Hallo Ihr Lieben,

ich betreue meine demenzkranke Frau. Seit ca. 14 Tagen verweigert sie das Zähneputzen. Sie hat mit 82 Jahren noch alle ihre Zähne. Ich befürchte bei mangelnder Reinigung in einiger Zeit Zahnprobleme, die dann sicherlich zu größeren Problemen führen (Schmerzen, Behandlungsablehnung usw.). Hat jemand einen Tip, wie ich das lösen könnte. Gut zureden hilft nicht.

Danke für Tips.

Grüße

Hans

Lieber Hans,

ich kenne die Probleme nur zu gut, mit meiner Ma ist es nicht anders.
Wir haben schon ALLES probiert... Kinderzahnpasta, Zwischenraumzahnbürste (damit bekommt man wenigstens die vorderen Zähne einigermaßen sauber)... Bei meiner Ma ist dazu noch das Problem, dass, wenn man es geschafft wenigstens etwas zu putzen,
sie dann nichts mehr ausspucken will. Also kommt eine zeitweilige Pflege mit Mundwasser auch nicht in Frage.
Man muss schon sehr sehr viel Geduld aufbringen und es immer wieder probieren...

Jetzt hat sich durch die mangelnde Pflege, wenig Spucke, wenig Trinken eine Parontitis ausgebildet.
Wenn diese abgeklungen ist, werden wir sie einem Zahnarzt vorstellen, der sich auch mit Demenz auskennt.
Ich denke, es wird uns über kurz oder lang nichts anderes übrig bleiben, als die Zähne zu ziehen.

Ich wünschte, ich könnte dir bessere Tipps geben...

Liebe Grüße
Jelly

Lieber Hans

Ich schliesse mich den Worten von unserer lieben Jelly an. Das mit dem Zähneputzen kann wirklich zu einem grossen Problem werden. Eine Patentlösung habe ich da leider bis Heute auch nicht gefunden und selber schon vieles ausprobiert. Was mir aufgefallen ist, ist die Tatsache, das es für Demente oft schwierig ist den Mund offen zu halten. Geht man mit der Zahnbürste in den Mund, dann sind da Reflexe von Zubeissen, Kauen oder einfach wieder den Mund zu schliessen da. Manchmal ist es mir mit dem Zähneputzen einigermassen gelungen (je nach Tagesform), aber immer seltener war dies auch gründlich möglich. Auch ich habe es mit Zureden, mit Humor und weiss nicht was noch alles versucht, leider im Verlaufe der Demenz immer mehr nur noch mit mässigem Erfolg.

Eine Empfehlung kann ich dir aber dennoch geben. Z.B hemmt Käse massiv die Säurebildung (Karies) und so bekam unser Erik vorallem vor dem schlafen gehen jeweils noch ein "nacktes" Stück davon (ohne Beilage). Manchmal gab ich ihm auch noch ein bisschen Zahnpaste in den Mund um so wenigstens die Zähne ein bisschen zu schützen. Diese Behandlung - glaube ich - hat einiges an Zahnproblemen vorgebeugt. Alles was ein bisschen schützen kann zählt sich schlussentlich doch recht massiv zusammen.

Käse vor'm Schlafengehen ist schon die Härte... uah,
aber da sich ja das Geschmacksempfinden eh so verändert,
ist es für unsere Lieben nicht so schlimm wie für uns.
Muss ja nicht gerade Rouqefort oder Harzer sein :lachen!:

LG
Jelly

Lieber Hans,
ich habe mal ein wenig gegoogelt. Es wird auch der Ratschlag gegeben, den Zahnarzt zu diesem Problem zu befragen. Der hat da wohl auch ein paar Tipps.

Vielleicht hilft es auch, wenn du es vor einem Spiegel versuchst, damit sie sehen kann, was passiert.

Ich hoffe, du findest einen Weg für die doch sehr wichtige Mundhygiene.

LG Biggi

Hallo,

kann persönlich dazu zwar nichts sagen, aber hab mal meinem Onkel die Zähne geputzt = er war nach Schlaganfall und Hirnblutung total gelähmt, wurde zu Hause gepflegt (hier nochmal alle Hochachtung an die Tante!)
Als wir dann einmal bei ihnen waren hat sie mich gebeten ihm die Zähne zu putzen. Also bin ich ran. Sie hat mich gewarnt dass er gerne die Zahnbürste beisst.
Wo war's dann auch. Aber irgendwie kam ich noch recht gut dazu die Zähne zu putzen.
Die Tante hat eine ganz kleine Kinderzahnbürste genommen, damit kann man besser "manövrieren". KLar hat der Onkel auf die Borsten gebissen und dran gesogen. Aber irgendwie ging's doch noch recht gut.

Wusste nicht recht wie mich verhalten, hab also mit ihm gesprochen. Meinte dann "guck ich weiss dass das für dich nicht angenehm ist, aber weisst du, ich muss das jetzt machen. Die Zähne sollen doch gepflegt werden gell?" Keine ahnung ob er mich verstanden hat (er war ja total gelähmt und keiner wusste wieviel er überhaupt noch mitkriegt).

Auf jeden Fall ist eine kleine Zahnbürste besser, die ist handlicher.

Rita

Hallo, zusammen,

ich hole das alte Thema noch mal hoch, vielleicht hilft es jemandem ja weiter:

ich bin neu hier, habe eine demente Mutter. Zahnpflege bei Demenz ist echt ein Problem, meine Finger können ein Lied davon singen.

Ich bin auf eine elektrische Zahnbürste umgestiegen, der Kopf ist kleiner und man macht damit keine Putzbewegungen, sondern führt sie nur über die Zähne. Es klappt bei meiner Mutter einigermaßen, jedenfalls besser als mit einer normalen Bürste. Notfalls muss man in 2 Etappen bürsten, also zwischendurch eine kleine Beruhigungspause einlegen.

Es gibt beim Zahnarzt auch Mundoffenhalter, aber das kommt mir vor wie eine Vergewaltigung. Wenn ich meiner Mutter sage: "Pass auf, wenn du jetzt nicht den Mund aufmachst, muss ich diesen Apparat nehmen," wird sie meist friedlich.

LG elsa

Moin,

seht mir nach, wenn ich total daneben liege, ich gebe zu, nicht so viel Ahnung vom Thema "Demenz" zu haben.

Aber ein gefühlsmässig würde ich denken, was bei kleinen Kindern hilft, könnte auch hier Erfolg haben? Kleinen Kindern erkläre ich, das sie, wenn sie nicht Zähne putzen, nichts Suesses essen dürfen, weil ich für ihre Gesundheit verantwortlich bin. Das probieren sie meist ein, zweimal aus und dann war es das gewöhnlich.

Könnte das klappen? Wer keine Zähne putzt bekommt keinen Honig zum Frühstück oder so? Oder überfordere ich einen Demenzkranken damit?

Für mich ist das auch eine sogenannte logische Folge - d.h. der Betroffene (bei mir eben Kinder) hat die Wahl und es gibt keine Strafe. Es fallen keine Sätze wie "Siehste, das haste nun davon.........." sondern ich kann ganz sachlich bleiben, "schade das Du Dir Deine Zähne nicht putzen willst, aber ich muss auf Dich aufpassen und so kannst Du leider keine........... (was auch immer) essen."

Ist nur so eine Idee....

Ansa

Liebe Ansa,

leider, leider, leider - mit jeglicher Art von Logik bist du bei Demenzkranken total erschossen,sie können die Zusammenhänge nicht mehr herstellen. Da geht es nicht nur ums Zähneputzen sondern auch um andere Dinge. Man probiert es immer wieder, weil man nicht glauben will, dass es in den Kopf nicht reingeht. Außerdem sind die süssen Sachen oft das Einzige was die Demenzkranken noch mögen, etwas anderes essen sie oft gar nicht mehr.

ist das Gleiche wie mit dem trinken, da können viele von uns ein Lied von singen, mit Logik und Hinweisen auf die Gesundheit und die Verdauung und und und kommst du nicht weiter.

Wenn es manchmal auch so scheint, Demenzkranke sind eben keine großen Kinder, man kann einem Kind erklären warum es die Zähne putzen soll, einem Demenzkranken ab einem gewissen Stadium nicht mehr, und wenn du es ihm vorher erklärt hast, als er es noch verstanden hat, dann hat er es schon wieder vergessen.

Ich selbst mache auch immer wieder den Fehler Dinge vernünftig erklären zu wollen (du musst dass Magnesium nehmen, damit dir die beine in der Nacht nicht so weh tun - kann ja nicht so schwer sein, oder ?? -Doch, ist es, dann wenn das Zeug nicht schmeckt, hilft kein Argument). So ist es wohl auch mit dem Zähneputzen.

Praktische Tipps kann ich leider nicht geben, meine Mama lässt sich noch brav ihre Dritten rausholen und die par eigenen die sie noch hat putzen.

Alles Liebe
Astrid, die dir nicht die Illusionen nehmen wollte

Liebe Astrid,

deshalb bin ich ja hier, um zu lernen..... ich hab gelesen, was ihr geschrieben habt und hab spontan gedacht, "könnte doch klappen" und so hab ich hier vielleicht nur eine unwissende Frage gestellt, das Ganze aber nicht real life getestet. Scheint mir doch, der bessere Weg zu sein

