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| Wenn Sturheit für Angehörige zur Qual wird | |
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Paula Ist hier Zuhause
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| Thema: Wenn Sturheit für Angehörige zur Qual wird Mo 19 Aug 2013, 11:53 © Paula | |
| Hallo zusammen, die Sturheit meines Vaters bringt hier bald alle zur Verzweiflung. Erst vor ein paar Wochen kam er beschwerdefrei aus dem KH. Die Medikamentenvorgabe hätte er immer eingehalten. Doch warum bekommt er seit ca. einer Woche wieder so schlecht Luft, und ist wieder total Verschleimt? Er inhaliert seit längerem nicht mehr, nimmt ständig das falsche Spray, und das Sauerstoffgerät wird nachts auch nicht mehr benutzt. Es würde ja alles nicht helfen, das sagt er immer, wenn wir ihn fragen. Aber es ging ihm wirklich gut, ohne Luftnot. Bis er die Therapie eigenmächtig geändert hat. Mir ist gestern nur aufgefallen, dass der Sauerstoffschauch, der ins Schlafzimmer führte, nicht mehr da war. Und heute morgen habe ich Mama gefragt, ob Papa wieder im Wohnzimmer schlafe. Sie sagte, er schliefe im Bett, nur ohne Sauerstoff. Weil da aus dem Schlauch Wasser käme. Ich kontrolliere das Gerät ständig. Da ist auch kein Kondenzwasser im Schlauch, und auch nicht zu viel Wasser im Behälter. Er hat eine Schlafapnoe, das wurde bei seinem letzten KH-Aufenthalt festgestellt. Daher muß er über die Nacht, an das Sauerstoffgerät. Die Atemaussetzer schaden seinem Herzen. Wir haben das alles schon mehrfach mit ihm besprochen. Wie soll man ihm helfen, wenn es ihm wieder schlechter geht? Wir hatten gestern einen so schönen Tag. Morgens waren wir mit Sohnemann, Schwiegertochter, Enkelsohn und Bekannten zum Frühstücken. Kaum zu Hause und bei den Eltern reingeschaut, mußte ich feststellen, dass es Papa schlecht ging - Atemnot - Aber er gab es nicht zu. Und Mama, die fragte mich zum 100x wo wir waren, wo das ist, und ob es da was zu essen gab. Nein, irgendwie ist jetzt alles zu viel. Am besten Tasche packen, ins Auto, und weg. Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Liebe Grüße Paula |
| | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wenn Sturheit für Angehörige zur Qual wird Mo 19 Aug 2013, 17:59 © Rita | |
| Liebe Paula, ja, das kenne ich leider nur zu gut. Mein Vater ist auch so einer. Im Krankenhaus, nach der OP, die Fäden noch hübsch drin, juckte es ihn an der Naht, und was mach er? Schmiert Zahnpasta drauf! (Nein, er hat keine Demenz die es ja erklären könnte). Tabletten bei ihm auch : nutzen eh nüscht, weg. Mittlerweilen nimmt er ja gar nichts mehr! Es ist schon ein Kreuz mit deinem Vater, wenn er sich so total stur stellt. Da kann man leider wohl kaum etwas ausrichten, ständig daneben hocken und ihm das Sauerstoffgerät an die Nase klemmen geht auch nicht. Manchmal muss man, so leid es mir tut dies zu sagen, die Leute regelrecht ins Verderben rennen lassen. Manchmal bleibt einem einfach keine andere Wahl. Es ist verdammt schwer, und geht an die Nieren, gerade wenn man den Menschen liebt. Dann wird er wohl über kurz oder lang wieder ins KH kommen. Ach menno. Du tust mir so leid. Rita |
| | | Paula Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wenn Sturheit für Angehörige zur Qual wird Di 20 Aug 2013, 09:00 © Paula | |
| Hallo Rita,
genau so ist es. Er weiß was ihn erwartet, wenn er sich nicht an den Medikamentenplan hält. Und daher kann ich es einfach nicht verstehen, warum er das nicht macht, oder bei Beschwerden den Mund auf macht. Er wartet immer bis 5 vor 12.
