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ildiko Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Do 12 Apr 2012, 13:27 © ildiko | |
| Das mit der Betreuung muss ich erst mal schaun, ob überhaupt eine eingerichtet wird. Bei einem Berufsbetreuer habe ich die Schwierigkeit, dass er uns dennoch irgendwie einplanen wird. Und wenn er mit mir Rücksprache hält, kann ich die Sache auch gleich selbst regeln. Aber ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass ich es anders sehe, wenn es erst einmal so weit ist. Was nimmt der Berufsbetreuer Euch denn ab? In welcher Weise seht ihr eine Entlastung? Was würde er denn in meiner jetzigen Situation tun? @ Jelly: Verdammt gutes Leben ist natürlich bei einem Demenzkranken nicht so leicht zu sehen. Aber ich denke, wenn man schaut, wie luxeriös meine Mutter lebt, ist es den Umständen entsprechend wirklich gut. Gestern hat Dorothea einige Näharbeiten erledigt, in der Wohnung meiner Mutter könntest Du auf dem Boden eine OP durchführen. Es riecht immer total lecker und meine Mutter sieht wirklich immer total schick aus. Auf Kleidung hat meine Mutter früher immer viel Wert gelegt. @ Ann und Rita: Ich weiß es klingt hart, aber ich möchte meine Mutter ganz bestimmt nicht täglich sehen. Das empfinde ich als viel schlimmer als den ganzen Behördenkram. Traurig, aber wahr. Gruß, Ildiko |
| | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Do 12 Apr 2012, 13:52 © Rita | |
| ich weiss wie das ist Ildiko. Ich möchte meinen Vater auch nicht oft sehen. Seit dem Eklat anfang Februar herrscht zwischen und eh Funkstille, und es geht mir langsam wieder besser. Aber ich merk schon noch dass ich oft voll die Krise kriege, wegen nichts. Gestern hat meine Tante angerufen weil sie heute Mama besuchen gehen will, hab ihr gesagt sie soll dann nicht erschrecken weil Mama dünn geworden ist, und sie fragt was sie ihr mitbringen darf und war erschreckt über den Zustand der Mutter. Hinterher hätt ich schon wieder heulen können. Warum? Keine Ahnung. Ich versteh dich sehr gut. Die Nerven halten schon was aus, aber nicht unbegrenzt und ich denke es ist ein guter Schritt den du jetzt machst, dir ein zu gestehen es geht so nicht mehr, und ich muss mich raus klinken bevor's zu spät ist. Absolut richtig. Doch auch dazu gehört Mut, und den hast du. Das machst du prima. Rita |
| | | Ann Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Do 12 Apr 2012, 14:15 © Ann | |
| Liebe Ildiko, in unserem Fall erledigen wir zur Zeit noch fast alles selber. Aber das geschieht auf unseren Wunsch. Die Betreuerin hat sich mit uns zusammen gesetzt und gefragt wo und wie sie unterstützen kann. Sie kennt unsere Geschichte und hat angeboten z.B. Besuchsdienste für meinen Vater zu organisieren, Arzttermine zu vereinbaren und die betreute Fahrt dorthin zu organisieren. Da mein Vater vor kurzem ins Heim gekommen ist, ist ein ordentlicher Haufen an Bürokratie angefallen, dies ist zur Zeit das Einzige was meine Mutter an die Betreuerin abgegeben hat. Meiner Mum fällt es noch sehr schwer ihre Verantwortung abzugeben - kein Wunder nach 43 Ehejahren. Rein theoretisch wäre es aber wohl möglich, dass wir uns komplett rausziehen. Denn viele Berufsbetreuer werden ja eingesetzt weil keine