|
| Wie seit ihr damit umgegangen als es klar war? | |
| Autor | Nachricht |
---|
joeyp Ist sich am Einleben
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 24
Anmeldedatum : 30.08.12
| Thema: Wie seit ihr damit umgegangen als es klar war? Do 30 Aug 2012, 21:10 © joeyp | |
| Die Diagnose bei meinem Vater ist noch sehr frisch und er ist auch noch bei einer leichten Demenz. Bekommt ein Medikament über ein Pflaster und soll nun Ergo bekommen.
So ist mein Vater eigentlich wie immer. Es fing mit Vergessen an, aber das war nicht so klar. Als er anfing öfter immer wieder die gleichen Fragen zu stellen und auch sehr stark auf manche Dinge zu reagieren...mein Papa war immer ein ruhiger Vertreter und Wutausbrüche kannte ich nie von ihm. Seit der Diagnostik ist es jedoch klar und immer mal wieder merkt man es und das ist dann irgendwie ein Stich für mich.
Gestern z. B. fragte er meine Mama ob David (mein 5 jähriger Sohn) denn jetzt auch in die Schule gekommen wäre. Sowas macht mir immer Angst und ich weiß nicht wie ich in solchen Situationen richtig reagieren soll. Meine Oma hatte auch Demenz und ich erinnere mich noch gut daran wie es immer weiter ging und sie uns später gar nicht mehr erkannte. |
| | | Ann Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 8046
Alter : 55
Ort : NRW
Anmeldedatum : 22.07.11
| Thema: Re: Wie seit ihr damit umgegangen als es klar war? Do 30 Aug 2012, 22:56 © Ann | |
| Hallo Joeyp, gerade die erste Zeit nach der Diagnose fand ich auch sehr, sehr schwer. Leider gibt es bei der Krankheit ja keinen "wirklichen" Leitfaden, keine"Gebrauchsanweisung". Wenn du hier mal ein wenig stöberst wirst du feststellen, dass wir uns untereinander Tipps geben und Erfahrungen austauschen. Aber was bei dem einen funktioniert, hilft bei dem anderen dann manchmal gar nicht. Manchmal kann man nur rumexperimentieren und für sich den eigenen, richtigen Weg suchen. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass bei meinem Vater morgen die Reaktion ganz anders sein kann als sie heute noch war. Ich versuche immer meinen Vater nicht auf seine Schwächen aufmerksam zumachen, dass heißt zu der Frage mit deinem Sohn, würde ich nicht darauf hinweisen, dass er doch erst fünf ist sondern nur antworten, dass er erst nächstes Jahr in die Schule kommt. Ergotherapie sollte mein Vater jetzt eigentlich auch machen aber leider verweigert mein Vater alle Therapieangebote, deshalb kann ich dir auch nicht sagen, was da genau getan wird. Aber vielleicht kann jemand von den anderen Fori´s ja etwas dazu beitragen. Das ist das Tolle an diesem Forum, irgend jemand weiß hier immer was Ich hoffe du wirst dich hier wohl fühlen! |
| | | Marie Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 10829
Anmeldedatum : 14.06.10
| Thema: Re: Wie seit ihr damit umgegangen als es klar war? Do 30 Aug 2012, 23:09 © Marie | |
| Hallo Joeyp, Für meinen Vater gab es keine spezielle Diagnose. Auf Grund seines Alters und weil er allein und etwas außerhalb wohnt, habe ich im Laufe der Jahre schrittweise Einiges übernommen oder organisiert (Bankgeschäfte, Verhandlungen mit Handwerkern, Haushaltshilfe besorgen). Als die Demenz nicht mehr zu leugnen war und die Defizite im persönlichen Bereich (Hygiene) nicht mehr zu übersehen waren, habe ich die 7 Jahre alte Generalvollmacht genommen und einen PD (zuerst nur zur Betreuung, weil Pflege abgelehnt wurde) und die erste Pflegestufe organisiert. Schulungen für pflegende Angehörige habe ich auch einige besucht. Eine sehr große Hilfe waren aber auch die Beiträge hier im Forum. Da kann man sich raussuchen, was auf die eigene Situation paßt und auch Fragen stellen. Durch die Generalvollmacht und als einzige Verwandte im Ort hatte ich es natürlich leichter als mancher andere. Das nur mal so als Beispiel. |
| | | Ehemaliges-Mitglied "GELÖSCHTER USER"
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 246
Ort : Baden-Württemberg
Anmeldedatum : 09.07.12
| Thema: Re: Wie seit ihr damit umgegangen als es klar war? Do 30 Aug 2012, 23:51 © Ehemaliges-Mitglied | |
| Hallo joeypherzlich will kommen hier im Forum. Schaue dich um und stöbere immer wieder, du wirst feststellen, es kommt dir doch so einiges bekannt vor. Wenns dir danach ist, schreibe alles von der Seele, du wirst merken, hier bist du nicht allein. Es ist immer jemand da. Ich lese immer mal wieder alte Beiträge und ziehe mir den einen oder anderen Tipp heraus. Meine Familie und ich waren am Anfang der Krankheit sehr geschockt bei der Diagnose. Gerade ich als Frau und Schwiegertochter machte mir sehr große Sorgen, ob ich dem ganzen gewachsen bin. Aber ich muss sagen, man wächst rein. Ich habe mich belesen, viele Gespräche mit Pflegekräfte geführt und bin so sicherer geworden. Jetzt ist Mutter im fortgeschrittenen Stadium und ich habe Gott sei Dank dieses Forum gefunden. Denn mit wem kann ich im Alltag über meine Probleme mit der Krankheit reden? Hier ist immer jemand da. Fühle dich hier gut aufgehoben. liebe Grüße Maria |
| | | Rita Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 13655
Alter : 58
Ort : Romandie (Westschweiz)
Anmeldedatum : 19.05.09
| Thema: Re: Wie seit ihr damit umgegangen als es klar war? Fr 31 Aug 2012, 06:41 © Rita | |
| Hallo Joey, ja, wie sind wir damit umgegangen am Anfang... hm. also bei Mama kam's schleichend, sehr schleichend. Zuerst fing sie an ständig dasselbe zu erzählen, sprich sie wusste nicht dass sie uns dasselbe morgens schon erzählt hatte. War nichts alarmierendes, passiert uns ja auch öfters mal, besonders wenn man gestresst ist. Dann was Vater alarmierte war, dass sie ihn fragte was sie heute Mittag zu Essen machen wollten, und kaum war sie im Haus, wusste sie's schon nicht mehr. Das war das 2. mal wo wir Mama dann beim Arzt anmeldeten. Das 1. mal ging sie alleine zum Arzt rein, und natürlich war da alles ok, weil sie ja nicht erzählte sie würde dieses und jenes vergessen. beim 2. Mal ging Vater mit rein und sagte was los ist, und da gab's dann sofort einen Termin bei der Neurologin. Für Mama änderte die Diagnose das : sie ging nicht mehr ans Lotto. (In Deutschland vergleichbar mit Bingo). Vorher ging sie 2 x die Woche hin, und ich denke es hat ihr auch gut getan. Nach der Diagnose, so schien mir, baute sie schneller ab. Vielleicht ist auch Schuld dass sie nun nicht mehr aus dem Haus ging, kein Bingo mehr. Nach und nach konnte sie dann immer weniger Dinge, heute lebt sie im Pflegeheim. Selber essen geht noch, manchmal. Mit dem MEsser umgehen kann sie jedoch schon lange nicht mehr. LEsen und Schreiben gehen auch schon ewigs nicht mehr. Wutausbrüche hatte sie nie, aber das war schon vor der Krankheit so, sie ist eben eine stille ruhige Person. Früher jedoch hat sie sich gerne unterhalten, mit Leuten geredet, sie wurde dann immer stiller, weil ihr die Worte nicht mehr einfielen. für uns war's nicht so ein grosser Schock, als wir die Diagnose erfuhren, denn es ging ja alles so langsam und schleichend, und wir konnte nicht glauben dass Mama immer mehr abbauen würde und uns eines Tages nicht mehr erkennen würde. (noch erkennt sie uns jedoch sehr gut, die Namen hat sie aber schon lange vergessen, aber das macht ja echt nichts. Solange sie mich anlächelt wenn ich sie besuche, ist alles ok). Im Laufe der Zeit wurde es halt immer schlimmer, aber alles schleichend und langsam. Wir waren uns auch nicht wirklich bewusst was auf uns zu kommt. Dachten das packen wir schon. Vater pflegte ja die Mutter, er begann dann irgendwann auch zu kochen (er konnte ja schon lange kochen, aber das war sonst immer Mama's Aufgabe gewesen), und immer mehr im Haushalt zu übernehmen. Ich war auch jeden Tag bei ihnen, jeden Tag ca. 1 Stunde. (Wohne ja direkt über ihnen). Dachten, das wird schon klappen, das schaffen wir schon.... tja, es wurde leider anders, und wir mussten zugeben dass wir Hilfe brauchen, wir's eben doch nicht packen. Seit Anfang 2010 hatten wir dann Hilfe : Pflegerin die 2 x die Woche kam um Mama zu duschen, ab Juni 2010 dann jeden morgen, und später (weiss gar nicht mehr wann) dann morgens und abends. 2010 dann auch gegen Juni-Juli herum, meldete ich Mama 1 x die Woche im Tagesheim an, das hat ihr sehr gut getan, sie blühte dort richtig auf. Später dann, 2011 kamen noch 2 x die Woche dazu, in einem andern Tagesheim, dieses extra nur für Demente. Und seit März 2012 lebt sie nun glücklich und zufrieden im Heim. Scheu dich nicht um Hilfe zu suchen. Im Forum hier erhälst du auch viele tolle Tipps, und wenn du dich bisschen rein liest, gibt es auch schon viele Antworten auf Fragen die du dir noch gar nicht stellst. Rita |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 7347
Ort : in der Heide
Anmeldedatum : 14.11.08
| Thema: Re: Wie seit ihr damit umgegangen als es klar war? Fr 31 Aug 2012, 08:28 © sylvia | |
| liebe/r Joey, Ann hat darauf schon antwort gegeben, denen ich mich gern anschließe. Die Stimmung kann sich stündlich ändern, einfach immer wieder antworten freundlich. Es ist ähnlich, wie bei einem wissbegierigem Kind, es fragt auch Löcher in den Bauch und man antwortet geduldig. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
|
| | | soda1964 Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 5261
Alter : 60
Ort : Biberist, Schweiz
Anmeldedatum : 02.05.11
| Thema: Re: Wie seit ihr damit umgegangen als es klar war? Sa 01 Sep 2012, 11:27 © soda1964 | |
| Hallo Joeyp,
wie damit umgehen - das ist wohl etwas vom Schwierigsten und Herausforderndsten.
