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| Das Wissen der Demenzkranken | |
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Engelina Wohnt oft hier
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| | | | Marie Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Das Wissen der Demenzkranken So 01 Apr 2012, 15:43 © Marie | |
| Liebe Engelina,
persönlich sehe ich keine Notwendigkeit, meinem Vater gegenüber von Demenz oder überhaupt von Krankheit zu sprechen. Er fühlt sich auch nicht krank. Daß er sehr schnell was vergißt, merkt er schon lange selbst. Das hat er immer auf sein Alter (95 1/2 jetzt) geschoben - und dabei belassen wir es. Seit einiger Zeit bekommt er abends eine Beruhigungstablette, fragte aber noch nie, wofür die sein soll, sträubt sich aber auch nicht dagegen wie seinerzeit gegen die Wassertabletten.
Warum also ein Drama draus machen? Ist aber nur meine ganz persönliche Meinung. Kann bei anderen Dementen ganz anders sein.
Früher habe ich immer spaßeshalber gesagt: "Was weglassen ist noch nicht gelogen". |
| | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Das Wissen der Demenzkranken So 01 Apr 2012, 15:53 © Rita | |
| meine Mutter war ja mit dem Vater zusammen bei der Neurologin. Diese hat dann mit dem Vater alleine gesprochen und ihm gesagt dass Mama Demenz hat, und man nichts machen könne. Sie hat ihm damals erklärt wie's weiter geht, wie die Krankheit voran geht, was die Folgen sind.
Seit dem Tag an (Mama hat's realisiert was sie hat, da sie damals noch recht gut drauf war) ist sie nie wieder ins Lotto gegangen (ihr nennt das Bingo), und am Anfang hat sie viel geweint und liess sich nur von mir beruhigen.
Nachher war's in der Krankheit soweit, dass sie ihre Krankheit nicht mehr realisiert hat. Jetzt wenn sie nicht sprechen kann wie sie will (sie kriegt kaum 1 Satz raus), ergänze ich dann einfach und gut ist. Wir reden nicht darüber dass sie Krank ist, und in einem Heim wohnt sie auch nicht, ich zeig ihr immer wieder in was für einem tollen Schloss sie wohnt und was für eine tolle WOhnung sie hat, sogar mit Klingel.
Denke auch da muss man nicht gross mit den Patienten drüber reden.
Rita |
| | | Engelina Wohnt oft hier
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| | | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Das Wissen der Demenzkranken So 01 Apr 2012, 19:21 © Rita | |
| ohja, das hilft auf jeden Fall. Frag alles was du wissen möchtest und wo du dir nicht sicher bist usw. Mir hat das Forum unendlich viel geholfen und hilft mir immer noch weiter. |
| | | Eisi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Das Wissen der Demenzkranken So 01 Apr 2012, 19:50 © Eisi | |
| Wir haben unserer Mutter auch nicht gesagt, was sie hat - ich habe ihr gesagt, es liegt an der schlechten Durchblutung. Sie bekommt ja Blutverdünner, von daher also logisch. Inzwischen ist es ja soweit, dass sie es ohnehin nicht mehr realisiert, dass da was nicht stimmt. Ab und zu sagt sie, sie weiß gar nichts mehr, aber 5 Minuten später ist das auch wieder weg. Sie lebt definitiv glücklicher und unbelasteter als wir.... |
| | | Shali Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Das Wissen der Demenzkranken So 01 Apr 2012, 21:45 © Shali | |