Angehörigen da sind, die diese Aufgabe übernehmen können/möchten. Ich kann nur für uns und unsere Situation sprechen und da empfinde ich es als den richtigen Weg. Für uns ist es ein "Rettungsfallschirm" für den Notfall, wenn wir uns total überfordert fühlen vom Verhalten meines Vaters und dann vielleicht einfach mal sagen können:" Es geht zur Zeit nicht, bitte kümmern Sie sich." Wir hatten die Möglichkeit uns beim Amtsgericht mit einer Rechtpflegerin zusammen zusetzen, die uns über alle Möglichkeiten aufgeklärt hat. Vielleicht kannst du dir ja dann ggf. - falls es zur Betreuungssituation kommt - dort einen Termin geben lassen. Ich habe die Rechtspflegerin als sehr objektiv empfunden und es wäre vielleicht vieles anders gelaufen wenn wir uns ihren Rat direkt zu Herzen genommen hätten. Sie hatte uns nämlich direkt geraten einen Berufbetreuer einzusetzen - aufgrund ihrer Beruferfahrung und dem Krankheitsbild (SA, Depression mit narzisstischer Störung, Demenz und Suizidgefahr) meines Vaters. Liebe Ildiko, du hast so viel getan für deine Mutter, ich kenne nur sehr, sehr wenige Menschen die das solange durchgehalten hätten. Bitte mach dir keine Vorwürfe und achte auf dich! |
| | | ildiko Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Do 12 Apr 2012, 14:22 © ildiko | |
| Meine Schwester hat viel mehr getan als ich. Ich hatte die Möglichkeit durch meine Berufstätigkeit während der Woche bis auf Arzttermine nichts zu tun. Meine Schwester hat bis Dorothea kam fast alles gemacht - und sich dafür auch noch beschimpfen lassen. Denn es war immer zu wenig.
Vielen Dank für Eure lieben Worte. Ich bin einfach mal gespannt, wie es weiter läuft. Was ist, wenn sie Dorothea oder wer auch immer ihr Nachfolger ist, rausekelt? Was würde der Berufsbetreuer in diesem Fall machen? Es müsste dann ja sofort gehandelt werden. Und kann er ja nicht ohne weiteres einplanen. Oder müssen wir dann schaun, was zu tun ist und sie übergangsweise selbst betreuen? |
| | | Marie Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Do 12 Apr 2012, 14:58 © Marie | |
| Liebe Ildiko,
wenn vom Gericht ein Berufs- oder ein ehrenamtlicher Betreuer eingesetzt wird, ist der - wenn das so vereinbart wird - für alles zuständig. Das bedeutet nun nicht, daß er Pflege oder Hauswirtschaft oder ähnliches selbst übernimmt. Er organisiert, daß das von Pflege- und anderen Diensten übernommen wird. Wenn Ihr es nicht wollt, wird er sich auch nicht mit Euch absprechen. Wenn keine Angehörigen da sind, muß er ja auch alles allein entscheiden - nicht allein machen.
Berufsbetreuung erfordert meines Erachtens die Zahlung einer Aufwandsentschädigung aus dem Einkommen/Vermögen des Betreuten. Da gibt es gesetzliche Festlegungen, wie viel das ist. Ehrenamtliche bekommen einen Pauschalbetrag. Die Betreuer sind dem Gericht gegenüber rechenschaftspflichtig, nicht Euch gegenüber.
http://www.beruf-betreuer.de/informationen-zum-berufsbild-des-betreuers/verguetung-des-berufsbetreuers.html
http://www.btwerk.de/info/042fe39a5409e3002/index.html |
| | | jellyamber Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Do 12 Apr 2012, 15:00 © jellyamber | |
| - ildiko schrieb:
- @ Jelly: Verdammt gutes Leben ist natürlich bei einem Demenzkranken nicht so leicht zu sehen.
