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Ilona Ist sich am Einleben
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| Thema: Eine Neue Do 19 Aug 2010, 11:05 © Ilona | |
| Hallo, zunächst möchte ich mich kurz vorstellen: Ich bin 59 Jahre alt, berufstätig, kinderlos, komme aus dem Ruhrgebiet. Auf der Suche nach Informationen bin ich auf dieses Forum gestoßen, dass mir sehr gefällt. Kompliment an die Admins!
Meine Mutter, 91 Jahre, macht mir zunehmend Sorgen und Probleme. Ich bin sicher, dass sie (wahrscheinlich schon seit Jahren) an Demenz leidet. Sie ist körperlich fit und äußerst gesund. Sie lebt noch in ihrer Wohnung und hat sich bislang noch allein versorgen können. Ebenfalls ihr kleines Blumengärtchen. Ich brauchte sie im Prinzip nur beim Einkauf, Bank- und Arztbesuchen unerstützen. Das Verhältnis zu ihr war für mich immer sehr schwierig. Sie ist ein Mensch, den ich nie verstanden habe, zeitweilig sogar verachtet habe. Grund hierfür ihre Negativeinstellung zu vielen Dingen, ein gewisser Egoismus und ihre absolut schlechten Mutterqualitäten als ich Kind war. Mein Bruder lebt im Raum München und ich bin daher allein mit ihr.
Ich weiß nicht, ab wann man über eine Heimunterbringung nachdenken muss. Aktuell hat sie jetzt einen schweren Ischiasanfall - sie leidet sehr, ich versuche zu helfen wo es geht. Jetzt hat sie sich ausgedacht, dass ein Nachbar sie vergiftet hat. Natürlich ist jedes Argumentieren sinnlos und gestern haben wir uns fürchterlich in den Haaren gelegen. Sie tut mir dann leid, als kleines altes schwaches Mütterchen. Aber ihre Hirngespinste kann ich doch nicht bestätigen. In der Vergangenheit gab es schon mehrere ähnlich gelagerte Fälle (Einbruch, Schüsse auf sie, etc.) Alles ausgedacht - aber für sie Realität. Es hat ganz böse Streitsituationen gegeben. Ich versuche wirklich mich auf sie einzustellen - aber ich schaffe es nicht. Es kommen Bosheiten, Gemeinheiten, Undankbarkeiten, Angriffe (Was hat sie bloss für eine Tochter etc.).
Da sie bislang Selbstversorger war, wurden bisher alle Vorschläge, ihr das Leben zu vereinfachen kategroisch abgelehnt (Haushaltshilfe, Essen auf Rädern zur Probe, damit man im Ernstfall gerüstet ist, Vorsorge- und Betreuungsvollmacht). Alles nicht nötig und überflüssig. Braucht sie nicht - kostet Geld. Geld ist ein Problem - sie ist so unerträglich sparsam. Es ist unverständlich. Ihre Rente ist ausreichend gut. Sie müsste nicht so sparen wie sie es tut. Beispiel: Ihr Duschwasser läuft nicht ab - es wird zum Klospülen benutzt. Im Handwaschbecken steht immer Wasser zum Händewaschen. Das Kochendwassergerät in der Küche wurde abgestellt - Heizwasser holt sie sich aus dem Bad. Gegessen wird sparsamst (natürllich darf nur bei Aldi eingekauft werden - nur was billig ist, ist gut). Bei diesen Allüren habe ich sie gewähren lassen - war mir dann letztlich auch egal.
Jetzt, mit ihrem Ischias ist sie sehr eingeschränkt und benötigt Hilfe. Ich habe sie bislang mit warmem Essen versorgt. Nun das Problem - eine gewisse Zeit kann und will ich das machen aber nicht auf Dauer. Essen auf Rädern ist ihr zu teuer - mir ist der Aufwand zu hoch. Ich esse in der Kantine und bin damit versorgt. Nun muss ich kochen. Gleiches gilt für die Haushaltsführung. Langsam müsste mal geputzt werden. Ich selbst habe eine Putzhilfe, die sie bislang abgelehnt hat. Deshalb sehe ich nicht ein, bei ihr zu putzen. Außerdem fehlt mir selbst die Zeit (ich bin berufstätig, habe Haus, Garten, Katzen) und muss mich um alle Dinge allein kümmern. Ich bin bei mir mit vielen Dingen nicht auf Stand (z.B. Steuererklärung seit Jahren nicht gemacht). Das will ich auch nicht weiter gefährden. Ich habe im Prinzip mit mir selbst genug zu tun.
