Hallo, mein Vater ist dement und bis jetzt hat er grade mal Pflegegrad 1. Meine Mutter liegt schon fast 4 Wochen mit Darmkrebs im Endstadium im Krankenhaus und mein Vater ist alleine zuhause. Weil das Ergebnis sehr knapp war, haben wir vor 5 Wochen Widerspruch eingelegt um wenigstens seine Betreuung zu sichern. Meine Schwester und ich sind echt am Limit. Wir waschen und kochen für ihn und sind fast jeden Tag im Krankenhaus. Seitdem hat mein Vater einen regelrechten Schub und kann auf Dauer nicht alleine bleiben. Wir sind schon in Kontakt mit dem Pflegeidienst und der Demenzberatung. Nebenbei müssen wir ja auch noch sehen, wie es mit unserer Mutter weitergeht. Sie ist natürlich auch am Ende und sieht nun ein, daß sie nicht mehr nach Hause kann, weil dann mein Vater nur jammern würde, weil er so einsam ist. Es ist zum verrückt werden. Wir kämpfen an allen Ecken, aber ich habe das Gefühl, wir drehen uns im Kreis. Ich bin nun schon 3 Wochen krank geschrieben, aber ich weiß echt nicht, wie es weiter gehen soll. Zumindestens geht er jetzt einmal die Woche in die Nachmittagsbetreuung. Aber das reicht natürlich nicht. Seine Geschwister merken jetzt erst, wie schlimm er geworden ist. Außerdem kann er auch das Auto fahren nicht lassen. Wir haben letzte Woche das Thema vorsichtig angesprochen. Erst hat er nicht´s dazu gesagt. Später hat er bei mir angerufen und gedroht, wenn wir ihm das Auto nehmen, bringt er sich um. Wir sind eigentlich schon mit unserer kranken Mutter überfordert und verkraften das langsam alles nicht mehr  
LG Manu

liebe manu
schwere Situation für euch. ich kann gut verstehen, dass einem
da alles über den kopf wächst.
ihr hättet für deinen vater die Möglichkeit der stationären
kurzzeit/verhinderungspflege, das könnte euch etwas luft verschaffen.
um deine frage im Thema zu beantworten, wäre meine Meinung
ehrlich und aufrichtig. dein vater sollte wissen, wie es um deine mutter
steht, und er sollte die Möglichkeit bekommen, sie zu besuchen, sie
ein stück weit zu begleiten und sich zu verabschieden.

Liebe Manu! Erstmal tief durchschnaufen und Schritt für Schritt überlegen. Könntest du vorerst nicht in eine Art Pflegekarenz gehen, damit du in deiner Firma keine Probleme wegen des langen Krankenstandes bekommst? Weiters würde ich eventuell vorschlagen deinem Vater die Autoschlüssel zu verstecken, damit er sich und andere nicht in Gefahr bringen kann. Wie es um seine Frau/eure Mutter steht sollte er schon wissen dürfen. Wie er es begreifen wird, ist nicht zu sagen, aber ich denke er wird es dann spüren. Versucht euch von seinen Drohungen nicht einschüchtern zu lassen, er hat im Moment nur dieses Ventil und da muss nun mal vieles raus, das er vielleicht anders nichtmehr so recht ausdrücken kann. Mit Sicherheit bemerkt auch er eine Veränderung mit sich und seiner Umgebung. Da gilt es zu versuchen ihm eine gewisse Sichherheit zu geben. Für euch alle ist das eine herausfordernde Situation, aber es ist zu meistern. Versucht zusammenzuhalten und euch Kompetenzen zu teilen, damit jeder auch Zeit zum Kraft tanken hat.
Ich wünsche euch alles Gute! Belle 