Mit "verdammt gutes Leben" meine ich, dass Sie zuhause lebt, ihren Willen bekommt und genügend Leute hat, denen sie ihr Leid klagen und das Leben schwermachen kann - das ist ein ein verdammt gutes Leben! Das hält sowas von lebendig! Das gibt richtig Power! Lustgewinn! Zufriedenheit! Ohne Scheiss! Wenn die Schuld bei den anderen liegt, hat man's selber leichter. Und wenn man nichts mehr zu beklagen hat, was bleibt dann noch? :;-zwinkernd;-: Abgesehen davon scheint Dorothea ein echter Engel zu sein - die wird kein Restkarma mit ins nächste Leben nehmen Du kannst übrigens wirklich alles den Betreuer übergeben und von Anfang an mit ihm vereinbaren, dass er dich nur im äußersten Notfall anrufen soll... es gibt soviele Möglichkeiten der Zusammenarbeit oder des Ganzseinlassens... Liebe Grüße und Ohren steif halten jelly
"Und was die Jugend dalässt, ist ein Spiegel. Da guckt man rein und sieht: Man hat keine Eierschale mehr auf dem Kopf. Man hat jetzt eine Frisur."Martina Holzapfl |
| | | Ann Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Do 12 Apr 2012, 15:13 © Ann | |
| Du bist viel zu bescheiden, liebe Ildiko! Eine ähnliche Situation - mein Vater sollte zwei Tage nach einem Suizidversuch untherapiert wieder aus der Klinik entlassen werden und wir fühlten uns dem überhaupt nicht gewachsen und total überfordert - hat uns dazu bewogen die Betreuung abzugeben. Wir haben unsere Situation mit dem Betreuungsgericht besprochen und dort wurde uns geraten eine Berufsbetreuerin einzusetzen, gerade weil diese sich dann kümmern muss. In unserem Fall hat die Benachrichtigung in der Klinik über den Betreuungswechsel schon Wunder gewirkt, denn nun war keine Rede mehr davon, dass mein Vater entlassen werden sollte. Deshalb finde ich es ganz wichtig, sich mit dem Betreuungsgericht zusammen zusetzen und offen zu sprechen. So mein Chef sagt: Bis später! |
| | | ildiko Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Do 12 Apr 2012, 15:25 © ildiko | |
| Vielen Dank für Eure Infos.
Wie kann ein Betreuer eigentlich beurteilen, was noch machbar ist? Wenn z.B. in unserem Fall die Pflegekräfte rausgeekelt werden. Was tut er dann? Organisiert er eine neue Betreuung? Müsste er ja wohl machen. Das geht ja in der Regel nicht von heute auf morgen.
Ann, das finde ich ja schon wirklich krass, dass Dein Vater nach 2 Tagen in Eure Obhut gegeben werden sollte. Da sieht man, was von den Kindern einfach mal so erwartet wird.
Ich werde mit dem Betreuungsgericht sprechen, wenn es so weit ist.
Gruß, Ildiko |
| | | Ann Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Do 12 Apr 2012, 18:42 © Ann | |
| Der Betreuer wird sich wohl aufgrund von Gutachten der Ärzte und des Pflegedienst bzw. MDK ein Bild machen, denke ich. In unserem Fall hat die Betreuerin mit den Ärzten der Klinik alle Möglichkeiten durchgesprochen. Ich weiß jetzt nicht wie das abläuft wenn die Betreute noch im eigenen Zuhause wohnt. |
| | | ildiko Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Di 08 Mai 2012, 20:28 © ildiko | |
| Hallo zusammen,
wie versprochen, berichte ich, wie es mit meiner Mutter und Dorothea weitergeht.
Vor einer Woche hat meine Mutter noch geschimpft und Boshaftigkeiten ausgeteilt. Seit dem Wochenende hat sich das Blatt gedreht. Am Freitag hat sie ein neues Medikament (homöopathisch) bekommen und ist jetzt wirklich ziemlich freundlich und halbwegs zufrieden. Sie hat meiner Schwester auch gesagt, dass sie wirklich sehr froh ist, dass Dorothea da ist und die beiden scheinen sich jetzt auch ganz gut zu verstehen. Ich bleibe kritisch.
Was wirklich schön ist, ist dass meine Mutter mir erzählt hat, dass sie heute Nacht nicht schlafen konnte und sich überlegt hat, was ich denn beruflich mache. Dann ist es ihr eingefallen und sie konnte sich auch daran erinnern, dass ich sie vor einem Jahr abgeholt habe und wir uns meine neue Arbeitsstätte angeschaut haben, um die Fahrtzeit abzuchecken. Sie wusste auch noch, dass ihre Schwester dabei war und wir noch Kaffeetrinken waren. Gut, sie hat an eine andere Schwester gedacht, aber dennoch, ist ihr die Situation wieder eingefallen. Es freut mich, wenn ich sehe, dass sie sich auch an Dinge, an die sie sich zuerst nicht erinnern kann, dann doch noch erinnert. Sie hat es nicht einfach abgenickt, als ich es erzählt habe, sondern sie hat es erzählt.
