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 Kritik: "Mein vergessenes Leben"

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kurt
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BeitragThema: Kritik: "Mein vergessenes Leben"
Kritik: "Mein vergessenes Leben" EmptyMo 31 Aug 2015, 22:02    © kurt
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Der Film: „Mein vergessenes Leben“
 
Wenn natürlich der Erbauer der Grosshesseloher Brücke in München, welcher am Morgen entscheiden muss, welche Luxusarmbanduhr er anlegt und Kontakte zu jungen Frauen in einem gehobenen Umfeld (Austernessen) hat und auch ein Leben im Luxus gewöhnt ist, dement wird, so ist dies anscheinend schlimm – und eines Filmes würdig.

Wie geht es weiter:

Sorge der Angehörigen, Selbstmitleid wegen Erinnerungslücken, Unstimmigkeiten mit der Haushälterin, Probleme beim Nichtbezahlen von Tabak im Supermarkt usw. Aber weiterhin Fähigkeiten zu Bergwanderungen am Herzogstand.
Unerwarteten Auto Ausflug mit einer jungen Frau ans Meer und Zusammenleben mit ihr, nach Einbruch in einem, früher verkauften, Haus in Italien.
(Anm.: Er wußte vom ehemaligen Ferienhaus, wußte wo früher der Schlüssel versteckt war, fand diesen aber nicht und schlug eine Scheibe ein um hinein zu gelangen).

Trotzdem Verständnis der Angehörigen.

Es wird der Entzug seiner Handlungsvollmacht wegen Demenz durchgesetzt.

Der Umgang mit der jungen Frau mit Essen von Austern erfolgt weiterhin.

Ist dies das „typische“ Leben eines Dementen?
 
Fazit: Ich fand den Film sehr schwach.
Da fühlte ich mich, als Nichtmitglied der gehobenen Schicht nicht berührt. Wenn ein Mensch, meines Standes dement wird, so erscheint mir das nicht Beachtens- und darstellungswert.
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gisela
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BeitragThema: Re: Kritik: "Mein vergessenes Leben"
Kritik: "Mein vergessenes Leben" EmptyDi 01 Sep 2015, 09:02    © gisela
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lieber kurt

ungeachtet dessen, dass es diesmal um jemanden der gehobeneren Gesellschaftsschicht ging, hab ich doch parallelen zu anderen demenzkranken festgestellt.

kurt schrieb:
Sorge der Angehörigen, Selbstmitleid wegen Erinnerungslücken, Unstimmigkeiten mit der Haushälterin, Probleme beim Nichtbezahlen von Tabak im Supermarkt usw. Aber weiterhin Fähigkeiten zu Bergwanderungen am Herzogstand.
meine Mama betrauert ihre Erinnerungslücken auch sehr (ob man da von Selbstmitleid sprechen kann sei mal dahingestellt), ist aber weiterhin mobil und geht gern spazieren und kann dann auch erzählen, hier hab ich mal gewohnt, hier gearbeitet u.ä.

kurt schrieb:
Anm.: Er wußte vom ehemaligen Ferienhaus, wußte wo früher der Schlüssel versteckt war, fand diesen aber nicht und schlug eine Scheibe ein um hinein zu gelangen).

ja........viele demente wissen genau wo sie früher im Urlaub waren und können sich dabei auch an Details erinnern ohne aber zu wissen, dass dies schon mehrere Jahrzehnte zurück liegt.
wenn meine Bewohner hinlauftendenzen zeigen, findet die Polizei sie oftmals vor ihren alten wohnungen
(eine meiner Bewohnerinnen hat es sogar geschafft zum Hauptbahnhof zu fahren, in einen zug zu steigen und wurde dann von der Polizei in Bremen gefunden, weil sie dort dann auf dem Bahnhof herumirrte)

kurt schrieb:
Ist dies das „typische“ Leben eines Dementen?
 


ich denke, dass typische leben eines dementen ist das, in dem er sich sicher fühlt und sich wiederfindet. unabhängig davon, ob er jetzt früher Austern oder Butterbrot gegessen hat. es sind die Erinnerungen, die für einen dementen wichtig sind.

lieben gruß
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mein Vorbild ?....der Löwenzahn...wenn er es schafft durch Asphalt zu wachsen...kann auch ich scheinbar unmögliches schaffen
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kurt
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BeitragThema: Re: Kritik: "Mein vergessenes Leben"
Kritik: "Mein vergessenes Leben" EmptyDi 01 Sep 2015, 11:21    © kurt
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Liebe Giesela,



Alte und Behinderte müssen oft mit Einschränkungen leben wobei man merkt dass diese zu ihrem Leben gehören und daher nicht gespielt sind.



Der Schauspieler ist ja nicht dement sondern jemand der einen Dementen spielt. Sein Klagen über Erinnerungslücken erschienen auch durch mehrfaches Wiederholen nicht glaubhafter und wirkte theatralisch überzeichnet. Hierdurch erscheint mir sein Klagen über Erinnerungslücken nicht überzeugend sondern bei mehrfacher Wiederholung als Selbstmitleid. So wie es Menschen gibt welche mit ihrem häufigen Klagen die Anderen nerven.