Hallo Belle,
Danke für deine Antwort. Meine Mutter ist jetzt seit einer Woche im Hospiz. Das war für sie in ihrer Situation ein echter Glücksfall. Alle paar Tage nehmen wir meinen Vater mit zu ihr. Er fragt immer noch, ob sie denn wieder heim kommt. Wir erklären es ihm immer wieder. Trotzdem meine Schwester und ich immer noch zu Hause sind, ist das alles schwer zu bewältigen. Immerhin hat er jetzt endlich Pflegegrad 2. Wir wechseln uns jetzt ab, einer fährt zu meiner Mutter und der andere versorgt meinen Vater. Ab nächster Woche geht er zusätzlich in einmal in die Tagesbetreuung. Und einmal in der Woche wird er vom Sozialdienst geduscht. Ich versuche nächste Woche wieder arbeiten (2-3 mal pro Woche) zu gehen. Wenn´s meiner Mutter wieder schlechter geht, werde ich Urlaub nehmen. Es ist schwer, alles unter einen Hut zu kriegen. Schließlich haben wir beide ja auch noch Familie. 
LG Manu

Liebe Manu!
Ihr steht wirklich vor einer Riesen-Herausforderung. Toll, dass ihr euch dem stellt!! Wie gut, dass eure Mutter eine gute Begleitung hat und sie gut aufgehoben ist. Vielleicht könnt ihr euren Vater ja überzeugen öfter in die Tagesbetreuung zu gehen? Dann hätte er Gesellschaft und ihr müsstet euch nicht soviel sorgen. Und wenn der Sozialdienst den Vater einmal die Woche duschen kommt, wie macht ihr das die restlichen Tage? Helft ihr ihm? Von jemanden Fremden geduscht zu werden, stelle ich mir seltsam vor. Hoffe es klappt gut! Ich wünsche euch ein schönes Wochenende. Alle Gute, Belle

Liebe Manu

Oh, da wird mir das Herz ganz schwer, wenn ich deine Zeilen lese. Ganz viel Kraft wünsche ich euch, und liebe Menschen, die euch stützen und begleiten.

Gut zu lesen, dass deine Mutter im Hospiz gut aufgehoben ist. Nehmt alle Unterstützung, die ihr für euren Vater bekommen könnt an, so wie Belle auch schreibt, damit ihr so oft wie möglich bei der Mama sein könnt. Die Zeit ist endlich ... es wird nicht mehr ewig so weiter gehen ...

Gönne dir kleine Oasen: einen feinen Tee, einen Latte Macchiato im Hospiz, schöne Musik im Auto, ein warmes Bad abends vor dem Schlafen gehen und eine kuschelige Decke im Bett. 

Ich bin sicher, dass dein Vater spürt, wie es der Mama geht ... auch wenn er mit Worten etwas anderes sagt...

Schreib einfach hier, wenn dir danach ist. Wir begleiten dich.

Liebe Grüsse

Hallo 
danke für die lieben Worte. Heute war der Sozialdienst für ein Erstgespräch. Mein Vater hat sich aufgeführt wie ein trotziges Kind. Er braucht niemand für die Medikamente und duschen kann er auch alleine. Nur müssen wir fast zwei Wochen an ihm rum nörgeln, bis er einmal duscht oder sich mal frisch anzieht. Gleichzeitig fragt er fast täglich, wann denn jetzt eine Polin käme. Im moment habe ich nicht die Nerven, mich auch noch darum zu kümmern. Wir fangen erstmal einmal die Woche mit der Tagespflege an, wir nehmen ihn ja auch mehrmals die Woche mit zu unsrer Mutter. Obwohl das auch sehr anstrengend ist. Später wollen wir das dann steigern. Will am Mittwoch wieder arbeiten gehen, obwohl ich ein ungutes Gefühl dabei habe. Morgen früh kommt der Sozialdienst das erste mal zum Duschen. Meine Schwester wird dabei sein, hoffentlich geht das gut. Ich mache mir furchtbar viel Gedanken um alles. Er wird ja immer so aufbrausend. Er ruft auch mehrmals am Tag bei mir oder meiner Schwester an. Ich weiß ja das er nichts dafür kann, aber ich weiß bald nicht mehr was ich noch sagen soll. Unsre Nerven liegen blank. Es ist wie ein Alptraum, der nie endet  
Liebe Grüße und danke, das ich mich hier ausheulen kann.
LG Manu

