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dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Fühle mich hilflos Sa 25 Feb 2012, 10:50 © dirtsa66 | |
| Liebes Forum,
ich bin noch neu hier. Ich hab mich gestern angemeldet und bin froh, dass ich mich hier ein bisschen austauschen kann.
Meine Mama ist nun bald 80 und die Demenz wurde bei ihr vor nicht ganz drei Jahren diagnostiziert.
Ich lebe allein mit ihr, arbeite 30 Stunden die Woche und bis vor einiger Zeit (Sommer/Herbst 2011) kamen wir noch ganz gut zurecht. Ich ging um 6.30 aus dem Haus, sie konnte sich noch selbst waschen und anziehen, das mit dem Kochen hatte ich ihr schon davor ausreden können (nachdem ich nach meiner Arbeit immer wieder Verkokeltes in der Bratpfanne, Unmengen von Aufgetautem in der Mikrowelle und noch einiges mehr in den Schränken (wenn es zu stinken begann) gefunden hatte), am Vormittag rief ich sie mehrmals an (ihr Telefon war beim Abhebeknopf mit einem dicken grünen Aufkleber markiert), fragte wie es ihr geht und versicherte ihr, dass ich um 13.30 daheim sein würde. Dann machte ich das vorgekochte Essen war, wir räumten zusammen auf und unterhielten uns (wenn auch nicht immer alles, was ich erzählte bei ihr ankam, freute sie sich doch, dass ich ihr Dinge aus meinem Tag erzählte). Wir kamen zurecht - sie brauchte zwar Hilfe im Altag, aber es ging ganz gut.
Wir hatten einen schönen Sommerurlaub in einem Familienhotel, dass wir schon seit 15 Jahren kennen und es ging ihr richtig gut.
Dann im Spätsommer änderte sich alles schlagartig, ich hatte zu dem Zeitpunkt nicht damit gerechnet. Als sie ich das erste Mal verzweifelt fragte: wo ist denn eigentlich die Astrid ? wurde mir ganz schlecht. Ich nahm sie sofort in die Arme und versuchte sie zu beruhigen indem ich ihr immer wieder versicherte, dass ich ja die Astrid, ihre Tochter sei und dass ich sie schrecklich lieb hätte. Sie ging zwar darauf ein, und sagte, ja ich weiß eh, aber wo ist denn die Astrid und so ging es immer weiter und hat bis heute nicht aufgehört. Sie sie liebt ich, ist auf mich fixiert, aber hat mich anscheinend irgendwie gespalten, sie sucht immer eine andere jüngere Astrid, ihr Kind und ist dann ganz verzweifelt, weil sie ihr Kind nicht findet. Da nützt es auch nichts wenn ich ihr sage, dass ich das bin, weil ich bin halt kein Kind, also kann ich das nicht sein. Sie macht sich dann große Sorgen um das Kind (wo kann sie denn sein, ihr ist sicher etwas passiert....) und läßt sich fast nicht beruhigen. Manchmal sucht sie auch "die Kinder": wo sind denn die ganzen Kinder ? Sie hat nur ein Kind, ich weiß nicht wen sie sucht.
Kann sein, dass es ihre Geschwister sind, sie war die Älteste und musste immer aufpassen (meine Oma hatte 12 Kinder und war eine eher harte Frau - nach ihr fragt sie nicht, das war keine so liebevolle Beziehung).
Ich weiß mir nicht zu helfen - sie fragt mich immer nach den anderen und warum sind wir beide heute allein, und, und, und die waren doch grad noch da, wo sind die jetzt hin und dann weint sie und ich kann sie nicht trösten.
Seit Herbst kann sie auch gar nicht mehr alleine bleiben. Sobald ich aus dem Haus bin verfällt sie in Verzweiflung, weil sie denkt, sie ist schon ewig allein (Tage - Wochen) und gerät in totale Panik. Als das anfing konnte sie noch manchmal das Telefon abheben wenn ich sie am Vormittag anrief. Da hatte ich dann Häufchen elend am Apparat, das völlig außer sich war. Ich ließ bei der Arbeit alles liegen und stehen und hetzte nach Hause. Das ging eine Woche so, dann war mir klar, sie kann nicht mehr alleine bleiben.