Die Hausärztin ist im Urlaub. Da wird er wohl oder übel, wieder in die Lungenfachklinik müssen. Wenn dann diese Fahrerei nicht wäre. Mama will dann wieder jeden Tag hin. Und in ihrem jetzigen Zustand, wäre es auch für mich eine Qual. Sie würde ständig wegen jedem Schieß bei mir anschellen. Sie kann nicht gut alleine sein.
Der Chefarzt hatte uns schon beim letzten KH-Aufenthalt gesagt, dass seine meisten Beschwerden vom Herz kommen, und die KH-Aufenthalte zunehmen würden, auch in kürzeren Abständen. Ich denke, dass wir ihn in den nächsten Tagen dort wieder hinbringen, sollte sich der Zustand nicht bessern. Auch wenn Papa dann wieder mault. Die haben ihm bisher immer geholfen, und er konnte auch immer beschwerdefrei das KH verlassen.
Liebe Grüße Paula |
| | | Marie Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wenn Sturheit für Angehörige zur Qual wird Di 20 Aug 2013, 09:46 © Marie | |
| Hallo Paula, - Zitat :
- Er weiß was ihn erwartet, wenn er sich nicht an den Medikamentenplan hält.
das ist das eigentliche Problem der Krankheit, daß das Wissen nicht mehr zu Schlußfolgerungen führen kann und zu entsprechendem Handeln. |
| | | Paula Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wenn Sturheit für Angehörige zur Qual wird Di 20 Aug 2013, 10:56 © Paula | |
| Hallo Marie,
ich muß dazu sagen, dass mein Vater keine Demenz hat. Er war bei seinen Krankheiten schon immer sehr eigensinnig. Jede Tablette musste sofort wirken, sonst taugt die nichts. Und ganz schlimm finde ich, dass er sich immer die Beipackzettel vornimmt, und die Nebenwirkungen studiert. Die treffen natürlich alle bei ihm zu, was nicht stimmt. Daher läßt er einfach Tabletten oder Sprays weg, die für die Behandlung wichtig sind, und wir das teilweise nicht wissen. Kannst du dir vorstellen, wie blöd wir uns manchmal vorkommen, wenn wir beim Arzt sind, und der Papa nach Medikamenten fragt, wo er dann plötzlich dem Arzt antwortet, die nehme ich schon lange nicht mehr. Oder wir kontrollieren und zählen die Tabletten, und sehen, da sind noch zu viel übrig. Das eine Spray, welches nur im Notfall genommen werden darf, nimmt er mehrmals täglich. Wir haben ihm das aber 100x schon gesagt, dass dieses Spray aufs Herz geht.
Aber wir können ihn nicht mehr ändern. Nur das Geld für die 1000 Arztbesuche kann er sich sparen. Es hilft ihm nichts mehr. Man kann die Symptome nur noch lindern, indem man sich an den Plan hält. Er verkürzt sein Leben, wenn er weiter so macht. Er sagt ja nichts, was ihn bedrückt, oder welche Gesundheitsprobleme er hat.
Soll man ihm das direkt sagen, dass der Chefarzt uns mitgeteilt hat, dass er keine lange Lebenserwartung mehr hat?
Liebe Grüße Paula |
| | | Biggi Moderator
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| | | | jellyamber Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wenn Sturheit für Angehörige zur Qual wird Di 20 Aug 2013, 11:55 © jellyamber | |
| - Paula schrieb:
- Soll man ihm das direkt sagen, dass der Chefarzt uns mitgeteilt hat, dass er keine lange Lebenserwartung mehr hat?
