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| Wie reagiere ich auf die Forderungen nach dem Zuhause? | |
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jolalina Neu im Forum
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| Thema: Wie reagiere ich auf die Forderungen nach dem Zuhause? Mi 22 Jun 2011, 19:03 © jolalina | |
| Dies ist mein erster Beitrag, und wie wohl alle so führt mich die Not hierher, nicht mehr weiter zu wissen. Kurz, es geht um meine demenzkranke Mutter, die nach Kurzzeitpflege jetzt im Heim bleiben muss, aber dies nicht versteht. Ich lebe seit 11 Jahren in Schweden, und bin die einizige Tochter und nächste Angehörige meiner Mutter, die bei Wiesbaden wohnt. Mein akutes Problem ist, dass ich meine Mutter vor knapp 4 Wochen aus ihrer kleinen Wohnung (in der sie 40 Jahre wohnte) geholt habe, um sie in eine "Kur" (Kurzzeitpflege) zu bringen. Vorläufig angedacht, aber natürlich mit dem Gedanken, dass dies vermutlich der Schritt ins Heim ist, sofern dies gut läuft. Die Demenzdiagonse kam 2009, verbunden mit massivem Untergewicht. Ich organisierte damals sofort Hilfe durch die Diakonie, die zunächst mit Essen versorgte, dann mit weiteren Besuchen, weil immer mehr Alltagsfähigkeiten ausfielen. Zuletzt waren wir bei dreimal täglich, meine Mutter vergass trinken, konnte nicht mehr duschen, hatte Probleme beim Ankleiden. Ich war bemüht, das Wohnen zu Hause so lange wie möglich zu erhalten, weil dies ihr ausdrüclicher Wunsch war - obwohl sowohl Diakonie als auch Hausärztin ankündigten, dass es nicht mehr lange ginge. Den Ausschlag gab, dass meine Mutter mehrfach ohne Schlüssel die Wohnung verliess, und das sogar mal nachts. Im Winter hätte das lebensgefährlich sein können. Diakonie konnte den Pflegebedarf nicht mehr abdecken, und ich konnte niemanden zur 24Std.-Pflege in der kleinen Wohnung unterbringen. Da kam die Idee mit der Kurzzeitpflege, auch um abzutesten, wie meine Mutter in der fremden Umgebung klarkommt. Status ist, dass sie zwar viel im Pflegeheim herumirrt, aber etwas Kontakt gefunden hat (und das nach Jahren der Einsamkeit) und es scheint, dass sie durch die viele Ansprache wieder etwas lebendiger geworden ist. Ihr Zimmer gefällt ihr. Allerdings hat sie auch massive Wortfindungsstörungen und Zunahme der Verwirrtheit, was ja zu erwarten war. Im Heim scheint sie sich anzupassen. Doch kaum rufe ich an, wird ihre Stimme ganz klein, ihr gehe es so schlecht... Und dann kommen die Fragen. Es hätte sie doch jemand fragen sollen, bevor sie da hinkommt, wo sie jetzt ist. Ob sie da denn jetzt für immer eingesperrt sein soll. Ob ich dahinterstecke. Ob es die Wohnung noch gibt, was mit ihren Möbeln sei. Sie hätte doch gut noch alleine wohnen können, wer sagt denn, dass sie das nicht mehr kann? Die Ärzte - die hätte sie doch kaum getroffen, woher wollen die denn wissen.. Ich hätte sie einfach aus ihrer Wohnung geholt, ohne ihr zu sagen, dass sie umziehen muss. (da ist mein schlechtes Gewissen). Einen alten Mensch pflanzt man nicht einfach so um. Sie wolle die Wohnung nochmal sehen (..aber um dann dazubleiben). Und ich bin ja so weit weg, ich weiss doch gar nichts. (von wegen, seit 2 Jahren unterhalte ich von Schweden aus ein enges Netz zu allen Beteiligten). Wenn sie dann noch sagt, ich solle es mir nicht so einfach machen, solle versuchen sie zu verstehen.... dann muss ich schon ganz schön schlucken. Ich habe nicht damit gerechnet, mit solchen Fragen so massiv konfrontiert zu werden. Sie weiss nicht mehr, wer vor 5 Minuten mit ihr gesprochen hat, sie kann sich nicht mehr anziehen, aber sie bringt Fragen auf, die gewissermassen klar und nachvollziehbar sind. Zeitgleich bin ich gezwungen, die Wohnung zu kündigen und aufzulösen. Ich brauche eine Strategie, wie ich mit dem Thema Heimumzug umgehen soll. In diese Gesprächen fühle ich mich regelrecht in die Mangel genommen, überfordert und Alleingelassen. Um nicht "die Böse" zu sein, habe ich gesagt, dass es eine ärztliche Anweisung gibt, dass sie nicht mehr alleine leben kann. Dass sie Demenz hat. Dass sie sehr viel Hilfe auch zuhause schon brauchte. Etc etc. Da reagiert sie natürlich empört. Na, Ihr könnt Euch denken, dass dies jedesmal in fruchtlosen Diskussionen endet, und ich spüre, dass ich unsicher und falsch mit der Situation umgehe. Gestern konnte ich das Gespräch abschliessen mit dem Ausblick, dass wir uns ja nochmal ein anderes Seniorenwohnen ansehen können, wenn ihr dieses nicht gefällt, und allein diese "Aussicht" hat meine Mutter dann für den Moment etwas beruhigt. Aber ob das richtig ist? Ich habe noch ein Leben in Schweden, mit zwei Kindern, und das mit meiner Mutter nimmt mir mehr und