Danke für Deine Antwort, da nimmst Du mir keine Illusionen oder so, passt schon

Ansa

Hmm. Interessant was Ihr so ausprobiert. Das ist bei uns (noch) überhaupt kein Thema. Aber ich möchte Euch meine Idee nicht vorenthalten, die mir bei meinen Kindern erfolgreich verwirklicht habe:
Ich habe Geschichten erzählt von Karius und Baktus - ehrlich! Dazu habe ich die Stimme für Karius und Baktus verstellt. Dann ging es etwa so ab: "Lass mal sehen, ob Karius und Baktus sich schon wieder in Deinem Mund versteckt haben. "Kaaaarius, Baaaaktus - wo seid Ihr?" Baktus-Stimme:"Hiiier aber Du findest uns nicht! Hähä - hier sind sooo leckere Zahnbeläge und so schöne weiße Zähne, die wollen wir noch anknabbern!" Meine Stimme: "Ha, das habt Ihr Euch so gedacht! Jetzt komme ich mit dem Baktus-Schrubber und putze alle Beläge weg!" Dann, während des Putzens mit Karius- oder Baktusstimme: "Hiiiilfe! Die nimmt uns unser Essen weg! Die Zähne sind ganz rutschig- da können wir uns gar nicht mehr festhalten! Die Zahnbürste kommt - schnell Baktus - wir verstecken uns hinter dem dicken Backenzahn - da kriegt sie uns nicht!" Ich: "Und ob ich Euch kriege! Ihr macht die Zähne von XY nämlich nicht kaputt - da sorge ich schon für!" Und beim Spülen wieder Karius- oder Baktusstimme:" Aaaah, jetz mit dem reißenden Fluss in den Abguss! So eine Schande - wir haben gegen die Zahnbürste verloren!"... So mit täglich wechselnden, neu kreierten Dialogen habe ich meine Kinder und Neffen mit Begeisterung zum Zähneputzen bekommen. Es kam sogar mal ein Nachbarskind mit seiner Mama zu mir (abends, im Schlafanzug). Mein Sohn hat von den tollen Zahnputzabenteuern erzählt und ohne dass die Mama es auch so macht, wollte es sich auf gar keinen Fall die Zähne putzen lassen. Ich kam mir ein wenig vor wie ein Puppenspieler - vor Erwachsenen so ein Theater aufzuführen war schon ein klein wenig peinlich . Aber: Es half!
Vielleicht spricht der eine oder andere Demente ja auch auf diese spielerische Art an.
Würde mich freuen, wenn ich jemandem helfen konnte.

LG
Kessi

Liebe Ansa,

man glaubt es nicht, auch wenn man es schon probiert hat, wirklich... man kann sich halt nicht vorstellen, dass man solche sachen nicht erklären kann. Ich weiß, dass e ncht klappt, aber ich probier es immer noch, ehrlich und dann denk ich mir, warum tust du dir das an, du weißt doch dass es so nicht funktioniert .....und beim nächsten Mal probier ich es wieder.

Ansonsten muss man echt viel probieren, weil halt jeder anders ist und jeder anders reagiert. Was bei einem funktioniert, kann beim anderen total in die Hose gehen. Ist eben eine total fiese unberechenbare Krankheit. Wir lernen alle, immer, jeden Tag...und sind soooo oft ratlos

Alles Liebe

Astrid

Hallo Kessi,

das ist dann also off topic :

Karius und Baktus kennen meine Kinder natürlich auch, aber - die taten ihnen leid - und das ist eine Reaktion von der viele Eltern berichten. Schön, das es bei Dir geklappt hat.

Ich bin ein großer Fan von Rudolf Dreikurs, einem Schüler Alfred Adlers (und der war ein Zeitgenosse von S. Freud und lag immer mit ihm im Streit), der meint, man kann sich Strafen (und auch Lob) in der Erziehung sparen, sofern man mit logischen Folgen arbeitet. Bei meinen Kindern, Kindern von Bekannten und auch bei solchen, mit denen ich arbeite, klappt das wunderbar. Sie müssen nur mal testen ob ich verlässlich bin, also in dem Fall, das es morgens eben keinen Süßkram gibt (nichts worim Zucker ist) und schon klappt das gut.

Eine andere Variante wäre "putzt Du Dir die Zähne oder soll ich das für Dich tun" nie die Frage "wollen wir Zähne putzen, denn darauf lautet die Antwort dann natürlich "Nein, will nicht....." und man ist draußen. Und das, was man möchte nennt man zuletzt. Vielleicht klappt das bei Demenz? Zumindest am Anfang? Oder bei dem einen oder anderen, man überlässt dem dementen sozusagen die Wahl aber eben nicht die Wahl des nicht Wollens?

Mag sein, ich stelle mir das zu leicht vor und vielleicht komme ich auch nie in die Situation?

Liebe Grüße
Ansa

P.S. Astrid, ich bin ein fürchterlich logischer Mensch, ich glaube am meisten Angst macht mir der Umgang mit Unlogik.... nicht mit nicht wissen, aber mit Unlogik, das wird noch eine schwere Zeit für mich werden. Okay, und das mit dem Ausprobieren werde ich im Auge behalten. Danke Dir

Liebe Ansa,

Zitat :

Eine andere Variante wäre "putzt Du Dir die Zähne oder soll ich das für Dich tun" nie die Frage "wollen wir Zähne putzen, denn darauf lautet die Antwort dann natürlich "Nein, will nicht....." und man ist draußen.

Der Ansatz klingt gut, könnte vielleicht klappen....eine Zeit lang

Sei froh, dass du diese Situationen noch nicht hast, wer weiß vielleicht bleibst du ja verschont und man kriegt auch eine gewisse Übung, obwohl man wirklich immer wieder in die gleiche Falle geht...

Alles Liebe

Astrid