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| Extremer Leidensdruck - ich kann nicht helfen | |
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Toons Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Extremer Leidensdruck - ich kann nicht helfen Sa 31 Aug 2019, 19:25 © Toons | |
| Hallo zusammen,
die Dinge mit meiner Mutter - 90 Jahre alt, dement seit zwei Jahren - spitzen sich zu. Sie wohnt in ihrem Haus, betreut von einer 24-Std.-Hilfe aus Bulgarien, die ihre Sache sehr gut und engagiert macht.
Zusätzlich zur Demenz ist meine Mutter mittlerweile völlig kraftlos. Das wird jetzt zum gößeren Problem als die Demenz selber. Es bedeuted, sie kann nicht alleine aufstehen - nicht vom Stuhl, nicht vom WC, nicht vom Sofa und nicht vom Bett. Und natürlich kann sie nicht mehr alleine gehen. Zudem hat sie eine athrosebedingte Nervenentzündung in der rechten Hand - sie kann deswegen auch nicht mehr alleine essen oder Zeitung lesen, sich waschen schon gar nicht. Wenn man es genau betrachtet, kann sie absolut überhaupt nichts mehr machen und das ist für sie als eigentlich geistig äußerst rege Frau - Ex-Lehrerin - die reinste Katastrophe. Sie kriegt ihren jetzt auch körperlichen Verfall voll bewusst mit. Die Demenz ist noch nicht so weit fortgeschritten, dass ihr die Erkenntnis über sich selbst verweigert wird. Sie ist völlig verzweifelt, wie nur ein Mensch verzweifelt sein kann. Wenn sie es könnte, würde sie sich umbringen.
Ich bin täglich ca. drei Stunden bei ihr, aber natürlich nicht den ganzen Tag. Sie ruft mich dann nachmittags mehrfach an. Das sind erschütternde Anrufe. Sie fleht mich an, sie möchte, dass ich irgend etwas gegen ihre Verzweifelung unternehme, sie will sich aus dem Fenster werfen, sie schreit um Hilfe und sie schmeißt den Telefonhöhrer oder was immer sie in der Hand hat,voll Panik und wg. des immensen Leidensdruckes durch die Gegend. Ich möchte sie gerne trösten, aber ich fürchte, dieses Talent ist mir nicht gegeben.
Sie hat die Vorstellung, ihr Hausarzt könne irgendwie helfen indem er sie in ein Krankenhaus einweist. Dort würde sie "behandelt" oder "therapiert" oder irgendwas. Das ist natürlich Unsinn. Was sollen die denn machen?
Kann ich ihr irgendwie helfen?? Kreuzworträtsel, Gesellschaftsspiele und alte Fotos anschauen helfen nicht. Ich komme mir mit solchen Mitteln auch angesichts ihres Leidens völlig lächerlich und total unzulänglich vor.
Kann ich irgendetwas machen?
Vielen Dank für Antworten, Toons |
| | | Belle Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Extremer Leidensdruck - ich kann nicht helfen Sa 31 Aug 2019, 20:48 © Belle | |
| Lieber Toons! Das ist tatsächlich furchtbar. Erstens für deine Mutter, aber auch für dich. Vorrangig würde ich mit einem Arzt sprechen und vielleicht ein Pflegewohnheim in Betracht ziehen. Auch wenn sie die 24h-Betreuung hat, so ein Leben in einem Wohnheim ist schon mal was ganz anderes und wenn deine Mutter geistig noch so gut drauf ist, braucht sie womöglich mehr Gesellschaft. Einfach mehr Anreize. Eine einzige Person kann ihr die womöglich nicht bieten. Gegen die Kraftlosigkeit hilft jemand der sie unterstützt, wofür du ja gesorgt hast - und auch ein klein wenig Bewegung. Ich weiß, es sagt sich immer leicht...aber das ist es, was mir dazu einfällt. Ich wünsche euch alles Gute!!! |
| | | Toons Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Re: Extremer Leidensdruck - ich kann nicht helfen Sa 31 Aug 2019, 23:41 © Toons | |
| Hallo Belle, danke für die schnelle Antwort!
Ja, das Pflegeheim - alles schön und gut. Ich bin allerdings der Meinung, dass so anteilnehmend, sorgfältig und fürsorglich wie zu Hause es kein Pflegeheim schafft, da mitzuhalten, auch nicht für viel Geld und gute Worte. Das ist meiner Mutter auch trotz ihrer Demenz klar. Daraus aber den Schluss zu ziehen, dass die Situation, so wie sie zu Hause mit der Pflege durch mich und den Bulgarinnen sich darstellt, die momentan beste aller Lösungen für sie ist, das kriegt sie demenzbedingt leider nicht mehr in 's Bewusstsein.