| Hallo Engelina, ich stand damals auch vor dieser Frage und als der Termin beim Neurologen war,hab ich meinem Vater gesagt er hat Demenz,das gleiche was seine Frau hatte.Er antwortete nur."na und, dann hab ich das eben!"Ich glaube Er hat damals schon nicht mehr genau verstanden was Demenz ist. Set dem hab ich es Ihm nie wieder gesagt.Ob die Pflegekräfte es Ihm sagen oder gesgt haben,weiß ich nicht nur wenn er mir gegenüber ab und an äußert,das alles so sch... ist,weil er so vieles vergisst,dann nehme ich Ihn in den Arm und sage nur,das es nicht schlimm ist und er ruhig vergessen darf,weil es ja ab und an wiederkommt! Das beruhigt Ihn meistens. Das es oft nicht so ist,weiß er ja nicht. und Engelina,frag ruhig,ich hab hier auch schon so viel gefragt,weil auch ich nicht immer auf alles eine Antwort habe. Wie war das früher noch in der Sesamstrasse:"Wer,wie ,was,wieso weshalb warum,wer nicht fragt bleibt dumm!" so wurde es uns als Kind beigebracht und jetzt im Erwachsenenalter sollte dieses auch noch gelten,wir sind doch nicht Allwissend.Darum sind wir hier in diesem Forum ,wo so viele liebe Menschen immer den einen oder anderen guten Rat geben können. Shali,die auch nicht alles weiß und wenn goggel nix weiß dann alt ein Forum
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| | | gardy Ist hier Zuhause
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| | | | felixdottir Wohnt hier fast immer
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| Thema: Re: Das Wissen der Demenzkranken So 01 Apr 2012, 23:23 © felixdottir | |
| Tja, das klingt ja alles ganz nett, wenn wir unseren Eltern nicht sagen, was sie haben, weil wir ihnen auch nicht weh tun möchten. Das geht ja, wenn es sich lediglich ums Vergessen handelt. Aber ich glaube, dass geht nicht immer so. Vielleicht she ich das als einzige so Meine Mutter ist auf unser Drängen hin umgezogen. Wohnte bis vor 6 Monaten alleine im großen Haus und schien nur dann und wann etwas schusselig zu sein. Wir wolten vorsorgen und sagten ihr auch nicht, das es bereits die Diagnose Demenz gab. Nun wohnt sie 300m von mir entfernt, in einer eigenen Wohnung. Heim oder betreutes Wohnen kommt für sie nicht in Frage !!!! ::nein:: Das ist ja nur für Alte Nun sehe ich erst, wie weit fortgeschritten ihre Demenz ist. Eigentlich kommt sie kaum noch alleine klar. Das sieht sie aber gar nicht ein. Im Gegenteil. Wir erklärt uns ständig ihre Rückkehr ins Haus. Ein Verkauf kommt nicht in Frage, nein, dort ging es ihr besser. Sie ist nicht krank, ich rede ihr das nur ein. Zur Krönung kommen dann die Klassiker: die Kinder wollen mein Haus verkaufen. Heute hieß es: du hast mir das Auto weggenommen. Dass der Arzt ihr das Autofahren strengstens verboten hat weiß sie nicht mehr. (der Arzt war eh blöd, DA GEHT SIE NICHT MEHR HIN ) Dass mein Bruder das Auto im Winter mitgenommen hat, hat ihr angeblich niemand gesagt. Sie sit es leid, dass alles hinter ihrem Rücken entschieden wird. Sie kann das alleine Manchmal lasse ich sie auflaufen , wenn mir der Kragen platzt. Wie letztens beim Finanzamt. Da saß sie dann, wie ein kleines Schulkind und musste sich anhören, was sie alles falsch gemacht hatte. Mir hatte sie verweigert, die Papiere zu kontrollieren..... {ich habe mich so schäbig gefühlt } Morgen werde ich mit ihr ins Haus fahren. Sie ist bei der früheren Nachbarin eingeladen. Mich will sie dort nicht mit hinnehmen, ok. Aber sie kann halt nicht alleine dorthin kommen. Es wird wieder Diskussionen geben. Jaja, ich weiß, wer diskutiert hat schon verloren. Aber soll ich nur schweigend neben ihr sitzen "ist ja nicht so schlimm, wird schon alles gut, du darfst ruhig mal was vergessen, .... Nein Ich meine, sie muss wissen, was los ist und in den klaren Momenten begreifen, dass sie nicht mehr alleine leben kann. Leider übernehmen die Ärzte diese Aufklärung nicht. Die Aussage zum Autofahren war schon die totale Ausnahme (war auch ein Vertretungsarzt). Also bleibt es an mir , der Tochter, die undankbare Rolle hängen. Wenn ich an morgen denke, hab ich jetzt schon schlechte Laune Euch wünsche ich aber einen guten Wochenstart felixdottir |
