Guten Morgen an Euch alle,
man denkt immer, in solchen Momenten müsste die Zeit stehen bleiben, es fühlt sich auch irgendwie so an, als würde sie es tun - aber sie tut es nicht, der Alltag holt einen unbarmherzig wieder ein.
Mein Liebster schrieb mir eben:
"Wenn das Licht verlischt, beginnt die Trauer. Ist die Trauer überwunden, bleibt die Erinnerung an das Licht"
Ich finde das sehr berührend.
Wir sind ja am Dienstag zu meinem Schwiegervater gefahren, meine Schwiegermutter lag aufgebahrt im Vorraum und es war sehr berührend das zu erleben. So würdevoll..... es fühlte sich so richtig an. Man konnte sich zu ihr setzen und noch das ein oder andere sagen oder bedenken, bei ihr sein.
Mein Schwiegervater war sehr tapfer, er hat sie sehr geliebt und sie waren fast 47 Jahre zusammen, wenn man bedenkt, das es für beide die zweite Ehe war, ist das eine unglaublich lange Zeit gewesen. Er war ein wenig trauig, das kaum jemand gekommen ist.... kaum Nachbarn, keine Familie, außer uns, seinem nebenan lebenden Sohn und meinem anderen Schwager.
Ich hab versucht zu trösten, viele Menschen halten die Begegnung mit dem Tod so nahe nicht aus. Nicht im Alltag, nicht zu Hause. Er hat da Schwierigkeiten mir zu folgen, aber er hat auch eine, eher professionelle Haltung zu dem Thema (als ehemaliger Leiter eines Altersheimes hat er natürlich ganz andere Erfahrungen und war immer nahe dran). Und dazu kommt, das es innerhalb der Familie große Querelen gibt. Es gibt noch eine Tochter, mit der sie sich zerzankt haben, sie weiß Bescheid, mag aber nicht kommen.
Und es gibt den "Lieblingssohn", er weiß noch nichts und soll nichts wissen, auch zur Trauerfeier soll er nicht kommen, in gar keinem Fall.......... Bescheid sagen? Nö, will auch niemand. Das ist so bitter und ich bin sehr stolz auf meinen Liebsten, der seinem Vater sagte, "Ich werde ihm Bescheid sagen, nach der Trauerfeier um Deinen und Euren Wunsch zu respektieren, aber dann fahre ich zu ihm, er muss das wissen." Das hat mein Schwiegervater so akzeptiert und meinte, das sei okay.
Mal sehen, er hatte, durch die lange Krankheit seiner Liebsten schon Zeit über Vieles nachzudenken, er schmiedet Pläne, denkt wieder an einen Hund und muss nun für sich heraus finden, wie sein Leben ohne seine Frau werden wird. Ich habe ihn immer nur als ihren Schatten wahr genommen und nun werden wir sicher alle einen "neuen" Menschen kennen lernen, darauf bin ich gespannt..... wir werden am Wochenende zu ihm fahren.
Liebe Grüße an Euch und Danke für all die tröstenden Worte
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an
denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und
geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen
sein. (nach C.W. Carver)