Ich bin so froh, dass meine Arbeitgeber so verständnisvoll sind. ich hab mir dann einmal eine Woche "Heimarbeit" genommen, damit ich schauen kann, wie wir weiter tun. Das geht jetzt mehr schlecht als recht. Es gibt in unserer Nähe ein Tageszentrum für Senioren (eigentlich nicht für Demente, sondern für solche denen es zuhause fad ist, sie kommen und gehen wie sie wollen, es gibt viele Aktivitäten und ist sehr nett - sehr, sehr liebe und engagierte Betreuer, es sind auch körperlich beeinträchtige Senioren dort, sie unterhalten sich mit den Angehörigen, kümmern sich um alles, und vor allem es sind recht viele - besonders zwei junge Männer haben es meiner Mutter angetan). Obwohl meine Mama dement ist, ist es möglich, dass sie die Vormittage dort verbringt (8.00-12.30), da sie nicht wegläuft und nicht aggressiv ist (sie ist sooo lieb). Sie geht auch ganz gern hin, aber sie versteht nicht, warum sie in der Früh aufstehen und dort hingehen soll. Wir stehen schon um 6 Uhr auf, weil schnell geht gar nichts mehr. Sie kann sich ja nicht mehr alleine waschen und anziehen, braucht beim Essen Hilfe usw. Oft ist ihr in der Früh schlecht und ich weiß nicht, was ich tun soll, ich kann ja nicht immer sagen, gut dann bleiben wir zuhause, ich muss ja irgendwann einmal in die Arbeit. Aber ich schweife ab. Normal (wenn alles gut geht - oft geht es nicht gut, dann ruf ich in der Arbeit an und sag, ich arbeite heut von zuhause aus), sind wir um 8 da, ich fahr weiter in de Arbeit, komm dort um 8.30 an, arbeite bis 12 um Mama dann um 12.30 abzuholen. Grad mal 3.5 Arbeitsstunden, den Rest versuch ich zu Hause zu machen. Kann aber nie richtig dabeibleiben, es reicht ja nicht, dass ich nur körperlich da bin. Mama braucht mich ständig (Wenn ich ihr den Becher nicht zu dem Lippen führe trinkt sie nichts, geht zwar selbst aufs Klo, kann sich aber die Hose nicht raufziehen und vor allem, sie braucht Ansprache - wenn ich mal eine halbe Stunde vor dem Laptop sichte und nur arbeite (oder jetzt grad) wird sie sehr unruhig (sucht mich dann, weil die die da sitzt und nichts redet, das kann nicht ihre Tochter sein - so sehe ich das jedenfalls). Wie lang das mit der Arbeit noch so geht, weiss ich nicht (kann an keinen Auswärtsterminen teilnehmen, Besprechungen, die Nachmittags angesetzt sind gehen nicht etc.). Schlechtes Gewissen der Arbeit gegenüber und Mama gegenüber...
OK, wie gesagt, meine Mama wird unruhig und ich hör jetzt auf. Es ist wie wenn man eine Schleuse aufgemacht hätte - es tut so gut einfach einmal drauflos zu schrieben.
Danke, das ich da sein darf.
Liebe Grüße
Astrid
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| | | tabita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos Sa 25 Feb 2012, 12:21 © tabita | |
| Liebe Astrid! Willkommen bei uns. Ich hoffe du fühlst dich bei uns wohl. Es ist gut wenn man seine Sorgen mit Leuten teilen kann die ähnliches erleben...! Oh Mann.....! Du hast es echt nicht leicht. Ich wundere mich wie du das alleine ( ganz alleine ?) schaffst! Ich habe wenigstens meine Familie die mich unterstützt und mein Vater erkennt mich noch. Ich ziehe meinen Hut vor dir aber das kannst du auf Dauer nicht alleine schaffen . Daran kann man zerbrechen. Hat deine Mutter schon eine Pflegestufe ? Dann könntest du dir wenigstens einen Pflegedienst mit ins Boot holen....!!! Mein Tipp für dich wenn deine Mutter dich nicht erkennt und dich als "Kind" sucht : sag ihr das "Kind" ist im Kindergarten oder bei Freunden spielen....!!! Sei erfinderisch ! So fühlt sie sich ernst genommen und beruhigt sich vielleicht schneller...! Hat bei meiner Oma immer gut funktioniert.Probier es einfach mal aus. Schön das du bei uns bist ...!!! LG, Tabita
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| | | Shali Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos Sa 25 Feb 2012, 12:23 © Shali | |
| Hallo dirtsa
Erst einmal ein herzliches Willkommen hier im Forum. Ich bin auch noch nicht so lange hier,aber Du wirst Du viele liebe Menschen finden die die mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Wenn ich Deinen Beitrag so lese bewältigst Du alles alleine!?Hast du keine Hilfe von der Familie?
Habe hier schon oft gelesen,das es auch Fahrdienste zum Tageszentrum geben soll,vielleicht wäre das schon mal eine Hilfe und/oder auch einen Pflegedienst,der dir den Morgendlichen Stress abnehmen kann und solange da ist bis der Fahrdienst deine Mutter abholt. Manchmal sind so kleine Hilfen schon mal viel wert.
Aber du wirst hier bestimmt genug Anregungen bekommen,die Dir das Leben erleichtern.
