Ersteinmal ein freundliches Hallo an Euch !

Ich bräuchte Hilfe für einige Fragen zu meiner demenzerkrankten Mutter . Ich wohne 1600 Kilometer von meiner Mutter entfernt und habe wenig Möglichkeit meine demenzerkr. Mutter zur Seite zu stehen - Sie wohnt mit ihren Partner zusammen der mit ihrer Erkrankung nicht umgehen kann und nun auch völlig überfordert ist und auch keine Liebe mehr für sie hat , sich trotzdem (wahrscheinl. finanzielle Gründe )  nicht von ihr trennen möchte . Er lässt sie viel allein , geht -wenn er da ist -auch vor Zeugen sehr lieblos u. ruppig mit ihr um, verbietet ihr zb . oft den Mund und macht sie runter  .
Um Weihnachten ist das dann eskaliert und er hat sie für mehrere Tage ohne uns Bescheid zu geben ,sich selber überlassen -meine Mutter hat klare Momente , aber vergisst alles gleich wieder , sie ist bedingt mobil in ihrer Wohnung (Rollator ) und wäscht sich nur noch mangelhaft ,isst schlecht , trinkt wenig und vergisst ihre Tabletten ( Herz , Blutdruckerkrankgung) , nässt ab und an ein weil sie nicht schnell zur Toilette kommt -  in der Zeit wo er sie alleine ließ, ist sie gefallen und nur weil ich mit ihr mehrmals tägl. telefoniert habe , konnte sie gefunden werden (saß auf dem Boden und konnte nicht mehr hoch ) .Mein Bruder u ich  haben nun einen Pflegedienst organisiert-was nicht ohne Probleme war , weil ihr Lebensgefährte sich wieder rar machte  und uns erst auch keine Einsicht in ihre Konten gewähren wollte. Wir müssen aber wissen was mit ihren Geld alles Möglich ist um ihr eine gute Pflege zu gewährleisten. Der Pflegedienst  versorgt sie nun 2x am Tag  . Meine Mutter hat ihr Leben lang schwerst gearbeitet und deswegen eine sehr gute Rente , sie könnte sich eine gute Versorgung zu Hause leisten oder auch in eine Altenresidenz ziehen . Zu mir ins Ausland möchte sie nicht , eine Seniorenunterunterkunft mit Betreunug lehnt sie absolut ab ( sie kennt nur von damals her schlechte Heime und kann sich nicht mehr vorstellen ,das es auch sehr gute Unterkünfte für Senioren gibt ) Es ginge schon  das sie in ihrem Zuhause bleibt , sie würde dort aber langsam vereinsamen (auch keine Freundschaften mehr, keine Nachbarn die sie besuchen würden  )  . Mir ist es finanziell nicht möglich sie weiter zu besuchen , mein Bruder könnte sie nur alle 10 -14 Tage besuchen  (er ist selber fast 60zig , krank u zusätzlich noch berufstätig , die Kraft reicht nicht aus ) Ihr Lebensgefährte macht sich weiterhin überwiegend rar , was für sie aber eher ein Segen ist (sein Verhalten  ihr gegenüber ) - nur wird es in Zukunft so werden , das sie ausser dem Pflegedienst meist allein ist . Ich weiß wie wichtig liebevolle Ansprache , Mobilisation , Sozialkontakte usw für diese Erkrankung sind , das es nicht besser sondern schlechter mit ihr werden wird  und das es noch rascher bergab geht, wenn niemand ausser der Pflegedienst sich um sie kümmert. Da es uns leider absolut unmöglich  ist unsere Mutter regelmässig zu besuchen ( ich bin darüber verzweifelt , aber kann hier nicht wegziehen , Familie und Arbeit ) möchte ich euch fragen , ob ihr Ratschläge habt , welche Möglichkeiten bestehen das sie in ihrer Erkankung nicht vereinsamen muss  und ob es ausser dem Pflegedienst ,auch noch andere Dienste oder Therapien  (Ergo ? Logopädin ?) wichtig/möglich  sind um ihren völligen geistigen Zerfall hinauszuzögern ?