Ich schöpfe wieder Hoffung, dass es mit meiner Mutter insoweit besser wird, dass sie mit Hilfe der Pflegekraft wieder aktiv am Leben teilnimmt. Meine Mutter hat in den letzten Wochen mehr Sozialkontakte gehabt, als die letzten Jahre. Sie unterhält sich mit Frauen, die sie beim spazierengehen trifft und vielleicht von früher kennt. Und sie kann auch wirklich noch Gesprächspartner sein. Ich hoffe, das hält noch eine Weile an.
Optimistische Grüße Ildiko |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Di 08 Mai 2012, 20:37 © dirtsa66 | |
| Liebe Ildiko, Schön von dir zu hören! Ich hatte mich schon ein paarmal gefragt was aus Dorotheo und deiner Mama geworden ist. Super, dass es jetzt zu klappen scheint! Aber kommt jetzt nicht schon bald die Zeit des Wechsels? Wie lang bleibt Dorothea noch? Wie auch immer, gut das deine Mama wieder mehr Kontakte hat, isoliert zu sein halte ich für besonders schlimm. Ich halte dir ganz fest die Daumen , dass es noch eine Weile so gut bleibt wie es ist. Alles Liebe Astrid
Anteilnehmende Freundschaft macht das Glück strahlender und erleichtert das Unglück - Marcus Tullius Cicero |
| | | Ele Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Di 08 Mai 2012, 20:45 © Ele | |
| Liebe Ildiko, hört sich doch jetzt wirklich alles ganz zuversichtlich und positiv an! Freut mich für Dich! Liebe Grüße, Gabi |
| | | Ann Ist hier Zuhause
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| | | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Di 08 Mai 2012, 21:10 © Rita | |
| Liebe Ildiko, das hört sich richtig gut an. Ich hoffe es bleibt so. man ist doch immer wieder verwundert welche Wendungen es manchmal nimmt. Rita |
| | | tabita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Di 08 Mai 2012, 21:36 © tabita | |
| Liebe Ildiko ! Ich freu mich sehr für dich...! Hoffe das die Phase bei deiner Mutter lange anhält..! LG, Tabita |
| | | ildiko Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Sa 12 Mai 2012, 15:37 © ildiko | |
| Hallo, es gibt mir ein wirklich schönes Gefühl, wenn ich sehe, wie Ihr Euch mit mir freut. Dankeschön. Na ja, die Phase hat nicht sehr lange angehalten. Ich habe meine Mutter am Mittwoch mit den den Freizeitpark genommen, weil ich dachte, dass es schön für sie ist, auch mal raus zu kommen. Am Dienstag habe ich sie gefragt, sie wollte gerne mit. Mittwochnachmittag habe ich mir einen halben Tag frei genommen, bin nach Hause gehetzt, habe schnell gekocht und dann stand meine Mutter vor der Tür. Wir haben noch gegessen, die Uhrzeit überfordert sie, aber war nicht schlimm. Aber kaum saß sie, hat sie schon wieder angefangen gegen Dorothea zu schimpfen, nichts konkretes, sondern nur allgemeines Gemotze. Ich bin ihr über den Mund gefahren, und meinte, dass wir uns einen schönen Tag machen wollen mit den Kindern. Sie hat auch aufgehört. Der Tag wäre ohne meine Mutter wirklich schön gewesen, so war er in Ordnung. Sie kann wirklich an nichts Freude zeigen. Wir haben wirklich viel Rücksicht genommen, aber ihr gefällt eigentlich nichts. Als ich sie am nächsten Tag gefragt habe, meinte sie, dass es ihr gut gefallen habe. Sie hat nicht gemotzt, aber lächeln kann sie auch nicht. Eigentlich nur, wenn es um sie geht. War schon immer so. Meine Kleine ist um sie rumgehüpft, war wirklich lieb, hat gestrahlt, meine Mutter sagt einen halben Satz dazu, dann muss es wieder um sie gehen. War leider schon immer so. Was mich bei meiner Mutter wirklich