mehr Energie, auch oder gerade weil ich weit weg bin. Ich bin allein mit meiner Mutter aufgewachsen und wir hatten ein nahes Verhältnis bis in die Pubertät. Da brach ich aus, aus der kleinen Welt, und war nicht mehr "ihr Fleisch und Blut". In den letzten Jahrzehnten hatten wir ein freundliches Verhältnis, aber meine Mutter hat mir gewissermassen immer vorgeworfen, einfach weggegangen zu sein (und später auch noch ins Ausland), und sie traute mir nie so richtig, ob ich "ein guter Mensch" sei. Sie hat mich nie in Schweden besucht, um zu sehen, wie ich lebe, obwohl es dann auch Enkelkinder gab, und ich mich sehr bemüht habe, sie mal hier empfangen zu können. Gespräche, was mal sei, wenn sie nicht mehr alleine leben kann, wurden tabuisiert, bzw. das hätte ja wohl noch Zeit (so sieht sie es noch heute!). Sie hätte wohl niemals gedacht, dass sie im Alter gerade auf mich zählen muss... Und bei aller Verantwortung und Fürsorge, die ich empfinde, so bin ich manchmal einfach wütend, dass sie selbst nicht vorgesorgt hat und ich jetzt an allem die Schuld bekomme. Meine Kernfrage, sorry für die Länge - wie verhalte ich mich in meinem anstehenden Deutschlandurlaub, wenn sie in ihre Wohnung will/umziehen will? Kann ich es wagen, die Wohnung zum "Abschied nehmen" nochmal aufzusuchen? Und wie helfe ich ihr, zu verstehen, dass sie ein neues Zuhause hat? Welche Antworten soll ich geben? Herzlichen Dank fürs Lesen. |
| | | vargen Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wie reagiere ich auf die Forderungen nach dem Zuhause? Do 23 Jun 2011, 02:04 © vargen | |
| Kära Jolalina, erstmal herzlich Willkommen hier im Forum. Du steckst in einer schwierigen Situation, lebst in Schweden und deine Mutter hier in Deutschland. Ich bin heute Abend etwas paltt, da ich lange unterwegs war - beruflich , daher nur ein paar Zeilen. Nur mal zum Thema "Wohnung". Ich habe damals meine Eltern zu mir geholt, da sie nicht mehr alleine leben konnten. Mein Vater hatte Krebs (im Endstadium) und konnte halt meine demenzkranke Mutter (in einem relativ "moderaten Stadium) nicht mehr pflegen. Meine Mutter hat in der ersten Zeit bei mir sehr oft, obwohl sie meine Wohnung durch die sehr häufigen Besuche kannte, oft gesagt "so jetzt fahren wir wieder nach hause, es reicht". Ich habe da meine Eltern, Anfang 2007, in den Wagen geladen, in Absprache mit meinem Vater natürlich, und sind in die alte, damals noch existierende Wohnung gefahren. Bin da mit meiner Mutter in der Wohnung rumgelaufen - es waren ja noch alle Möbel, etc. da und habe hier dann die Vorteile bei mir erklärt, klingt blöd, aber sie hat es irgendwie verstanden - es kam dann nur "bei dir ist es doch schöner, aber dies oder das möchte ich noch aus der Wohnung haben" Es wurde dann auch gemacht. Will eigentlich nur damit sagen, dass bei uns der Besuch der alten Wohnung meiner Mutter die Trennung von dieser Wohnung (meine Eltern haben dort fast 40-zig Jahre gelebt) erleichtert hat. Sie hat dann zwar hinterher viel nach der Wohnung gefragt, aber sie wollte nicht mehr zurück. Es spielt bei mir natürlich eine Rolle, dass meine Mutter zu mir gezogen ist und nicht in ein Seniorenheim. Da Du ja in Schweden lebst und dort eine Familie hast und deine Mutter noch nie da war, wäre ein Umzug in ein Seniorenheim in deiner Nähe nicht denkbar. Sie würde sich ja auch da nicht einleben, alleine schon wegen der Sprachbarriere. Nach deinem Bericht hat ja deine Mutter im Pflegeheim ja schon Kontakte geknüpft, dies ist doch positv. Würde dies auch ausnutzen und deiner Mutter zeigen, dass sie doch daheim in der alten Wohnung alleine ist und keine netten Bekanntschaften hat, etc.. Ist erstmal so mein Gedankengang auf die Schnelle. Vielleicht fällt mir nach einer "Mützte Schlaf" noch etwas ein. LG Frederik
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| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: Wie reagiere ich auf die Forderungen nach dem Zuhause? Do 23 Jun 2011, 07:19 © Admin | |