Shali
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| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos Sa 25 Feb 2012, 12:37 © dirtsa66 | |
| Liebe Shali,
Danke für deine lieben Worte. Das mit dem Fahrdienst gibt es schon, aber das Tageszentrum ist so nah, dass es sich nicht auszahlt. Wenn ich Mama erst einmal in der Kleidung hab, dann sind es nur 5 Minuten mit der Straßenbahn. Das mit dem Pflegedienst wäre zwar eine Idee, damit ich früher in die Arbeit komme, ist aber gar nicht so leicht. Meine Mama ist sehr auf mich fixiert und ich möchte ihr das so lange es geht noch ersparen. Bevor wir auf das Tageszentrum gekommen sind, habe ich versucht, einen Pflegedienst zu finden, der am Vormittag bei ihr bleiben würde, bis ich wieder komme, damit sie nicht alleine ist, aber man hat mir gesagt, dass der Pflegedienst nur für pflegerische Maßnahmen kommt, dann aber rasch wieder weg muss, da sie am Vormittag viele Patienten versorgen müssten. Vielleicht gibt es ja etwas, aber es musste alles so schnell gehen und da hab ich wahrscheinlich zu wenig gesucht - wahrscheinlich mach ich erst wieder einen Anlauf wenn es so gar nicht mehr geht - ich raff mich derzeit schwer zu Neuem auf.
Was die Familie betrifft: da ist eben keine engere Familie mehr. De Verwandtschaft ist zwar groß, aber weit verstreut. Wir haben zwar Kontakt, aber sie können sich nicht so richtig vorstellen, was das alles bedeutet. Sie kennen meine Mutter als lebenslustige Frau, die immer alles geschafft hat und immer allen anderen geholfen hat. Gut gemeint Kommentare wie: ist eh gut, dass Du "damit umgehen" kannst - ich könnte es nicht ! sind halt nicht sehr hilfreich. Wer kann schon "damit umgehen" - aber man hat ja keine Wahl.
Alles Liebe
Astrid
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| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos Sa 25 Feb 2012, 12:47 © dirtsa66 | |
| Liebe Tabita,
danke- ich fühle mich wirklich wohl bei Euch - es tut so gut zu sehen, dass man nicht alleine ist. Meine Mutter hat Pflegestufe 3 (von 7 in Österreich), das reicht um die Vormittage im Tageszentrum abzudecken. Das mit dem Kind ist eine harte Sache für mich. ich hör ja immer wieder, dass die Leute ihre Eltern suchen, oder die pflegende Tochter für die Mutter halten oder so, da kann man ja noch mitspielen, aber wenn jemand sein Kind sucht... Das mit dem Kindergarten ist eine gute Idee, leider sucht sie auch oft nachts und ihr ist dann schon klar, dass es Nacht ist - da muss ich mir wohl etwas Anderes einfallen lasse.
Ich hoffe, dass das mit dem Tageszentrum noch eine Weile geht (ideal ist es ja nicht, aber besser als nichts und die sind wirklich nett). Leider dürfte man dort gar keine dementen Gäste aufnehmen, da niemand am weggehen gehindert werden kann, aber man hat mir gesagt, das sei schon in Ordnung, da meine Mama ja keine Weglauftendenzen hat. Einmal ist sie länger dort geblieben, weil ich eine längere Besprechung hatte, da saß sie dann voll angezogen mit Jacke und Haube im Aufenthaltsraum. Sie hatte sie sich alleine angezogen (obwohl sie das normal nicht kann) und niemand konnte sie daran hindern. Sie hat mir so Leid getan. Einer der Betreuer hat mir dann zwar gesagt, sie sei schon seit Stunden ganz unruhig gewesen, aber sie hatte sich erst kurz vorher angezogen
Alles Liebe und danke
Astrid
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| | | Shali Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos Sa 25 Feb 2012, 13:20 © Shali | |
| Hallo dirtsa, - Zitat :
Die Verwandtschaft ist zwar groß, aber weit verstreut. Wir haben zwar Kontakt, aber sie können sich nicht so richtig vorstellen, was das alles bedeutet. Genau dieses Problem kenne ich auch und das zu genüge!! Aber am Schluss immer sagen, hättest doch was gesagt,och das es so schlimm ist wussten wir ja nicht!! Außerdem muss man sich dann auch noch Vorwürfe anhören! Alle tun immer so betroffen doch wenn man Hilfe braucht,so hat dann keiner Zeit,wohnt zu weit weg..ectera,ectera... Ich finde es toll,das man die die Chance gibt im Tageszentrum doch deine Mutter zu betreuen und ich denke mal,das dort trotzdem darauf geachtet wird,das sie nicht doch mal weg läuft,denke mal da überwiegt dann die Vernunft der Pfleger. - Zitat :
Das mit dem Kindergarten ist eine gute Idee, leider sucht sie auch oft nachts und ihr ist dann schon klar, dass es Nacht ist - da muss ich mir wohl etwas Anderes einfallen lasse.
Wie wäre es ,wenn du Ihr erzählst,sie schläft bei der Cousine,Freundin,Oma vielleicht hilft das ja auch! Oje,wenn ich das so lese,dann wird mir Angst und Bange davor,wenn mich mein Vater mal nicht mehr erkennen wird. Shali
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| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos Sa 25 Feb 2012, 15:06 © Biggi | |
| Liebe Astrid, da hast du ja ganz schön was zu stemmen. Hut ab davor. Gut, dass sie wenigstens ins Tagescentrum geht. Dann weisst du sie während der Zeit gut aufgehoben. Und, was die Verwandtschaft betrifft, da können viele hier ein Lied von singen... Ich wünsche dir, dass die Kombination mit deiner Arbeit und dem Tagescentrum noch lange so klappt. LG Biggi
--- Besondere Menschen erkennst du daran, dass sie dich berühren ohne ihre Hände zu benutzen --- |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos Sa 25 Feb 2012, 15:34 © dirtsa66 | |
| Liebe Biggi,
Ja, das Tageszentrum schaufelt mir wenigstens ca drei Stunden fuer die Arbeit frei (wenn auch nicht jeden Tag).
Wir lassen es jetzt erst Mal so.Ich denke Demenzkranke brauchen einfach sehr lange, bis etwas Neues Alltag wird. Waere schoen wenn es bald normal fuer sie waere in der Frueh dort hinzugehen und sie dann vielleicht auch Mal etwas laenger als bis Mittag bleiben wuerde - wuerd mir etwas mehr Flexibilitaet geben (hab schon ein bisschen Angst wegen meiner Arbeit, obwohl ich die tollsten Chefs der Welt habe - aber wenn nix mehr geht ?). Schlimm waere, wenn sich die Demenz so verschlimmern wuerde, dass sie sie nicht mehr nehmen koennten. Aber daran will ich noch gar nicht denken.
Ich kann gar nicht sagen, wir froh ich bin, euch gefunden zu haben, es hat mir so gefehlt mich mit jemandem austauschen zu koennen.
Alles Liebe
Astrid
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| | | Ann Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos Sa 25 Feb 2012, 19:46 © Ann | |
| Hallo Astrid, - lich Willkommen! Ich hoffe du wirst dich hier wohl fühlen. Und kannst dir hier vielleicht auch den ein oder anderen Kummer von der Seele schreiben. Ist toll wie und was du so alles bewältigst!! |
| | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos Sa 25 Feb 2012, 22:21 © Rita | |
| Liebe Astrid, das ist ja heftig. Das kannst du alleine nicht schaffen, nicht wenn du noch arbeiten musst. Ja, ein Demenz-Patient ist immer gern auf jemanden fixiert, und wenn deine Mutter jetzt schon so auf dich fixiert ist, denke ich, wäre es der richtige Zeitpunkt den Pflegedienst ins Boot zu holen, bevor sie's gar nicht mehr akzeptiert. Ausserdem brauchst du eindeutig Hilfe. Wäre es nicht möglich dass morgens der Pflegedienst her kommt und der Mutter beim Anziehen hilft (die sind's gewohnt), und dann zusehen dass die Mutter ins Tagescenter kommt? Damit hättest du etwas mehr Luft drin Zum Glück hast du so einen tollen Arbeitgeber! Das haben die wenigsten. Ja, mit der Familie... das kennen so viele. Meine Schwester wohnt zwar nur 30 km von uns weg, aber wenn man bei ihr auf Hilfe hofft, ... fehlanzeige, sie ist ein Hindernis und keine Hilfe, Hilfe war sie nur kurze Zeit, wirklich SEHR kurze Zeit, dann hat sie mir wieder Steine in den Weg gelegt, wie üblich. hm... die Ideen die die andern hatten wegen dem "Kind" sind doch nicht übel. Einmal kannst du ja sagen es übernachtet bei einer Freundin, oder einmal ist es evtl. im Lager (Schulausflug für 1 Woche), oder sowas. Lass dir was einfallen das sie glaubt, kleine Notlügen sind abslt erlaubt. Ja, es ist eine Zwickmühle, zwischen Arbeit und Mutter hin und her. Das ist alles nicht einfach, und ich denke du meisterst das hervorragend! Nur Mut, du schaffst das super, und mit etwas Hilfe von aussen geht's viel besser. Rita |
| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos Sa 25 Feb 2012, 23:05 © Admin | |
| Liebe Astrid Auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum Du hast schon ein paar gute Tipps bekommen. An einem Punkt möchte ich aber auch noch etwas dazu schreiben. Ich stimme Rita voll und ganz zu mit dem Pflegedienst. Ich kann dir ein Lied davon singen, was eine totale Personenfixierung beinhaltet. Ich hatte das hoch 3 erlebt in der Zeit mit unserem lieben Erik. Damals schien es mir einfach unmöglich andere Personen ins Boot zu holen, wenn man mit jemandem zwischen 2 Länder hin und her pendelt. Ich glaubte ganz fest daran, das es alles nur Komplizierter machen würde. Wenn ich Heute aber zurück schaue, dann hätte ich dies doch wenigstens wärend den Monaten in Schweden versuchen sollen. Zumindest glaube ich, das für Erik die Zeit wo er schlussentlich doch noch im Heim wohnen musste, etwas einfacher geworden wäre.....Ich fürchte liebe Astrid, das je länger du mit der Unterstützung vom Pflegedienst wartest, je stärker wird die Fixierung von deiner Mutter dir gegenüber werden. Folgedessen auch schwieriger, sich an andere Bezugspersonen zu gewöhnen - oder für den Pflegedienst einen Zugang zu deiner Mutter zu finden. Ausserdem gibt auch jede Stunde Fremdpflege für dich selber, ein bisschen extra Zeit um deine eigenen Kräfte besser einteilen zu können. Kraft wirst du noch ganz dolle viel brauchen. Gehe also jetzt schon so vorsichtig wie möglich damit um - auch zum wohle deiner Mutter. Denn sie wird dich noch lange brauchen und wenn du irgendwann zusammenbrichst ist es für niemanden eine Hilfe. Ich hatte meine Grenzen leider erst wahr genommen als ich schon weit drüber war. Genauso wie viele andere hier auch. Vorbeugen lässt sich aber oftmals nur, wenn man frühzeitig anfängt Hilfe ins Boot zu holen. Ich wünsche dir ganz dolle viel Kraft und fühle dich hier in unserer Runde einfach wohl
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos So 26 Feb 2012, 03:54 © dirtsa66 | |
| Hallo ihr Lieben, Noch einmal danke fuer euer herzliches Willkommen und die lieben Worte und Ratschlaege. Das mit dem PD ist mir bewusst (im Kopf, aber im Herzen noch nicht so recht). Ich weiss nicht, ob die sich die Zeit nehmen, mit ihr alle so zu machen, dass sie noch das Gefuehl hat ein bisserl was alleine zu tun (Waschlappen in die Hand geben, zeigen, was man damit macht, danebenstehen, anleiten, helfen, aber noch schauen, dass sie einiges selbst tut, das dauert halt alles lang und der Pflegedienst steht unter Druck). Das ist wieder so eine Nacht heute. Meine Mama hat zu allem Ueberfluss noch ein chronisches Rueckenproblem mit starken Scnmerzen, die oft auf gar kein Schmerzmittel reagierern. ganz schlimm ist es meistens Nachts. Das geht jetzt schon seit Weihnachten so, wir sind staendig beim Arzt, Physiotherapie, Infusionen, vieles vertraegt ihe Magen nicht, sie nimmt schon Oxycontin ( seite Jahren). Hilft nix, jede Nacht sind wir auf, alle 2-3 Stunden (Schmerztablette, einschmieren, Infrarotbestrahlen)... Der Strahler ist aus - wir gehen jetzt wieder in Bett, vielleicht geht sich ja doch noch etwas Schlaf aus. Gott sei Dank ist morgen (heute) Sonntag. Ich wuensch Euch noch Astrid |
| | | Ehemaliges Mitglied "GELÖSCHTER USER"
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| | | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos So 26 Feb 2012, 09:11 © dirtsa66 | |
| Liebe Ulli,
Wir haben schon einiges versucht in Richtung Lagerung, Matratze usw. Der Arzt hat gemeint, daran wuerde es nicht liegen, eher daran, dass der Ruecken (und das Becken) einfach durch die Osteoporose schon sehr kaputt sind. Ein Problem ist auch, wie sie liegt, naemlich starr auf dem Ruecken. Sie dreht sich nicht beim Schlafen. Ich habe schon auf Absprache mit dem Physiotherapeuten probiert sie seitlich, mit Poelstern unterstuetzt zu lagern, damit der Ruecken entlastet ist. Da liegt sie dann genauso steif da und kommt dann vor Schmerzen gar nicht mehr hoch. Da sind dann auch die Knie ganz steif.
Tagsueber geht es, sie ist auch noch recht beweglich, also koerperlich nicht wirklich gebrechlich.
Darf ich fagen, was fuer eine Matratze Du hast ? hab schon an eine Tempur gedacht, aber ich weiss nicht - da gibt es viele unterschiedliche Meinungen dazu.
Schlaf gab's nicht mehr allzu viel, aber wenigstens muss ich nicht in die Arbeit.
