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Mirakel Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Vaskuläre Demenz Sa 21 Jul 2012, 20:15 © Mirakel | |
| Hallo guten Abend Danke für Eure liebe Begrüssung.Ich weiss nicht, ob ich hier richtig bin,aber ich möchte mir mal ein bisschen von der Seele schreiben.Mein Vater hat vaskuläre Demenz im 3. Stadium.Angefangen hatte seine Krankheit schon vor ca.10 Jahren, nur wussten wir es damals noch nicht.Er vergaß immer mehr und wurde teilweise richtig bösartig.Im Laufe der Jahre kümmerte ich mich immer mehr um alltägliche Dinge,z.B.um alles finanzielle.Er war verheiratet aber meine Mutter war selber schwerkrank,mein Vater regelte früher alles.Vor 6 Jahren erlitt er dann einen leichten Schlaganfall,den er aber gut überstand.Vor 4 Jahren kam dann eine Gehirnblutung dazu,er verbrachte 6 Wochen im Krankenhaus und da wurde dann die entgültige Diagnose gestellt.Ich musste meinen Vater in einem Altersheim unterbringen,da er zu Hause bei meiner Mutter nicht mehr bleiben konnte.Papa ist jetzt seit 4 Jahren dort.Übrigens wollte er ins Heim,er wusste er konnte nicht mehr nach Hause.Papa konnte noch sprechen und er fühlte sich sehr wohl und geborgen.Aber innerhalb der letzten 4 Jahre verschlechterte sich sein Zustand.Mittlerweile kann er nicht mehr sprechen und er ist vollkommen inkontinent.Mein Papa und ich hatten immer ein sehr inniges Verhältnis,ich besuche ihn auch sehr oft.Nur weiss ich nicht, ob er mich noch erkennt. Wenn ich komme,fängt er an zu weinen und zu schreien.Heute war ich auch wieder bei ihm,er jammert und schreit dann besonders,als wenn er mir was sagen möchte.Ich versuche dann immer ihn zu beruhigen und streichle ihn immer,dann wird er ruhiger.Es fällt mir manchmal irrsinnig schwer ihn so zu sehen ich möchte ihn nicht verlieren.Ich weiss dass ich loslassen muss, aber ich kann nicht,ich weine sehr viel.Wie soll ich damit umgehen??L.G. |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Vaskuläre Demenz So 22 Jul 2012, 08:54 © sylvia | |
| Moin liebe Mirakel, das hat dann schon sehr früh angefangen, Schlaganfall und Gehirnblutung verstärken die Krankheit dann noch mehr. Mein Papa hatte auch einen Schlaganfall. Es ist schön, wie Du dich kümmerst trotz Familie, das ist nicht immer selbstverständlich Wenn er ruhiger wird beim streicheln hat es doch was positives und wir können nur "ahnen" was in ihrer Welt vor sich geht, wenn überhaupt. Versuch Dich doch mal einer Gruppe Gleichgesinnter anzuschließen. Vielleicht hat auch ne Schwester ein offenes Ohr für Deine Ängste. Ich hatte dort im Stift eine ganz liebe Schwester die sich viel Zeit nahm, was nicht selbstverständlich ist. Jeder geht damit auf seine Art um, ich habe mich an die vielen schönen Zeiten erinnert und mache es noch. Vielleicht hast auch einen Mann der Dir zuhört. Viel Kraft und Stärke. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: Vaskuläre Demenz So 22 Jul 2012, 10:03 © Admin | |
| Liebe Mirakel - Zitat :
- Ich weiss dass ich loslassen muss, aber ich kann nicht,ich weine sehr viel.Wie soll ich damit umgehen?