| Liebe Jolallina Auch von mir erstmal ein herzliches Willkommen im Forum Ich habe gestern Abend mehrmals deine Zeilen gelesen und diese dann über Nacht verinnerlicht, damit ich dir heute hoffentlich eine bessere Antwort schreiben kann, als was gestern Abend noch möglich gewesen wäre. Da sich bei uns unser Leben zwischen der Schweiz und Schweden abspielt und unser schwedischer Freund damals bei uns lebte, hatten wir zwar nicht dasselbe aber doch ein ähnliches Problem. Als meine Gesundheit die 24 Std. pflege nicht mehr länger gewährleisten konnte, mussten auch wir die schwere Entscheidung der Heimfrage umsetzen. Dies wäre in der Schweiz kaum möglich gewesen, schon alleine durch das Sprachproblem und Versicherungstechnisch. Ähnlich ist es vermutlich auch bei deiner Mutter. Schon rein sprachlich wäre es nicht sinnvoll sie jetzt nach Schweden zu holen und von den bürokratischen Hürden dazu will ich jetzt erstmals gar nicht schreiben......Du hast in eurer Situation eigentlich gar keine andere vernünftige Möglichkeit als dafür zu sorgen, das deine Mutter in einem "guten" Heim die rundum Betreuung bekommt die sie braucht. Viele unserer lieben Dementen können jedoch die dafür notwendige Krankheitseinsicht nicht mehr aufbringen und haben es dadurch noch schwerer einzusehen wieso sie nun nicht mehr in ihrer gewohnten Umgebung leben dürfen. Manchmal glauben sie dann sogar, das sie nur Krank seien, weil sie in einem Heim sind und wenn sie wieder nach Hause dürften sie wieder so gesund wie früher, in ihren gesunden Zeiten selbständig klar kämen. Diese gedankliche abstrakte Fixierung ist manchmal kaum möglich zu änderen - und schon gar nicht mit Vernunft. Ich möchte versuchen, dir wenigstens ein bisschen dein schlechtes Gewissen zu nehmen. Da dies nicht immer ein guter Ratgeber ist und meist sich auf rein emotionaler Ebene abspielt. Mit einer gewissen Distanz zu deiner Sitaution betrachtet finde ich das du alles tust, was für dich in deiner Situation möglich ist, um zum wohle deiner Mutter beizutragen. Mehr als das kann niemand tun. Nun aber zu deiner schwierigen Kernfrage. Wie sollst du dich verhalten wenn deine Mutter bei deinem nächsten Deutschlandurlaub wieder in ihre Wohnung umziehen möchte. Darauf ist es ganz schwer zu antworten. Ich hatte es damals bei unserem lieben Erik vermieden. Ob dies falsch oder richtig war kann ich auch heute nicht mit 100% Sicherheit beantworten. Ich reagierte einfach aus dem Bauchgefühl heraus. Da jedesmal wenn ich ihn mit der Wahrheit konfrontierte, bei ihm eine tiefe Trauer und auch Wut hochkam. Dies tat es auch jedesmal gleich stark, wie eine Endlosschleife. Da bei ihm die Demenz schon so weit fortgeschritten war, das eigentlich jedes mal nur die Emotionen dazu hängen blieben, aber von ihm nicht mehr wirklich verarbeitet werden konnte.....Was nun bei deiner Mutter sinnvoll wäre, kann ich nicht beantworten. Es hängt viel davon ab, wie "vernünftig" sie damit noch umgehen kann. Ich bin mir aber sicher das du dann das Richtige, nach bestem Wissen und Gewissen tun wirst. Schon alleine desshalb weil du deine Mutter lieb hast. Was an einem Tag für unsere lieben Dementen gut ist, kann am nächsten Tag total verkehrt sein. Darum kann niemand von uns mehr tun, als das was wir in dem Augenblick für das Richtige halten - und dennoch kann es immer noch genau so richtig wie auch falsch sein. Ich würde dir also empfehlen, deinen Deutschlandurlaub und die Besuche bei deiner Mutter nicht fixiert im, "wie ich mit was umgehen soll" zu sehen, sondern jedes mal wenn du bei ihr bist von Neuem abschätzen was ihr in dem Augenblick gut tun könnte. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und die Zuversicht, das ein liebendes Herz nie wirklich im alltäglichen Umgang so verkehrt liegen kann. Und das du deine Mutter liebst, das spühre ich aus jeder einzelnen Zeile von dir heraus.
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wie reagiere ich auf die Forderungen nach dem Zuhause? Do 23 Jun 2011, 07:28 © sylvia | |
| liebe Joalina, nicht einfach, aber ich würde sie dort wohnen lassen, wo sie jetzt ist, sie hat erste Kontakte und das ist gut, hat nicht jeder. Vielleicht solltest Du etwas Abstand halten, dann löchert sie dich nicht so. Übrigens Notlügen sind erlebt. Würde sie auch keinen Abschied von der Wohnung nehmen lassen, dann kommt alles wieder hoch. Mach ihr neues Reich gemütlich, mit Bilder vielleicht ein paar Möbel - Lieblingssessel..... Die Zeit wird es bringen und es wird von Tag zu Tag besser werden. Höre da mehr auf Deinen Bauch. Alles Gute. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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| | | Dennis61 "GELÖSCHTER USER"
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| Thema: Re: Wie reagiere ich auf die Forderungen nach dem Zuhause? Do 23 Jun 2011, 08:26 © Dennis61 | |