Ja. Und dazu: "Lieber Papa, da du ja eh planst, nicht mehr lange leben zu wollen, indem du die Medikamente, die die Ärzte verschreiben, nicht nimmst, weil du weißt, dass sie eh nicht funktionieren, hast du damit wahrscheinlich schon gerechnet. Ist es ok für dich, dass ich die Tabletten zurück in die Apotheke bringe. Gibt es noch irgendwas, was ich für dich tun kann? Gibt es noch irgendwas, was du erledigen möchtest?" Das klingt böse, bitterböse und wahrscheinlich wirst du das deinem Vater nie im Leben sagen wollen. Aber es ist gut, wenn du diese Sätze für dich mal in dir nachklingen lässt. Es gibt Menschen, die einfach immer alles besser wissen, die wissen auch, wie Sterben besser geht. Sie freuen sich, dass die anderen sich so darüber aufregen, dass sie es besser wissen, dass die Tabletten für den Hugo sind, und diese Aufregung ist eine Art von Aufmerksamkeit, die man auf anderen Weg nicht bekommen kann. Ich würde den umgekehrten Weg gehen und ihm die Medikamente bewußt vor seinen Augen jeden Tag wegnehmen mit dem Satz: "Ach, ja, stimmt, du sagtest ja, du brauchst sie nicht..." und in einen Schrank im gleichen Zimmer legen, wo er dran kann. So kann er immer noch für sich entscheiden, ob er sie nimmt, wenn du das Zimmer verlassen hast - und sei es nur aus Trotz. Andere Möglichkeiten sehe ich nicht, denn dass ein Pflegedienst auf Verordnung des Hausarztes ihm die Medis gibt, habt ihr sicherlich schon ausprobiert oder verworfen. Und Heim kommt sicherlich gaaar nicht in Frage... Wo die Selbstgefährdung eines Menschen anfängt - das ist eine lange Diskussion und müßig. Liebe Paula, versuch deinen Vater in dieser Sache mal für eine Woche loszulassen und schau, wie es dir damit geht. Liebe Grüße und viel Kraft Ute
"Und was die Jugend dalässt, ist ein Spiegel. Da guckt man rein und sieht: Man hat keine Eierschale mehr auf dem Kopf. Man hat jetzt eine Frisur."Martina Holzapfl |
| | | Marie Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wenn Sturheit für Angehörige zur Qual wird Di 20 Aug 2013, 13:46 © Marie | |
| Sorry, liebe Paula,
so genau hatte ich das nicht im Gedächtnis. Deine Schilderung seines Verhaltens machte auf mich nur diesen Eindruck von Demenz. Wenn er wirklich rational entscheidet, dann hilft die beschriebene "Holzhammer-Methode" vielleicht wirklich. Aber das sollte ihm dann vielleicht der Arzt deutlich machen. Dir glaubt er es vielleicht gar nicht. Eine echt vertrackte Situation. |
| | | Paula Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wenn Sturheit für Angehörige zur Qual wird Di 20 Aug 2013, 14:19 © Paula | |
| Hallo Ute, Biggi und Marie,
vielen Dank für eure Antworten. Mein Vater weiß schon, wo der Hase herläuft. Meine Schwester hat ihm schon ein paar mal deutlich gesagt, dass er sich daran halten muß, wenn er noch ein paar Jahre leben möchte. Auch der Chefarzt hat mit ihm beim letzten KH-Aufenthalt gesprochen. Ich persönlich kann das einfach nicht, mit Papa irgendwie zu schimpfen. Meine Schwester dagegen schlägt schon mal einen direkten Ton an. Aber es nützt nichts.
Vorhin war er sehr geschockt, als meine Schwester mit Mama vom Neurologen kam. Mama war gleich in der Küche verschwunden, und meine Schwester hat im Beisein von unserem Vater darüber gesprochen, dass Mama wohl im Anfangsstadium von Demenz ist. "Auch das noch". Mehr hat er nicht gesagt.
Ich hoffe nur, dass wir das jetzt alles hinbekommen, und das Papa sich wieder berappelt. Demenz verbindet er mit unserer Tante, die Schwester von Mama. Da hat er zwar nur die Telefonate mitbekommen, und nicht ihren jetzigen Gesundheitszustand, da die Tante ja weit weg wohnt, aber die fand er immer besonders schlimm.