Liebe Manu, das ist wahrlich eine schwere Zeit. Schon Mal gut, dass der Sozialdienst für ein Gespräch da war. Du kannst dir sicher sein, die kennen all diese Reaktionen, die sind damit bestens vertraut. Schritt für Schritt überlegen und Hilfe einleiten, ihr seid schon auf einem guten Weg. Es ist gewiss anstrengend und auch eine Eingewöhnung, bei einer Veränderung der täglichen Abläufe ist mühsam - aber irgendwann wird es dann besser. Halte durch! Alles Gute, Belle

Liebe Manu

es ist unsagbar schwer, dies alles auszuhalten.
Dieser Rollenwechsel, von der Tochter, die zu ihrem Vater "aufschaut", zur Tochter, die sich um den Vater kümmern muss, ist belastend.
Ich finde, ihr habt schon vieles gut aufgegleist. Einfach einen Schritt nach dem andern gehen - und wie Belle auch schreibt: der Sozialdienst kennt solche Situationen und wird dies schon gut machen.

Ja, es ist wie ein Albtraum, der nie endet ... Schreib einfach hier, wenn dir danach ist.

Liebe Grüsse

Hallo ihr lieben, meine Mutter liegt jetzt seit Mittwoch im sterben. Am Dienstag hatte ich noch meinen Vater mit und meine Mutter hat im Rollstuhl ihr Eis gegessen. Nun kriegt sie soviel Schmerzmittel, das sie nichts mehr mitbekommt und nur noch schläft. Eigentlich wollten wir meinem Vater den Anblick ersparen und ihn erst wieder mitnehmen, wenn sie gestorben ist. Aber er macht uns die Hölle heiß, das er nochmal mit will. Meine Schwester wollte eigentlich hart bleiben, weil wir auch nicht wissen, wie er reagieren wird. Nach langen Gesprächen haben wir uns jetzt dazu entschlossen, das ich ihn heute morgen mitnehme, das er sich verabschieden kann. Meine Schwester ist wieder da geblieben und wird ihn wieder mit nach Hause nehmen. Im Moment können wir uns wirklich nicht so um ihn kümmern, wie er es brauchen würde. Ist jetzt echt eine saublöde Situation. Meine Nachbarin hat mich jetzt gestern auf die Idee gebracht, ihn bis zur Beerdigung in die Kurzzeitpflege zu bringen. Wir sind echt am Ende  
liebe Grüße
Manu

Guten Morgen Manuher,

die Situation für Euch ist wirklich sehr schlimm. Ich finde es gut, dass Du Deinen Vater mit ins Krankenhaus nimmst.  So könnt Ihr Euch dann nichts vorwerfen. Auch wenn die Situation unübersichtlich ist, sollte man seinem Wunsch nachkommen. Manchmal warten die Sterbenden auf ihre Angehörigen um dann in Frieden gehen zu können.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie viel Kraft für die kommende Zeit.

Brigitte

liebe manu
das tut mir sehr leid.
ich find es auch gut, dass dein vater weiterhin mit zu
deiner mutter darf.
jemanden beim sterben zu begleiten, kann etwas sehr
wertvolles sein, auch, wenn es unendlich traurig ist.

ich wünsche euch allen viel kraft

Liebe Manu,

ich wünsche euch auch viel Kraft!

Ich finde es auch eine gute Entscheidung, dass dein Vater Abschied nehmen kann.

Liebe Manu!
Für diese schmerzvolle Zeit, wie ihr sie gerade durchlebt gibt es kaum die passenden Worte. Es ist wichtig zu wissen, dass deine Mutter keine Schmerzen hat und wegschlafen darf. Ich glaube auch für euren Vater ist es enorm wichtig, die Zeit des Abschieds erleben zu können. Für euch alle ist es wichtig. Ich hoffe ihr könnt euch gegenseitig gut stützen und einander auffangen. Alles Gute, Belle 

Liebe Manu

es ist so schwer, wenn man so hin und her gerissen ist, sein Bestes zu geben versucht und doch stets den Eindruck hat, nicht "genügen" zu können ... Ich wünsche dir Menschen an deiner Seite, die mit dir diese schwere Zeit durchstehen. Ich sehe es wie die andern: nimm deinen Vater mit ... er und deine Mutter haben ihr ganzes Leben miteinander verbracht, ihre Seelen "brauchen dieses Abschied nehmen können".