Jetzt höre ich einfach auf zu schreiben, sonst wird es zu lang. Ich bin hilfsbereit - aber ich brauche Grenzen. Kooperationen von meiner Mutter gibt es nicht. Was mache ich falsch? Danke fürs Lesen, für Kritik und Anregungen.
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| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Eine Neue Do 19 Aug 2010, 11:17 © sylvia | |
| liebe Ilona, Du machst nichts falsch. Es ist ein älterer Mensch und diese Generation ist schwer von etwas für sie gutem zu überzeugen. Es ist schön, das Dir trotz ihrer Art soviele Gedanken machst. Vielleicht solltest mal mit ihr zum Doktor fahren. Eine Raumpflegerin ihr einfach vorstellen. Alles Gute. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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| | | Marie Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Eine Neue Do 19 Aug 2010, 11:51 © Marie | |
| Hallo Ilona,
vielleicht solltest Du eine Raumpflegerin einfach anfangs mal mitnehmen. Du schaffst es eben nicht allein, brauchst Hilfe. Vielleicht kann Deine Mutter das akzeptieren.
Was ihre Berichte über Einbrüche usw. betrifft, versprich ihr einfach, daß Du Dich drum kümmerst und zur Polizei gehst. Später kannst Du sie ja dann immer wieder vertrösten, falls sie das Thema nochmal anspricht. Meine Erfahrung ist, daß man ungelöste Themen möglichst nicht selbst erneut ansprechen sollte. Wenn es vergessen wird - umso besser.
Wenn es um Geld vorrangig geht, biete ihr doch an, eine Pflegestufe zu beantragen. Dann zahlt erst mal die Pflegekasse. Wir kommen mit dem Pflegegeld der Stufe 1 und dem Betreuungsgeld bisher gut hin (tägl. kleine Morgen- und Abendpflege und 4x wöchentlich Demenz-Betreuung tagsüber für ca. 1 Stunde zu Hause). Begonnen haben wir mit der Betreuung, weil mein Vater anfangs jegliche Pflege ablehnte. Er "konnte auch alles selbst" - nur daß er es nicht tat und die Hygiene völlig auf der Strecke blieb. Nach weniger als 3 Monaten läßt er sich jetzt sogar waschen, nur Baden muß wöchentlich eine Bekannte übernehmen.
Vielleicht kann Dein Bruder doch mal vorbeikommen und mit ihr reden? Wenn es ihm gelingt, sie von bestimmten Notwendigkeiten zu überzeugen und ihr beide Euch einig seid, kannst Du Deine Entscheidungen später sicher hinter ihm verstecken.
Grüße von Marie
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| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Eine Neue Do 19 Aug 2010, 13:56 © Biggi | |
| Liebe Ilona, herzlich Willkommen bei uns im Forum. Die Ideen von Marie finde ich sehr gut. Vielleicht hilft es ja, wenn jemand anders das mit ihr bespricht. Das auf Dauer was geschehen muss, ergibt sich schon aus deinem Geschriebenen. Es gibt heute so viele Hilfsangebote, doch die Kranken müssen oft erst überzeugt werden, damit sie diese Hilfe annehmen. Diese Knauserigkeit kann aber auch mit der Generation zusammenhängen, ich denke da gerade an meine Oma früher... Und, dass dein Leben natürlich zuerst geregelt laufen muss, ist verständlich. Man kann sich nicht zerreissen. Du bist da und kümmerst dich, das ist auch nicht immer einfach und selbstverständlich. Ich hoffe, ihr schafft es, dass sie ein wenig einsichtiger wird. LG Biggi
--- Besondere Menschen erkennst du daran, dass sie dich berühren ohne ihre Hände zu benutzen --- |
| | | Ilona Ist sich am Einleben
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| Thema: Re: Eine Neue Fr 20 Aug 2010, 13:31 © Ilona | |
| Danke für die Ratschläge. Ihre Negativerlebnisse (Einbruch, Vergiftung) schreibt sie sich jetzt sogar auf, damit sie es nicht vergisst. Pflegstufe 1 hat sie schon - und spart natürlich das Geld. Ich bin ja da. :-) Bei ihr sofort mit einer Helferin aufzulaufen - davor habe ich Skupel dieser Frau gegenüber. Es könnte peinlich werden, wenn sie "rausgeschmissen" wird. Andererseits wäre es für diese Frau kein leichter Job. Sie wird mit Sicherheit nichts richtig machen. Hinzu kommt eine Sammelleidenschaft von Plastiktüten und Margarinedosen etc. Das darf alles nicht entsorgt werden, weil es noch gebraucht wird. Wie soll man da als Außenstehener Ordnung halten. Wie ich jetzt gesehen habe, liegen unter ihrem Bett zahlreiche Kartons, die wohl auch alle noch gebraucht werden. Ich habe in den letzten Jahren schon etliche Male ausgemistet. Mir stehts bis zum Hals.