Liebe Gruesse
Astrid
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| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos So 26 Feb 2012, 09:56 © dirtsa66 | |
| Hallo Ihr Lieben, Wir kommen gerade vom Duschen und ich habe mir noch einmal Gedanken zum PD gemacht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das mit dem Duschen gut funktionieren wuerde. Ich glaube, meine Mama wuerde sich schon einmal nicht ausziehen wollen und ich glaub angreifen schon gar nicht. Bei uns laeuft das Duschen eigentlich spielerisch (wir machen es auch nicht jeden Tag, das wurde ich in der Frueh zeitlich nicht hinkriegen, das gibt es eine gruendliche Waesche mit dem Waschlappen). Also zum Duschen: ich zieh mich auch aus, sonst bin ich waschelnass und wir machen uns einen Spass daraus, dass ich auch mit in die Dusche steige Dann schrubbel ich ihr den Ruecken, drueck ihr so einen Badeschwamm in die Hand und sie schrubbelt vorne, dann schrubbelt sie auch an mir rum und hat pass dabei, dann waschen wir noch die Haare. das geht alles ganz entspannt, ist eine Mordsspritzerei und dauert auch etwas. Dann rubbeln wir sie gemeinsam trocken (ich wickel sie in ein ganz grosses Badetuch). Sie geniesst das Duschen richtig. Dann helf ich ihr beim Anziehen und sie ist richtig zufrieden. Wenn sie fertig ist, mach ich mich fertig (das geht dann schneller Noch ein anderes Thema, dasa liegt mir seit gesteern etwas im Magen. ich wollte es nicht so aussehen lassen, als ob meine Verwandten nicht ok waeren. Es ist halt nicht engste Verwandschaft. Meine Mutter war eines von 12 Kindern, am Land, Aussiedler aus Suedtirol. Meine Mutter war die aelteste Tochter. Die Kinder mussten fruh raus um Geld zu verdienen (beim Bauern, irgendwo in einer fremden Stadt im Haushalt usw.). Sie haben sich dann in alle Winde verstreut (Deutschland, 2xSchweden, 2xLiechtenstein, Vorarlberg, Wien, Kaernten, 3xObersteiermak). Wir haben mit allen losen Kontakt, aber nicht so, dass sie jetzt alle wuessten, was genau mit meiner Mama los ist. Bei uns in Graz gibt es eine Kusine (Tochter einer Tante) mit Familie und eine Grosskusine (Tochter einer Kusine mit Familie). Meine Kusine hat vor zwei Jahren ihren Mann verloren, kommt nicht aus den Depressionen, hat zwei Toechter, die auch nicht zurechtkommen und ihre Kinder bei ihr abladen. Sie ist selbst dauernd fertig und heult sich bei allen aus - ganz ehrlich, da halt ich mich lieber zurueck, sonst heisst es am Ende ich will sie auch nicht mit etwas belasten, wo sie eh schon nicht mehr kann. Grosskusine ist ganz toll, fast wie eine Schwester. Sie hilft auch immer, wenn sie kann und wenn bei mir wirklich Not am Mann ist. Ich will aber auch sie nicht dauernd um Hilfe angehen. Erstens arbeitet sie in Spital als Pflegehelferin und ist da sehr eingespannt, dann hat sie einen dreizehnjaehrigen Sohn (total lieb, liebt meine Mama sehr - und sie ihn - sagt Oma zu ihm, weil seine wirkliche Oma ja doch weiter weg wohnt), der ADHS und Legasthenie hat und sie investiert sehr viel Zeit, um ihn irgendwie durch die Schule zu bringen. Ihr Mann schert sich nicht und hat jetzt angekuendigt, dass er eine andere hat und auszieht. Wirklich, sie ist immer da, wenn ich sie um Hilfe bitte und wenn es sich irgendwie ausgeht, aber ich will sie auch nicht immer angehen, sie hat wirklich selbst genug um die Ohren. Eine Kusine in der Obersteiermark, die auch sehr lieb ist, ist selbst krank (Krebs, Lupus) und wird schon von ihrer Schwester aus Graz (siehe oben) genug zugejammert. Die anderen: wie gesagt - alle lieb, aber soll ich in ganz Europa rumheulen ? kann mir doch eh keiner helfen aus der Ferne. Heul ich halt bei Euch - danke, dass ich darf, wenn's zu viel wird lest es einfach nicht... Und alles Liebe Astrid |
| | | Kessi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos So 26 Feb 2012, 10:22 © Kessi | |
| Guten Morgen liebe Astrid, auch ich möchte Dich ganz herzlich hier begrüßen. Habe mir gerade Deine Beiträge am Stück durchgelesen und musst erstmal schlucken und ein paar Mal durchatmen. Schon wieder "so eine" hier, die Unglaubliches leistet! Meine Güte, was bin ich für ein kleines Lichtlein und wie viele Menschen treffe ich hier, die täglich (und nächtlich) über sich hinaus wachsen in ihrer Liebe ihren Angehörigen gegenüber! Ich bin seit einigen Monaten hier "aktiv" und habe durch Geschichten wie Deine ein komplett anderes Verständnis dafür bekommen, was in unseren Ländern an Pflegeaufwand von Angehörigen geleistet wird. Oft, wie eben nach dem Lesen Deiner Beiträge auch, bin ich absolut sprachlos. Wie machst Du das, wo Du noch nichtmal nachts durchschlafen kannst? Wann wird Dein "Akku" aufgeladen? Ich