| | | Engelina Wohnt oft hier
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| | | | Eisi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Das Wissen der Demenzkranken Mo 02 Apr 2012, 16:59 © Eisi | |
| Ich glaube einfach, dass man es der jeweiligen Situation anpassen muss, was man den Demenzkranken erzählt. Was sollte es z.B. bei uns bringen - Mutter würde mich todtraurig anschauen und es 5 Minuten später vergessen haben. Es hängt ja auch nichts dran - weder Haus, noch Finanzen, Auto und alle diese Dinge. Von daher sehe ich augenblicklich keine Notwendigkeit dazu. |
| | | Shali Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Das Wissen der Demenzkranken Mo 02 Apr 2012, 22:57 © Shali | |
| iedlichhallo felix,h leider sind unsere Lieben immer unterschiedlich,so kann ich nur von meinen Erfahrungen schreiben. ei meinem Vater war es auch erst eine Tortur Ihn zum Neurologen zu bekommen,doch ich habe Ihm immer wieder gut zugeredet,das es halt notwendig ist und man was dagegen tun kann,damit er nicht immer vergisst.Das es nicht so sein wird,naja das wissen wir ja alle. Das Autofahren hat er von alleine aufgegeben,nachdem er mit dem Außenspiegel eine Mülltonne gestreift hatte,denn eigentlich ist er die Jahre vorher auch kaum noch gefahren,weil er mir das Auto überlassen hat. Auch der Umzug zu meinem Wohnort bedurfte lange und Nervenbaufreibende Diskusionen,bis er endlich eingesehen hat,das wenn Ihm was im Haus passiert, ich nicht mal eben in 10 min da bin. Heute sagt er nur noch,das er froh ist das ich alles in die Hände genommen habe,das das Haus verkauft wird weiß er auch und aktzepiert das. Es ist eine langwierige und behutsame Art und weise es unseren Dementen klar zu machen,auch mein Vater wollte nie ins Heim,jetzt lebt er doch in einem und fühlt sich mehr und mehr zuhause. - Zitat :
- Also bleibt es an mir , der Tochter, die undankbare Rolle hängen.
So darfst du gar nicht denken,auch wenn es in Ihren Augen so aussieht,du machst dir Sorgen,das muss sie verstehen,nicht das sie krank ist.Sie merken selber das mit Ihnen etwas nicht stimmt,begreifen aber den ernst der Lage nicht wirklich und versuchen dieses durch Ihre reaktionen zu verbergen.So hat es mein Vater auch gemacht und das verdammt gut!! Und je mehr man drängt,desto bockiger werden sie,da ist jede menge Geduld gefragt!!! Shali
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| | | Murmelchen Wohnt oft hier
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| Thema: Das Wissen der Demenzkranken Di 03 Apr 2012, 14:51 © Murmelchen | |
| Hallo Ihr!
Ich habe mir auch am Anfang (vor 2 Jahren) als wir die Diagnose bekamen, ständig darüber Gedanken gemacht, ob und wie ich das meiner Mutter sagen soll. Die Neurologin hatte zwar zu ihr gesagt, dass das mit ihrer "Vergesslichkeit" nicht heilbar wäre, aber sie hat nicht das Wort Demenz benutzt. Nur, dass sie sich mal Gedanken machen soll, wie sie mal wohnen möchte, wenn sie nicht mehr alleine wohnen kann usw.
