Hallo Sarah
Erst mal ein herzliches Willkommen im Forum.
Es ist nicht einfach innerhalb so kurzer Zeit sich auf ein derart verändertes Verhalten einer geliebten Person einzustellen.....Das kennen die meisten hier und das wirft einen erstmal ganz schön aus der Bahn. Deine Fragen sind also voll verständlich und ich finde es sehr gut, das du dich damit auch so auseinandersetzen möchtest.
Nachdem die meisten Ursachen (medizinisch) des Verhaltens deiner Oma ausgeschlossen werden konnten, drängt sich der gedanke Demenz verständlicherweise immer mehr auf. Als erstes müsste nun dies durch einen Neurologen genau abgeklärt werden. Schon desshalb weil, wenn sich Demenz bestätigt, zumindest Medikamente gegeben werden könnten die den Verlauf etwas bremsen. Jeder Zeitgewinn bedeutet für deine Grosseltern mehr Lebensqualität und für euch Angehörige auch mehr Zeit sich mit der Situation auseinander zu setzen.
Zu deiner Frage, wie geht es jetzt weiter:
Nun dies hängt zum grössten Teil ab was dein Opa möchte, oder besser gesagt wieweit er ihre Defizite selber abdecken kann. Betreutes wohnen wäre eine Idee, die aber auch, nur Zeitbegrenzt in Frage käme. Sollte sich der verdacht Demenz bestätigen, so sollte man bedenken, das jeder Umgebungswechsel (Umzug), erstmals eine Verschlechterung des Krankheitsverlaufes bedeutet. Es könnte also unter Umständen sinnvoller sein in ihrer gewohnten Umgebung erstmal für Hilfe zu Hause zu sorgen.
Zu deiner Frage, wie soll ich mit ihren Gesprächen umgehen:
Erst mal so natürlich wie möglich. Allerdings aber auch nicht wie ein "Lehrer", wo alle ihre falschen Aussagen anfängt richtig zu stellen. Einfach deine Oma als Person ernst zu nehmen, auch mal "Ungerade" nicht "Gerade" zu biegen, sondern zu versuchen sie jeweils dort abzuholen wo sie gerade steht. Ablenken hilft meist mehr als grosse Diskussionen. Gemeinsam Dinge zu tun die im JETZT Freude machen, helfen Gemeinschaft mit, oder trotz Demenz zu leben.
Deine Frage zum Finanziellen:
Nach einer klaren Diagnose wäre es erst mal wichtig für deine Oma eine Pflegestufe zu beantragen.
Sollte der Tag kommen wo sie dich nicht mehr erkennt, so werden die aktuellen Emotionen eine dementsprechend grössere Rolle spielen. Wenn sie dich im aktuellen jetzt lieb hat und deine Besuche schätzt, ist die Tatsache das sie deinen Namen nicht mehr weiss, oder wo sie dich als Person einordnen soll nicht mehr von gleichem Gewicht, wie die Tatsache das sie dich im JETZT schätzt und liebt.....Das Schwergewicht was überhaupt Liebe ausmacht, verändert sich nicht nur bei Dementen sonder auch bei Angehörigen.
Mein intensives Erleben mit Demenz, hat mich grundlegend verändert. Was damals oft unerträglich schmerzhaft war, hatte mich gleichzeitig in meiner Lebensauffassung und Lebenspriorität so geprägt das es auch Heute für mich, im Rückblick, zu einer unbezahlbaren wertvollen Begegnung geworden ist.
Ich wünsche dir viel Kraft und hoffe mehr von dir und deinem Erleben lesen zu dürfen.
Liebe Grüsse
Ursula
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden."