Wenn meine Freundinnen oder die Familie meines Freundes mich fragen, wie es meinem Vater geht, was antworte ich dann? Das was ich glaube, das er selbst empfindet? Früher war Papa nur depressiv, heute lächelt er wieder öfter. Manchmal ist allerdings das Einzige was er über Stunden sagt: "Das ist nicht gut" - das wiederholt er dann immer wieder.

Tja, wie geht es ihm? Wenn jemand nur aus Höflichkeit fragen würde: "Danke, ganz gut." Was aber, wenn, wie oben beschrieben Menschen fragen, die es wirklich wissen wollen? Soll ich sein Befinden von außen beurteilen und sagen: "Dement, depressiv und sonst im Rahmen dessen ganz normal?"
Körperlich ging es ihm ja immer recht gut für sein hohes Alter. Seine Schwindelanfälle, die es ihm nicht erlauben, sich koordiniert zu bewegen, seine Demenz, seine Depressionen - alles kommt "vom Kopf". Ich habe deshalb schon öfter mal gesagt: "Dem Körper geht es nicht so schlecht. Der Kopf hat Probleme."
Ich will auf die ehrlichen Fragen eine zutreffende Antwort geben und bin verwirrt, weil ich die Antwort selbst nicht wirklich weiß. Habt Ihr ähnliche Gedanken? Was sagt/würdet Ihr sagen?

lg,
Gabika

Moin Gabika,
sind es aufrichtige Fragen, dann einfach die Wahrheit. So habe ich es gehalten. Man muß sich für nichts schämen. Wer es nicht versteht ist kein wahrer Freund. Ich mußte das erleben, als mein Mann die Gehirnblutung hatte. Da kennt einen keiner mehr. Nur die Nachbarn kamen und klingelten - traurig.
Ich bin ein Mensch, der kein Blatt vor den Mund nimmt und alles direkt sagt, ich weiß auch nicht immer gut, aber ich mag nicht belogen werden und so halte ich es auch selber. Man unterscheide allerdings, nicht alles zu sagen.

LG Sylvia

Hallo Gabika, ich unterscheide auch, wer mich fragt. Da wir in dritter Generation ein Futtermittelbetrieb führen, in dem meine SMutter früher auch gearbeiet hat, haben wir viele alte Stammkunden die Mutter noch aus früheren Zeiten kennen. Da sind viele ganz besorgt und fragen jedesmal. Mit diesen unterhalte ich mich auch schon mal ausführlicher. Wir haben gott sei Dank auch treue Freunde, die uns besuchen und Mutter mit einbeziehen. Die fragen auch immer und bekommen den Verlauf hier ja auch mit.
Es gibt aber auch Spezies, die diese Frage nur als Flosgel verwenden. Da gebe ich nur die nötigste Auskunft und verweise auf das wechselnde Krankheitsbild. Nach dem Motto: mal so und mal so...
Ich habe auch festgestellt, dass viele mit dieser Krankheit aus Unwissenheit überfordert sind und nicht so recht wissen, damit umzugehen.Wenn ich das Gefühl der Aufrichtigkeit habe, versuche ich auch zu erklären und ehrlich zu sein.
Generell habe ich keine Berührungsängste und sag auch was ich denke. Warum soll man verschönen, diese Krankheit ist halt da und wenn ich darüber reden kann, hilft es mir auch.
Aber die meisten Ignoranten ändern sich erst, wenn sie selbst mal konfrontiert sind, überhaupt mit Krankheit!
Also kann ich nur jedem raten, die Wahrheit zu sagen, sonst belügt man sich selber. Krankheit gehört halt auch zu dieser ``Schicki-Micki-Welt`. Jeder muss es selber wissen, was ich geschrieben habe ist meine persönliche Meinung.
LG Biggi

Liebe Gabika

Ich hatte meistens erst nur die eine Antwort gegeben: "Den Umständen entsprechend unterschiedlich". Also eine diplomatische Antwort, die bei Demenz generell immer zutreffend ist. Für viele war diese Antwort auch schon ausreichend und diejenigen die mehr wissen wollten, hatten auch weiter nachgefragt und dementprechend detaillierter Auskunft bekommen. So zeigte sich meist ganz klar, wer sich wirklich damit auseinandersetzen wollte - oder für wen es entweder eine reine Antstandsfrage war, oder eventuell auch eine Überforderung weiter darauf einzugehen.

Ich persönlich habe damit gute Erfahrung gemacht.

Liebe Grüsse

Ursula