Hallo zusammen,
ich bin neu hier und hätt gleich mal eine wichtige Frage. Zur Zeit mache ich eine Weiterbildung zur Betreuungskraft nach §87b. Nebenbei besuche ich immer mal die Kurzzeitpflegestation, in der ich nach meinem Abschluss auch arbeiten werde. Nun meine Frage:

Momentan ist dort eine Bewohnerin, die gerne in diverse Zimmer gehtm, sich fremde Dinge nimmt und sie versteckt. (dazu hab ich mich hier schon belesen) Das Hauptproblem ist aber, dass sie diverse Sachen zerstört. Bilder die überall hängen, die Tastwände (die ich erst letztes Jahr gebaut hab ) usw.
Leider weiß ich jetzt nicht, welche Krankheit(en) sie genau hat, da ich erst heute Nachmittag in ihre Akte schauen kann. Allerdings ist sie voll ansprechbar und aufnahmefähig. Aber sobald sie unbeobachtet ist, macht sie diese Dinge.

Kann mir jemand einen Tipp geben, wie man ihrem Zerstören Einhalt gebieten kann???

MfG Tilo

ich kenn mich da leider nicht aus, würde aber mir Rat bei einem Psychiater holen, der könnte sicher helfen. Vielleicht geht es mit einer List, oder mit einbeziehen in der Wiederaufbau der zerstörten Dinge oder sowas. Keine Ahnung. Aber denke schon dass ich in der Situation mir den Rat vom Experten holen würde. Hat's so einen Dienst nicht im Heim?

Hallo Tilo,
ich würde erst mal mit den derzeitig zuständigen Pflegern reden. Die können das bestimmt besser einschätzen.

Zudem würde ich dann auch erst mal in die Akte schauen, was über die Bewohnerin vermerkt ist.

Solche Sachen können viele verschiedene Gründe haben.

LG Biggi

So, nun bin ich auch offiziel hier angemeldet und will mal selbst versuchen ein paar Antworten auf meine Frage zu geben. Die BW hat neben diversen anderen Krankheiten für uns entscheident Alzheimer-Demenz. Bei einem gemeinsamen Spaziergang im Park (Hand in Hand), konnte ich relativ schnell ihr Vertrauen gewinnen. Ich hab unterwegs auch gleich ein paar Test´s gemacht (Blumen, Pflanzen erkennen etc.). Sie war auch die ganze Zeit sehr ruhig und ausgeglichen. Zurück auf Station hat sich dies dann nach kurzer Zeit ins Gegenteil gewandelt. Die BW wurde sehr unruhig, lief hin und her und wollte immer losgehen. Wohin, konnte sie mir allerdings nicht sagen. Ihr fehlen dann die Worte und sie fängt dann an, andere Dinge zu erzählen, die mit der Sache nichts mehr zu tun haben. Diese Verhaltensweise zieht sich auch über den ganzen Tag hin. Das "Zerstören" habe ich als Solches bei ihr nicht als mutwillig erlebt. Vielmehr piepelt sie z.B. an den Türnamensschildern die Deko ab, oder Bilder von der Fotowand. Diese Sachen wickelt sie dann jedoch gewissenhaft in Papier (die Seiten reißt sie dann auch aus diversen ausliegenden Zeitschriften raus) oder in Geschirr- bzw. Handtücher (welche sie sich aus fremden BW-Zimmern holt). Danach steckt sie es in ihre Hanttasche (aus der ich gestern u.a. 2 Brotmesser, 2 Löffel, 1 Glas und 5 Medi-Becher geholt hab) oder legt es in irgendeinen Schrank in ihrem Zimmer, welches man ihr natürlich auch alle 10 Minuten neu zeigen muss. Mittlerweile sind wir (großer Dank an meine Dozentin Frau J.Wolf) der Überzeugung, das sie auf unserer Station nicht "angekommen" ist und sich somit auch nicht wohlfühlt. Deutliche Anzeichen dafür sind ja diese Unruhe, das Gehen wollen und das Abmachen von Sachen die ihr wohl nicht gefallen. Solang sie jemand dauerhaft betreut und sich mit ihr beschäftigt, kriegt man es zwar in den Griff, aber wer kann schon rund um die Uhr nur für eine BW da sein...Das größte Problem ist also, dass sie, sobald sie unbeobachtet ist irgendwelchen "Blödsinn" (verzeiht den Ausdruck) macht. Dazu kommt, dass natürlich auch unsere geistig fitten BW mittlerweile sehr genervt und entzürnt sind, wenn die BW mal wieder ihre Zimmer betritt und ihre Sachen an sich nimmt.

Nun wisst Ihr etwas Bescheid und ich schau trotzdem mal ganz entspannt dem heutigen Spätdienst entgegen... :lol!:

Hallo Tilo,

du umschreibst genau das Verhalten meiner Ma - damals zuhause, aber auch noch eine gewisse Zeit im Heim.
Ich glaube nicht, dass es etwas mit "nicht angekommen" zu tun hat. Aber vielleicht täusche ich mich...

Bei meiner Ma war es ein eindeutiger Überschuss an Energie - total normal bei dem Krankheitsbild - und nicht wissen, wie diese in unserem Sinne vernünftig zu kanalisieren. Denn diese Abpiddeln von allem, Krümmel sammeln, Sachen rausreißen... und dann in Päckchen verpacken, war für sie ungemein sinnvoll und befriedigend. Ich habe zwischendrin versucht, ihr Sachen zu bauen, die sie quasi beschäftigen,
wie einen Tischsandkasten, in dem sie ihre Lieblingssteine und Muscheln ausbuddeln kann... hat leider überhaupt keinen Anklang bei ihr gefunden. Die beste "Therapie" war noch immer unsere Katze, die es aber auch nur maximal eine Stunde ausgehalten hat,
heftigst gestreichelt zu werden.

Ich bin überzeugt, dass solche und auch stereotype Verhaltensweisen wie Hose rauf- runterfalten, Tischdecken in Falten legen,
wiederholtes auf und zu knöpfen einfach zu einer Phase des Alzheimers gehören. Bei meiner Ma ist es einfach irgendwann vergangen, aber ich finde heute noch kleine Päckchenbotschaften aus dieser Zeit. Ich würde die Idee deines Bewohners aufnehmen und ihm ein Brett mit Aufklebern hinlegen (ist preiswert und einfach zu machen). Vielleicht springt er darauf an. Oder tatsächlich an seinem Sitzplatz auf dem Tisch einen Aufkleber anbringen, wenn er das Brett als zu konstruiert nicht annimmt.
Macht nichts kaputt und er hat etwas für sich Sinnvolles zu tun.

Oft sind es nicht die therapeutisch sinnvollen Sachen, die ankommen... sondern einfach das tun, was der Mensch eh schon vorgibt.

Bin gespannt, was du zu erzählen hast.

Liebe Grüße
Jelly