Hallo zusammen,
ich habe seit längerer Zeit hier nicht mehr viel aktiv teilgenommen - man mag mir das verzeihen. Es lief bei uns alles relativ gut (sofern man das in Bezug auf eine demenzerkrankte Person in der Familie sagen kann). Mein Vater (93) ist seit Ende September in einem Pflegeheim, da unser bis dahin so gut funktionierendes Betreuungsnetz aus Pflegedienst, Essen auf Rädern, 3x wöchentliche Besuche durch uns Kinder für Gesellschaft, Einkauf, Post- und Geldangelegenheiten, Gärtnerin und Haushaltshilfe prima funktioniert hat. Dann begannen aber die nächtlichen Ausflüge. Nachts um 4 stand er plötzlich bei meinem Bruder vor der Tür (im Schlafanzug), klingelte und aus der Familie meines Bruders wurde niemand wach. Zum Glück sah ihn eine Nachbarin und klingelte meinen Bruder mit dem Handy wach. Da war Papa schon arg unterkühlt. Als sich das mehrfach wiederholte und wir keine Betreuung für die Nacht zusätzlich finanzieren konnten, zog er also ins Heim, wo wir ihn 3 x pro Woche besuchen (wenn nicht gerade wieder Besuchsverbot wegen Covid-Quarantäne ist...). Schon am 2. Abend musste die Polizei ihn wieder "einfangen" - er wollte nach Hause. Dann wurde er noch 2 oder 3 mal vor dem Haus wieder zum Umkehren motiviert, inzwischen kommt das nicht mehr vor - er ist einfach zu schwach für solche Strecken.
Er war mehrfach im Krankenhaus wegen Harnwegsinfekten und Stürzen. Im Dezember bekam er im Krankenhaus einen Dauerkatheter gelegt, den er sich schon dort einmal mit aufgeblasenem Ballon herausgerissen hat (das muss furchtbar wehgetan haben). Im Heim zurück passierte das immer wieder, was jedes Mal bedeutete: Rettungswagen, Krankenhaus, urologische Untersuchung, neuen Katheter, zurück ins Heim. Eine schlimme Zeit.
Nun betreut ihn im Heim ein sehr engagierter junger Urologe, der auf unsere Bitte hin einen vierwöchigen Katheterauslassversuch machte. Wir waren begeistert. Papa merkte Urindrang und stand selbst auf um zur Toilette zur gehen, die Vorlagen in der Unterhose waren fast immer trocken. Durch das häufigere Aufstehen-Müssen kräftigten sich seine Muskeln wieder etwas uns er wurde am Rollator einigermaßen mobil. Es gab keine Stürze und keinen Krankenhausaufenthalt mehr. Nun nässt er vermehrt die Inkontineneinlagen ein. Ultraschall ergab reichlich Restharn nach dem Urinieren in der Blase und eine s.g. Überlaufblase (d.h. er merkt nicht wenn die Blase voll ist und sie entleert sich dann etwas aber nicht ganz, läuft sozusagen über). Folgen können ein weiterer Harnaufstau in die Nieren und dann Entzündungen und Nierenversagen bis zum Tod sein. Nun stehe ich als Bevollmächtigte vor der Entscheidung einem erneuten Dauerkatheter zuzustimmen oder nicht. Aufgrund der Erfahrungen habe ich vorerst abgelehnt und bat um einige Tage Bedenkzeit.
Hat hier irgendjemand Tipps, wie man bei einem Mann verhindern kann, dass er sich den Katheter selbst herauszieht? Er geht ja auch tagsüber teilweise allein auf die Toilette um sein großes Geschäft zu machen. Wenn er dann den Schlauch am Bein (hatte Beinbeutel) sieht, fing er immer sofort an, daran herumzuziehen, er versteht ja nicht, wozu der da ist. Nachts ist das große Problem, dass der Beutel nachts ja wegen der Schwerkraft am Bett hängt. Wenn er dann aufsteht und los läuft, reißt er sich ebenfalls den Katheter raus. Das alles möchte ich ihm ersparen, aber die Folgen eines Nierenversagens sind natürlich auch keine erbauliche Aussicht. Ein Bauchdeckenkatheter wäre auch keine Alternative, weil die Problematik die gleiche wäre.
Danke für's Lesen und schon im Voraus für vielleicht/hoffentlich den einen oder anderen Tipp.
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