Liebe Grüße Paula |
| | | jellyamber Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wenn Sturheit für Angehörige zur Qual wird Di 20 Aug 2013, 14:26 © jellyamber | |
| Liebe Paula,
diese "paradoxe" Methode, den Trotzwillen zu aktivieren, haben wir erfolgreich in der Sozialpsychiatrie bei älteren wie jüngeren Patienten eingesetzt. Sie funktioniert aber wirklich bei nur einigermaßen nichtdementen Patienten.
Es gibt für den Menschen nichts Schöneres auf der Welt, als das Gegenteil von dem zu tun, was andere meinen, sie sollten tun.
Darum macht dieses paradoxe Verhalten das Hirn frei, sich umzuentscheiden.
Es geht nicht um's Schimpfen, sondern um's Zustimmen. Je mehr du seinem Willen zustimmst, desto eher kann er seinen Willen loslassen und das tun, was notwendig ist.
Je mehr du schimpfst, umso mehr muss er einen Trotz und Gegenhaltung aufbauen.
Wenn du Zeit und Nerv hast, denk das mal durch. Du kannst das auch an dir selber ausprobieren.
Mein Klavierlehrer hat das in meiner Jugend erfolgreich bei mir angewendet: ach, die Ute, die will ja keine Konzertpianistin werden. Was meinst du, wie ich ans üben gekommen bin?
Wir müssen herausfinden, was die Werte und Ansprüche unserer Lieben sind und dort den Schlüssel ansetzen. Vielleicht ist ihm seine Unabhängigkeit mehr wert als seine Gesundheit? Dann hast du einen Zugang zu ihm.
Vielleicht ist ihm sein Leben zuhause mehr wert als eines im KHS oder Heim, oder das Zusammenleben mit deiner Ma? Dann hast du wiederum einen Hebel...
Nicht leicht. ich weiß. ich übe auch noch...
Ute
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| | | Paula Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wenn Sturheit für Angehörige zur Qual wird Do 22 Aug 2013, 17:11 © Paula | |
| Hallo Ute, ja, ich versteh schon was du meinst. Aber wie lange soll man da als Angehöriger abwarten? Seit ca. 1 Woche sind die Beschwerden schlimmer geworden. Er macht aber nichts dagegen. Schläft auch nachts auf dem Sofa, weil er wegen der Verschleimung immer Husten muß. Ich weiß nicht, ob das seine Idee ist, oder meine Mutter ihn auffordert, das Schlafzimmer zu räumen. Sie ist die letzte Zeit sehr egoistisch. Erst vorhin habe ich mich sehr über sie geärgert. Sie hatte vom Neurologen diese Exelon Pflaster bekommen. Da sie bis jetzt Tebonin Tropfen genommen hat (oder auch nicht) sollte sie diese Tropfen aufbrauchen, und dann die Pflaster aufkleben. Auf meine Nachfrage, ob sie die Tropfen schon genommen hat, sagte sie mir, da sei ja nicht mehr viel drin, darum nehme sie die nicht. Da fährt man von einem Arzt zum anderen. Erst heute mußte ich mit beiden zum Augenarzt. Nie wieder mit beiden zusammen:hilfe: Mama mußte natürlich als erstes dran, wie immer. Als Papa dann an die Reihe kam, und die Ärztin ihn nach verschiedenen Buchstaben fragte, quatschte sie ständig dazwischen. Ich brauche hier dringend Urlaub. Nächstes Wochenende sind wir dann mal weg. Dann können meine beiden Schwestern kümmern. Liebe Grüße Paula |
| | | jellyamber Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wenn Sturheit für Angehörige zur Qual wird Do 22 Aug 2013, 17:22 © jellyamber | |
| - Paula schrieb:
- Aber wie lange soll man da als Angehöriger abwarten?