Ich habe das dann auch so übernommen und habe von "ihrer Vergesslichkeit" gesprochen. Ich hatte auch mal ihre Hausärztin gefragt, ob ich es ihr nicht mal "richtig" erklären/sagen soll, aber diese meinte, das hätte sie spätestens am nächsten Tag dann sowieso wieder vergessen. Und jetzt im Rückblick war es auch eigentlich so. Sie ist ja nun seit 10 Wochen im Heim und sieht aber überhaupt nicht ein, dass sie da nicht einfach alleine mal wohin spazieren kann usw. (sie würde wirklich nicht wieder dorthin zurückfinden). Eine Schwester vom Heim meinte kürzlich zu mir, dass sie am Vortag total aggressiv deswegen war und sie hätte dann auch zu ihr gesagt, dass sie doch Demenz hätte und es für sie zu gefährlich wäre, alleine zu wohnen usw., aber sie sieht das nicht so. Und letztens, als sie mit mir Streit deswegen anfing als ich dort zu Besuch war und ich ihr auch versuchte, zu erklären, dass sie doch krank ist und nicht mehr alleine wohnen kann, fragte sie mich: "Was habe ich denn für eine Krankheit?" - dabei haben wir das echt schon zig Mal besprochen.. Die Hausärztin hatte recht, sie vergisst das immer wieder. Aber wahrscheinlich ist das auch bei jedem Demenzkranken unterschiedlich. Aber man weiß halt nie so recht, was sie verstehen oder dann auch behalten...
Viele Grüße Murmelchen |
| | | Kessi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Das Wissen der Demenzkranken Di 03 Apr 2012, 18:08 © Kessi | |
| Hallo zusammen, oh, "felixdottir" (was für ein geheimnisvoller Name ) - Du sprichst mir aus der Seele: An uns Kindern und/ oder Partnern bleibt's hängen. Wie ich das hasse!!!!! Gerade hatte ich überlegt, ein Thema aufzumachen, da es aber in diese Richtung hier geht, schreibe ich hier einfach mal meinen "Senf" dazu und meinen Frust nieder. Ich denke, man muss von Fall zu Fall entscheiden, ob der Kranke seine Diagnose kennen soll oder nicht. Gerade wenn die Demenz noch nicht so weit fortgeschritten ist, also der Patient selbst merkt und darunter leidet, dass er/ sie vergisst, ist man ihm eine Erklärung schuldig. Außerdem fragen diese doch danach. Also, als meine Mutter in der Gedächtnissprechstunde war, wollte sie wissen, warum sie zum Test geht. Und danach, was dabei herausgekommen ist. Dann wollte sie (und musste natürlich auch) aufgeklärt werden, warum eine Liquorpunktion gemacht werden sollte. Warum ein MRT gemacht werden sollte. Natürlich hat sie auch gefragt, was bei den Untersuchungen herausgekommen ist und hat die Antworten in unserem Beisein von den Ärzten auch bekommen. Es wäre nicht machbar gewesen, ihr die Diagnose zu verschweigen. So lange die Patienten nicht entmündigt sind, besteht ja auch eine Aufklärungspflicht durch die Ärzte. Dass sie dann immer wieder vergisst, was in ihrem Kopf los ist (paradoxer Weise vergisst sie das nicht vollständig, aber ihre Krebsdiagnose bzw. die entsprechende Therapie/Nebenwirkungen u.s.w. schon) ist nicht so schlimm - allerdings zermartert sie sich den Kopf, warum sie denn bloß so vergesslich ist... Bei der Krebsgeschichte ist es aber ganz fürchterlich. Gerade heute habe ich wieder so gelitten. Ich habe ihr versprochen, dass ich ihr immer die Wahrheit zu ihrem Zustand sage, wenn sie fragt, gerade weil sie ja vieles wieder vergisst. Sie soll Entscheidungen treffen, z. B. ob sie noch eine Therapie möchte oder nicht. Obwohl wir (der Doc, der auch mein Chef ist und ich) ihr eher von einer weiteren Therapie abgeraten haben wegen der Nebenwirkungen, hat sie sich letzte Woche vehement für einen weiteren Therapieversuch entschieden. Sie möchte den Kampf noch nicht aufgeben. Heute nach der nächsten