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| Geld und Demenz - Darf man einen Trick anwenden? | |
| Autor | Nachricht |
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Mike68 Neu im Forum
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| Thema: Geld und Demenz - Darf man einen Trick anwenden? Do 17 Nov 2016, 20:04 © Mike68 | |
| Hallo
Ich stehe aktuell vor der Situation, dass eine stark demenzkranke Dame ständig nach Bargeld verlang. Leider ist Bargeld, welches sich im Besitz dieser Dame befand, in der Vergangenheit immer wieder verschwunden. Alle Versuche, die Dame davon abzubringen Bargeld zu verlangen, scheiterten. Sie regt sich sichtlich immer mehr darüber auf, dass Sie kein Geld in der Tasche hätte. Ich hatte nun eine Idee: Ich sprach öfters mit der Dame über bargeldloses Bezahlen; Scheckkarte usw. kennt sie noch. Nun habe ich eine relativ neutrale Kundenkarte einer Bäckereikette mit Ihrem Namen versehen und ihr gesagt, das dass nun Ihre Geldkarte wäre und sie damit alles bezahlen könnte. Die Dame ist nun viel ruhiger geworden und Geld ist kaum noch ein Thema. Ich weiß nicht, wie lange dieser Zustand anhält, aber ich frage mich, ob es ethisch gerechtfertigt ist, aus noch so gutem Grund einen kranken Menschen zu überlisten oder gar hinters Licht zu führen.
Wie seht ihr das ? |
| | | Amelu Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Geld und Demenz - Darf man einen Trick anwenden? Do 17 Nov 2016, 22:36 © Amelu | |
| Ich halte das für moralisch vertretbar.
Leider bin ich ohne solche Vorspiegelungen auch nicht mehr über die Runden gekommen, z.B. ist die Haustür hier immer abgeschlossen, und wenn meine alte Dame raus will, sage ich, daß es immer versperrt ist, damit niemand Unbefugtes ins Haus oder in den Garten kommen kann (da ist auch alles verschlossen, so daß sie nicht weglaufen kann).
Ich betrachte das als Schutz vor sich selber, und ihr sagen, daß sie zu verwirrt ist, um noch alleine wegzugehen, scheint mir zu grausam. Ich ziehe ihr Inkontinentpants an, mit der Behauptung, daß sie gefütterte Unterhosen braucht, um keine Blasenentzündung zu bekommen, aber ich sage nicht, daß sie einfach inkontinent aufgrund von geistiger Verwirrtheit ist. In ihrer Handtasche und Portemonaie sind ein paar Groschen und wenn die ihr nicht reichen, kann sie Schecks ausfüllen, wie sie es früher immer getan hat, um größere Rechnungen zu bezahlen. Sie kann weder Schecks ausfüllen, aber das ist ja sofort wieder unwichtig und vergessen. Sie hat ihre innere Sicherheit für sehr kurze Zeit, nicht völlig blank zu sein.
So gibts immer wieder ein paar Vorspiegelungen, um sowohl ihr als auch mir den Alltag erträglicher zu machen. Und deswegen halte ich diese Schwindeleien für moralisch vertretbar.
Amelu |
| | | Kathra Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Geld und Demenz - Darf man einen Trick anwenden? Fr 18 Nov 2016, 09:01 © Kathra | |
| Gerade wenn man Vertrauen und Ehrlichkeit zu seiner Tugend zählt, dann kommt man ins Wanken wenn es darum geht, vom eigendlichen Denken und Handeln, wissentlich abzukommen.
Meinem Vater konnte/wollte ich, ab einem bestimmten Zeitpunkt, auch nicht mehr die ganze Wahrheit sagen und konnte das auch ruhigen Gewissens, weil ich ihm letztendlich nichts Böses oder ihn aufregen wollte.
Bei dir empfinde ich es auch so aber hast du auch die Möglichkeit ausgeschlossen, das sie sich mit der Geldkarte einer Bäckerei, eine Wiener beim Fleischer kaufen will?
Liebe Grüße Kathra |
| | | Marie Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Geld und Demenz - Darf man einen Trick anwenden? Fr 18 Nov 2016, 10:29 © Marie | |
| Hallo Mike,
auch ich kann an dieser Vorgehensweise nichts Verwerflich es finden. Es geht doch in erster Linie darum, den dementen Menschen dort abzuholen wo er gerade steht. Das schafft ihm Zufriedenheit. Da wir wissen, dass sich Demenz immer nur verschlechtert, nie verbessert, halte ich es durchaus für legitim, zu kleinen Tricks zu greifen. Wir würden sie ja auch vor Betrügern beschützen, die ihnen Geld "abschwatzen" wollen. Erklären hilft da nichts mehr.
Diese kleinen Täuschungen bilden meines Erachtens auch die Grundlage dafür, dass sich Demente in den sog. Dementendoerfern so wohl fühlen.