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| | | Biggi Moderator
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| | | | danny Wohnt hier fast immer
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| Thema: Re: Eine Neue Fr 20 Aug 2010, 15:54 © danny | |
| Willkommen Ilona, kann mich den anderen nur anschließen. Dennoch wäre der Gang zum Arzt welchen Du vorher einweihen kannst, nicht falsch. Oft hört diese Generation auf den weißen Kittel. Sicher bekommt deine Mutter auch Medikamente, er kann ihr klar machen das er das wünscht das da ein Pflegedienst ihr die Tabletten verabreicht und ihr den Blutdruck kontrolliert. <über diese Maßnahme kann sich ein kleiner Pflegedienst, wo es nicht zu viel Personal gibt sich an sie rantasten und ihr geschickt dann bei diesem oder jenem zur Hand gehen... . Ansonsten kann ich auch nicht sagen das du was falsch machst, im Gegenteil machst dir viele Gedanken und sorgst dich um sie. lg Danny
Geh mit Deinen Mitmenschen um - so wie du es für Dich selber gerne hättest... . |
| | | Marie Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Eine Neue Fr 20 Aug 2010, 17:55 © Marie | |
| Hallo Ilona,
mir hatte man den Vorschlag gemacht, Kombinationspflege zu beantragen, das heißt, daß der Gesamtbetrag für den Pflegedienst ausgegeben werden kann aber nur die Hälfte ausgezahlt wird, wenn kein Pflegedienst beauftragt wird.
Das heißt für jemanden, der besonders sparsam sein will, daß ohne Pflegedienst das halbe Pflegegeld "verfällt". Wenn der Pflegedienst nicht alles aufbraucht, wird vom Rest ein Prozentsatz überwiesen. Das finde ich ganz gut. Könnte ja sein, daß mal für ein paar Tage kein Pflegedienst benötigt wird, weil jemand anders zur Verfügung steht.
Das Betreuungsgeld für Demente wird gar nicht überwiesen. Das kann nur für Betreuung durch einen Pflegedienst ausgegeben werden.
Da hat bei meinem Vater gut gewirkt, daß wir es nicht "verfallen" lassen wollen (man kann es aber - nicht wie beim Pflegegeld - auch in den Folgemonaten noch ausgeben, wenn man nicht gleich alles braucht).
Grüße von Marie |
| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: Eine Neue Sa 21 Aug 2010, 10:06 © Admin | |
| Liebe Ilona Nun auch von mir entlich ein herzliches Willkommen im Forum Viele gute Tipps hast du schon bekommen, worüber ich mich sehr gefreut habe. An der Stelle möchte ich auch ein liebes Dankeschön an die treuen und fürsorglichen Mitglieder hier aussprechen Ich persönlich finde, das du dich sehr um deine Mutter sorgst und bemühst. Schon alleine die Tatsache das du dich Informierst, sagt vieles. Unabhängig ob es sich dabei um einen Elternteil handelt, so muss immer die vorausgegangene Beziehung mitberücksichtigt werden - das ist ein ganz, ganz wichtiger Faktor. Nach deinen Zeilen, zeigt sich ein unglaublicher, ich würde sogar sagen krankhafter Drang zum Sparen bei deiner Mutter. Diese Tatsache wird durch eine Demenz meist nicht besser (zumindest nicht im Angafangsstadium). Gleichzeitig hilfst du ihr, durch deine Hilfe, weiter zu sparen - ein Teufelskreis. An dieser Stelle hat Marie etwas ganz gutes geschrieben - in Bezug zur Kombinationspflege: - Marie schrieb:
- Das heißt für jemanden, der besonders sparsam sein will, daß ohne Pflegedienst das halbe Pflegegeld "verfällt".