Solange, wie du es aushältst, Paula. Du bist jetzt "das Maß der Dinge", denn deinen Eltern ist es so ziemlich egal, was läuft, weil sie nicht mehr in der Lage sind, sich und die Situation einzuschätzen - weder Gabe noch Einnahme der Medis oder Arztbesuche. D.h., wenn du der Meinung bist, so, lange genug angeguckt und abgewartet, entscheidest du, dass jetzt eine Änderung her muss. Wie deine Eltern darauf reagieren (beleidigt, entsetzt, abweisend, enterbend, wütend, chaotisch, heulend, zeternd oder vielleicht auch freudig...) ist dann erst mal so ziemlich egal, weil du verstanden hast, dass sie nicht mehr in der Lage sind, für sich zu sorgen. Das ist jetzt dein Job oder der eines Betreuers oder Verwandten, wenn du es nicht machen willst - was total verständlich ist, denn nicht jeder kann "plötzlich" den Job der Eltern bei den Eltern machen. Die Idee, nur noch getrennt mit den Eltern zum Arzt, ist ein glorreiche sehr gute Idee, ich kann dir nur dazu gratulieren. Meine Eltern waren auch immer ein Paket, dass sich entweder gegenseitig verstärkt oder gestört hat. Trotzdem habe ich meinen Vater "gezwungen", wenigstens zu den Terminen in der Gedächtnisambulanz mitzukommen, damit er hier und da ein Update im Kopf bekommt, wie es um seine Frau und ihre gemeinsame Lebenssituation steht. Dass das nicht einmal mit "super, wie du dich um uns kümmerst" belohnt wurde, eh klar, es war jedes Mal ein Gemaule WiesoWeshalbWarumSoEinUnnötigerScheiss. Irgendwann ist man betäubt auf diesem Ohr.... versprochen! Also, wie entscheidest du dich? LG Ute
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| | | Paula Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wenn Sturheit für Angehörige zur Qual wird Fr 23 Aug 2013, 10:09 © Paula | |
| Hallo Ute,
gestern habe ich noch mit meiner Schwester telefoniert. Ich habe ihr gesagt, dass ich ab sofort keine Arztbesuche mehr mit den Eltern mache, da das alles für die Katz ist. Sie wollte heute mit den Eltern sprechen, dass das alles so nicht weitergehen kann.
Bisher haben wir die Eltern, wie in Watte gepackt, behandelt. Sie waren zwar immer dankbar, dass wir die vielen Arzt- und KH-Besuche organisiert und delegiert haben, dass wir Papa mehrfach durch unser Handeln, das Leben gerettet haben, aber ich zumindest, bin jetzt an einem Punkt, wo ich sagen muß, andere sollen das jetzt regeln.
Mal sehen, was das Gespräch meiner Schwester mit den Eltern ergibt.
Liebe Grüße Paula |
| | | jellyamber Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wenn Sturheit für Angehörige zur Qual wird Fr 23 Aug 2013, 11:08 © jellyamber | |
| Liebe Paula, das ist doch schon mal eine Entscheidung. Im Grunde besteht das ganze Leben nur aus solchen Entscheidungen, wir werden mit Bedingungen konfrontiert und finden damit einen Umgang. Das geht auch noch, wenn man im fortgeschrittenen Alter ist und auch, wenn man das sein ganzes Leben meint, davon verschont zu bleiben. Viele Eltern wie deine oder meine waren der Meinung, sie haben sich schon genügend in ihrer Kindheit und Jugend (Krieg, Nachkriegszeit) gekrümmt und selber alles auf die Reihe bekommen. Das war auch wirklich großartig! Dafür kann man sie nur loben und bestaunen. Aber das Krümmen hört nicht auf - wenn man das Krümmen so hinbekommt, dass daraus ein "ich passe mich den Gegebenheiten an, weil es notwendig und klug ist" wird - dann ist das Leben auch mit Krankheit, Alter und Einschränkungen sinnvoll und lebenswert. Ich habe meine Eltern (und mich) in mäusekleinen Schritten so weit gebracht, abgesehen davon, dass sie eh Pragmatiker waren und sind. Trotzdem gibt es immer wieder Phasen