| Hallo Jolalina ein "Willkommen im Forum" auch von mir - auch wenn es ein trauriger Anlaß ist . . . . Ich bin in einer ähnlichen Situation wie Du. Letzten Samstag haben eine Freundin und ich meiner Ma gesagt das sie in 4 Wochen - Ende Juli in ein Heim umziehen wird. Als ich es ihr gesagt habe war es ein Schock für sie was normal ist. Die Wochen nach Ostern - am Gründonnerstag habe ich eine Meldung bekommen das meine Mutter nicht mehr zu Hause versorgt/gepflegt werden kann - haben wir, unsere Freundin und ich uns verschiedene Heime angeschaut. Zur gleichen Zeit habe ich unsere Hausärztin die alle 2 Wochen zu meiner Mutter kommt, den Sanitätsverein der seit 11 Jahren täglich kommt und eine Physiotherapeutin die 4 mal in der Woche mit meiner Ma Krankengymnastik macht, davon in Kenntnis gesetzt das meine Ma demnächst in ein Heim umziehen muß. Nachdem ich heute vor ner Woche einen Anruf von nem Heim bekam das es einen Platz gibt, haben wir es meiner Ma dann am Samstag gesagt. Am Montag habe ich dann den vertrag unterschrieben und allen die zu meiner Ma nach Hause kommen gesagt das ich ein Heim gefunden habe. Sie wissen also bescheid und können - werden wenn meine Mutter sie anspricht mit meiner Mter reden. Das ist das Eine. Die nächsten 4 Wochen werden emotional heftig werden und wenn ic meine Mutter beusche - wird sie mich mit Sicherheit darauf ansprechen. Ich werde es auch so machen wie Ursula es gesagt hat: Aus dem Bauch heraus reagieren - antworten. Wie meine Mutter reagieren wird? Sie wird es Verdrängen und vergessen, sie wird wütend, bockig und traurig sein - und sie wird es nicht verstehen das es keine andere Lösung gibt. Ich betreue meine Eltern seit 11 Jahren. Mein Vater verstarb vor 10 Jahren. Ich habe mir lange überlegt was kann ich ihr überhaupt sagen. Irgendwann habe mich entschieden alles was passiert ihr zu sagen. Sie ragt immer was es kostet, wieviel geld sie noch hat, ist erstaunt wenn ich ihr die Abrechnungen zeige von den Ausgaben eines jeden Monats,, wundert sich das eine Haushälterin soviel Geld kostet. Auf ihrem Geischt ist dann Unglaben und einige Minuten später hat sie es wieder vegessen. Vor 4 Jahren habe ich einen Kredit auf das Haus meiner Mutter aufnehmen müssen. Mein Vater hatte zu seinen Lebzeiten Jahre bevor ich meine Eltren betreut habe eine Vollmacht aufgesetzt wo er sagte wie sie leben wollen und was mit dem Haus geschehen sollte. Dies habe ich ihr zu dem Zeitpunkt als ich einen Kredit aufnahm besprochen. Als ich mit ihr sprach hat sie es verstanden.Danach wieder vergessen. Ihr in allem die Wahrheit zu sagen hatte für mich zwei gründe. Zum ist/war es für mich unheimlich schwer ihr "unangenehmes" sagen zu müssen. ich hatte Angst vor ihren Reaktionen, hatte Angst wie sie es auffassen könnte, wie sie reagieren würde. Ich mußte mich chstäblich überwinden. Eine überlegung war auch "schlechte Nachrichten" von ihr (zu ihrem Besten natürlich) fernzuhalten. Ihr nicht sagen was passieren wird so habe ich für mich festgestellt belastet mich, ist nicht ehrlich. Mit einem schlechten gewissen zu zu leben, das hätte ich auf Dauer nicht ausgehalten. Wenn meine Ma Ende Juli dann umgezogen is, dann werde ich das Haus vekaufen - der Kredit muß je zurück gezahlt werden. Und ich werde es ihr sagen. So schwer es mir auch fallen wird, so sehr ich mich auch dazu überwinden muß. Das meine Mutter in ein Heim umziehen muß. dort leben muß, das paßt ganz und gar nict in ihr Weltbild von Familie, paßt nicht in ihr Bild von eiem Eltern - Kind Verhältnis. Kinder sind für Eltern da, kümmern sich um sie wenn sie alt geworden sind. Ein Heim, Kredit aufnehmen, Haus verkaufen zu müssen, das gibt es in ihrem Weltbild nicht. Füür sie wird es - ist die Situation " in einem Heim leben zu müssen" das schlimmste was es gibt. Für mich ist es auch alles andere als leicht. ich hätte es auch gerne anders. Aber es gibt keine anderen Möglichkeit. Ich habe keine andere Wahl. Ehrlichkeit - ihr gegenüber ehrlich zu sein ist zur Zeit der einzigste Weg für mich. ich sage deshalb zur Zeit weil ich nicht weiß wie die Krankheit Demenz bei ihr sich entwickeln wird . . . . Am Dienstag hat sie mich angerufen was sie seit langem nicht mehr gemacht hat. Sie hat mich geffragt was den für ein Tag heute ist - Fronleichnam - ob ich komme und ob ich Spargel mitbringe . . . Sie war sehr lieb und fröhlich, hat sich gefreut mit mir zu reden . . ich hätte alles erwartet nur das nicht . . . Ich war völlig perplex . . . So un nu muß ich den Sprgel schälen, mich duschen, Fronleichnamrasieren und mich dann auf den Weg zu ihr machen . . . Ich wünsche Dir für die nächste Zeit viel Kraft und Mut. Und denke auch an Dich . . . . Altruismus ist ein Märchen . . . Lieben Gruß Dennis
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| | | jolalina Neu im Forum
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| Thema: Re: Wie reagiere ich auf die Forderungen nach dem Zuhause? Do 23 Jun 2011, 08:39 © jolalina | |