Natürlich habe ich meine Mutter schon vor längerer Zeit vorsorglich in mehreren Heimen angemeldet und jetzt in einem bestimmten Heim auch die Aufnahme forciert. Der Zeitpunkt, an dem sowohl ich als auch die osteuropäischen Pflegerinnen die Aufgabe nicht mehr richtig stemmen können, kommt ganz sicher.
Das ist wohl der Lauf der Dinge.
Toons |
| | | felixx Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Extremer Leidensdruck - ich kann nicht helfen So 01 Sep 2019, 07:05 © felixx | |
| Hallo Toons, ich habe deine erschütternde Schilderung der Situation deiner Mama gelesen und darf dir sagen: Niemand möchte momentan in deiner Haut stecken! Meine Frage wäre: Kommt die Verzweiflung/diese Ausbrüche weil sie Schmerzen hat oder ist das psychisch bedingt? Beide Möglichkeiten sollte man abklären, um etwas Abhilfe zu schaffen und den Leidensdruck zu mildern. Die ultimative Lösung wird es leider nicht geben. Ich wünsche dir viel Kraft!
Felixx
Nur weil es gerade schwer ist, darfst du nicht gleich aufgeben. Es wird nicht einfacher, wenn du davor wegläufst. |
| | | Toons Hat sich hier schon eingelebt
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| | | | gisela Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Extremer Leidensdruck - ich kann nicht helfen So 01 Sep 2019, 14:28 © gisela | |
| lieber toons das mitansehen und erleben zu müssen ist eine für angehörige aber auch betroffene schlimme Situation, und tut mir sehr leid für euch beide - Zitat :
- sie kann nicht alleine aufstehen - nicht vom Stuhl, nicht vom WC, nicht vom Sofa und nicht vom Bett. Und natürlich kann sie nicht mehr alleine gehen. Zudem hat sie eine athrosebedingte Nervenentzündung in der rechten Hand - sie kann deswegen auch nicht mehr alleine essen oder Zeitung lesen, sich waschen schon gar nicht
gibt es eine Ursache für diese extreme Kraftlosigkeit? habt ihr mal Krankengymnastik und Ergotherapie in Erwägung gezogen? beides würde der Hausarzt oder auch Neurologe verordnen und es gibt auch therapiepraxen, die Hausbesuche anbieten. zudem gibt es viele kleine Hilfsmittel, die es eingeschränkten menschen ermöglichen noch in einem gewissen maß eigenständig zu agieren, wie z.b. aufstehhilfen für Sessel und stühle, frühstücksbretter, die durch saugnäpfe am tisch befestigt werden können und zwei/drei kleine stifte haben auf die eine scheibe Brot quasi aufgepiekt werden kann, damit man sie einhändig beschmieren kann (das geht übrigens auch mit links), ect ect. die Ergotherapeutin könnte versuchen deine Mama auf die linke Hand zu trainieren z.b., und könnte dich auch bei der Auswahl der Hilfsmittel beraten. sollte die Kraftlosigkeit keine organische Ursache aufgrund einer schwerwiegenden begleiterkrankung sein, gibt es recht gut schmeckende aufbau/zusatznahrung in trinkform. (die muss allerdings selbst bezahlt werden, ausser es besteht eine krebserkrankung oder ein bmi unter 18, dann kann der arzt sie verschreiben). das deine Mama unter ihrer Hilflosigkeit leidet ist verständlich und etwas, was ich auch mit dem behandelnden Arzt besprechen würde, ggf wäre hier ein Antidepressivum angezeigt.
lieben gruß gisela mein Vorbild ?....der Löwenzahn...wenn er es schafft durch Asphalt zu wachsen...kann auch ich scheinbar unmögliches schaffen
Zuletzt von gisela am So 01 Sep 2019, 18:07 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet |
| | | ACMS Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Extremer Leidensdruck - ich kann nicht helfen So 01 Sep 2019, 17:01 © ACMS | |
| Hallo Toons,
ja, die Situation kenne ich leider auch. Meine Mutter hat stark abgebaut. Zwar sitzt sie schon seit über 5 Jahren im Rollstuhl, aber erst seit ca. 1 3/4 Jahren kann sie nicht mehr alleine umsitzen. Daher lebt sie seit 2017 im Seniorenheim.
Früher wollte sie noch einkaufen fahren und ist aus dem Heim "abgehauen", doch dazu fehlt ihr die Kraft. Seit ein paar Monaten bekommt sie nun wieder Ergotherapie und Physiotherapie, was ihr sichtlich gut tut.
LG
Chris |
| | | Gast Gast
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