Guten Abend,
nun war ich lange nicht mehr hier, hatte selbst gesundheitliche Probleme
und viel Familienbesuch aus aller Welt, der sich stets bei meinem Mann
und mir einfindet, wenn mal nach Omi oder Opi gesehen wird.
Schön, ziemlich anstrengend, keinerlei Entlastung.
Durch einen Schlaganfall vor drei Jahren, der meiner Mutter deutliche kognitive
Einschränkunken, kompletten Wortschatzverlust, Schluck-, Würgreflex- und
leichte Halbseiten-Lähmung bescherte bin ich in die Betreuungsaufgabe
geraten und reingewachsen. Der Besuch zweier Seminare für pflegende
Töchter von Dementen hat mir dabei sehr geholfen.
Leider gibt es so etwas nicht mehr vor Ort, auch keine Gruppe.
Der Schriftkram meiner Mutter lief bereits ab Krankenhaus und Reha über mich.
Eine viele Jahre zuvor notariell verfasste Patientenverfügung mit Generalvollmacht
wurde von verschiedenen Stellen kopiert. Post und Papiere laufen seither über mich.
Für Ärzte, Pflegedienst, Versicherungen, Pflegekasse, Krankenkasse usw. usf.,
sogar für's Gericht (wegen einer Unfall-Zeugenaussage, die sie machen sollte)
gelte und galt ich als Betreuerin, muss(te) unterschreiben.
Für die Bank nun plötzlich nicht:
Bis jetzt hebt Mutter 1x monatlich einen Betrag vom eigenen Girokonto ab,
über den sie verfügt, von dem sie gelegentliche Taxifahrten, Friseur, Fußpflege...
bezahlt, so sie das gerade unbedingt selbstständig unternehmen will.
Für die Bank hab ich zudem schon seit ewigen Zeiten eine Vollmacht,
auch für online-banking, außerdem gibt es die Generalvollmacht.
Nun geht Mutter immer öfter zur Bank, weil sie vergisst, dass sie erst kürzlich dort war.
Es wird ihr jedesmal Geld ausbezahlt. Sie überzieht ihr Konto jetzt schon seit Monaten.
Das abgehobene Geld hat sie nicht verloren, verschwendet oder sich abzocken lassen:
Er schlummert vergessen (weitgehend vollständig) in ihrer kleinen Geldkassette.
Darüberhinaus lässt sie sich zunehmend zu "Terminen" chauffieren,
die gar nicht vereinbart sind - weil sie die Orientierung im Kalender verloren hat.
Empört, verzweifelt und wütend kommt sie zurück, weil man sie dort "abgewiesen" hat.
Natürlich gibt sie so auch noch einiges Geld unnötig fürs Taxi aus...
Die Bank will den möglichen Abhebungsbetrag nicht begrenzen,
"da meine Mutter ja geschäftsfähig ist".
Sie könne abheben, so viel sie wolle, meinte die Bankangestellte.
Pikant: Das Geld auf dem Girokonto stammt von meiner Schwester, meinem Mann und mir.
Wir stellen es ihr aus freien Stücken zur Verfügung, weil ihre Rente minimalst ist.
Wir sind auch diejenigen, die das Konto ausgleichen, wenn es im Minus ist.
Mutters Bankbesuche nebst Abhebung und Auszahlung wollte und will
ich ungern ganz unterbinden, damit sie sich halt noch weiterhin dazu fähig fühlen kann...
Ich bin ziemlich verärgert über das Bankgebahren und sehr ratlos.
Tatsächlich habe ich in den Unterlagen aber kein Papier gefunden,
mit dem meine Mutter wörtlich "für nicht geschäftsfähig" erklärt wurde.
Was tun?
Im "Demenz-Angehörigen-Seminar" wurde darüber aufgeklärt,
dass zu (meiner) Generalvollmacht keine weiteren richterlichen Anordnungen mehr nötig sind,
ich also seit diesem Schlaganfall somit die juristische Betreuerin bin.
Eine richterliche Betreuungsverfügung wäre nur dann nötig,
wenn k e i n e Generalvollmacht vorliegen würde.
Ich will klare Verhältnisse schaffen.
Hat jemand hier entsprechende Erfahrungen?
Über Antworten freue ich mich sehr,
zumal zeitlich passend auch mein überaus verwirrter Schwiegervater gerade schwer über die Stränge schlägt.
Herzliche Grüße und schon vorab vielen vielen Dank!
Stella