Wie geht man damit um. Nun leider tun sich alle unweigerlich schwer damit. Das einzige wo man sich selber ein bisschen dabei helfen kann, damit die Psyche und Seele überhaupt mal weiss wohin sie hinterher hinken muss, ist wenn man sich vieles erst mal Theoretisch ganz klar bewusst macht... Dein Vater wollte damals, als er die Zusammenhänge noch klar sehen und verstehen konnte, selbst in einem Heim einziehen. Daran sollst und musst du dich unbedingt festhalten, unabhängig wie schwankend seine Emotionen heute auch sein mögen. Denn für deinen Vater kommt durch die Krankheit, nur die Heutige, im Jetzt gerade aktuelle Situation, rein Emotional zum Ausdruck. Ohne eine klare Erinnerung des Davor und der Vorstellung des Wohin, ist dies für uns jedoch immer sehr Verwirrend. Denn es sind lediglich WIR, die das JETZT immer im Vergleich unserer ganzen Erinnerungspalette betrachten und verstehen wollen. Während wir uns also über eine Begebenheit noch den Kopf zerbrechen, befinden sich unsere Lieben schon wieder auf einer anderen "Erinnerungsinsel". So wie ich es erlebt habe, kann dieses Erinnerungsinsel-hüpfen im Minuten- und manchmal gar im Sekundentakt von statten gehen. Ich denke auch das desshalb unsere Antworten oft nicht mehr ankommen, weil es sich für unsere Lieben schon wieder um eine ganz andere Insel handelt, während wir noch bei der Letzten hängen geblieben sind. Dies mag einerseits ein Fluch der Krankheit sein, ist aber gleichzeitig auch oft ein Segen. Unser eigenes Leiden und das Leiden von unseren Lieben muss und darf klar unterschieden werden. Während sich unsere Trauer hauptsächlich darum dreht, noch klar zu wissen wie es vorher war, klar zu sehen wie sich unsere Lieben verändern und das was war, nie mehr zurückkommen wird, sieht dies für unsere Lieben total anders aus. Bei unserem Erik reichte z.B der Morgen an dem er geduscht wurde, um den Rest des Tages leicht reizbar zu verbleiben und alles negativ zu sehen. Während bei einer schönen Begebenheit die ganze Welt für ihn nur noch rosarot ausschaute und er sein Leben für den Augenblick total genoss. Es werden nicht nur Wut, Trauer, Frust u.s.w zu 100% ungetrübt wahrgenommen, sondern auch Freude, Geniessen und Glück. Während wir leicht blind auf Erfreuliches sind, da wir immer gleichzeitg auch das Traurige und die Krankheitstragik im Hinterkopf behalten. Gerade eine Vaskuläre-Demenz zeichnet sich besonders in der Persönlichkeitsveränderung aus. Versuche deine Wut zwischen der Krankheit und deinem Vater getrennt zu halten. Ich weiss, das ist sehr, sehr schwer, aber jedesmal wenn es dir gelingt, wirst du weniger deine Beziehung zu deinem Vater als solche in Frage stellen. Wenn du zu Besuch gehst und er weint, dann darfst du auch ohne weiteres mit ihm mit weinen und gemeinsam mit ihm über die Krankheit wettern. Denn auch das ist eine Form der Gemeinschaft, die deinem Vater das Gefühl des Verstanden werden vermitteln kann und euch gegenseitig ein bisschen Luft schenkt. Manchmal muss einfach erst die Trauer und Wut raus, damit nachher wieder gemeinsam gelacht werden kann und eine Umarmung erst recht genossen wird.....Jeden Tag aufs Neue liebe Mirakel, denn jeder gute Tag an erlebter Gemeinschaft (ob Trauer, Wut, oder Freude) ist ein unendlich kostbarer Tag. Und dann ist es auch nicht mehr ganz so wichtig, ob wir noch erkannt werden, oder nur rein Emotional als ein geschätzter Besuch wahrgenommen werden. Deine eigene Trauer des Verlustes dessen, was dein Vater war und nie mehr sein wird, braucht dabei ihre ganz eigene Zeit und dabei wird die Seele noch sehr lange hinterher hinken bis sie dich wieder eingeholt hat. Mancher Zeit liebe Mirakel lässt sich jedoch nicht Vorgreifen, man kann es sich selber nur zugestehen, annehmen und akzeptieren - wenigstens Theoretisch. Ich wünsche dir ganz viel Kraft, denn davon wirst du wie alle hier, noch eine ganze Menge brauchen
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | Mirakel Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Demenz So 22 Jul 2012, 18:48 © Mirakel | |
| Liebe Sylvia, liebe Admin Danke für Eure Ratschläge,ich werde versuchen sie zu beherzigen auch wenn es mir schwerfällt.Ich habe gut 2 Jahre gebraucht die Krankheit zu akzeptieren,das schlimme ist nur es geht seit einem halben Jahr so rapide bergab mit meinem Papa.Mein Mann und meine Kinder unterstützen mich auch sehr und hören mir zu,trotzdem fühle ich mich manchmal ganz alleine.Voriges Jahr im März ist meine Mutter an Darmkrebs gestorben,ich habe sie 6 Tage lang begleitet.Als ich dann Papa gesagt habe dass Mama gestorben ist war ich mir nicht sicher ob er es überhaupt verstanden hat,er hat sie nie wieder erwähnt.Er wollte auch nicht zur Beerdigung gehen.Aber es tut mir gut hier zu sein und mich mit Gleichgesinnten austauschen zu können.L.G. |
| | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Vaskuläre Demenz So 22 Jul 2012, 19:44 © Rita | |
| Liebe Mirakel, erstmal herzlich willkommen im Forum. Das ist alles nicht einfach. Denke aber Ursula hat das alles schon so super formuliert. Vielleicht ist es gar nicht so verkehrt halt einfach mal mit ihm zu weinen und zu wettern. vielleicht geht's euch beiden dann besser. Wer weiss. Einfach mal alles raus lassen. Es ist so schrecklich wenn sie einen was sagen wollen, und es kommt aber nichts raus, oder nur total unverständliche Worte, wie eine Fremdsprache die man noch nie gehört hat geschweige denn versteht. Und wenn sie dann noch so verzweifelt scheinen.... Das ist hart. Aber leider nicht zu ändern und wir müssen lernen damit zu leben, und das ist verdammt schwer. Ich schicke dir ein besonders grosses Kraftpaket und eine grosse Dosis an und hoffe das hilft etwas. Rita |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Vaskuläre Demenz Mo 23 Jul 2012, 08:59 © sylvia | |
| Moin liebe Mirakel, ich denke mal es liegt in der Natur von uns Frauen, das wir viel nachdenken und auch grübeln. Wie oft kam ich abends nicht in den Schlaf, man kann einfach nicht abschalten, hat alles Vor- und Nachteile. Als meine Mutter März 2007 starb erwähnte mein Papa seine Frau auch nie mehr. Vielleicht hat es mit der Krankheit zutun oder sie machen es mit sich aus oder es lag an der Vorgeschichte, wie sie ihn behandelt hat ich weiß es nicht aber zur Beerdigung ging er mit dem Satz am Urnengrab: das ist abgehakt laß uns gehen. Was immer es bedeuten mag ich fragte nicht. Manchmal muß man einfach schweigen. Vergiß Dich bitte nicht - viel Kraft und Stärke. LG Sylvia
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| | | Mirakel Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Demenz Di 24 Jul 2012, 21:01 © Mirakel | |
| Guten Abend ihr Lieben Gestern habe ich Papa besucht,er hatte gottseidank wieder mal einen guten Tag.Er hat zwar geweint,aber er hat nicht geschrien.Mich macht das Schreien so fertig weil ich merke wie verzweifelt er sein muss.Die Pfleger meinten auch er wirkt manchmal todunglücklich.Fasenweise möchte er auch gar nicht berührt werden dann zuckt er sofort zurück.Voriges Jahr konnte ich noch ab und zu einen kleinen Ausflug mit ihm machen,aber heuer geht gar nichts mehr, er will nicht mal vor die Türe gehen.Wie habt ihr das mit euren Angehörigen erlebt?L.G.Brigitte |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Vaskuläre Demenz Mi 25 Jul 2012, 09:16 © sylvia | |
| Liebe Mirakel, wie Du schon geschrieben hast es gibt fasen. Demente empfinden vieles anderes, oft frieren sie, so ging es meinem Papa, da kaufte ich nen dicken Parker mit Fellmütze. Vielleicht ist diese PDF Datei hilfreich sie fast nochmal alles zusammen Info Demenz verstehen und sich berühren lassenDieser Esel braucht kein G E S T E R N. Er lebt in seiner Welt.(23.04.2012) Mein Leben ohne Gestern von Lisa Genova ist ein spannender und einfühlsamer Roman, der mich gepackt hat. Ich lade Sie ein, dieses Buch zu lesen.
Die Ich-Erzählerin, der wahrhaftig klingenden Geschichte, vermittelt Hoffnung, wo bislang Hoffnungslosigkeit zur Tabuisierung dieser Verhaltensauffälligkeit oder Krankheit geführt hat. Wir werden angeregt, das Vertrauen in an Demenz erkrankte Mitmenschen zu pflegen. Gleichzeitig macht das Buch der kompetenten Autorin Mut, selbst bei ersten Anzeichen von eigener Demenz frühzeitig professionelle Hilfen in Anspruch zu nehmen anstatt Unliebsames unter den teuren Teppich zu kehren.
An Demenz erkrankte Menschen freuen sich über Persönlichkeiten in Ihrem Umfeld, die von Glaube, Hoffnung und Liebe getragen, ein wenig verstehen, was in Ihrem Gehirn abläuft.
Ihrer jungen Nacht wieder Farbe zu geben und Ihre Augen zum Leuchten zu bringen ist eine Kunst, die Wissenden und Kindern leichter fällt. Ein wenig Mut gehört ebenso dazu, wie das Annehmen eines eigenen Lebens ohne Gestern. LG Sylvia
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| | | Mirakel Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Demenz Mi 25 Jul 2012, 20:12 © Mirakel | |
| Liebe Sylvia Ich habe dieses Buch erst vor kurzem gelesen und es hat mich sehr berührt und auch nachdenklich gemacht.Diese bösartige heimtückische Krankheit kann jeden treffen und ist immer noch nicht heilbar.Man kann nur hoffen das es einen nicht selber trifft.L.G.Brigitte |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Vaskuläre Demenz Do 26 Jul 2012, 08:34 © sylvia | |
| Liebe Mirakel, ich denke darüber darf man gar nicht nachdenken. Einfach versuchen jeden Tag zu genießen. LG Sylvia
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