der Trauer und des Trotzes, eh klar - denn auch, wenn man Kopfmäßig etwas kapiert hat, sagt das Herz aua, weil man etwas aufgeben muss - zugunsten einer leichter handelbaren Situation. Wenn ihr Schwestern zusammen haltet und das so sehen könnt, dann habt ihr ein leichteres Leben mit den Eltern, dann könnt ihr auch "über deren Kopf" hinweg gute Entscheidungen treffen, damit sie wiederum ein leichteres Leben haben werden. Man wird alt, aber deswegen lebt man nicht schlechter - außer man ist trotzig und meint, man sei immer noch 62 obwohl man schon 80 ist...chchchch, wie mein Vater, der immer noch nichts mit den Gleichaltrigen im Heim zu tun haben will, weil die ja alle "total viel älter sind" als er Irgendwann wird er sich schon gewöhnt haben...chchchch Liebe Grüße und hast du gut gemacht - jetzt bin ich natürlich gespannt wie ein Flitzebogen, was deine Schwester aus der Ansage macht Ute
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| | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wenn Sturheit für Angehörige zur Qual wird Fr 23 Aug 2013, 11:29 © Rita | |
| Liebe Paula, hoffe ja auch dass das mit der Schwester was bringt. Ich drück mal die Daumen ganz doll Ute kann das alles so toll schreiben, dem kann ich echt nichts hinzufügen. Rita |
| | | quid.novi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wenn Sturheit für Angehörige zur Qual wird Sa 24 Aug 2013, 03:49 © jellyamber | |
| Liebe Anita,
wenn du das so machen willst, dann sei dabei freundlich und entspannt, mach es nicht als Racheakt oder hämisches Unternehmen, sondern sag freundlich: Du, wenn du die Medikamente nicht brauchst, dann räume ich sie solange hier... hin, ok?
Bei solchen Interventionen darf dein Gegenüber niemals das Gesicht verlieren, nicht verletzt oder vorgeführt werden. Sei anteilnehmend, sei verständnisvoll - aber sei es wirklich.
Sonst läuft so eine Aktion schnell aus dem Ruder und schaukelt erst recht die Emotionen hoch. Denn wenn du jetzt schon auf sein Gesicht gespannt bist, dann bist du nur auf seine Reaktion auf DEINE Aktion gespannt, und nicht auf das, was du eigentlich erhoffst, damit zu bewirken.
Wie gesagt - macht daraus kein Machtspiel, sondern nehmt es als Mittel, mit eurem Betroffenen ins Gespräch zu kommen. Alles andere führt unweigerlich nur zur Verletzungen.
Übt die Sätze in euch drin, spielt die Situation durch. Und erst wenn ihr euch sicher seid, dass ihr das nicht macht, um dem anderen zu zeigen, wo der Hammer hängt, probiert es aus - seid aber nicht enttäuscht, wenn es nicht zur der Reaktion führt, die ihr erhofft habt. Wie so vieles bei dementen und auch nichtdementen Menschen braucht manche Ehrenrunde, bis es greift - auf beiden Seiten!
Bitte seid vorsichtig.
Liebe Grüße Ute
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| | | quid.novi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Wenn Sturheit für Angehörige zur Qual wird Sa 24 Aug 2013, 16:26 © quid.novi | |
| Liebe Ute, danke für den zusätzlichen Tipp.
Es stimmt ich bin sehr emotional gewesen, da ich ihn nicht erreiche.
Aber den Vorschlag von Dir, es so umzusetzen scheint mir doch der bessere Weg. Ich bin doch oft so verzweifelt. Weiß immer nicht, wie ich es anstellen soll.
Ich bin deshalb für jeden Rat dankbar.
Ute, Du hattest es allgemein geschrieben, hättest mich aber persönlich nennen können. Ich fühle mich dann nicht angegriffen, sondern freue mich der Hilfe.
LG
Anita
("Augen AUF und durch" , denn mit "Augen zu und durch" ist einem nicht geholfen, man muss schon gucken, gegen welche Wand man rennt) |
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