erstaunt ist, dass sie zur Zeit wirklich ein sehr gutes Kurzzeitgedächnis hat. Sie wusste z.B., dass wir am nächsten Tag in den Freizeitpark wollten und 2 Tage später auch, dass wir dort waren. Sie hat mir erzählt, dass sie mit Dorothea in der Kirche war, weil meine Tante gemeint hat, dass dort ein hübscher Pfarrer sei . Sie weiß meistens was es zu Mittag gab, wo sie am Vortag war. Das war schon lange nicht der Fall und hält seit vielen Wochen an. Was sie jedoch nicht kann, ist z.B. die Hausschuhe richtig anzuziehen, Besteck richtig zu benutzen. Komisch. Eigentlich habe ich gedacht, dass Demenz erst das Kurzzeitgedächnis trifft. Das funktioniert zur Zeit gut, aber die hauswirtschaftlichen Fähigkeiten sind völlig weg. Handgriffe, die seit Jahren einfach ohne zu überlegen richtig gemacht werden, sind ihr nicht mehr geläufig. Habt ihr solche Erfahrungen auch gemacht? Gruß, Ildiko |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Sa 12 Mai 2012, 15:47 © dirtsa66 | |
| Liebe Ildiko, ich glaube, es ist einfach bei jedem anders. Meine Mama hat überhaupt kein Kurzzeitgedächtnis mehr, weiß meistens nicht wer ich bin (im Moment komischerweise schon, anscheinend haben zwei Wochen Krankenhaus die Erinnerung wieder geweckt), hat beim Demenztest nur mehr 6 Punkte und kann eigentlich gar nichts mehr alleine, obwohl sie sehr gerne im Haushalt hilft (ich mach das schon ). Was sie aber nicht hat ist Angst vor Wasser, das haben doch die meisten. Sie duscht gerne, hat kein Problem mit Haarewaschen usw. Ich glaube, es kommt einfach darauf an, welche Bereiche des Gehirns geschädigt sind. Schade, dass deine Mutter wieder auf Dorothea schimpft und schade für sie und dich, dass sie sich an nichts mehr freuen kann. ich war heute mit meiner Mama auf dem Bauernmarkt und sie war so glücklich. Das sind schöne Momente, die man so dringend braucht und die fehlen dir damit natürlich. Wie gesagt, es ist wohl bei jedem anders. Alles Liebe Astrid
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| | | ildiko Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Sa 12 Mai 2012, 15:57 © ildiko | |
| Liebe Astrid,
im Vergleich zu Deiner Mama, geht es meiner fantastisch; zumindest objektiv. Subjektiv geht es ihr schlechter. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie noch mehr versteht. Ein weiterer Faktor ist sicherlich, dass meine Mutter eigentlich noch nie zufrieden war. Wann hat es bei Deiner Mama eigentlich mit der Demenz begonnen? Denn so wie Du sie beschreibst, hat sie ja die 3. Stufe erreicht.
Was bei meiner Mutter sehr interessant ist, ist, dass durch die homöopathische Behandlung ihr Kurzzeitgedächnis deutlich besser geworden ist. Sie erinnert sich an sehr vieles, was vor kurzem passiert ist. Das war früher nicht so. Aber die Dinge, die wir automatisch und ohne nachzudenken machen, die sind nicht besser geworden. Wir werden sie auf jeden Fall weiterhandeln lassen. Auch wenn die Krankenkasse dies im Gegensatz zu den teuren Alzheimermedikamenten nicht bezahlt. Das Alzheimermedikament hat keinerlei Wirkung gezeigt, und die Nebenwirkungen waren da. Ich habe meine Mutter wirklich sehr genau beobachtet, weil ich ja dieses Medikament unbedingt wollte. Jetzt merke ich die Verbesserungen eher beiläufig. Und wenn ich sie dann genauer hinterfrage, stelle ich fest, dass sie Dinge, die komplett weg waren, wieder kann. Ich bin einfach mal vorsichtig optimistisch, dass kleine Verbesserungen möglich sind.
