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| Thema: Vorsicht: Psychopharmaka für ältere Menschen mit Demenz Fr 30 März 2018, 11:52 © Aggi | |
| Wenn der Artikel hier schon existiert, werft bitte mit Wattebauschen, ich hab ihn nicht gefunden: http://gutepillen-schlechtepillen.de/vorsicht-geboten/ Gute Pillen – Schlechte Pillen: 2012 / 06 S. 09 Vorsicht geboten Neuroleptika für ältere Menschen mit Demenz© Wissmann Design/ fotolia.com Menschen mit Demenz leben häufig in Pflegeheimen. Mehr als jeder Zweite erhält dort wegen störender Verhaltensweisen Psychopharmaka, vor allem Neuroleptika. Ist das sinnvoll? - Zitat :
- Neuroleptika, auch Antipsychotika genannt, wurden ursprünglich entwickelt, um die wahnhaften Symptome und krankhaften Verhaltensweisen schizophrener Patienten zu mildern. Sie werden heutzutage auch bei einer Vielzahl anderer psychischer Störungen verordnet.
Eine besondere Rolle bei diesem zunehmend „großflächigen“ Einsatz spielen die so genannten „atypischen“ Neuroleptika, deren angeblich geringeres Nebenwirkungsrisiko seit Jahren von pharmazeutischen Herstellern werbewirksam herausgestellt wird. Seit Jahren kritisieren die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und unabhängige Pharmazeitschriften die zu häufige Anwendung dieser Substanzen bei Patienten und Patientinnen mit Demenz.
Menschen mit fortgeschrittener Demenz sind häufig reizbar, unruhig, aggressiv oder enthemmt. Dieses Verhalten ist für Angehörige und Pflegepersonen oft weit belastender als die nachlassende Gedächtnisleistung. Häufig fordern sie mit Nachdruck vom betreuenden Arzt im Pflegeheim rasche Abhilfe.
Das mag mit dazu beitragen, dass Neuroleptika so häufig in deutschen Alters- und Pflegeheimen verordnet werden. Nach einer Erhebung von 2001 erhielten in Leipzig sechs von zehn Bewohnern in Alten- oder Pflegeheimen Psychopharmaka, meist Neuroleptika. Eine neuere Studie an 30 deutschen psychiatrischen Kliniken bestätigt den Vielgebrauch: Dieser zufolge nehmen drei von vier Patienten mit Demenz Mittel wie Quetiapin (Seroquel®), Risperidon (Risperdal® u.a.) oder Olanzapin (Zyprexa® u.a.). Neuroleptika sind in Altenpflegeheimen – nach Schmerzmitteln – die Medikamentengruppe, die am häufigsten auf einem Rezept steht.
Wirksamkeit sehr begrenzt
Bedenklich ist dabei, dass diese Medikamente bei Verhaltensauffälligkeiten als Folge einer Demenz keineswegs gut wirken: Ein zusammenfassender Report von 2009 für das britische Gesundheitsministerium bewertete ihre Wirksamkeit insgesamt als „minimal“.
Die meisten Neuroleptika werden bei Demenz verwendet, obwohl sie hierfür gar nicht zugelassen sind. Hierfür zugelassen ist in Deutschland nur Melperon, während das atypische Neuroleptikum Risperidon nur sehr eingeschränkt eingesetzt werden darf (nur bei chronischer Aggressivität oder Selbstgefährdung, die nicht anders behandelt werden kann).
Lebensgefährliche Folgen
Besonders bedenklich ist, dass Neuroleptika, seien sie nun „atypisch“ (z.B. Quetiapin) oder „typisch“ (z.B. Haloperidol), beträchtliche unerwünschte Wirkungen haben. Dazu gehören Auswirkungen auf die Motorik, z. B. Muskelkrämpfe oder Parkinson- ähnliche Symptome, wie auch Schäden am Herz-Kreislauf-System. Neuroleptika verursachen mitunter selbst schwere Verhaltensstörungen, die dann zu Unrecht der Demenz zugerechnet werden. Die „atypischen“ Neuroleptika können zu massiver Gewichtszunahme führen. Damit steigt nicht nur das Risiko, an Diabetes zu erkranken, sondern auch das Risiko von Schlaganfällen. Nach aktuellen Erkenntnissen verkürzen alle Neuroleptika die Lebensdauer dementer Patienten. Der oben erwähnte Bericht + aus Großbritannien enthält folgende schockierende Berechnung: Wenn 1.000 Patienten mit Demenz wegen Verhaltensstörungen zwölf Wochen lang atypische Neuroleptika einnehmen, führt das bei 91 bis maximal 200 von ihnen zu einer (geringen) Besserung. Anderseits sterben etwa 10 Patienten zusätzlich und 18 Patienten erleiden einen Schlaganfall, der bei jedem Zweiten schwer ist. Dehnt man den Behandlungszeitraum auf zwei Jahre aus, kommen Hochrechnungen auf bis zu 167 zusätzliche Todesfälle.
Der Nutzen dieser Psychopharmaka bei Demenzkranken ist also gering, der Schaden groß. Erstaunlich ist, dass trotzdem der größte Teil der Ärzte und des Pflegepersonals meint, Neuroleptika würden in dieser Situation gut helfen. Gleichzeitig sind aber dieselben Fachleute der Ansicht, vor allem nichtmedikamentöse Behandlungsverfahren seien bei diesen Patienten angebracht. (...) LG, Aggi
"Die Schäden einer Therapie dürfen nicht größer sein
als die Schäden der Krankheit." |
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