Vielen lieben Dank Tonia

Hallo Tonia,
Du hast einiges schon sehr richtig erkannt, wie z.B. daß es wichtig ist, weiterhin bei dieser Krankheit motiviert und auch animiert zu werden....
Was ich Dir jedoch ans Herz legen möchte, ist, daß ihr die rechtliche Situation klären müsst! D.h. wer darf rein rechtlich die Geschäfte in finanzieller Hinsicht für Deine Mutter regeln, auch wer MUß sich um sie kümmern?? Muß / sollte notariell oder über Amtsgericht geklärt werden!

Liebe Tonia,

das ist echt eine einfache Situation. Und so aus der Ferne ist man dann doch ziemlich Hilflos. Man möchte helfen aber kann nicht.
Aber weisst du, auch wenn du nah an ihr wärst, wäre die Situation wohl nicht viel anders, dann würde ihr Lebensgefährte euch vielleicht nicht machen lassen. Sowas gibt's auch.

Ele's Rat kann ich dir empfehlen.
Das wäre auf jeden Fall schon mal ein Anfang.

Was der Mutter helfen könnte, wäre auch eine Tagespflege. Das sind Tageszenter wo die Dementen hin gehen, quasi so qie ein Kind das zur Kita, zur Schule geht. (so hat's meine Nichte gesagt, als meine Mutter ins Tageszentrum ging, sie meinte "das ist ja als würde Grossmama in den Kindergarten gehen")
Ist eine ganz tolle Sache, und die Mama wäre den Tag über von ihrem Lebensgefährten weg, und hätte ihre Ruhe. Und auch die Pflege die sie braucht, Ablenkung, Spiel, Spass, richtiges Essen Mittags.

Wie Ele sagt, zum Amtsgericht, mal die Situation dar legen und schauen was die meinen wäre sicher nicht verkehrt, immerhin geht es ja um das Wohl deiner Mutter. Und ihr braucht da wirklich Hilfe, alleine schafft ihr das so nicht, wegen "ihm".

Rita

Liebe Tonia,

herzlich willkommen im Demenzforum.

Ich möchte mich meinen Vorschreiberinnen anschließen. Das Beste wäre wohl, wenn vom Gericht ein Betreuer festgelegt würde. Das könnt Ihr beantragen. Der trifft dann alle Entscheidungen, wenn sich der Lebensgefährte ohnehin nicht genügend kümmert. Ihr könnt Euch dann mit dem Betreuer zusammen setzen, um ihm notwendige Hinweise zu geben. Damit wäre zumindest gesichert, daß der Lebensgefährte keine eigenen finanziellen Interessen verfolgen kann. Die Betreuung ist allerdings auch nicht ganz kostenlos. Ehrenamtliche Betreuer - würde ich vorziehen - bekommen Aufwandsentschädigung. Die muß m.E. der Betreute zahlen.

Es könnte in dem Zusammenhang natürlich sein, daß der Lebensgefährte sich zum Betreuer einsetzen lassen möchte und Eure Mutter damit auch einverstanden ist. Dann wäre er aber zumindest dem Gericht gegenüber rechenschaftspflichtig.

Ich wünsche Dir und Deinem Bruder, daß die Angelegenheit schnell geregelt werden kann, damit Ihr Eure Mutter gut versorgt wißt.

Vielen lieben Dank für eure Ratschläge -das es auch einen ehrenamtl. Betreuer gibt wusste ich noch nicht --An ein Tageszenter für Demenzerkrankte dachte ich auch schon , ich glaube aber das wir dazu meine Mutter erst überzeugen könnten , wenn man sie nicht mehr überzeugen braucht -- sie ist sich , trotz ihrer traurigen Weinphasen aus Einsamkeit -- immer noch nicht bewusst ,das sie Hilfe von Aussen benötigt um wirklich weiterhin allein leben zu können . Ich konnte sie von hier nur mit Mühe überzeugen das ein Pflegedienst nötig ist . Sie willigte ein damit sie nicht in ein Seniorenheim braucht . Die Situation ist wirklich sehr traurig , sie könnte wenigstens -da gutfinanziell abgesichert - in Würde in einer "guten" Umgebung behütet , ihre letzte Zeit verbringen , doch das ist ihr schon nicht mehr oder nur kurzfristig bewusst , weil sie ihre Situation nicht wirklich einschätzen kann .