Schreib einfach hier, wenn dir danach ist. Wir begleiten dich.
Herzliche Grüsse

Hallo, heute morgen hab ich meinen Vater mit ins Hospiz genommen. Bevor wir gefahren sind hab ich ihm wieder alles erklärt und ihm gesagt, das er sich von ihr verabschieden muss. Er ist wieder aus allen Wolken gefallen und hat sich fürchterlich aufgeregt. Musste ihn dann erstmal wieder beruhigen. Als wir dann dort waren hat er ihr die ganze Zeit die Hand gehalten und sie "mein Schatz" genannt. Das hat er die letzten dreißig Jahre nicht gemacht. Das ist alles sehr befremdlich und belastend für uns. Sie hatten ja eigentlich nur eine Zweckgemeinschaft. Jetzt will er wahrscheinlich jeden Tag mit. Das hört sich vielleicht hart an, aber wir haben echt keine Geduld mehr. Ist schon schlimm genug, wenn wir ihm jeden Tag aufs neue alles erklären müssen. Man will.ihn eigentlich nur noch anschreien und darf es nicht. Ich hoffe ihr könnt das irgendwie verstehen. LG

ManuHer schrieb:

Ist schon schlimm genug, wenn wir ihm jeden Tag aufs neue alles erklären müssen

Liebe Manu,

ja, das ist schlimm für Euch alle. Eines aber verstehe ich nicht: Wieso müßt Ihr Eurem Vater immer wieder alles erklären? Warum sagt Ihr nicht einfach, daß ihr nun zusammen die Mutter besucht - und dann fahrt Ihr los? (ich habe aber möglicherweise nicht alle Deine Beiträge gelesen, entschuldige) Deine Beschreibung zeigt doch, daß er gern bei ihr ist. Ihr Verhältnis in der Vergangenheit spielt für ihn offensichtlich schon keine Rolle mehr.

Ich wünsche Euch allen viel Kraft, das durchzustehen.

Hallo Marie
Er hat ja immer gefragt wie es ihr geht und warum sie nix zu essen mehr kriegt. Warum sie nicht mehr operiert wird und der Arzt nicht mehr kommt usw. Aber sie hat es nun geschafft, sie ist heute morgen eingeschlafen.
LG

Mein herzliches Beileid.

Hallo
Vielen dank an alle die mich in dieser schweren Zeit so toll unterstützt haben. Es hat gut getan hier alles von der Seele schreiben zu können. Auch wenn es weiterhin schwer sein wird mit meinem Vater und wir oft ungerecht zu ihm waren, meine Schwester und ich werden weiter für ihn da sein und ihm die Hilfe geben, die er braucht.
LG Manu

Herzliches Beileid, liebe Manu. 

auch von mir tausend liebe Gedanken und mein Mitgefühl  
und

Auch von mir mitfühlende Grüße zu diesem Verlust!

Wie hart trifft es Deinen Vater? 



Eva

Liebe Manu! Mein tiefstes Mitgefühl in eurer schweren Zeit. Dein Vater hat es vielleicht gespürt und so hat er Abschied genommen und deine Mutter durfte ohne Schmerzen einschlafen. Ich hoffe ihr könnt euch gegenseitig stützen und den Schmerz, wie die Last etwas aufteilen. Gemeinsam ist es immer besser. Schreib, wann immer du ein Ventil brauchst. Hier bist du nie alleine. 
Herzliches Beileid zu eurer aller Verlust, Belle

liebe manu
mein aufrichtiges Beileid, und viel kraft für die kommende zeit.