Gerade da, liebe Ilona könnte ein wichtiger Knackpunkt in der Sparsamkeit liegen. Oder besser gesagt eine Chance das deine Mutter auch noch andere Hilfe (als nur deine) akzeptiert. Es wäre doch schade diesen "Bonus" verfallen zu lassen Es geht zu einem grossen Teil wirklich darum deine Mutter zu ihrem "Glück" zu zwingen. Sprich, sie muss ein Stückweit leiden wenn sie das, was sie braucht nicht annehmen will. Auch der Vorschlag von Danny finde ich sehr gut. Da wirklich unsere ältere Generation manchmal den "weissen Kittel" ernster nimmt als Aussenstehende, und erst recht ernster als Angehörige nimmt. Auch was Biggi geschrieben hat, in Bezug auf "demenzerprobte Helfer" ist absolut richtig. Ich glaube wir würden staunen wenn wir wüssten mit was alles Fachleute zu tun haben - und eine passende Lösung finden müssen. Aber gerade auch desshalb sind es ja Fachleute, dessen Ausbildung für Betroffene zugute kommen muss und sich eine Ausbildung auch erst wirklich zeigen kann.....Versuche einfach mal das Eine oder Andere so Umzusetzen und je nachdem können wir uns weitere Gedanken machen. Offene Ohren und Herzen gibt es hier immer. Vorallem liebe Mitglieder die mithelfen eine Lösung zu finden. Du bist nicht alleine und ich denke das ist ganz wichtig zu Wissen Nun also erstmal einfach liebe Willkommensgrüsse Ursula
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | Ilona Ist sich am Einleben
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| Thema: Re: Eine Neue Di 24 Aug 2010, 09:14 © Ilona | |
| Vielen Dank für eure Mut machenden, konstruktiven Beiträge. Ich werde darüber nachdenken. Neu ist für mich, dass das Pflegegeld nicht ganz aufgebraucht werden muss. Die Situation mit dem Leidenlassen werde ich wohl wirklich herbeiführen müssen. Gestern war die Situation wieder ganz schlimm: Ich habe in der Küche etwas aufgeräumt, gespült und mehrere Ladungen Müll (hauptsächlich Plastiktüten und Plastikschalen) weggebracht. Das hat sie so erbost, dass sie mich als altes Miststück und blöde Ziege beschimpft hat. In dem Moment konnte ich ganz ruhig bleiben und bin darüber hinweg gegangen. Zuhause dann musste ich heulen. Beim Aufräumen fiel mir auf, wie schmutzig die Ecken mittlerweile sind. Auf den ersten Blick sieht man das gar nicht. Sie hat gut getarnt. Ich will versuchen, eine Hilfe zu organisieren - leicht wird es für diese Person auch nicht. Ebenso werde ich jetzt versuchen, ihr Essen auf Rädern aufzuzwingen. Das volle Versorgungsprogramm kann ich nicht leisten. |
| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Eine Neue Di 24 Aug 2010, 14:42 © Biggi | |
| Liebe Ilona, schön, dass du dich entschlossen hast zu handeln. Man kann nicht alles alleine, zumindest nicht auf die Dauer. Versuche das mit den Beschimpfungen nicht so an dich ran zu lassen. Sie kann nichts dafür. Ich weiss, dass es schwer ist. Ich musste mir damals auch eine Menge von unserer Mutter anhören, und erst mal lernen, die Ohren auf Durchzug zu stellen. Irgendwann kann man das dann auch, glaube mir. LG Biggi
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