| Ganz lieben Dank für die herzliche Begrüssung und Aufnahme im Forum! Man fühlt sich ja schon immer ein bisschen komisch, wenn man Dinge ausgepackt hat, die einem auf dem Herzen liegen. Wie lieb von Euch, Eure Geschichte mit mir zu teilen, man ist nicht allein, auch wenn man sich so fühlt! Die "Demenz-Ärztin" meiner Mutter meinte: Klar sagen, dass das Heim ihr neues Zuhause ist. Nicht im Ungewissen lassen, weil das für Demenzkranke so schlimm sei, sie fänden nicht zur Ruhe und warten immer auf ein Später. Also lieber "ein Ende mit Schrecken"...? Mancher Heimbewohner hat nach einigen Monaten gemerkt, dass man ihm irgendwie was vorgemacht hat, und dass es kein Zurück mehr gibt, das ist ein schlimmes Gefühl. Das will ich halt aufgrund der ohnehin etwas belasteten Geschichte, die meine Mutter und ich miteinander teilen, unbedingt vermeiden. Dass sie sich von mir auch noch angelogen fühlt. Andrerseits ist da ja nunmal die Demenz - und dass es vielleicht hauptsächlich darum geht, in jedem Moment, wo das Thema Wohnung aufkommt, das Thema so zu behandeln, dass negative Empfindungen weitmöglichst umschifft werden (soweit das in meinen Möglichkeiten liegt) Deshalb bin ich ja bereit, die Wahrheit ein bisschen zu frisieren - aber grundsätzlich fühle ich (wie auch Dennis schreibt), ich möchte gerne bei der Grundwahrheit bleiben (es gibt kein zurück). a. Die Wohnung wird gerade modernisiert, da kannst Du nicht mehr zurück ? Deshalb müssen wirs dir jetzt hier gemütlich machen. b. In der Wohnung sind andere eingezogen, aber ich habe ganz viel Deiner Sachen untergestellt (...wo... in einem Lager?) ? c. Die Ärzte haben am Ende Deiner "Kur" gesagt, Du kannst nicht mehr heim, das liegt nicht in meiner Macht. Deshalb musste die Wohnung gekündigt werden.... ? d. Jetzt schaffen wir erstmal Deine persönlichen Sachen in dieses Zimmer, und später sehen wir weiter, ob Du irgendwoanders hin umziehen willst ? e. Leider war es nicht mehr möglich, dass Du nochmal in die Wohnung konntest (um Deine Sachen zu holen) weil die Vermieter die Wohnung gleich modernisieren wollten.... noch während Deiner Kur.... Ich überlege, welche Bilder da vor den Augen meiner Mutter auftauchen, im Zusammenhang mit "mein Zuhause gibts nicht mehr". Welches ist das mit den noch halbwegs "schönsten Farben"? Ich fühle einfach, dass ich ein "Modell" brauche, wie alles ablief, was ihr nicht allzusehr wehtut. Ob ich dann situativ überhaupt soviel antworten muss, ist eine andere Frage - aber für den "Worst case" muss ich wissen, wie ich die Geschichte erzähle und nicht anfangen, rumzustammeln. Am liebsten möchte ich durch einige klare Sätze ein positives Gefühl des Geregeltseins und des guten Gefühls für die Zukunft vermitteln! Übrigens: Heim in Schweden fällt aus, weil es hier kein garantiert deutschsprachiges Personal gibt. :-( |
| | | Dennis61 "GELÖSCHTER USER"
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| Thema: Re: Wie reagiere ich auf die Forderungen nach dem Zuhause? Do 23 Jun 2011, 09:13 © Dennis61 | |
| - jolalina schrieb:
a. Die Wohnung wird gerade modernisiert, da kannst Du nicht mehr zurück ? Deshalb müssen wirs dir jetzt hier gemütlich machen. b. In der Wohnung sind andere eingezogen, aber ich habe ganz viel Deiner Sachen untergestellt (...wo... in einem Lager?) ? c. Die Ärzte haben am Ende Deiner "Kur" gesagt, Du kannst nicht mehr heim, das liegt nicht in meiner Macht. Deshalb musste die Wohnung gekündigt werden.... ? d. Jetzt schaffen wir erstmal Deine persönlichen Sachen in dieses Zimmer, und später sehen wir weiter, ob Du irgendwoanders hin umziehen willst ? e. Leider war es nicht mehr möglich, dass Du nochmal in die Wohnung konntest (um Deine Sachen zu holen) weil die Vermieter die Wohnung gleich modernisieren wollten.... noch während Deiner Kur.... Ich überlege, welche Bilder da vor den Augen meiner Mutter auftauchen, im Zusammenhang mit "mein Zuhause gibts nicht mehr". Welches ist das mit den noch halbwegs "schönsten Farben"? Ich fühle einfach, dass ich ein "Modell" brauche, wie alles ablief, was ihr nicht allzusehr wehtut. Ob ich dann situativ überhaupt soviel antworten muss, ist eine andere Frage - aber für den "Worst case" muss ich wissen, wie ich die Geschichte erzähle und nicht anfangen, rumzustammeln. Am liebsten möchte ich durch einige klare Sätze ein positives Gefühl des Geregeltseins und des guten Gefühls für die Zukunft vermitteln! mhhhhhhhh . . . . . . ich mach jetzt mal was ich immer mal wieder mache mit dem risiko das man mir den kopf wäscht. doch da ich ne glatze hab is es eh wurscht. So wie wir Menschen gestrickt sind stellen wir uns oft ein worst Case Scenario vor. Dieses Worst Case Scenario hat viel mit unseren eigenen Ängsten zu tun, mit Situationen die wir fürchten, die wir nicht wollen. Wir malen uns bestimmte Situationen in unserer Vorstellung in den schlimmsten Faben