Ich habe im Laufe der Betruung unserer Nonna, meiner Schwiegermama, gelernt, dass Geduld, Verständnis, Einfühlung und das Sein im "hier und Jetzt" ein guter Weg sind. Wenn du über Demenz liest und die Beiträge hier im Forum durchstöberst wirst du sehen, dass demenzkranke Menschen sehr stark über Gefühle und Emotionen reagieren. Stehen wir ihnen angespannt, voller Angst und Sorge mit unserer ganzen Hilflosigkeit gegenüber, nehmen sie dies wahr und sind unser Spiegel. Gelingt es uns, ruhig und offen zu sein, den Moment zu nehmen wie er ist, ohne Erwartungen, ohne Kritik, sind trotz aller Tragik, Belastung und Trauer weiterhin schöne, bereichernde Begegnungen möglich.
Es ist ein schmerzlicher, langer Prozess - für alle Beteiligten...
Alles Gute Therese
ThereseMan muss mit Allem rechnen - auch mit dem Guten.
Die wahre Lebenskunst besteht darin, im alltäglichen das Wunderbare zu sehen. Pearl s. Buck
|
| | | joeyp Ist sich am Einleben
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 24
Anmeldedatum : 30.08.12
| Thema: Re: Wie seit ihr damit umgegangen als es klar war? Sa 01 Sep 2012, 13:30 © joeyp | |
| Ja, wir merken auch immer das es sehr unterschiedlich ist wie es ihm geht. Hat auch immer viel damit zu tun ist, also ob er sich mit was beschäftigt was er einfach gerne macht Wir müssen uns da wohl einfach "reinleben". Mein Sohn geht damit wohl zur Zeit am einfachsten um "Opa, das hast Du doch schon gefragt. Hast Du das vergessen?" Mein Sohn ist ein Opa-Kind und die beiden haben eine starke Verbindung. |
| | | Ann Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 8046
Alter : 55
Ort : NRW
Anmeldedatum : 22.07.11
| Thema: Re: Wie seit ihr damit umgegangen als es klar war? Sa 01 Sep 2012, 15:59 © Ann | |
| Liebe Joeyp, mit dem "Reinleben" geht es uns wohl allen so. Bei uns jährt sich es nun bald zum 2 Mal und trotzdem ist jeder Tag eine neue Herausforderung. Also gebt euch Zeit... |
| | | Eisi Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 930
Alter : 75
Ort : Großraum Köln
Anmeldedatum : 21.03.10
| Thema: Re: Wie seit ihr damit umgegangen als es klar war? So 02 Sep 2012, 19:47 © Eisi | |
| Liebe Joeyp, ich bin da manchmal in einem Gefühlschaos - es gibt Tage, da kann ich relativ gut mit Mutters Demenz umgehen, aber es gibt auch Tage, da könnte ich schreiend flüchten und ich muss an mich halten, um nicht dem Frust freien Lauf zu lassen. Man darf nicht vergessen: auch die Familienangehörigen sind nur Menschen mit guten und schlechten Tagen - es ist eine große Belastung, und ich habe es auch in den fast 3 Jahren mit dieser Krankheit noch nicht geschafft, irgend etwas Positives für mich mitzunehmen. Ich fühle mich einfach nur ausgelaugt, überlastet, zu Hause angebunden, habe das Gefühl, dass mir mein Leben einfach entgleitet. Die 2 x 4 Wochen im Jahr, die wir für die Kurzzeitpflege in Anspruch nehmen können und das auch tun, sind dringend nötig um durchzuatmen. Dann geht's mal wieder für eine Weile, bevor man wieder in die bekannten Löcher fällt. Wie Du an meinem Posting merkst, ist es bald wieder soweit: ab 1.10. haben wir für 4 Wochen ein eigenes Leben... |
| | | | Wie seit ihr damit umgegangen als es klar war? | |
|
Ähnliche Themen | |
|
| |