Von: LillNalle2 (Ursprüngliche Nachricht) Gesendet: 27.05.2004 12:10
Hallo Ihr Lieben!
Möchte euch wieder etwas über unsere momentane Situation schreiben. Ich denke das brauche ich auch selbst um im Nachhinein alles besser für mich selbst verarbeiten zu können. Gleichzeitig hoffe ich das es für euch auch etwas von Nutzen sein kann.
Wen ich unsere Zeit in der Schweiz mit dieser hier in Schweden jetzt vergleiche, dan ist es mit Erik wieder um einiges schlechter geworden. Dies zeigt mir wie schwer es jetzt für ihn ist, sich an eine andere Umgebung zu gewöhnen. Jetzt darf ich ihn kaum noch aus den Augen lassen. Er fühlt sich sehr unsicher, ist oft nervös, gerade auch weil wir so viele Gespräche über ein Heim führten. Das rasieren hat er mehr oder weniger noch selbst geschafft, wen ich ihm den Aparat einschaltete und den Spiegel zeigte. Neu ist nur, das er letztes mal eine ganze flasche Rasierwasser dazu verbrauchte. Wusste nicht das man das auch zum sich waschen gebrauchen kann. Selbst das Holzhacken was er so sehr geliebt hatte, funktioniert jetzt auch nicht mehr so richtig. Einerseits fehlt ihm die Kraft, andererseits die Geduld und Ausdauer wen ich nicht immer daneben stehe und ihn Motiviere.
Er hat panische Angst für das was kommen wird, weint viel (ich mit) und hat extreme Hoch und Tiefs. All das kostet mich unheimlich Kraft und ich fange mich wirklich an zu fragen ob es so gut war mit ihm schon so früh über ein Heim zu reden.........Das werde ich später mal besser wissen und sicher mehr über dieses Thema sagen können.
Nacht's weiss ich nicht mehr, wo ich den Pinkelkübel für ihn aufstellen soll, damit er eher über diesen stolpern würde als ihn nicht wahrnehmen zu können. Sein Bett ist ja geschützt, da könnte nicht viel passieren, aber das kann ich ja nicht mit allen Möbeln u.s.w. machen. Ich denke immer mehr an Windeln für nachts, aber erstens möchte ich das so lange wie möglich vermeiden und zweitens glaube ich eher das er diese ausziehen würde. Ausserdem gibt es ja immer noch einzelne Nächte, wo nichts schief geht ausser das ich sehr oft geweckt werde - und dies lässt sich ja auch nicht mit Windeln vermeiden.
Aber die grössten Probleme für mich sind eigentlich seine psychischen wie meine. Er ist oft so depressiv (was mich auch ansteckt), weil er so gerne mehr machen möchte und es einfach nicht geht. Er nimmt sehr stark war was ich alles tue und leidet entsetzlich unter seiner Unfähigkeit. Einerseits findet er die Idee mit einem Heim in der Zwischenzeit sehr gut und andererseits hat er furchtbare Angst mich dan nicht immer zur Hand zu haben.
Unsere Nachbarin hat mir erzählt, das in unsenrem nächst liegenden Altersheim gerade vor kurzem jemand verstorben sei und wen wir Glück haben er vielleicht dort gerade einen Platz bekommen würden. Sie findet gerade dieses Heim so schön und liebevoll geführt. Was meine Angst betreffend seiner Ex-Frau hier betrifft, das sie in das gleiche Heim kommen könnte, fand sie das ich mir darüber nicht auch noch Sorgen machen soll.......Naja, ich werd mal abwarten. Einiges an Geduld habe ich in der Zwischenzeit ja schon gelernt.
Ehrlich gesagt ich vertraue auf Gott, weil dies meine persönliche "Kompetenz" einfach übersteigt. Versuche im Moment weiterhin Erik zur Selbständigkeit zu motivieren, was ja auch für ihn sehr wichtig ist und darum auch für mich eine kleine Hilfe sein kann um zu atmen. Es gilt für mich ein Tag nach dem anderen zu nehmen und nicht den Blick für auch so vieles schönes zu velieren. Eigentlich habe ich so viel unserem lieben Erik zu verdanken, vieles was ich mir durch ihn und diese an sich schreckliche Krankheit lernen durfte. Ich möchte keinen einzigen Tag dafür missen, es war für mich auch ein Geschenk, das mich in meinem Leben sehr bereichert hat. Es wäre nur sehr schön, wen ich ihm das so richtig klar machen könnte, so das er sich mitfreuen könnte. Er gehört für mich zu den Menschen, die für immer einen Platz in meinem Herzen haben werden.
So das reicht für Heute.
Ganz liebe Grüsse an euch alle von einer Ursula die gleichzeitig auch so eine Art steh auf Frauchen ist und sich nicht unterkriegen lassen will.
Eure Ursula