aus, stellen uns vor wie es sein könnte auch weil wir es schon erfahren haben. Wir nehmen oft an das es anderen ähnlich ergehen könnte. Projektion eben . . Welche Bilder bei Deiner Mutter auftauchen können wenn Du ihr die Wahrheit sagst, das weißt Du nicht. Du stellst es Dir vor, nimmst es an, glaubst das es so sein könnte wie Du es dir VORSTELLST. Hat viel wie Du schreibst mit Deiner/Eurer Geschichte/Vergangenheit - Family Affair - zu tun. Wissen wie es sein wird wirst Du es erst wenn Du ihr gegenüber sitzt und ihr die Wahrheit sagst. Ich habe mir angewöhnt einem Mantra gleich mir in solchen Situationen zu sagen: Vorstellen kann ich mir vieles. Doch wie etwas sein wird weiß ich wenn ich mit der Situation konfrontiert werde. Auf diese Weise gehe ich achtsam, wach und frei im Kopf in eine Situation hinein. Mit der zeit habe ich etwas Übung bekommen und ich stelle fest das es viel Druck und Ängste nimmt. Die Angst hat keine Macht mehr über mich. Hole Dir Unterstützung, eine Freundin die dich begleitet wenn Du mit Deiner Mutter darüber redest was ihre Wohnung betrifft. In einer solchen Situation prallen zwei Welten Eltern - Kind aufeinander. Das ist u.U. emotional heftig. Alte Wunden werden berührt, neue emotionale Verletzungen entstehen . . . . ich hätte es alleine nicht geschafft. . . . Lieben Gruß dennis
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| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: Wie reagiere ich auf die Forderungen nach dem Zuhause? Do 23 Jun 2011, 10:02 © Admin | |
| Liebe Jolalina
Vorallem wegen der Sprache kommt für deine Mutter kein Heim in Schweden in Frage. Genauso wie in unserem Fall für unseren Erik kein Heim in der Schweiz in Frage gekommen wäre.
Wegen richtig, oder falsch auf den Wunsch des nach Hause wollens zu Reagieren: Wie gesagt ich finde es schwer darauf eine pauschale Antwort zu geben, da unsere lieben Dementen doch sehr individuell sind und bleiben. Ich persönlich hatte damals bei unserem Erik alles mögliche durchprobiert. Das was mir aber schlussentlich für ihn am annehmbarsten schien, war die Antwort: "Du bist hier weil du Krank bist, sobald du wieder gesund werden würdest, ist es aber ganz klar das du wieder nach Hause kommen könntest." Für uns war dies damals die diplomatischste Antwort ohne das Blaue vom Himmel zu versprechen. Haben wir das Recht jegliche Hoffnung auszuschliessen? Zumal eine 100% Diagnose Demenz, doch auch nur durch eine Auotpsie bestätigt werden könnte?
Hoffnung ist doch eigentlich ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen, um nicht Aufzugeben und die Lebensmotivation schon im Vorfeld zu verlieren. Unser Erik konnte auf jeden Fall mit dieser Antwort am ehesten umgehen.....Sicher wäre meine Antwort ihm gegenüber klarer (härter) ausgefallen, wenn es ihm noch möglich gewesen wäre, die harte Realität zu verarbeiten. Aber für ihn war es jedesmal wenn ich ihm klar und deutlich sagte, das er jetzt dort wohnt und nicht mehr nach Hause kann, so als ob er damit jeweils das erste mal konfrontiert würde. Eine Endlosschleife, des ersten Schocks, dessen Entzetzens, der Trauer, der Wut und des Aufgebens. Ohne die Chance zur Verarbeitung, was für die Akzeptanz notwendig gewesen wäre.
Ich bringe noch ein anderes Beispiel: Es gibt z.B Demente die vergessen haben das ihr Lebenspartner vor 20 Jahren verstorben ist. Plötzlich sind sie der festen Überzeugung nach Hause gehen zu müssen um das Mittagessen zu kochen, da ihr Partner gleich von der Arbeit nach Hause komme. Sagt man nun das der Partner doch schon seit 20 Jahren tot sei. Dann können die einen oder anderen, sich irgendwie wieder daran erinnern und das Thema ist damit für den Augenblick erledigt. Wärend bei anderen diese Nachricht so ankommt, als ob ihr Partner soeben verstorben ist und machen die entsetzliche erste Trauer und Schock von Neuem wieder durch.....Da hilft es manchmal doch eher wenn man z.B fragt: Was würdest du denn für deinen Mann kochen wollen? Um dann durch das Rezept, oder der dafür notwenidigen Einkaufsliste, wieder auf ein anderes Thema abzulenken.
Ja, welche Antwort ist die Richtige? Ich denke je nachdem, wie unsere Lieben mit schwerwiegenden Informationen noch umgehen können. Manchmal müssen wir sie auch Emotional schützen, wenn der eigene Selbsschutz nicht mehr funktionsfähig ist, oder die richtige Zuordnung der Informationen. Das ist aber nur meine Meinung. Ein jedes muss dies in Bezug auf seine Lieben selber erspühren, meist gar ausprobieren, um die passende Antwort soweit möglich zu finden. Optimal wäre, wenn unsere Lieben mit klaren und ehrlichen Antworten am ehesten klar kämen....Dies wäre auch immer mein Wunsch gewesen.
