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| Singen kann auch zur Last werden. | |
| Autor | Nachricht |
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chris007 Gast
| Thema: Singen kann auch zur Last werden. Mo 02 Jan 2012, 20:08 © chris007 | |
| Hallo alle,
meine Tante hat Alzheimer im forgeschrittenen Stadium. Ihre liebste Beschäftigung ist das Singen, summen und lallen. Das macht sie täglich stundenlang und auch noch sehr laut. Unterbrechungen macht sie nur beim Essen und Schlafen. Es ist im Heim inzwischen so schlimm, dass ihr von anderen Bewohnern der Mund zugehalten wird. Sie selbst macht einen sehr zufriedenen Eindruck dabei. Sie sitzt immer im Foyer des Heims und lässt sich von dort auch nicht wegbringen, wenn dort Veranstaltungen sind. In der Weihnachtszeit hat sie so ziemlich jede Aufführung "vermasselt", weil sie lauter singen konnte als die anderen (leider einen ganz anderen Text). Hat jemand eine Idee, wie man sie ablenken kann, oder auch mal eine Unterbrechung vom Singen bekommt ?
Danke Chris
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| | | e. Gast
| Thema: singen ist doch wunderbar Di 03 Jan 2012, 01:46 © e. | |
| Lieber Chris, ich möchte dein Problem nicht kleinreden, aber wenn ich deinen Beitrag lese, fällt mir ein Satz besonders auf: "Sie macht einen sehr zufriedenen Eindruck dabei." Ich denke dann unwillkürlich "Das ist doch das wichtigste?" Ich selbst habe kaum Erfahrungen mit Alzheimer, sondern lediglich mit Demenz im Verwandtenkreis sammeln können. Dabei habe ich Patienten gesehen, die pausenlos nach der Schwester oder jemandem rufen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Andere rufen, weil sie große Angst haben. Ich denke, wenn jemand singt und dabei einen zufriedenen Eindruck macht, dann ist das ein segen. Singen kann fröhlich machen, das kennst du sicherlich selbst. Musik kann viele Gefühle auslösen und ausdrücken. Natürlich können sich andere auch einmal gestört fühlen, weil sie gerade in einer anderen Stimmung sind. Das kann man den Patienten sicherlich nicht verdenken. Aber ich glaube, wenn ein Alzheimerpatient gerne viel singt, dann sollte man das möglichst unterstützen und nicht unterbinden. E. |
| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: Singen kann auch zur Last werden. Di 03 Jan 2012, 09:37 © Admin | |
| Lieber Chris
Menschen die gerne singen, hören meist auch gerne Musik. Zumindest wenn es ihren Geschmack trifft. Habt ihr mal versucht eine CD in ihrem Zimmer laufen zu lassen mit in etwa solchen Liedern drauf die sie gerne singt? Eine weitere Möglichkeit wäre ihr zu sagen, das man gerne mitsingen würde, aber sich in der Öffentlichkeit nicht traut. Sie also bittet, sich mit einem, in eine anonymere Ecke (Zimmer) zurückzuziehen, damit man dann gemeinsam geniessen könnte. Eventuell gibt es noch einen Mitbewohner den man mit einbeziehen könnte?
Ich finde ebenfalls wie der Gast e. das singen bei Dementen nicht unterbunden werden sollte. Denn Singen ist ein grosser Segen im Umgang und schafft eine art positive Kommunikation - erst recht wenn die Person dabei so zufrieden wirkt. Es ist wesentlich Sinnvoller einen zusätzlichen Reiz zu schaffen, indem im Zimmer immer eine passende CD läuft, die zum mitsingen animiert (oder eine musikalische DVD für den Fernseher), oder vielleicht, lässt sie sich auch noch zu einem Instrument spielen zusätzlich begeistern? Es geht ja bei deinem Problem nicht um das Singen an sich, sondern das sie dies dauernd in den öffentlichen Räumlichkeiten tut und somit andere stört. Also braucht es in erster Linie Überlegungen wie man in ihrer Privatsphäre das Singen atraktiver gestaltet als in der "Öffentlichkeit".
Vielleicht konnte ich ein paar Denkanstösse geben und hoffe das diese Person noch lange freude am Singen haben darf. Vorallem aber, das sich vielleicht auch jemand finden lässt, wo dies immer wieder mal gerne mit ihr teilt.
