LillNalle Erstellt: 06.05.07, 20:27
Liebe Leo
Interressante Fragen wo du da stellst. Ich werde mal versuchen nach meinen z.T Erfahrungen, aber auch Vorstellungen zu antworten.
Tagestätte würde ich allen sehr empfehlen und das aus verschiedenen Gründen. Zum ersten hilft es die soziale Kompetenz und Selbständigkeit so lange wie nur möglich aufrecht zu halten. Zum anderen fühlt sich ein Demenzkranker unter Demenzkranken meistens nicht mehr so krank. Dazu kommt noch, das sie dort einfach sich selber sein dürfen und dort abgeholt werden wo sie stehen, ohne Überforderung, oder zu grosse Erwartungen. Tagestätten sind wenn gut geführt, meistens eine willkommene Abwechslung, in denen weniger die Defizite aufgezeigt werden, sondern mehr die vorhandenen Fähigkeiten gefördert. Eine Gruppe sollte nie mehr als 10 Personen beinhalten - möglichst mit überschneidenden Interressen. Tagesstätte ist aber nur sinnvoll wenn im anfangsstadium der Krankheit davon gebrauch gemacht wird, sprich noch eine relativ grosse Selbständigkeit vorhanden ist. Dem entsprechend sollte auch das Gebäude sein. Es braucht für jede Gruppe einen seperaten Eingang, so das die Tagestätte mehr als 2. Zuhause empfunden werden kann (ohne "Eindringlinge" anderer Gruppen). Dazu kommt für jede Gruppe eine eigene Küche mit Esszimmer und mindestens 2 Wohnräume in denen verschiedene aktivitäten angeboten werden. Schlafen sollte nur in Notfällen möglich sein, damit der Tag- Nachtrythmus möglichst lange erhalten bleiben darf. Für jede Gruppe einen eigenen Garten, in dem Blumen, oder Gemüse gepflanzt werden darf. Ein schönes plätscherndes Bächlein noch dazu und ein einladender Sitzplatz zum geniessen. Selbst Hautiere, wären ein grosses Plus. Für die Wintermonate wäre es sehr von Vorteil wenn auch eine Werkstatt zur Verfügung stünde, um auch handwerklichen tätigkeiten Raum zu geben.
Das wäre erst mal nur so im Groben, meine Vorstellung von einer guten Tagesstätte.
Ein Haus für Angehörige direkt neben dem Heim, würde ich sehr begrüssen. Nicht nur für die Eingewöhnungszeit, sondern auch für die letzte Phase der Krankheit, wäre dies sehr hilfreich. Vor allem da wird es immer wichtiger, das auch Angehörige beim "füttern" mit helfen können. Man darf nicht vergessen, das viele Menschen in Heimen förmlich verhungern, weil durch Personaleinsparungen einfach die Zeit dazu fehlt. In der letzten Phase der Krankheit, können meist nur noch kleine Portionen auf einmal aufgenommen werden und desshalb braucht es viele Zwischenmalzeiten. Für die meisten Demenzkranken wird dies schlussentlich aber nebst schlafen, zum grössten Höhepunkt, wo durchaus auch sehr viel Freude vermitteln kann.....
Wenn ich auf die heutige Entwicklung schaue, so glaube ich, das die Pflege der Zukunft immer mehr in die Richtung geht, das sie ohne vermehrte Hilfe von Angehöigen nicht mehr klar kommen kann. Also müssen Angehörige, unter anderem auch vermehrt in die Bauplanungen mit einbezogen werden. Ausserdem hätte so ein Haus für Angehöige, gleichzeitig den Vorteil, das es unweigerlich zu einer art Angehörigentreffen vor Ort werden würde und das stärkt in vieler Hinsicht.
Das sind so meine ersten Gedanken dazu. Wenn du weitere Fragen hast, kämen mir sicher auch noch weitere bauliche Details in den Sinn.
Liebe Grüsse und danke für die guten Denkanstösse, wo es durchaus lohnt sich weitere Gedanken zu machen.
Ursula