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| Der Mensch hat auch eine Seele | |
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Verdana Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Der Mensch hat auch eine Seele Sa 21 Dez 2013, 20:19 © Verdana | |
| Ich lege gleich einmal mit einem schwierigen Thema los. Als 77. User fühle ich mich gewissermaßen verpflichtet dazu.
Wenn man seinem dementen Angehörigen ausreichend Aufmerksamkeit schenkt, sich auf ihn einlässt, ihn beobachtet und über das, was geschieht, reflektiert, dann merkt man doch sehr deutlich, wie seelische Befindsamkeiten die Demenz teilweise erheblich prägen, ja, dass gelegentlich Verschlechterungsschübe scheinbar nicht zufällig im zeitlichen Zusammenhang mit seelischen Krisensituationen entstehen.
Nach meiner Erfahrung tun sich die meisten Mediziner heutzutage eher schwer mit diesem Thema. Es scheint immer so ein wenig der Duft des Unwissenschaftlichen oder gar der Esoterik im Raum zu liegen, wenn es um solche Fragen geht.
Wobei, wenn man sich mit einem Teilbereich dieser Frage beschäftigt, nämlich der Psychosomatik, man sehr schnell feststellt, dass die intensivsten Forschungen darüber gerade von klassischen Medizinern erfolgt sind.
Natürlich kann auch die Medizin inzwischen nicht mehr die Augen vor solchen Zusammenhängen verschließen, vor allem, wenn es den Patienten selbst auffällt oder wenn es allzu offensichtlich ist.
Aber man tut sich doch irgendwie schwer damit. Die Seele wird im modernen Materialismus scheinbar nur als eine Funktion des Körperlichen gedacht. Ob das nun stimmt oder nicht, sei einmal dahin gestellt, aber damit fühlt sich der, an sich materialistisch geprägte und ausgebildete Mediziner gerade noch auf einem sicheren Terrain.
Ich denke, dass allein die Vewendung des wissenschaftlich korrekten Begriffs "Psyche" schon ein gerüttelt Maß an der Distanz ausstrahlt, welche für die Wissenschaft eher typisch ist. Das Wort Seele hat da schon einen ganz anderen Klang.
Bei meinem Vater war der entscheidende und intensivste Verschlechterungsschub, der dann zur Pflegebedürftigkeit führte, unmittelbar nach dem Tod meiner Mutter, mit der er wenige Monate später Goldene Hochzeit gefeiert hätte.
Bereits 8 Wochen nach Mutters Tod war der MDK im Haus und stufte ihn ein. Vorher hatte er zwar auch schon das eine oder andere Demenzsymptom, das hielt sich aber sehr in Grenzen. Er brauchte keinen Pflegedienst und konnte sicher Auto fahren usw.
Welche Erfahrungen habt Ihr damit? |
| | | soda1964 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Der Mensch hat auch eine Seele So 22 Dez 2013, 19:54 © soda1964 | |
| Lieber Verdana, Körper, Seele, Geist gehören für mich ganz fest zusammen. Seelisches Wohlbefinden ist oft für uns eigentlich gesunden Menschen schon etwas ganz Schwieriges - denken wir nur an den ganzen Alltags- und Berufsstress, unser stetes Bestrebtsein es unserem Umfeld und uns selber recht zu machen... Wie soll es da erst einem an Demenz erkrankten Menschen gehen? - Verdana schrieb:
- Wenn man seinem dementen Angehörigen ausreichend Aufmerksamkeit schenkt, sich auf ihn einlässt, ihn beobachtet und über das, was geschieht, reflektiert, dann merkt man doch sehr deutlich, wie seelische Befindsamkeiten die Demenz teilweise erheblich prägen, ja, dass gelegentlich Verschlechterungsschübe scheinbar nicht zufällig im zeitlichen Zusammenhang mit seelischen Krisensituationen entstehen.
Viele hier kennen aus eigener Erfahrung Situationen, die sichtlich und spürbar einen weiteren Demenzschub bei ihren Angehörigen ausgelöst haben. Doch das ist halt einfach das Leben. Wie gerne würden wir die Menschen, die wir lieben, vor schlechten Erfahrungen bewahren, nicht wahr? Doch es geht nicht ... - Verdana schrieb:
Aber man tut sich doch irgendwie schwer damit. Die Seele wird im modernen Materialismus scheinbar nur als eine Funktion des Körperlichen gedacht. Ob das nun stimmt oder nicht, sei einmal dahin gestellt, aber damit fühlt sich der, an sich materialistisch geprägte und ausgebildete Mediziner gerade noch auf einem sicheren Terrain. Ja, das mag so sein... Wir haben es bei unserer Nonna, meiner Schwiegermama auch so erlebt, dass der Moment, als sie aus ihrer gewohnten Umgebung weg war, ein extremer Schub ausgelöst hat. Uns wurde die Tragweite ihrer Demenz erst in diesem Moment in ihrer ganze Härte bewusst. Die ersten Wochen habe ich mich noch fest damit befasst, sie wieder nach Hause zu uns zu nehmen. Doch es wäre nicht mehr möglich gewesen. Das ein paar Gedanken von mir. Liebe Grüsse
ThereseMan muss mit Allem rechnen - auch mit dem Guten.