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | NurGast Gast
| Thema: ständiges singen Do 05 Jan 2012, 13:21 © NurGast | |
| Liebe/r Chris,
ich weiß nicht, ob es hier erwünscht ist, dass auch Personen die beruflich mit dem Thema zu tun haben, Einträge machen. Ich hoffe, dieser Eintrag wird Dir ansonsten vielleicht von einem Admin zugeleitet.
Ständiges Singen bzw. Lautproduktion kann tatsächlich zu einem großen Problem werden - und so selten ist das nicht.
Grundsätzlich ist Singen sicherlich was Schönes für viele Menschen. Aber andererseits haben die anderen Heimbewohner natürlich auch den Anspruch, ihr Leben dort ihren Wünschen gemäß verbringen zu dürfen. Ständiges Singen, Echolalien und Manirismen (Lautproduktion) kann letztlich auch (und ich kann nicht beurteilen, ob das hier der Fall ist) andere Ursachen haben:
1. Aggression. Ständiges Singen ("Lärm" verursachen), dass meine Umgebung zwingt mir zuzuhören wird von dieser dann irgendwann auch als solche empfunden - und zu Reaktionen führen, wie Du sie oben beschreibst. Wenn jemand aufgrund von Aggression singt, ist dies aber meist gut fühlbar, und am Gesichtsausdruck, an dem "was rüber kommt" bemerkbar. Die Frage ist, woher diese Aggression kommt. Bei dementen Menschen kann es durchaus sein, dass sie sich überfordert fühlen. Möchte sie z.B. vielleicht lieber allein sein? Respektiert man ihre Wünsche und Bedürfnisse? Da muss die Pflege genau drauf schauen in der Einrichtung.
2. Wie ist es um die Sinne bestellt? Menschen (nicht nur mit Demenz) neigen dazu, den Ausfall von Sinnen zu kompensieren. Bei dementen Menschen (nicht nur, aber besonders) kommt das Problem der Informationsverarbeitung dazu. Z.B. geschieht es oft, dass Geräusche / Schall mit der Zeit alle "gleich laut" sind. Der Betroffene kann als bei Geräuschen nicht unerscheiden bzw. nur noch schlecht, was gerade wichtig ist und was nicht (die Funktion übernimmt ansonsten das gesunde Gehirn), ob er gemeint ist oder nicht. Das erklärt dann auch, warum es manchmal so schwierig ist, mit Menschen mit Demenz zu sprechen, oder warum sie nicht auf Rufe angemessen reagieren, oder sich leicht erschrecken, wenn man z.B. den Arm von hinten um sie legt. Hörgerät vorhanden? Wann hat sich ein Arzt das letzte Mal die Sinne angeschaut?
3. Hat Deine Tante Störungen im Körperschema? Das bringt die Demenz fast immer irgendwann mit sich. Kurz gesagt: der Bezug zum eigenen Körper geht irgendwann verloren. Gute Pflege kann das lange hinauszögern und auch Verbesserungen erzielen, wenn das der Fall ist. Schmerzen können dann, ebenso wie z.B. Blasendruck zwar empfunden, aber nicht mehr zugeordnet und entsprechend genau bezeichnet werden. Sitzt Deine Tante noch ohne Hilfe (ohen Lagerung etc.)? Wenn sie angesprochen wird, dreht sie den Kopf in die richtige Richtung (meist ist es sehr auffällig, wenn das nicht mehr klappt, wenn die Person im Bett liegt und den Kopf zur falschen Seite dreht, wenn sie ein Geräusch oder eine Stimme wahrnimmt)? Wenn dieses Stadium beginnt, muss Deine Tante etwas unternehmen, um das auszugleichen. Singen erzeugt Schwingungen im Brustkorb bis in den Bauchraum hinein - eine gut wahrnehmbare Resonanz also für unseren Körper, für uns selbst. Damit erfüllt das Singen also den Zweck einer Kompensation - und Deine Tante muss pflegerisch durch geeignte Maßnahmen darin untersützt werden, sich selbst wahrzunehmen. Dann wird das Singen weniger oder verschwinden. (Klassisch ist z.B. auch das Verrücken von Möbeln, wenn diese Probleme auftreten: wenn ich einen schweren Sessel herumschiebe, nehme ich sehr gut wahr, wo ich beginne und aufhöre, ob ich stehe oder liege - weil ich Kraft aufwenden muss etc.).
