Hallo an Alle, nun muss ich auch mal Fragen loswerden. Bisher hab ich immer nur gelesen hier.
Mein Vater (82) war wegen Bauchspeicheldrüsenentzündung durch zu viel Alkohol im KH. Da sein Zustand schlecht war, er Zeichen von Demenz zeigte, kam er in Kurzzeitpflege. Dort hat er sich zwar gut erholt, aber ich konnte mir nicht mehr vorstellen, dass er in seinem Haus allein je wieder zurecht kommen kann. Auch die Ärztin im KH meinte dass dies nicht mehr geht. Er hat sich auch schon längere Zeit zu Haus kaum mal gewaschen, sein einziger Inhalt war der Wein. Er lag nur noch im Bett und in immer kürzeren Abständen musste er ins KH. In der Kurzzeitpflege erholte er sich so nach und nach. Ich hab ihn dort gefragt was er meint wie es weiter gehen soll. Er wollte nicht wieder nach Haus, nicht in Betreutes Wohnen, sondern ins Heim wo er rundum betreut wird. Zu Haus wäre mein Vater vorm gefüllten Kühlschrank verhungert. Er hat auch keine Hilfen angenommen. Noch in Kurzzeitpflege ist die Begutachtung wegen Pflegestufe erfolgt und er hat Stufe 1 bekommen. Nun ist er seit 5 Tagen in einem anderen Heim zur Vollpflege. Und es ist wie verrückt. Er läuft mit Rollator recht gut, auch Stück ohne geht. Heut ist ein Test gemacht worden bei dem ich dabei war. Alle Fragen hat er prima beantwortet, Rechenaufgaben richtig gelöst. Man merkt absolut nix mehr von Demenz. Und das nun konstant seit ca 10 Tagen. Nun überlegt er ob er wieder nach Haus kann. Er weiss nicht mehr dass er gesagt hat er will ins Heim. Im Kh - Bericht steht folgende Diagnose: Deutliche kortikale und subkortikale Hirnatrophie. Kann es sein dass sich das Gehirn ohne Alkohol (seit 2 Jahren fast jeden Tag zwei Flaschen Wein) und ohne die ständig zu vielen Schlaftabletten sich so gut erholt? Und nun keine Demenz besteht? Nur wenn er wieder nach Haus kommt geht das ganze wieder von vorn los. Davor würde mir total grauen. Ich hab zwei Jahre lang mit ansehn müssen wie mein Vater zu Haus immer wieder verwahrlost (früher war er total sauber). Er kam mit dem Allensein nicht klar seit Mutter nicht mehr lebt (vor 4 Jahren). Richtiger Alkoholiker ist er aber nicht da er keine Entzugserscheinungen hatte wenn er im KH war. Meine Frage lautet also:" Können Demenzkranke am Anfang über so lange Zeit völlig klar sein? Er weiss alles was gestern, vorige Woche war, ist voll orientiert. Danke fürs Lesen und schöne Ostern wünscht Margit

Hallo Margit,

ich denke schon, daß der Zustand Deines Vaters mit dem Alkoholkonsum in täglicher Form zusammenhängt!!

Da er im Moment einen klar strukturierten Tagesablauf hat, wohl auch etwas Sicherheit in seiner neuen Heimat gewinnen konnte, hat er sich wieder an alltägliche Abläufe gewöhnen können!
Und es tut ihm doch auch sichtlich gut, daß ist doch super!!!

Ich hätte bei meinem Vater mal hören wollen, daß er ins Heim will, im Gegenteil, er hat mir die enorm große Last aufgebürdet, und zu MIR gesagt, wenn es irgendwie gehe, wolle er NIE in ein Heim!!
Und dabei wohnte ich gar nicht im selben Ort, nur meine Schwester war noch im Haus bei ihm!!

Na, ja. wie dem auch sei...bei Deinem Vater könnte ich mir vorstellen, wenn Du ihm dort wieder rausholen würdest, würde er wieder in seine alten Verhaltensmuster verfallen, wieder Alkohol trinken, sich gehen lassen, in den Tag hinein leben,...

Könnte mir vorstellen, daß das Leben für ihn jetzt so lebenswerter ist - oder???

Liebe Grüße, Gabi

Danke für eure Antworten. Ich denke ja auch dass er im Heim durch den strukturierten Tagesablauf gut aufgehoben ist und es ihm nur so gut geht weil er dort ist. Aber er hat heut erst so richtig registriert dass er dort nun bleiben soll. Obwohl er es ja selber so wollte. Und nun hab ich Panik dass er wieder heim will. Denn ich weiss, dass dies nicht gut gehn wird. Ich besuche ihn im Heim jeden Tag. Er war nie beim Neurologen - dagegen hat er sich gesträubt. Und wenn er sagt dass er nach Haus will wird ihn davon wohl keiner abhalten können - oder?

Hallo Drops,
die Nervenzellen, die durch Alkohol abgestorben sind kommen nicht wieder. Die Kombination von Alkohol und Schlaftabletten ist verhängnisvoll. Um Alkoholiker zu sein, muß Dein Vater nicht unbedingt einen Entzug haben, der körperlicher Natur ist. Es reicht schon eine psychische Abhängigkeit.
Ich hatte das Problem mit Schwiegervater, der im Heim war und wieder nach Hause in seine Wohnung wollte. War dann wieder zu Hause ( seine Frau gab es auch noch, aber leider schon Anfang von Demenz), ist am nächsten Tag aus dem Bett gefallen und mußte wieder in das KH. Danach ist er im Heim geblieben, wollte aber immer wieder nach Hause. Er ist im Januar verstorben. Du kannst ja mit dem Sozialdienst sprechen was sie Dir raten. Sicher kommt Dein Vater zu Hause nicht mehr alleine zu Recht, nachdem was Du schreibst.
Ich drücke Dir ganz fest die Daumen für alles und wünsche Dir viel Kraft.

Liebe Margit,

ich denke, dass Dein Vater im Heim besser aufgehoben ist. Eben weil der Tagesablauf strukturiert ist. Solange er jedoch noch voll geschäftsfähig ist, wird er es selbst entscheiden können, wo er lebt.

Wenn er einsichtig ist, kannst Du vielleicht noch mit ihm reden. Es gibt ja auch Menschen im Heim, die noch halbwegs fit sind, aber einfach nicht mehr alleine leben wollen. Insbesondere weil sie aufgrund des Todes des Partners an der Einsamkeit zugrunde gehen.

Wenn er zu Haue ist, wird er höchstwahrscheinlich wieder trinken. Er wird auch abhängig sein. Es gibt genügend Alkoholiker, die einige zeit nicht trinken.

Gruß, Ildiko