Wir hoffen das ihr "Partner" nun, da ihm auf die Finger gesehen wird , sich wenigstens nicht mehr traut ihr Konto auszunutzen und sich deswegen wohl auch bald verabschieden wird, denn es sieht so aus als richte er schon sein neues Leben aus. Da sie nichts verbraucht , ausser das was zu ihrem Lebenunterhalt nötig ist -müsste sie bei ihrer Rente schon viel gespart haben - er hat erst auf mehrmaligen Drängen - aber nur weil mein Bruder das vor einem Zeugen machte - ihren letzten Kontoauszug gezeigt -dort war nur ihre letzte Rente drauf und alle Abzüge wohin ihr Geld geht , hatte er unkenntlich gemacht . Warum wohl ! Wir haben aber wohl nicht mehr Rechte wie er und er hat ihre finaziellen Dinge schon vor ungefähr 3 Jahren voll übernommen , mit Erlaubnis ( ob mit Vollmacht wissen wir nicht ) meiner Mutter .
Ich merkte am Telefon das meine Mutter seit Oktober immer dementer wurde , es wurde aber immer wieder vertuscht oder erklärt -und dies ist ,wie wir nun feststellten, die Zeit in der er sie oft einfach alleine ließ - er ist wesentlich jünger wie meine Mutter , noch im besten Mannesalter, gutaussehend und merkt nun das er mit der alten , wirren Frau nichts mehr anfangen kann . Ich kann das sogar verstehen das er mit der Situation nicht klar kommt , noch richtig leben will , doch wie er es tut ,sie behandelt und ausnutzt und um Weihnachten sogar mit ihren Leben spielte , es ist nur noch traurig und schrecklich! Das Schlimme ist, meine Mutter ist hin und her , denn sie blickt die Situation nur sehr kurzfristig durch, dann will sie sogar das er geht , doch kurz darauf erzählt sie der Pflegerin das er ihr so schön ein Brot machte , das aber in Wirklichkeit mein Bruder oder die Pflegerin vor ihr machten . Ihr Kurzzeitgedächnis verliert sich laufend . Ich merke das auch am Telefon,muss alles 6 fach erzählen und weiß dann doch , dass sie - wenn sie den Hörer weg legt- alles wieder vergessen hat .Das bedeutet auch, dass er sie manipulieren kann in dem er ihr dann erzählt,wie lieb er immer zu ihr ist oder das sie ohne ihn finanziell ruiniert ( Lüge ) wäre -alles schon vor Zeugen passiert . Er ist ein ausgezeichneter Lügner , kann sehr gewählt mit Worten umgehen und vertuschen . Meine Mutter ist/war schon immer eine absolut herzliche, hilfsbereite und sehr selbstständige Frau -die aber durch ihre falsche Männerwahl immer schlimmste Probleme in ihrem Leben hatte - als sie noch Klar war und ich auswanderte ,sprach ich auch über ihren Lebensabend und der Absicherung , warnte sie noch einmal vor ihrem neuen Partner (es wurden von ihm diverse Lügen -von denen auch sie selber wusste -aufgedeckt ) aber wie die Liebe so ist , erklärte sie alles für in Ordnung - ich sagte ihr auch, dass ich dann nicht mehr dazu in der Lage wäre ihr im Notfall zur Seite zu stehen , sie wunk ab, es wäre alles geklärt . Und nun das ...