Chemotherapieinfusion fragt sie mich (obwohl wir auch vor der Infusion nochmal wieder erklärt haben, was diese bewirken soll), wofür oder wogegen diese INfusion ist. Erklärung von mir - akzeptiert. Dann zwei Stunden später am Telefon: "Wieso bin ich so schwach?" - Ich: "Weil Du sehr krank bist." Sie:"Wieso, was habe ich denn?" Ich:"Du hast Krebs, Mama." -Sie:"Ich denke, der ist weg." Ich:"Ja, der große Tumor, aber leider ist der Krebs ja überall in Deinem Körper mit kleinen Tumoren verteilt, die man nicht wegoperieren kann. Deshalb bekommst Du doch die Chemotherapie - damit diese vielen kleinen Tumore kleiner werden." Sie:"Siehst Du, Ihr verschweigt mir doch immer wieder etwas. Das hat mir noch niemand erzählt, dass ich immer noch Krebs habe!" - Schei... Ich hätte am liebsten gleich wieder losgeheult. Stattdessen: "Doch Mami, vertrau mir. Ich habe Dir versprochen, nichts zu verschweigen, das Versprechen halte ich. Wenn Du dann etwas davon vergisst ist es nicht schlimm, manchmal sogar gut weil Deine Stimmung dann besser ist. Aber wenn Du nachfragst, erkläre ich es Dir immer wieder." Wisst Ihr, wenn ich das nicht mehr täte, - ich weiß gar nicht, was ich dann auf ihre Fragen antworten sollte. Eigentlich sind wir an einer Grenze angekommen, wo sie nicht mehr selbst entscheiden kann. Aber wie sollen wir ihr das denn nun wieder klar machen? Manchmal beneide ich diejenigen unter Euch fast (sorry nur ganz punktuell in Momenten wie diesem), bei denen die Dementen eben keinen Durchblick mehr haben, man ihnen eigentlich alles erzählen kann, was Ihnen positiv erscheint und sie damit beruhigen kann. Um auf das eigentliche Thema zurück zu kommen: Man kann es nicht pauschal beantworten, ob man Dementen von der Diagnose erzählen soll. Geht einfach nicht. Kessi
Gib jedem Tag die Chance, der Schönste Deines Lebens zu werden! |
| | | felixdottir Wohnt hier fast immer
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| Thema: Re: Das Wissen der Demenzkranken Di 03 Apr 2012, 20:10 © felixdottir | |
| Danke für eure Antworten. Ja. Man kann hier keine Pauschallösung angeben. Im Fall meiner Mutter haben wir eben das Problem, ihr zu erklären, warum sie nicht mehr in ihrem Haus bleiben kann. Das sieht sie nicht ein und dann steh ich an dem Punkt: wie soll ich es ihr sagen. Ja, ich sehe, ich bin nicht allein: "Was habe ich denn für eine Krankheit?" Mir tut doch nichts weh. Ich kann doch alles. „Das hat mir noch niemand erzählt, …“ Genau diese Sätze höre ich auch immer wieder. Liebe Grüße an alle Leidensgenossen Felixdottir ( = ist übrigens ein isländischer (Nach-)Name und bedeutet Tochter von Felix; felixson = Sohn von Felix) |
| | | Engelina Wohnt oft hier
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| | | | Ele Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Das Wissen der Demenzkranken Mi 04 Apr 2012, 00:09 © Ele | |
| Hallo Engelina,
wir haben es unserem Vater gesagt, daß er Demenz hat, bzw. auch der Arzt hat es ihm gesagt!! Zudem hatte er vor 2 Jahren so ein massives Durchgangssyndrom im Krankenhaus, daß er selbst danach nicht erklären konnte, was mit ihm los war! Aber als wir ihn dann nach Hause holten, war es wieder besser!!
Das Autofahren war auch so ein Problem, wir hatten damals alle Autoschlüssel versteckt, dann hat er mal wieder körperlich so abgebaut, daß er es selbst einsah, daß er es nicht mehr schafft! Hat dann mein Mann als Zweitwagen genutzt, da er in der Regel sonst ein Dienstfahrzeug zur Arbeit hat, ich eben unseres, so war mein Mann in seiner Freizeit auch flexibel, und mein Vater sah wenigstens immer mal sein Auto!!