Die wahre Lebenskunst besteht darin, im alltäglichen das Wunderbare zu sehen. Pearl s. Buck
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| | | quid.novi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Der Mensch hat auch eine Seele So 22 Dez 2013, 21:50 © quid.novi | |
| Liebe Verdana, da kann ich Therese nur zustimmen.
Mein Mann hatte erste Anzeichen (welche ich im Nachhinein so deute) vor ca. 4,5 Jahren, dann hatte er eine ganz schwierige Herz-OP, er wurde auch wieder danach arbeitslos, dann aber zum Glück Rentner. Eine Sorge weniger.
Jedoch mochte er Veränderungen nicht mehr. Wir hatten mehrere Urlaube, wo er immer sehr "ungewöhnlich" reagierte. Nicht der normale Streit von Paaren im Urlaub, welche dann mal Zeit füreinander haben. Nein, es waren diese Veränderungen, welche ihn so "blöd" reagieren ließen.
Er mag keine Veränderungen mehr, die kognitiven Fähigkeiten lassen nach. Er reagiert sehr zeitversetzt. War oft aggressiv. Es war mir schwer, kann aber verstehen, dass er, wie viele Menschen es tun, seine Defizite auf mich projizierte.
Mittlerweile merkt er selber, das die Defizite größer werden.
Manchmal kann ich ihn darauf ansprechen, manchmal nicht.
Er ist friedlicher geworden durch Citalopram, jedoch "sieht" er nichts mehr. Ich muss ihm sagen, was er tun soll. Was er verinnerlicht hat, das macht er noch selbstständig. Mülltonne raus fahren macht er, hat er sich immer drum gekümmert. Das geht.
Andere Sachen, welche nicht regelmäßig sind, funktionieren nicht.
Manchmal weine ich, einfach ist anders.
Ein kleines Beispiel:
Ich habe immer eine Wasserflasche und ein Glas auf dem Esstisch stehen. Manchmal steht diese Glas noch am nächsten Tag da. Ist nicht schlimm. Ich bin nicht überempfindlich. Heute war das Glas weg. Ich bedankte mich bei meinem Mann, dass er das Glas in die Spülmaschine gestellt hat. Von ihm: mmh
Dann guckten wir "Die Sendung mit der Maus" wie jeden Sonntag. Ups, mein Glas stand da. Auf meine Nachfrage sagte mein Mann, ich stellte was in die Spülmaschine, weiß aber nicht mehr was.
Das sind aber auch Ausnahmen, in den meißten Fällen reagiert mein Mann nicht.
Oft antwortet er: könnte sein, unter Umständen, eventuell, vielleicht usw.
Da könnte ich wahnsinnig werden, für ihn sind es Ausweichantworten um nicht Stellung zu beziehen.
Gespräche sind schwierig geworden
Ich bin oft traurig, er kann aber doch nichts dafür
LG
und ein frohes Weihnachtsfest
Anita
Wir gehen jedes Jahr zur Waldweihnacht,
das ist wunderschön
("Augen AUF und durch" , denn mit "Augen zu und durch" ist einem nicht geholfen, man muss schon gucken, gegen welche Wand man rennt) |
| | | Lina Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Der Mensch hat auch eine Seele So 22 Dez 2013, 22:24 © Lina | |
| - Zitat :
- einfach ist anders
- Zitat :
- Ich bin oft traurig, er kann aber doch nichts dafür
Liebe Anita. Heute war ich auch einmal wieder traurig. Mein Akku ist leer. Es begann beim Essen. Ich möchte so gerne einmal wieder essen ,ohne ihm ständig die Gabel zum Mund zu führen. Als er dann noch niesen musste und alles auf den Teller flog, konnte ich mich mehr halten und ging ins Schlafzimmer um eine Runde zu weinen. Am Mittag hatte ich keine Lust ihn anzuziehen und so blieben wir daheim. Auch der Stammtisch fiel aus, da er nicht wollte. Es war also ein Sch...tag. Lina |
| | | quid.novi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Der Mensch hat auch eine Seele So 22 Dez 2013, 23:30 © quid.novi | |
| Liebe Lina,
ich fühle so mit dir. Ich stöhne jetzt hier für dich mit.
Eine ganz liebe Arbeitskollegin sagte mal: Jeden Tach ein Ach
Heute schrieb ich Weihnachtskarten und wollte Dir/Euch auch eine schreiben.
Das Örtliche, mit der Rückwärtssuche funktionierte zwar, aber keine Adresse.
Na gut
geht auch so, ich denke so oft an dich und wir können ja telefonieren.
Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr mit einem Treffen?
Ich umarme dich sehr , sehr herzlich liebe Lina wünsche dir ein friedliches Weihnachtsfest.
Hermann und ich gehen wieder zur Waldweihnacht, das ist so was von schön, wir heulen dann immer um die Wette, fahren dann ganz still und stumm heim. Haben kapiert , was Weihnachten heißt..
Für Hermann wäre es ein Verlust, wenn wir da nicht hingehen bzw. fahren.