Nichtsdestotrotz und auch wenn ich mir hier dafür "Schimpfe" einhandel: wo mehrere Personen zusammenleben, muss eine gewisse Rücksicht herrschen. Die Pflege täte gut daran, im Zweifel Deine Tante gelegentlich (nochmal: gelegentlich) buchstäblich Raum zum Singen zu geben. Ohne, dass sich Dritte dadurch beeinträchtigt fühlen. Also, sie in einen entsprechenden Raum bringen. Ansonsten ist zu befürchten, dass es irgendwann zu anderen "Übergriffen" kommt seitens der Mitbewohner.
Und auch wenn das vielleicht nicht politisch korrekt ist: Auch Pflegekräfte haben Belastungsgrenzen. Wer jemals mit Menschen gearbeitet hat, die wirklich 9 oder mehr Stunden am Stück Singen oder auch Schreien, der kann das nachvollziehen. Dann besteht die Gefahr, dass das Problem an einen Arzt "deligiert" wird, der entsprechend sedierende Medikamente verschreibt. Das kann nicht der richtige Weg sein.
Viel Erfolg bei der Lösung des Problems.
Grüße
NurGast
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| | | | tamaras Gast
| Thema: summen So 03 Apr 2016, 18:00 © tamaras | |
| Ich bin voll berufstätig und meine Mutter ist seit Jahren Demenzkrank. im letzten Jahr hat sie angefangen ständig zu summen und zwar mittlerweile dauerhaft vom aufstehen bis abends ins Bett gehen. Es ist ja gut und schön wenn sie damit glücklich ist aber niemand kann sich vorstellen wie das ist und an den Nerven zerrt wenn man das ständig durchs ganze Haus hört, immer das gleiche Lied, rauf und runter, da wird man bekloppt bei. Natürlich kann man es ihr nicht verbieten, das geht auch garnicht, da sie sowieso alles vergisst. Mittlerweile habe ich mir Gehörschutzkopfhörer geholt und setze die zu hause auf, anders ertrage ich das nicht, dann bin ich reif für die Klapse. Dieses teilweise schön reden von anderen /lass sie doch, was ist denn dabei /sie ist doch krank /Verständnis haben /Hauptsache sie ist glücklich /.... ist einfach wenn man selber nicht betroffen ist |
| | | Fussel Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Singen kann auch zur Last werden. Mo 04 Apr 2016, 06:54 © Fussel | |
| Ich denke, wir sind alle nur Menschen und kommen an unsere Grenzen.
Wenn man sich das wenigstens eingestehen darf/ kann, dann geht es einem schon eine ganzes Stück besser, als wenn man seine eigenen Belange ständig zurückstellen muß. Dann beginnt Pflege krank zu machen.
Dabei ist es noch ein Unterschied, ob ich den Dauerton/ das Singen /Schreien /Kreischen nur während eines Besuchs, während einer 8 Stunden Schicht oder ständig um mich habe, wobei das das Personal und Umfeld wirklich unter Stress setzt.
Ab einer bestimmten Dezibelzahl und Wiederholung wird Lautstärke Stress.
Die Lautstärke ist dabei gar nicht mal so hoch wie man sich das vorstellt. Für Großraumbüros gilt z.b. ein Geräuschpegel von ständig 60 DB als hohe Belastung. SO hoch ist 60 DB nicht einmal.
Möchte man sich konzentrieren, wird man irgendwann ganz schockelig.
Wenn man es irgendwie ausblenden kann, dann ist das natürlich positiv.
http://dzd.blog.uni-wh.de/schreien-oder-rufen-eine-echte-herausforderung-fur-pflegende-ein-vortrag-von-hans-werner-urselmann/
Hat man einen Dauerkrachmacher im Heim oder in der Klinik, kommen die Beschwerden der anderen hinzu... Das ist wirklich eine sehr belastende Situation, in der ich froh bin, daß ich eine Hörbehinderung habe, die endlich einmal positiv ist.
Ich hoffe Du findest den richtigen Weg, mit dem Situation um zu gehen.
Wenn ich mir vorstelle, daß ich meinen Lebensabend im Heim verbringe, und dort ständig beschallt werde, dann kommt meine Hörbehinderung hoffentlich zum Tragen und ich hoffe, daß jemand in der Lage ist die rechte Lösung für das Problem zu finden.