Gruß, Ildiko |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Sa 12 Mai 2012, 16:22 © dirtsa66 | |
| Liebe Ildiko,
bei meiner Mama wurde die Demenz 2009 diagnostiziert, da war es eindeutig das Kurzzeitgedächtnis, das nicht mehr gut war, aber sie konnte alles noch selbständig machen - Koche, Haushalt, alles... Damals hatte sie einen MMSE von 22. Nach einem halben Jahr war er auf 17 und sie tat sich schon schwerer mit der sogenannten Alltagskompetenz, da bekam sie zu Aricpt Axura dazu und es kam noch einmal für ein D,reivierteljahr ein totaler Aufschwung. Bis vorigen Sommer ging es ihr so richtig gut. Sicher war ihr Gedächtnis und auch ihre zeitliche und räumliche Orientierung aber wir waren auf urlaub, gingen stundenlang spazieren machten alles mit und ich konnte sie auch vormittags während ich in der Arbeit war noch alleine lassen. Im Spätsommer wurde es dann problematischer, ich hab ihr langsam das Kochen ausreden müssen, weil sie nicht mehr zurecht kam und ich Angst hatte und sie brauchte zunehmend Hilfe im Alltag und sie begann mich nach mir zu fragen (wo ist den die Astrid eigentlich?). Damals habe wir auch das erste Mal Pflegegeld beantragt.
Zu dieser Zeit war sie sich auch am meisten ihrer Defizite bewusst, sie konnte nicht verstehen, dass sie Dinge nicht mehr konnte, die sie immer gekonnt hatte. DAs geht ihr aber auch heute noch oft so.
Im Oktober war ihr MMSE auf 13 und im November kam der nächste Schub, sie konnte nicht mehr alleine bleiben. Wenn sie in paar Minuten alleine war dachte sie es sei schon ewig keiner mehr dagewesen und sie verfiel in absolute Panik. VOn da an fing es für mich an arbeitstechnisch kompliziert zu werden. Gott sei Dank hatten wir die Möglichkeit, dass sie vormittags in ein Tageszentrum gehen konnte (ab Montag hoffentlich wieder), sie machte auch noch interessiert mit, konnte alleine auf die Toilette usw.
Die letzte Zeit musste ich immer mehr helfen. Sie kann sich nicht mehr alleine an- und ausziehen, weiß nicht mehr wie man sich wäscht, wie man die Toilette benutzt (und was mach ich jetzt?), hat Schwierigkeiten das Besteck zu benutzen (Löffel geht meist noch) und braucht eben überall Hilfe.
Zuletzt war sie sehr schwach, es ging ihr ziemlich schlecht und sie war zwei Wochen im geriatrische Krankenhaus. Es wurde jetzt ein MMSE von 6 festgestellt, schwere Demenz, wie du sagst eigentlich Stufe drei -
Aber: -sie ist absolut nicht inkontinent (was eigentlich schon zu Stufe zwei gehört, oder?) -sie ist mobil -sie ist kommunikativ, spricht gerne mit Menschen (auch wenn nicht immer alles Sinn ergibt, vor allem weil sie die Worte nicht findet) -ist sich absolut bewusst, dass sie viele Dinge nicht mehr alleine kann, hat sich aber damit abgefunden, dass man ihr helfen muss -Sie ist absolut reinlich, duscht gerne, lässt sich gerne die Haare waschen...
Das sind alles Dinge die eigentlich nicht zu Stufe drei passen, wo man sagt dass die Menschen ihre Mobilität verlieren, ihre Sprache verlieren usw.
Ich glaube, der Verlauf ist wirklich bei jedem anders.
Alles Liebe
Astrid
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| | | ildiko Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Sa 12 Mai 2012, 16:46 © ildiko | |
| Liebe Astrid,
ja, ich glaube, dass bei jedem Menschen der Verlauf anders ist und einige Merkmale der nächsten Stufe erfüllt sind, während einige Merkmale der niedrigeren Stufe noch perfekt funktionieren.
Aricept hat bei meiner Mutter gar nicht gewirkt. Es gab keinerlei Verbesserung, sie war eher verwirrter und körperlich ging es ihr sehr schlecht. Sie litt unter Überkeit war absolut müde.