Entschuldigt bitte , aber ich bin sehr verzweifelt , würde ich in Deutschland leben , würde ich mich um sie kümmern. Das wäre für mich - auch wenn es schwer wäre (ich weiß was auf uns zukommen würde ) - selbstverständlich und so habe ich auch schlimme Schuldgefühle -- wir werden natürlich alles was in unserer Macht steht unternehmen , doch es kann nur wenig sein, da sie selber nicht viel zu lässt. Ich möchte zb. so gern auch dafür Sorgen das sie -wenn sie absolut nicht mehr Zuhause bleiben kann -- in ein richtig gutes Seniorenheim kommt -- dafür muss man sie aber -wegen Wartelisten- anmelden und das kann ich nicht , weil sie mir nicht die Erlaubnis gibt und nicht versteht das dies wirklich nur für den Notfall wäre um zu verhindern das sie dann atop irgendwo hingestopft wird ! Ich kann ihre Angst verstehen , sie kennt ja nur schlechte Heime ( sie hatte in jungen Jahren einigen Einblick darin ) .
So sind mir die Hände gebunden - Ich liebe meine kleine Mutter , sie war mir immer auch eine Freundin und nun muss ich sie in der Not loslassen -- ich reise Morgen zu ihr ( Geld gesponsert bekommen ) dort werde ich probieren das zu lenken,was ich vermag -doch ich fürchte mich vor dem Augenblick wo ich die Tür hinter mir zuziehen muss um wieder abzureisen , mit der Aussicht eine kleine einsame Frau zu verlassen -die ausser dem Pflegedienst , nur alle 10 Tage Besuch von meinem Bruder und den ab und an lieblosen Kontakt ihres "Lebensgefährten " (hoffentlich nicht mehr lange) niemanden haben wird. Natürlich werde ich das ,was möglich ist probieren !

Vielen Dank auch fürs ungefragte Zuhören und für eure Hilfe

Tonia

Hallo Tonja, ich habe deine Frage mit Interesse gelesen.
Ich gebe den anderen Recht, es ist wichtig erst mal die rechtliche Seite zu klären. Wenn keine Vorsorgevollmacht vorliegt, wäre es am Besten beim Amtsgericht die Betreuung zu beantragen. Du kannst dich auch hierzu im Netz informieren, wenn du über Google den Suchbegriff BMJ eingibst (Bundesministerium für Justiz).
Das mit der Tagespflege halte ich auch für eine gute Sache. Bei einigen wird sogar ein Fahrdienst angeboten.
Aber du solltest auch daran denken, dass deine Mutter über kurz oder lang Betreuung rund um die Uhr braucht, zumal wenn der Lebensgefährte sich nicht kümmert.

Hallo Tonja,

auch von mir ein herzliches Willkommen. Ich kann dich gut verstehen, wenn man weit entfernt von seinen Lieben wohnt, ist es schwer, aus der Ferne zu handeln. Schön das du sie bald besuchen kannst. Wie die anderen Forenmitglieder schon erwähnt haben, müsstest du einiges vorort regeln. Sicherlich ist das Finanzielle an erster Stelle. Sprich auch mit ihrem Hausarzt, wegen der Pflegestufe. Ihr seit die Kinder, und müsst das in die Hand nehmen, bevor sich der Lebensgefährte die Vollmachten unterschreiben lässt. Wie schon erwähnt, gibt es gesetzliche Betreuer vom Amtsgericht, und ehrenamtliche Betreuer, z.B. bei uns Diakonie, AWO usw. Wenn es am Wohnort deiner Mutter, beim Kreis oder Stadtverwaltung, einen Pflegestützpunkt gibt, kannst du dort eine kostenlose Beratung bekommen.

Ich wünsche dir viel Kraft und Durchsetzungsvermögen, bei dem, was du noch vor dir hast.

Liebe Grüße

Paula

Hallo Tonja,

von mir auch erst einmal ein mitfühlendes Hallo.

In deiner Situation kann ich dir auch nur raten für deine Mutter eine Betreuung beim Amtsgericht einrichten zu lassen. Und zwar schnell! Erkläre denen die Dringlichkeit der Situation. Bevor der Lebensgefährte die Konten deiner Mutter leergeräumt hat! Hier sehe ich nämlich -neben der ganzen pflegerischen Problematik- eine ganz große Gefahr.

Wünsche dir auch die Kraft, die du brauchen wirst......