Allerliebste Grüße Christina |
| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: Singen kann auch zur Last werden. Mo 04 Apr 2016, 09:53 © Admin | |
| Liebe Christina Als erstes möchte ich mich herzlich bedanken für den Link, der sehr Lesenswert ist - Zitat :
- Ich denke, wir sind alle nur Menschen und kommen an unsere Grenzen.
Das ist durchaus so. Sich dies auch einzugestehen ist nicht nur Wichtig sondern auch Befreiend. Dennoch hilft es nur Begrenzt wenn es darum geht das Singen, oder Schreien zu deuten und einen Umgang damit zu finden. Schreien ist nicht gleich schreien, sondern eine für Demenzkranke im fortgeschrittenen Stadium oft die einzige Kommunikationsmöglichkeit (wie bei Säuglingen auch) die bleibt. Der Vergleich das wir damit geboren werden und dies eventuell in der letzten Lebensphase wieder als einzige Kommunikationsmöglichkeit aktuell wird, hat eine für mich ganz wichtige Logik. Wenn man das aber auch so sieht, dann muss man sich auch bewusst sein, das bei Säuglingen direkt gerannt wird und nicht selten Diesen gaaaanz viel Aufmerksamkeit geschenkt wird damit es aufhört. Und was wird diesbezüglich bei Dementen getan? Es wird zu einem verständlichen Ärgernis der anderen Bewohner die ebenfalls ihr Recht haben. In etwa damit zu vergleichen, wie wenn du 5-linge hättest und das eine davon anfängt zu schreien und die älteren Geschwister sich dadurch berechtigterweise genervt fühlen.... Sofort würdest du dich diesem schreienden Baby annehmen, um möglichst zu verhindern, das die anderen Vier auch gleich loslegen und das Chaos damit perfekt wäre. Könnten unsere lieben Demnzkranken nur annhähernd diese Fürsorge bekommen (Personalmangel) dann müssten hier nicht solche schwierigen Fragen gestellt werden...... Wenn ich also deinen Link lese, dann sehe ich, das in der Theorie zwar das Problem verstanden wird, aber (wie so oft) in der Praxis scheitert. Denn bei Dementen alten Menschen dürfen ja Medikamente gebeben werden, für die du bei Säuglingen verhaftet werden würdest. Und das obwohl sich die Probleme durchaus vergleichen lassen. Nun aber zur Praxis, in Anbetracht der Probleme die wohl auch in Zukunft bestehen bleiben (Personalmangel). Die einzige Möglichkeit die Bleibt um auch den anderen Bewohnern ihr verständliches Recht der Ruhe einzuräumen: Wenn jemand anfängt laut zu singen oder zu schreien, dann darf diese Person nicht mehr in dem öffentlichen Räumen sein, sondern muss jeweils auf ihr Zimmer gebracht werden. Lässt man dort Musik laufen, im Stil der Betroffenen kann dies vermutlich Besseres bewirken, als dadurch der Agression von Mitbewohner ausgesetzt zu sein. Konntest du in so einer Schrei- oder lauten Singphase mal testen, wie es ist wenn du dieser Person auf gleicher Augenhöhe begegnest und ganz, ganz leise mitgesungen hast? Wurde dadurch nicht ihr eigenes Singen leiser weil sie dich sonst nicht gehört hätte? Ihr also folgedessen deine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken konntest (so wei bei Säuglingen üblich) und sich die Person dadurch beruhigt hat? Mit nachdenklichen und fragenden Grüsse
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | Fussel Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Singen kann auch zur Last werden. Mo 04 Apr 2016, 23:38 © Fussel | |
| Es hat wenig Sinn, etwas dagegen zu unternehmen.
Das was man als Personal tun kann, ist zeitlich begrenzt und man müßte die Biographie besser kennen um die Ursachen einschätzen zu können.
In der Klinik ist das Schreien, Singen usw. ein großes Problem, denn es hagelt Beschwerden von den Mitpatienten und die Lautstärke des dementen Patienten ist nicht das einzige Problem, das man damit insbesondere Nachts hat.
Je mehr Patienten gestört werden, desto unschöner wird der Dienst.
Die Beschwerden sind natürlich berechtigt, die es dann hagelt.
In meinen Nachtdienstjahren schrie regelmäßig nachts eine Anwohnerin, die in einem Haus in der Nähe der Klinik wohnte. Ich dachte regelmäßig: " Oh Gott, wie furchtbar für die Frau, und wie furchtbar für die Nachbarn. Wie furchtbar für die Angehörigen."