Liebe Grüsse
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| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Wie reagiere ich auf die Forderungen nach dem Zuhause? Do 23 Jun 2011, 13:11 © Biggi | |
| Liebe Jolalina, herzlich Willkommen bei uns. Du hast ja schon viele Meinungen gelesen. Ich kann verstehen, dass du solche Gedankengänge hast. Doch es ist wirklich so, dass was wir heute für richtig halten, morgen schon wieder ganz anders bei unseren Lieben ankommen kann. Die Reaktionen bei Dementen sind nicht planbar, darum würde ich es auf mich zukommen lassen und spontan tagesabhängig reagieren. Dann höre auf dein Bauchgefühl, was du ihr antwortest. Wir hatten es damals auch nicht so leicht mit unserer Mutter. Sie kam nach einem Krankenhausaufenthalt kurze Zeit in die Kurzzeitpflege, bis ihr Heimplatz frei wurde. Wir sind aber nicht mit ihr in die alte Wohnung. Ich hatte Angst, das würde sie nicht verpacken. Die Zeit, bis sie sich eingelebt hat war ziemlich abenteuerlich, von kleinen Notlügen, über Ablenkung usw..Je nachdem wie sie an dem Tag drauf war. Ich wünsche dir von Herzen, dass du einen für euch passenden Weg findest, damit es deiner Mutter gut geht und du ein entspannteres Leben führen kannst. LG Biggi
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| | | jolalina Neu im Forum
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| Thema: Re: Wie reagiere ich auf die Forderungen nach dem Zuhause? So 26 Jun 2011, 22:38 © jolalina | |
| Vielen Dank für Eure Beiträge. Ich habe momentan das Gefühl, es spitzt sich alles zu. Vor jedem Telefonat bin ich schon angespannt, ob wieder das Thema aufs Zuhause kommt, und nachdem ich mich (wg. Mittsommer) 2 Tage „abgemeldet“ hatte – hat es mich heute wieder getroffen. Frontal. Wenn ich mit meiner Mutter am Telefon darüber spreche, dann macht sie einen ziemlich klaren Eindruck. Sie will nicht akzeptieren, dass jemand für sie entscheidet, sie könne nicht mehr nach Hause. Sie ist „enttäuscht“, wie ich mich so verhalten kann und es mir so einfach machen kann. Ich spreche davon, dass das nicht meine Entscheidung ist, und dass die Ärzte meinen, sie brauche soviel Unterstützung, dass sie eben nicht mehr alleine wohnen könne. Welche Ärzte? Welche Diakonie? Ich habe sanft versucht, einige Beispiele zu nennen, wo es ihr nicht gut ging, und dass sie doch bei jedem Telefonat über Einsamkeit geklagt hätte. Das relativiert sie weg, das wäre nur manchmal gewesen, und es könne sie doch wohl keiner gegen ihren Willen dort behalten? Ich ernte nur Ungläubigkeit (mit einem verächtlichen Unterton, den ich noch von früher kenne). Ich habe versucht, das Gespräch in die Richtung zu lenken, dass wir doch das Zimmer noch schöner einrichten können, oder das ich auch gerne mal ein anderes „Betreutes Wohnen“ (=Heim) mit ihr anschaue, wenn ihr dieses nicht gefällt.... Aber mit meinem ganzen sanften Manövrieren komme ich nicht weit.
Denn das Problem ist, dass sie in solchen Momenten nicht so dement ist, dass sie Dinge sagt, die man nur auf die Krankheit schieben könnte. Sie sagt die gleichen Dinge, die sie über die letzten Jahrzehnte despektierlich zu mir gesagt hat. Da ist es schwer, mit Rücksicht auf die Demenz cool zu bleiben, zumindest für mich. Sprüche wie, ich solle es mir doch (nicht immer) so leicht machen, wo ich keinen Tag ohne Grübeln über die Situation verbringe, die tun einfach nur weh. Es sei schön, wenn ich nächste Woche nach Deutschland komme, aber es sei auch schön, wenn ich wieder fahren würde. Nur so dement dahingesagt? Glaube ich nicht. Sie hat ein gespaltenes Verhältnis zu ihrer einzigen Tochter und das wird immer so sein. Währenddesssen versuche ich, wieder was gut zu machen, oder weiss der Himmel. Jedenfalls freue ich mich, wenn ich was Gutes tun konnte. Aber das kann ich eben nicht im Rahmen ständiger Besuche, nur über mein „Kontaktnetz“ und regelmässige Anrufe.
Nach dem Gespräch gings mir richtig schlecht. Ich dachte schon, ok, soll sie doch den „lieben Bruder“ bitten, dass er ihr aus dem Heim hilft, dann darf er gerne die amtliche Betreuung übernehmen, und bitte die Konsequenzen. Dann ziehe mich eben da raus, aber ich bezweifle, dass es ihr damit besser gehen wird. Oder ich sitze das aus. Soll sie doch versuchen, irgendjemanden zu finden, der ihr da raushilft – wenn sie mir schon gar nichts glauben will?!?
Was mich verwundert, ist halt, dass sie in den Telefonaten wirklich klarer wirkt als früher. Dennoch empfinde ich, dass es nicht vertretbar wäre, sie wieder nach Hause zu lassen. Es kann doch nicht alles plötzlich weg sein, was vor 4 Wochen war? Im Winter gehe ich definitiv nicht das Risko ein, dass sie ihre Wohnung ohne Schlüssel verlässt und irgendwo erfriert.