Aber jetzt müssen wir es entweder abmelden, oder auf uns zulassen, aber auf mich laufen schon 3 Autos, da ich im öffentlichen Dienst arbeite, dann noch ein viertes??
Liebe Grüße, Gabi |
| | | beate58 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Das Wissen der Demenzkranken Mi 04 Apr 2012, 12:30 © beate58 | |
| Hallo ann alle "Vorschreiber", ich war mit meiner Mutter auch in der Gedächtsnissprechstunde, weil sie mit dem Arzt über Ginko sprechen wollte. Sie merkte, dass sie vergisst und wollte was tun. Am Ende der Tests war die Diagnose nicht ganz eindeutig. Da der Neurologe ein sehr einfühlsamer Mensch ist, hat er meine Mum (86) vor Untersuchungen wie Liquoruntersuchung etc.bewahrt. Sie hat eine beginnende Demenz und mit 86 ist es relativ unerheblich welchen Ursprungs die Demenz ist. In Absprache mit dem Neurologen haben wir ihr (und auch meinem Vater) erzählt, dass sie in einem Alter ist, in dem der eine mehr und der andere weniger vergisst. Das ist nicht schlimm. Dagegen kann man versuchen etwas zu tun, also geht sie brav zum Gedächtnistraining und schluckt Ebixa. Im weiteren Verlauf, wenn es mal einen schlechteren Tag gibt, erkläre ich es mit Stress, mit wenig trinken (das ist auch meistens ein Hinderungsfaktor), Wetterumschwung. Meine Eltern wissen, dass es nicht besser wird. Ich habe mich dazu entschlossen, für uns alle die Entwicklung schrittweise mit zu gehen. Das heißt: Ich habe mich mit dem Schlimmsten auseinander gesetzt, weiß, was wann zu tun ist und gehe es so an, wie es nötig ist. Als ich mit meiner Mutter die Gedächtnissprechstunde verließ und der Neurologe das böse Wort nicht ausgesprochen hatte, ging es meiner Mutter schlagartig besser. Die Angst vor Alzheimer hat sie im Vorfeld so gelähmt, dass sie stressbedingt viel mehr vergaß. Nun war die Angst weg und schon waren alle Geburtstage wieder präsent, viele andere Dinge waren auch wieder da und nun lebt meine Mutter glücklich und akzeptiert ihre Vergesslichkeit, "der nette Arzt hat ja gesagt, das ist nicht schlimm", fährt mit mir fröhlich zur Ergotherapie. Wenn sie etwas im Haushalt nicht meht schafft, dann sage ich nicht: "Lass mich machen Du kannst das nicht mehr", sondern: " Weißt Du Mama, du hast jetzt so viele Jahre jeden Tag gekocht, jetzt hast Du das Alter, dich auszuruhen. Jetzt koche ich für Euch und du ruhst Dich aus." dann nimmt sie die Hilfe dankbar an. So habe ich das auch mit dem Putzen und Waschen gehalten. Zwischendurch kommt dann mal die Frage: Ich wollte Sauerbraten machen, wie machst du das eigentlich. Dann helfe ich und wir kochen zusammen. Das ist sehr zeitraubend, aber für beide Seiten recht stressferi. Ich muss allerdings sagen, dass ich nur 300 m von meinen Eltern entfernt wohne und meine Arbeit, wenn nötig, auch oft von zu Hause erledigen kann. Mit den Demenzkranken sollte man es halten wie mit Kindern. Wenn ein dreijähriges Kind fragt, warum die Mama einen dicken Bauch hat, sagt man auch nur, dass dort ein Baby wächst und erklärt nicht den Zeugungsakt. Man sollte immer nur das erklären, was nötig ist und auch eventuell noch verstanden werden kann. Wichtig ist seelischen Stress zu vermeiden, der ist kontraproduktiv für alle. In diesem Sinne Liebe Grüße Beate |
| | | Engelina Wohnt oft hier
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