Ich konnte ja zuhause ungestört schlafen. Das war immerhin ein Lichtblick.
Der Gedanke, jede Nacht neben einem ( sorry) Schreihals wohnen und schlafen zu müssen, der trieb mir kalte Schauer über den Rücken.
Wenn das eine Mietwohnung ist, dann ergibt das Probleme, aber auch bei einem Eigenheim, ist das etwas, das zumindestens Dein Haus im Wert sinken läßt. Das bekommst Du wenn du das nicht aushältst nicht einmal verkauft, damit Du fliehen kannst.
Aber das ist natürlich nicht das einzige Problem, daß sich daraus ergibt.
Ständig ohne Schlaf, oder mit Unterbrechungen schlafen macht einfach alle Beteiligten krank, ob das nun Nachbarn, Verwandte oder Anwohner sind.
Ich wünschte es gäbe ein Allheilmittel.
Im Krankenhaus habe ich solche Patienten gerne zu mir gesetzt, und die im Rollstuhl oder Bett möglichst hinter mir her gezogen. Aber die Konzentration läßt nachts sowieso nach und das sind schon lange keine Nachtwachen mehr. Der Nachtdienst ist eigentlich durchweg beschäftigt. Medikamente stellen und ständig abgelenkt werden, aufspringen müssen usw. ist einfach gefährlich.
Da beißt die Maus keinen Faden ab. Nun sind die Patienten im Krankenhaus nicht lange genug, um das Problem anderwertig als mit Medikamenten zu lösen. Dazu ist der Einblick, den man in die möglichen Ursachen hat zu gering.
Nur unruhige Patienten kann man auch schon mal "machen " lassen. Fernsehen, malen lassen, oder anderweitig versuchen zu beschäftigen.
Das funktioniert aber auch nur im Einzelzimmer....
Meine Schwiegermutter schrie wie am Spieß. Wenn man zum Pflegeheim oder zur Klinik herein kam, dann hörte man sie schon am Eingang.
Körperliche Nähe half nicht lange, sondern machte sie eher wilder...
Sie wollte sicher unbedingt raus aus dem Bett, konnte aber nur mit Hilfe von mehreren Pflegepersonen in den Stand gebracht werden.
Evtl. Schmerzen hatte man im Griff. Das war nicht die Ursache.
Sie wollte sich ganz einfach normal bewegen, was nicht möglich war. Sie hatte nur ein Bett in einem Zweibettzimmer bekommen. Die Mitpatientin war gottseidank stocktaub und reagierte überhaupt nicht mehr.
Ich hoffe, daß diese nicht all zu viel davon mitbekommen hat, denn der letzte Eindruck auf der Welt, sollte eigentlich auch nicht SO ausschauen. Wenn man sich eine singende alte Dame vorstellt, dann denkt man sicher an eine sonst mobile liebe alte Frau, die im Sessel sitzt, herumläuft und laut singt. Seltsam fand ich diese Belugatherapie, die man in manchen Studien versucht hat. http://www.apotheken-anzeiger.de/beluga-sandtherapie-neue-hilfe-bei-wahrnehmungsdefiziten-berzeugende_240208/
Aber ich muß zugeben, daß ich diese nur vom Lesen her kenne. Praktisch habe ich damit keine Erfahrung.
Wenn ich mir vorstelle mir zieht einer so eine mit Sand gefüllte Weste an, oder deckt mich damit zu, dann gruselt es mir. Allerdings schlafe ich wegen des niedrigen Auflagedrucks auf einem Wasserbett.
Das wäre für mich eher ein Grund mit dem Schreien zu beginnen. Nun es nutzt alles nichts: Es wird immer da problematisch, wo sich die Bedürfnisse eines einzelnen über die eines anderen stülpen,
und wo jemand dauerhaft zurückstecken muß.
Am Besten nimmt man wirklich einiges mit Humor. Aber es hilft nicht, wenn man sich ständig selbst sagen muss: Du mußt jetzt Humor haben. Das funktioniert ja nicht auf Knopfdruck.
Und wenn man das Singen /Rufen/ Schreien ect. mit Humor nimmt, so wird das auch nicht nur positiv aufgenommen, obwohl das sicherlich
ein Ausweg ist damit umzugehen.
Liebe Grüße Christina |
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