Bei meinem Umfeld mit älteren Menschen werden die Klagen über Erinnerungslücken eher nebenbei erwähnt und nicht so in den Vordergrund gestellt obwohl man doch oft merkt, das sie dies belastet.
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Theresa
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BeitragThema: Mein vergessenes Leben
Kritik: "Mein vergessenes Leben" EmptyDi 01 Sep 2015, 20:37    © Theresa
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Lieber Kurt,

Du hast völlig recht, auch für mich war der Film sehr schwach, das ist nicht die Wirklichkeit, wie es wirklich ist, wenn jemand dement wird und ist. Auf jeden Fall bei meinem Mann sieht das ganz anders aus. Ich war genervt, und hab den Film nicht bis zum Ende geschaut.
Theresa






und immer immer wieder geht die Sonne auf sunny
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BeitragThema: Re: Kritik: "Mein vergessenes Leben"
Kritik: "Mein vergessenes Leben" EmptyDi 01 Sep 2015, 20:56    © gisela
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ihr lieben
ihr habt sicher recht, der film war nicht das Highlight, aber ich glaube auch, es wird niemals einen film geben, der wiederspiegeln kann, was der demenzkranke selbst oder auch seine angehörigen durchmachen und erleben.
die Demenz mit all ihren facetten ist so vielfältig, wie sollte so ein film also für die breite masse aussehen ohne abzuschrecken.
in jedem film über Demenz agieren schauspieler (solang es nicht eine Dokumentation ist) und niemand kann sich wirklich in einen demenzkranken und seine Gedankenwelt und gefühlswelt hineinversetzen.


lieben gruß
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kurt
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BeitragThema: Re: Kritik: "Mein vergessenes Leben"
Kritik: "Mein vergessenes Leben" EmptyMi 02 Sep 2015, 12:06    © kurt
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Liebe Gisela,


kein Film vermag es wirklich Gefühle zu vermitteln. Er kann nur Gefühle auslösen bei Menschen welchen das Gefühl schon bekannt ist.


Wenn ein Schauspieler gut ist und wirklich die Rolle spielt und sich nicht nur selbst darstellt kann er bestenfalls eine ungefähre Vorstellung vermitteln. Viele Schauspieler präsentieren aber nicht den betroffenen Menschen sondern sie präsentieren sich als Schauspieler und Darsteller dieser Rolle.


Wenn dann jemand, so wie du, Erfahrung mit den Gefühlen Dementer hat, baust du gedanklich eine Brücke zu deinen Erfahrungen mit den Betroffenen und ignorierst daher die Oberflächlichkeit der Darstellung und der Regie.
Um etwas wirklich spüren zu können muss ein Mensch schon mal etwas in der Richtung erlebt haben oder sich intensiv mit Betroffenen beschäftigt haben.
 
Aber warum sollte auch jeder unbedarfte Mensch die Gefühle Dementer verstehen müssen. Da liegt ja die Eigenart jedes Menschen das sein Wissen und seine Erfahrungen beschränkt sind.
 
Ich selbst muss nach meiner Erkrankung mit Einschränkungen leben bemerke aber immer wieder das Andere sich dies nicht vorstellen können und es mir nur eingeschränkt geling dies ihnen verständlich zu machen.


Der Kranke und Behinderte wird nur vollständig von Gleichbetroffenen verstanden.
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Marie
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BeitragThema: Re: Kritik: "Mein vergessenes Leben"
Kritik: "Mein vergessenes Leben" EmptyMi 02 Sep 2015, 12:38    © Marie
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Kurt schrieb:
Kranke und Behinderte wird nur vollständig von Gleichbetroffenen verstanden.
...was man in diesem Forum täglich erleben kann.
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BeitragThema: Re: Kritik: "Mein vergessenes Leben"
Kritik: "Mein vergessenes Leben" EmptyMi 02 Sep 2015, 21:25    © gisela
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lieber kurt

kurt schrieb:
Wenn dann jemand, so wie du, Erfahrung mit den Gefühlen Dementer hat, baust du gedanklich eine Brücke zu deinen Erfahrungen mit den Betroffenen und ignorierst daher die Oberflächlichkeit der Darstellung und der Regie.


ja, ich glaube da hast du recht. .ich hatte sofort zu den passenden Szenen einen meiner Bewohner oder meine Mama im kopf
danke, von der seite hab ich es noch nicht gesehen.

kurt schrieb:
Aber warum sollte auch jeder unbedarfte Mensch die Gefühle Dementer verstehen müssen

Wunschdenken meinerseits. wenn ich mit meinen Bewohnern ausflüge mache und mich in eine Gaststätte setze, möchte ich nicht in der hintersten ecke platziert werden weil meine Bewohner eben nicht so ordentlich essen wie ein "normaler", wenn sie mal wieder "ausgebüxt" sind möchte ich verständnisvolle Polizisten und keine, die mir vorwürfe machen, weil ich mal wieder nicht gut "aufgepasst hab", weil ich es leid bin ,dass Bewohner in Hausschuhen und ohne jacke durch den Stadtteil irren ohne, dass sich jemand darum schert und denkt , der nächste kümmert sich schon darum, weil ich nicht möchte, dass Anwohner sich beschweren, weil ein Bewohner schon wieder in "seinem" alten vorgarten sitzt und dort das Unkraut jätet.
wie gesagt..................Wunschdenken........ zwinker


lieben gruß
gisela






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