Meine Mutter kann weder kochen, noch sonstige Dinge im Haushalt. Ich glaube, sie wollte dies auch gar nicht wirklich. Seit vielen Jahren hat sie schon sehr selten gekocht und hat entweder bei meiner Schwester oder mir gegessen. Die Wäsche hat sie auch schon seit Jahren nicht gewaschen. Sie hat es einfach nicht getan und da es so wenig war, hat meine Schwester es einfach mitgewaschen, wenn ihre Waschmaschine nicht voll war. Ich weiß heute nicht, ob sie nicht viele Dinge deswegen so früh verlernt hat, da sie sich auch in gesundem Zustand nicht getan hat. Ich glaube, sie war sehr depressiv. Aber wenn ein Arzt so etwas mal erwähnt hat, hat sie nachher über ihn und seine mangelde Fachkompetenz geschimpft ("wenn er keine Ahnung hat, kommt er damit. ... Ich glaube, er hat selbst starke Probleme mit sich"). Sie hat auch schon als die geistigen Fähigkeiten noch kaum eingeschränkt waren und sie nur Wortfindungsstörungen hatte gemeint, dass sie nicht mehr kochen kann, weil sie es schon so lange nicht gemacht hat und deshalb außer Übung ist. Ich denke, damals hätte sie es noch gut gekonnt, wollte aber immer von uns eingeladen werden.
Meine Mutter kann sehr gut an Gesprächen teilnehmen. Sie vergisst Wörter, aber sie ersetzt sie nie durch falsche Wörter. Sie hat auch noch Witz und Ironie. Wenn sie im Mittelpunkt steht und es um sie geht, spricht sie auch ziemlich gut. Das haben wir schon öfters beobachtet. Sie kennt die Tageszeiten, weiß aber nicht, welches Datum wir haben und wer wann Geburtstag hat. Sie weiß jedoch, dass meine Tochter als nächstes Enkelkind Geburtstag hat. Von der Körperpflege her ist es so, dass man sie daran erinnern muss es zu tun und auf die Reihenfolge achten muss. Manchmal würde sie die Kleidungsstücke auch verwechseln und die Hose falsch herum anziehen. Schwierig ist jedoch auch hier, dass meine Mutter noch nie täglich geduscht hat. Einmal wöchentlich fand sie ausreichend. Das ist sicher auch ein Grund, weswegen ich sie seit etwa 30 Jahren "nicht riechen" kann. Jetzt duscht sie mit Dorotheas Hilfe täglich und wehrt sich anscheinend auch nicht.
Meine Mutter läuft langsamer und leicht gebeugt, früher lief sie auffallend aufrecht.
Du hast recht, es scheint bei jedem anders zu verlaufen.
Viele Grüße Ildiko |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Sa 12 Mai 2012, 16:58 © dirtsa66 | |
| Meine Mama läuft auch seit einiger Zeit langsam und leicht gebeugt, das gehört wohl dazu, ich bin aber froh dass sie noch gehen kann. Mama hat immer alles gut und gerne im Haushalt gemacht, sie möchte auch noch immer helfen und ich schau halt dann wie ich sie eingeziehen kann. Wenn sie die Wäsche zusammenknüllt (zusammenlegt), mache ich es halt dann nochmals und wenn sie das schmutzige Geschirr mit dem Geschirrtuch abwischt und alles verschmiert - auch egal, sie glaubt sie hat geholfen. Sie sagt noch oft, ich mach das schon, dass alles ordentlich ist. Obwohl sie zur Zeit die Wohnung nicht erkennt hat sie mir versprochen morgen beim Putzen zu helfen, muss erst nachdenken, was ich ihr zu tun geben könnte Irgendwie will sich doch jeder nützlich fühlen... Man kann sich glaube ich nirgends Patentrezepte holen, jeder Mensch ist anders - und da müssen wir durch und dafür wünsch ich dir und uns allen hier, die wir mit dieser schrecklichen Krankheit konfrontiert sind viel kraft und Mut und Liebe (ich weiß, das ist schwer, wenn man schon vor der Krankheit kein so gutes Verhältnis hatte - da hab ich wirklich Glück) Alles Liebe Astrid
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| | | Lena Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Polnische Pflegekraft Sa 12 Mai 2012, 17:40 © dirtsa66 | |
| Das bringt manchmal Kollateralschäden :lachen!: Mussten schon ein paar Pflanzen und ein Lampe dran glauben - sie wischt sehr - nun sagen wir mal - enthusiastisch , aber mir fällt schon was ein....
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