glaube, helfen kann ich Dir gar nicht, aber aus eigener Erfahrung weiß ich, wie gut es tut, sich hier mal etwas von der Seele schreiben zu können. Nur zu. Hier findest Du mitfühlende Leser! Zum Thema Matratze und Rückenschmerzen habe ich vielleicht doch eine Idee (arbeite in einem Krankenhaus). Um ein Wundliegen bei bettlägerigen Patienten zu vermeiden, gibt es spezielle s.g. Antidekubitus-Matratzen in diversen verschiedenen Ausführungen. Eine Möglichkeit sind Wechseldruckmatratzen - die werden durch einen Motor wechselnd aufgepustet, so dass Druck und Entlastung auf die Haut und Muskeln immer abwechselt. Dadurch wird die Durchblutung angeregt und so sollen Druckstellen vermieden werden. Vielleicht hätte die bessere Durchblutung auch einen positiven Einfluss auf die Schmerzen Deiner Mutter? Ist nur so eine Idee, die Du vielleicht mal beim Physiotherapeuten oder/ und Hausarzt ansprechen könntest. Diese Matratzen sind sehr, sehr teuer und ich weiß nicht, ob man die jemandem auch verschreiben könnte, der nicht komplett bettlägerig ist. Aber ansprechen oder probieren könnte man es ja mal. Vielleicht könntet Ihr in einem Sanitätshaus so eine Matratze mal für ein zwei Wochen mieten? So, das war's erstmal - ich werde weiter von Dir lesen. Liebe Grüße Kessi
Gib jedem Tag die Chance, der Schönste Deines Lebens zu werden! |
| | | soda1964 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos So 26 Feb 2012, 10:52 © soda1964 | |
| Liebe Astrid, auch von mir erst mal . Ich habe eben in Ruhe deine Beiträge durchgelesen. Bei der Vorstellung, wie ihr beide zusammen duscht, musste ich schmunzeln. Ein bisschen kann ich dir nachfühlen. Ich war die letzten Monate, als unsere Nonna (meine Schwiegermama) noch zu Hause war (seit Ende August ist sie nun im Pflegeheim) auch ihre wichtigste Bezugsperson und habe sie gepflegt und umsorgt. Es kam mir da manchmal ein bisschen vor, wie wenn man ein Kleinkind hat. Das braucht auch ganz viel Mama, wacht nachts auf, will immer dabei sein und einbezogen werden - und es fällt einem schwer, es bei einer anderen Person zu lassen, wenn es nicht dort bleiben will. Ich weiss, der Vergleich hinkt ein wenig, und doch sehe ich sehr viel Parallelen. Ich finde, du machst das alles wunderbar. Durch die Teilnahme hier wirst du viele verschiedene Geschichten und Lebensformen kennenlernen. Und mit der Zeit verliert vielleicht der Gedanke, einen Pflegedienst mit einzubeziehen seinen "Schrecken". Fühle dich wohl bei uns - wir sind hier für einander da:D Liebe Grüsse aus der Schweiz Therese
ThereseMan muss mit Allem rechnen - auch mit dem Guten.
Die wahre Lebenskunst besteht darin, im alltäglichen das Wunderbare zu sehen. Pearl s. Buck
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| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos So 26 Feb 2012, 13:03 © Biggi | |
| Liebe Astrid, bei uns darf geheult werden, was das Zeug hält... Darum ist es hier ja auch so schön. Man findet für jedes Problem Zuhörer. Zu deiner Sorge, dass deine Mutter irgendwann in diesem Tagescentrum nicht mehr genommen wird, kann ich sagen, dass unsere Mutter seit ganz langer Zeit im Endstadium ist. Trotzdem wird sie noch abgeholt. Sie schläft zwar dort nur, aber wir haben weiterhin mal unseren Freiraum. Oder haben die sowas schon mal angedeutet bei dir, weil es ja nicht ausschliesslich um Demente geht? Bei uns wurde auch die Wechseldruckmatratze vom Arzt verordnet, als Mutter noch mobiler war. Weil, wie Kessi schon schrieb, sie sehr teuer sind. Ich würde den Arzt einfach mal darauf ansprechen. Das du mit deiner Mutter in die Dusche hüpfst, finde ich einfach nur genial. Ideen muss man haben... LG Biggi
--- Besondere Menschen erkennst du daran, dass sie dich berühren ohne ihre Hände zu benutzen --- |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos So 26 Feb 2012, 13:42 © dirtsa66 | |
| Hallo Biggi, Therese und Kessi, also an eine Wechseldruckmatratze hab ich noch nicht gedacht, das kenne ich nur von wirklich bettlägrigen Menschen. Meine Mama ist ja noch total mobil, außer halt, dass sie in der Nacht so starke Schmerzen hat und da anscheinend wirklich total unbeweglich liegt bis sie dann aufwacht und sich vor Schmerzen nicht mehr zu helfen weiß. Ich werde aber einmal mit den Physiotherapeuten reden. Das mit dem Duschen hat sich so ergeben und ist auch ganz witzig, so werden wir beide sauber und ich glaube sie hat ihren Spass. Das mit den Tageszentrum ist so eine Sache, es ist ausdrücklich NICHT für Demente, sondern ist, betrieben von einem privaten Verein, eine Stelle, wo alleinstehende Senioren hingehen können, die nicht in ein heim wollen, aber auch nicht mehr den ganzen Tag allein zu