Ich muss eine Strategie finden, wie ich mich aus diesen Gesprächen rausziehe, ohne die Verletzungen einzustecken, die sie dann mal so nebenbei ausspuckt. (Und die mich immer noch mehr verletzen, als ich eigentlich dachte). Ablenken geht nicht, dazu ist sie zu fixiert auf die Problematik ("Ich will hier raus"). Ich will sie einfach nicht hinhalten mit „wenn’s dir besser geht, kommst du heim“ – sie hat doch jetzt schon das Gefühl, es ginge ihr wieder gut!
Ehrlich gesagt, mir ist ziemlich mies zumute, wenn ich an meine anstehende Reise denke. Wie soll ich in dieser ganzen Problematik auch noch die Wohnung beginnen, aufzulösen....
Leider ist halt nicht morgen wieder alles anders. Das gleiche Gespräch kann morgen kommen, und übermorgen.... Und mein Bauchgefühl, das scheint jedenfalls nicht in konstruktivem Sinne nicht zu funktionieren.
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| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wie reagiere ich auf die Forderungen nach dem Zuhause? Mo 27 Jun 2011, 07:19 © sylvia | |
| Moin Jolalina es ist alles bescheiden, kann es nachvollziehen. Du solltest Dir nicht zusehr einen Kopf machen, grübeln ist ungesund. Wenn Dich die Telefonate so aufreiben laß es, es macht Dich doch fertig, zieht Dich runter. Du machst es Dir bestimmt nicht leicht, dann wärst Du nicht hier. Euer gespaltenes Verhältnis ist auch nicht förderlich und wird sich wohl nie ändern. Überlege doch mal, ob es nicht doch der Bruder macht, da er auch vorort ist. Ich wünsche Dir alles Gute, starke Nerven und viel Kraft. LG Sylvia
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| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Wie reagiere ich auf die Forderungen nach dem Zuhause? Mo 27 Jun 2011, 15:17 © Biggi | |
| Liebe Jolalina, wenn ich das so lese, denke ich, dir bleibt nichts anderes übrig, als es auszusitzen. Nach Hause kann sie nicht mehr. Du hättest ja keine ruhige Minute mehr. Alles Gute und viel Kraft für deinen Besuch in Deutschland. LG Biggi
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| | | jolalina Neu im Forum
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| Thema: Re: Wie reagiere ich auf die Forderungen nach dem Zuhause? Fr 01 Jul 2011, 10:44 © jolalina | |
| Hallo, ich melde mich mal aus Deutschland von meinem Besuch bei meiner Mutter. Entgegen meiner Erwartung hat sie mich nicht gleich mit Fragen nach ihrer Wohnung überfallen, sie wirkte eher etwas bedrückt, wie ein Pflänzchen, was man entwurzelt hat und irgendwo anders in die Erde gesteckt hat. Die Pflegedienstleiterin sagte, sie wisse gar nichts mit sich anzufangen, wenn sie auf ihrem Zimmer ist. Wohl auch deshalb läuft sie ständig im Haus herum. Sie nimmt teil an dem Gruppenangebot, wenn man sie an der Hand nimmt, aber schaut wohl mehr zu.
Eine Aussage machte mich nachdenklich: Immer wenn Angehörige oder nahe Bekannte zu Besuch waren, hat es das Heimpersonal besonders schwer mit Weglauftendenz. Dann kommen die Erinnerungen an das alte Zuhause wieder hoch, und es dauert wieder einen Tag, bis das weg ist. Ich bin jetzt gar nicht so sicher, ob ich jeden Tag meines Aufenthalts hier bei ihr vorbei schauen sollte, wenn das ihre Eingewöhnung unruhig macht...!
Gestern fragte sie dann doch, was denn "mit dem ist, wo sie vorher war", also ihre Wohnung. Ich sagte, die wird renoviert. Ob dann andere da einziehen würden... Ja, sagte ich. Sie sagte, damit sei sie ja gar nicht einverstanden, es hätte sie ja niemand gefragt. Ich habe auf die Ärzte verwiesen, die das entschieden hätten. Es tut mir so leid zu sehen, wie sie damit hadert, dass etwas über ihren Kopf hinweg bestimmt wurde, und sie nicht weiss, wer und warum. Aber gestern war sie nicht aggressiv sondern eher resigniert.
Das Heim macht einen netten Eindruck. Soviel Vergleichsmöglichkeit habe ich ja nicht, aber man signalisiert uns Angehörigen schon, dass man bemüht ist - wie dann die Wirklichkeit aussieht, ist schwer einzuschätzen.
Mein Plan ist, noch eine Kommode mit "Kruschelkram" im Zimmer aufzustellen, damit meine Mutter vielleicht ein bisschen rumsortieren kann, wenn sie allein ist, ein Versuch....
Und die Wohnung, die hab ich jetzt gekündigt.
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| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Wie reagiere ich auf die Forderungen nach dem Zuhause? Fr 01 Jul 2011, 12:24 © Biggi | |
| Liebe Jolalina, ich denke mit der Wohnung hast du das Richtige getan. Man muss auch mal einen Schlussstrich ziehen, um irgendwann zur Ruhe zu kommen. Deine Mutter wird sich irgendwann eingewöhnen, bestimmt. Und wenn du das Bedürfnis hast, sie zu besuchen, würde ich es tun. Später, wenn du wieder zuhause bist, geht es ja nicht mehr. LG Biggi
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| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| | | | | Wie reagiere ich auf die Forderungen nach dem Zuhause? | |
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