Keine Sorge Du hast das schon richtig gemacht. |
| | | Biggi Moderator
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| | | | SJS Neu im Forum
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| Thema: Re: Geld und Demenz - Darf man einen Trick anwenden? Di 22 Nov 2016, 02:11 © SJS | |
| - Mike68 schrieb:
- Hallo
Ich stehe aktuell vor der Situation, dass eine stark demenzkranke Dame ständig nach Bargeld verlang. Leider ist Bargeld, welches sich im Besitz dieser Dame befand, in der Vergangenheit immer wieder verschwunden. Alle Versuche, die Dame davon abzubringen Bargeld zu verlangen, scheiterten. Sie regt sich sichtlich immer mehr darüber auf, dass Sie kein Geld in der Tasche hätte. Ich hatte nun eine Idee: Ich sprach öfters mit der Dame über bargeldloses Bezahlen; Scheckkarte usw. kennt sie noch. Nun habe ich eine relativ neutrale Kundenkarte einer Bäckereikette mit Ihrem Namen versehen und ihr gesagt, das dass nun Ihre Geldkarte wäre und sie damit alles bezahlen könnte. Die Dame ist nun viel ruhiger geworden und Geld ist kaum noch ein Thema. Ich weiß nicht, wie lange dieser Zustand anhält, aber ich frage mich, ob es ethisch gerechtfertigt ist, aus noch so gutem Grund einen kranken Menschen zu überlisten oder gar hinters Licht zu führen.
Wie seht ihr das ? In welcher Beziehung stehst du zu ihr? Ich kenne dieses Verhalten zu Bargeld sehr gut von meiner Omma und Lebe&Verzweifele bisher recht gut damit. |
| | | Admin Administrator
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| | | | juliet-lucia Neu im Forum
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| Thema: was mach ich nur? Sa 26 Nov 2016, 14:48 © juliet-lucia | |
| Meine mutter hat mir alle sparbücher und ec-karten gegeben, damit ich für sie die bankgeschäfte etc. erledige. seit mehr als 3 jahren mache ich das nun schon und auch ihre rechnungen etc. gehen alle an mich. nun hat ihr ihr bruder eingeredet, dass sie sich die ec-karte zurück holen soll. meine mutter "blickt" aber mit kontobewegungen, bank und größeren geldbeträgen nicht mehr durch.
was soll ich tun? ich würde ihr auf keinen fall die karte geben, da sie sich dann ständig bargeld holen würde und nicht wüsste wo sie es hingetan hat. dann behauptet sie wieder, im heim würde gestolen werden.
irgendeinen tipp? |
| | | Amelu Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Geld und Demenz - Darf man einen Trick anwenden? Sa 26 Nov 2016, 17:31 © Amelu | |
| Wenn Deine Mutter Dich bittet, ihr die Karte wieder zurückzugeben, dann halte sie hin. Geh aber drauf ein und sag so ungefähr wie 'jetzt grad hab ich Deine Karte daheim verwahrt, ich bring sie das nächste mal mit'... Gegen den intrigangen Bruder wirst Du wenig ausrichten können, versuch einfach, Dich damit abzufinden. Gib Mutter so oft wie möglich recht, sag ihr 'oh, das ist mir entgangen' oder 'da hast Du recht' oder irgendwas in der Art. Alles mit Hinhaltetaktik und im Sinne, daß sie alles wirklich richtig meint. Das bedarf aber einger Übung im Lächeln (wenn man nur schimpfen möchte), im Zähnzusammenbeißen (wenn man seine Meinung mal geigen will) und derlei mehr. Aber man kann tatsächlich mit der Zeit gelassener werden und all das ist dann einfach der übliche Umgangston Bei uns ist es meine etwas ältere Schwester, die wohl von Anfang an in der Intrigenrolle war, nur habe ich das leider ziemlich spät erkannt und deswegen viel Herzblut daran hängen müssen. Jetzt gehe ich wesentlich lockerer damit um, in der Tat. Amelu |
| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: Geld und Demenz - Darf man einen Trick anwenden? Sa 26 Nov 2016, 19:20 © Admin | |
| Liebe Juliet Ich möchte zu deinen Zeilen hier auch gleichzeitig auf etwas von deinem anderen Beitrag eingehen. Denn es gehört für mich zusammen. - juliet-lucia schrieb:
- wie spreche ich am besten ein besuchsverbot aus? schließlich bin ich in seinen "augen" ja eh schlecht zu meiner mutter
Wenn du nach bestem Wissen und Gewissen das Geld im Sinne für deine Mutter verwaltest, dann machst du es richtig. Bevor ich jedoch ein Besuchsverbot aussprechen würde, würde ich mir den Bruder deiner Mutter erstmals richtig zur Brust nehmen. Dabei würde ich klar definiert erwarten, dass er mit mir persönlich ganz klar Tacheles redet und nicht über Umwege rein emotionale und diffuse Beeinflussung bei deiner dementen Mutter ausübt. Wenn er sich für ein offenes Gespräch bereit erklärt, dann werdet ihr auch eine gemeinsame Lösung finden - und wenn er das nicht will und nur jegliche Ausweichstaktik für dubiose Absichten wählt, würde ich erstmal nur einen Riegel schieben versuchen, indem ich ihm klar machen würde, dass es mit Sicherheit einen Grund gab, wieso du die Vollmachten bekommen hast und nicht er - und du folgedessen auch die Macht hättest für ein Besuchsverbot zu sorgen wenn er weiterhin deine Mutter nur mehr Verwirrt anstatt ihr wirklich beisteht und hilft. Sprich, also in erster Hand mit dir persönlich offen und direkt redet um einen gemeinsamen Weg im Sinne deiner Mutter zu finden. Nimm dir im Notfall Zeugen dazu für euer Gespräch..... Zumindest bei unserem lieben Erik hatte diese Verhaltensweise einige Wunder bewirkt, so das Angehörige mit falschen Absichten ziemlich schnell ruhig wurden. Ich drücke dir die Daumen, das auch für deine Mutter möglichst bald eine gute und entspannte Lösung gefunden werden kann
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
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