los ist. Dann kann man ihm auch gezielt helfen. So, wie es jetzt ist, ist es für euch beide keine Situation auf Dauer.

In diesem betreuten Wohnen gibt es doch bestimmt einen Arzt, der die Bewohner betreut. Vielleicht kannst du da mal vorsprechen.

Ich wünsche dir weiter Kraft und denke auch mal an dich.

LG Biggi

hallo Sascha

Willkommen bei uns im Forum auch von mir.

Ich schliesse mich den Worten von Elsi und Giggi an.

Jetzt musst du mal dringend auch an dich denken und als erstes einen Arzt involvieren damit deinem Onkel medizinisch geholfen werden kann.Dann kannst du dich ein bisschen zurück ziehen weil er ja gut betreut wird brauchst du auch kein schlechtes Gewissen zu haben da du das tust was für ihn gut ist und dazu ist es auch noch gut für dich. Du hast bis dato schon mehr für ihn getan als irgend jemanden sonst und du wirst dich weiter um ihn kümmern können wenn sich alles gelegt hat.

Ich wünsche dir viel Kraft und denke jetzt an dich.
lG
Janine

Hallo Sascha,
auch ich schließe mich meinen Vorrednerinnen an. Du mußt mal an dich denken und Abstand von deinem Onkel nehmen. Er wird im betreuten wohnen gut umsorgt.

Da die ganze Situation dich schon krank gemacht hat, wird es höchste Zeit etwas für dich zu tun. Vielleicht tut dir eine Kur gut! Oder ein Gespräch mit einem Psychologen, damit du wieder beruhigt schlafen kannst.
Ich wünsche dir alles Gute und die nötige Kraft, um wieder fitt zu werden und für dich das Leben wieder angenehmer wird.
Herzlichst Lena

Hallo ihr Lieben,
vielen Dank für eure lieben Worte und den Zuspruch.
Leider ist die Situation etwas schwieriger. Mein Onkel ist nicht komplett in einem betreuten Wohnen. Er hat lediglich die Zusatzleistung eines Notrufknopfes und auf alles andere (Betreuung, Pflege, Essen) verzichtet er. Er geht seit Jahren nur zum Arzt um seine Magentabletten und die Tabletten für seinen Blutdruck zu holen. Untersuchen lässt er sich nicht und lehnt es auch ab. Er meint die ganze Welt will ihm nur böses und nun mit dem Hausverkauf und seinem Umzug ins betreute Wohnen hätte auch ich ihn verraten. Nach außen hin macht er einen ganz normalen Eindruck und man würde ihm nie etwas anmerken, aber sobald ich mit ihm alleine bin zeigt er sein wahres Gesicht.
Ich weiß echt nicht mehr was ich tun soll. Ich würde ihm gerne helfen, aber ich komme nicht mehr richtig an ihn ran und Hilfe von Dritten lässt er nicht zu.

Lieber Sascha,
denke nun mal an Dich.
Laß ihn einfach mal in Ruhe.
LG Sylvia

Lieber Sascha,

du hast die Möglichkeit, dich vom Sozialdienst beraten zu lassen.
Frag beim Betreuten Wohnen nach, wer dich beraten könnte.
Ohne professionelle Hilfe ist es verdammt schwer, eine Lösung zu finden,
aber das, was du schilderst, gibt es wirklich häufig und es gibt Möglichkeiten,
einen Arzt hinzu zu ziehen, auch wenn dein Onkel nicht will.

Bei meinen Eltern hat es auch eine Weile gedauert, bis wir alle Hilfen angeschoben haben.
Es geht meistens nur Schrittchen für Schrittchen - wenn du mir deine PLZ per Mail schickst,
dann kann ich mal schauen, was es für Beratungsstellen in deiner Nähe gibt.
NRW hat ein ziemlich gutes Netz für Demenzerkrankungen und Beratung:

http://www.demenz-service-nrw.de/

Kopf hoch - es gibt immer eine Lösung!

LG
Jelly

Hallo Jelly,

vielen Dank für den Link. Ich habe mich gerade schon eingelesen und warte nun auf einen Rückruf.
Liebe Grüße
Sascha

Hallöle,
ich habe auch noch einen für dich!!

http://www.pflegen-und-leben.de/


Liebe Grüße Lena

Hallo Sascha,
mich würde es mal interessiern, wie es dir in der Zwischenzeit ergangen ist. Leider kann man dir keine PN schicken. Vielleicht schaust du ja noch mal hier bei uns rein und berichtest uns, wie deine momentane Situation ist.

Danke dafür. Liebe Grüße Lena

Ich würde mich auch auf ein Feedback freuen. Wie alles gelaufen ist. Hab hier auch noch einen Link:

http://www.docjones.de/krankheiten/demenz

VG