Hause sein können oder wollen. Es gibt ein Aufnahmegespräch, es werden dort alle Befunde erhoben, Medikamente verteilt (es sind dort Krankenschwestern, Sozialarbeiter, Therapeuten, Pädagogen, Heimhelfer, also wirklich viele, vor allem junge engagierte Menschen), man kümmert sich auch, wenn Leute nicht mehr alleine auf die Toilette könne, hat Inkontinenzeinlagen parat, auf Wunsch können die Gäste dort auch mit Hilfe duschen, Fußpflege kommt ins Haus (für viele Alleinstehende ist das ein toller Service). Es wird gespielt, es gibt Zeitungsrunden, Gedächtnistraining, Gymnastik. Fingergymnastik, Geburtstage werden gefeiert, Fasching, Weihnachten, Ostern...., sie haben zusammen mit dem benachbarten einen großen Garten mit "Spielgeräten". Es wird mitgeschrieben, woran die Gäste teilgenommen haben (bekommt man jeden Monat mit der Rechnung mitgeliefert), man kann jederzeit mit den Betreuern reden. Ich finde es wirklich toll. Aber wie gesagt - sie dürften eigentlich keine Dementen aufnehmen, weil sie nicht das Recht haben, irgendjemandem am Fortgehen zu hindern. Man hat mir aber versichert, dass das kein Problem sei, solange meine Mutter nicht wegläuft und nicht aggressiv ist. Sie haben mir auch erzählt, dass sie es nicht ganz so eng sehen. Es gibt da zum Beispiel eine Frau, die schon seit Jahren hingeht (damals ging es ihr noch gut). Mittlerweile ist sie schwer dement, kann sich an nichts mehr beteiligen, aber ist mit ihrem Rollator ständig auf dem Weg und sie müssen sie immer hindern zur Tür hinaus zu verschwinden (das machen sie auch, obwohl sie nicht dürften - ich hab ihr die Tür aufgehalten, als ich meine Mutter vom Probetag abgeholt hab - hab aber noch rechtzeitig bemerkt, dass mit ihr etwas nicht stimmt und sie wieder "zurückgeleitet"). Sie sagen, sie bringen es nicht übers Herz den Angehörigen zu sagen, sie dürfte nicht mehr kommen. So gesehen... Es gibt in Graz noch ein anderes Tageszentrum nur für Demente, aber das liegt an anderen Ende der Stadt (ich hab kein Auto) und wie gesagt, die Betreuer in "unserem" Tageszentrum sind mir echt an Herz gewachsen und ich hoffe, es geht dort noch lange gut und vielleicht noch besser als jetzt. Liebe Grüße Astrid |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos So 26 Feb 2012, 13:56 © dirtsa66 | |
| Graz ist fuer Euch zwar weit weg, aber das ist "unser" Tageszentrum:
http://mr-it.at/html/compass/tageszentrum%20liberty/tageszentrumliberty.html
LG
Astrid |
| | | Biggi Moderator
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| | | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos So 26 Feb 2012, 16:05 © dirtsa66 | |
| Stimmt auch alles - die sind wirklich gut. besonders zwei junge Maenner haben es meiner Mama angetan , die sind aber auch wirklich nett. Alles Liebe Astrid |
| | | Biggi Moderator
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| | | | Shali Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos So 26 Feb 2012, 18:41 © Shali | |
| Hallo Astrid
zum Thema Matratze,meine Stiefmutter war damals such nicht ständig Bettlägerig und hat diese Wechseldruckmatratze bekommen,sogar ohne das wir das extra beantragen mussten. Damals ging es uns ausschließlich darum einen Bettrahmen den man rauf und runter fahren konnte zu bestellen,damit es beim aufstehen für meine ST-Mutter einfacher war,(ein extra Seniorenbett wollten wir nicht aus Platzmangel) als aus dem niedrigen Ehebett,da war diese Matratze schon mit bei,wir waren zwar sehr verwundert aber das Sanitätshaus sagte uns nur ,das die dazugehört,das war eine super Sache. Das wurde von der Pflegekasse übernommen!!
Das mit dem Tageszentrum finde ich super,da kann man mal sehen das es doch noch Menschen gibt,die sich der Kranken annehmen,viele lehnen sowas rigoros ab,wenn die sowas nicht dürfen.
Shali
Nimm ein Jeden wie er ist,so nimmt man Dich auch wie Du bist! |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Fühle mich hilflos So 26 Feb 2012, 19:03 © dirtsa66 | |
| Liebe Shali, Danke fuer die Info, ich werde mich erkundigen, wie das hier in Oesterreich so ist. Fuer heute stell ich mich schon mal seelisch auf die naechste Nacht ein. Mama hat seit 5 schon gefuehlte 1000 Mal gesagt "jetzt gehn wir dann ins Bett". Ich muss es aber schon wegen der Medikamente noch ein bisschen rauszoegern (Mama, es ist noch zu frueh, es ist erst Nachmittag - fuenf Minuten spaeter: Mama, es ist noch zu frueh, es ist erst....... usw). Sie ist wirklich mued (und ich auch). Ich hoffe, wir kriegen heute ein bisschen Schlaf. Wochenende ist ja auch vorbei und damit wartet ja auch der Morgenstress wieder auf uns. Alles Liebe und Astrid |
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