Das gibt es seit sieben Jahren, Hermanns Defizite begannen vor ca. knapp 5 Jahren, aber seltsam ist es schon, die Waldweihnacht ist ihm wichtig. Wir sind nicht religiös. Ich frug mich auch schon als Jugendliche, warum Menschen, wenn sie alt werden, sich der Kirche zuwenden.
Fragen über Fragen.
Mir selber bedeutet aber diese Waldweihnacht auch viel.
Ich glaube ich werde auch alt. Richtig . Stimmt. Für mich war früher eine Frau mitte 50 alt. :-)
Zurück zur Waldweihnacht: Das ist wirklich so was von schön. Mitten im Wald, ein Krippenspiel. Jedes Jahr anders. Ochs und Esel unterhalten sich oder reflektierend auf die heutige Zeit, dass keiner Lust hat von den Zeitungsreportern zu berichten. Ich bin mal gespannt, auf die diesjährige Aufführung.
Begleitet wird das von Flöten- Gitarren- und auch Geigenspiel. Mitten im Wald. Mit Fackeln, Kerzen und auch ein geschmückter Weihnachtsbaum.
Es ist atemberaubend.
Es nehmen gar nicht so viele teil, da wir hier in einer katholischen Gegend wohnen und das von der evangelischen Kirche initiiert wird.
Letztes Jahr sind wir fast "abgesoffen". Der Waldbereich stand sehr unter Wasser.
---- Ich freue mich darauf, Hermann auch
Frohe Weihnacht liebe Lina
ich denke an dich euch
Frohe Weihnacht auch an alle Foris
LG
Anita
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| | | Verdana Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Re: Der Mensch hat auch eine Seele Mo 23 Dez 2013, 16:31 © Verdana | |
| - soda1964 schrieb:
- Lieber Verdana,
Körper, Seele, Geist gehören für mich ganz fest zusammen. Ja, das sehe ich auch so. Mich wundert es nur, dass die Wissenschaft bei der Erforschung der Krankheit(en) diese Tatsache ausblendet. |
| | | Verdana Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Re: Der Mensch hat auch eine Seele Mo 23 Dez 2013, 16:33 © Verdana | |
| - quid.novi schrieb:
- Liebe Verdana,
da kann ich Therese nur zustimmen.
Mein Mann hatte erste Anzeichen (welche ich im Nachhinein so deute) vor ca. 4,5 Jahren, dann hatte er eine ganz schwierige Herz-OP, er wurde auch wieder danach arbeitslos, dann aber zum Glück Rentner. Eine Sorge weniger.
Jedoch mochte er Veränderungen nicht mehr. Wir hatten mehrere Urlaube, wo er immer sehr "ungewöhnlich" reagierte. Nicht der normale Streit von Paaren im Urlaub, welche dann mal Zeit füreinander haben. Nein, es waren diese Veränderungen, welche ihn so "blöd" reagieren ließen.
Er mag keine Veränderungen mehr, die kognitiven Fähigkeiten lassen nach. Er reagiert sehr zeitversetzt. War oft aggressiv. Es war mir schwer, kann aber verstehen, dass er, wie viele Menschen es tun, seine Defizite auf mich projizierte.
Mittlerweile merkt er selber, das die Defizite größer werden.
Manchmal kann ich ihn darauf ansprechen, manchmal nicht.
Er ist friedlicher geworden durch Citalopram, jedoch "sieht" er nichts mehr. Ich muss ihm sagen, was er tun soll. Was er verinnerlicht hat, das macht er noch selbstständig. Mülltonne raus fahren macht er, hat er sich immer drum gekümmert. Das geht.
Andere Sachen, welche nicht regelmäßig sind, funktionieren nicht.
Manchmal weine ich, einfach ist anders.
Ein kleines Beispiel:
Ich habe immer eine Wasserflasche und ein Glas auf dem Esstisch stehen. Manchmal steht diese Glas noch am nächsten Tag da. Ist nicht schlimm. Ich bin nicht überempfindlich. Heute war das Glas weg. Ich bedankte mich bei meinem Mann, dass er das Glas in die Spülmaschine gestellt hat. Von ihm: mmh
Dann guckten wir "Die Sendung mit der Maus" wie jeden Sonntag. Ups, mein Glas stand da. Auf meine Nachfrage sagte mein Mann, ich stellte was in die Spülmaschine, weiß aber nicht mehr was.
Das sind aber auch Ausnahmen, in den meißten Fällen reagiert mein Mann nicht.
Oft antwortet er: könnte sein, unter Umständen, eventuell, vielleicht usw.
Da könnte ich wahnsinnig werden, für ihn sind es Ausweichantworten um nicht Stellung zu beziehen.
Gespräche sind schwierig geworden
Ich bin oft traurig, er kann aber doch nichts dafür
LG
und ein frohes Weihnachtsfest
Anita
Wir gehen jedes Jahr zur Waldweihnacht,
das ist wunderschön
Liebe Anita, erinnerst Du Dich noch an die Zeit, als Dein Mann die ersten Anzeichen/Symptome hatte? Willst Du das mal beschreiben? |
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