Hallo an Alle!

Ich freu mich, dass ich dieses Forum gefunden habe. Weiß im Moment nicht mehr, was ich machen soll. Vor 3 Monaten ist Papa an Leukämie gestorben. Die Krankheit wurde im letzten Februar festgestellt. Es war dann ein Auf und ein Ab. Meine Eltern wohnten weit entfernt, haben sie zu uns in die Nähe geholt. Ich muss jetzt noch etwas weiter ausholen. Seit ca. 3 Jahren berichtete Papa immer davon, dass Mama immer mehr Sachen verlegt. Er hat dann vom Fahrzeugbrief und allen anderen wichtigen Dokumenten Kopien gemacht. Die Bankkarte musste mehrmals bestellt werden, weil Mama nicht mehr wusste, wo sie die Karte hingelegt hatte. Dann schloss sich Mama oft ein. Sie weinte dann und schimpfte viel. Klingt nach Depressionen. Ich denke, sie hat/hatte auch welche. Wir, ihre Kinder, wohnten ca. 1,5 Std. Fahrtzeit entfernt. Den ganzen Tag hatten meine Eltern "nur sich". Mein Papa kam da gut mit zurecht (Eigenbrödler, "Herr im Haus"). Aber Mama nicht. Trotzdem, sie wollte nichts ändern. 2007 hatte Papa einen Schlaganfall. Schon da sagten wir ihr, sie soll doch einfach das Haus verkaufen (wir helfen ihn) und wieder zurück ziehen (meine Eltern sind vor 11 Jahren weggezogen). Nein, sie wollte nichts über den Kopf von meinem Papa hinweg entscheiden.

Er erholte sich nach dem Schlaganfall. Es war eigentlich wie immer, bis auf die Tatsache, dass die Gedächtnislücken bei Mama größer wurden und Lustlosigkeit bei herrschte. Seit der Diagnose von Papas Leukämie und ihrem Umzug in die Nähe von uns, - ist es schlimmer geworden. Sie vergisst sehr viel. Schlüssel, Geld (versteckt sie immer in der Wohnung), Papiere etc. Sie weiß nicht welchen Wochentag wir haben. Sie sagt, sie sei 25 Jahre mit Papa verheiratet gewesen (es wären in diesem Jahr 50 Jahre gewesen). Wenn ich sie auf einen Arztbesuch anspreche, dass es Medikamente gibt, die unterstützend helfen, wird sie sehr wütend. Sie will nicht.

Seit Papa gestorben ist, also besser seit 2 Monaten, sind die Symptome noch ausgeprägter. Sie frühstückt mehrmals. Räumt Sachen aus den Schränken und räumt sie später wieder ein. Wäscht die Wäsche, die noch garnicht benutzt ist. Ist sehr antriebslos (selbst die Kinder können sie kaum aktivieren, mal spazieren zu gehen). Sie vergisst, was ich ihr vor 20 Minuten erzählt habe. Vertauscht Geschehnisse, wird wütend, ist traurig, will allein sein. Dann ruft sie mich ganz oft an und möchte, dass ich rüber komme. Bin auch ganz oft bei ihr und erkläre ich viel. Kümmere mich um die Rente und Überweisung und....... Aber, ich kann bald nicht mehr. Und ich schäme mich, es so zu sagen, merke ich gerade.

Was soll ich nur tun? Sie muss unbedingt zum Arzt. Wie geht es weiter?

Sie hat keine Bekannten mehr hier bzw. sie will auch nicht, dass ich sie mal zu einem Seniorenclub (o.ä.) begleite. Da gehört sie nicht hin, nur alte Leute (sie ist 73 Jahre). Auch zu unseren Freunden will sie nicht mit. Sie scheut jeden Kontakt.

Wir sind eine kleine Familie. Mein Mann, ich und zwei Kinder (8 und 12 Jahre). Ich gehe halbtags arbeiten und mein Mann ist in Vollzeit beschäftigt und oft 3 Tage die Woche unterwegs. Ich habe MS (leichte Form, motorisch alles ok). Ich habe Angst vor "morgen". Ganz oft schreie ich meine kids an. Nachts schlafe ich ganz schlecht und wenig. Vermisse Papa und habe Angst, allem nicht mehr gerecht zu werden.

Bitte sagt mir, was ich machen könnte. Ich bin über jeden Ratschlag dankbar.

Und, danke, dass ich hier mal alles runterschreiben konnte.

LG,

Manjana.

Liebe Manjana,

denke schon dass die Mutter mal zum Arzt sollte. Aber das Problem kenne ich leider auch, dass sie dann nicht wollen.

Vielleicht gelingt es dir, mit dem Hausarzt zu reden und ihr überlegt euch eine List, vielleicht dass mal wieder ein Bluttest fällig ist, oder wenn sie Auto fährt z.B. dass da ein Test nötig ist damit sie den Führerschein nicht verliert, oder allgemein dass in dem Alter man zur Untersuchung muss, oder was in der Art.
Vielleicht macht der Hausarzt ja mit und ruft bei der Mutter an und sagt die letzte Kontrolle war dann und dann und jetzt wäre eine neue fällig.

Vielleicht hilft das ja schon mal. Auf jeden Fall sollest du dem Hausarzt berichten was los ist, damit er auf dem Laufenden ist. Denn die Patienten können sich so gut verstellen!
Bei meine Vater war's ewig so, erst musste was massiv schlimmes passieren damit der Hausarzt und geglaubt hat!

Vorallem denke ich auch, wenn man mit Medikamenten etwas helfen könnte, die Krankheit (was immer es auch sein mag, hört sich aber schon ähnlich wie die Demenz meiner Mutter im Anfangsstadium an, kann aber auch durchaus was anderes sein) kann man wohl nicht aufhalten, aber wenn man's etwas verzögern kann, dann ist doch schon viel getan.

Du machst das prima. Ist nicht einfach, besonders nicht wenn sie so weit weg wohnen, dann ist's noch schwerer.
Ich drück dir die Daumen dass der Hausarzt die Mutter überreden kann zu ihm zu kommen.

Rita

Liebe Manjana

erstmal von mir!

Also diese Problematik haben viele - ich denke deine Mutter weiss genau, das irgendwas nicht stimmt und hat jetzt Angst vor der Diagnose....
Wie wäre es, wenn du sie bittest das sie dich zum Arzt begleit - quasi als Unterstützung für dich. Den Arzt vorher einweihen und die Problematik im Vorfeld schildern, vielleicht kann es so gelingen und wenn sie erstmal da ist, können weitere Untersuchungen/Schritte folgen...

Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld....

Hallo Manjana, herzlich willkommen bei uns! Das, was Du schilderst, kennen fast alle hier. Bei uns war es anfangs genau so - das ging von stundenlangen Heulkrämpfen seitens unserer Mutter bis "da geh' ich nicht hin". Das bezog sich auf den Neurologen - da hab' ich dann letztlich auch mit List und Tücke gearbeitet. Zum Hausarzt ging Mutter sowieso alle paar Wochen wegen regelmäßiger Blutuntersuchungen, da konnte man das einfließen lassen, dass er sie zum Neurologen geschickt hat (hab' ihn vorher angerufen und darum gebeten ). Auf ihren Doc hört sie immer - da kommt der anerzogene Respekt vor den "Herren in Weiß" durch.

Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass sie Angst vor der Diagnose hat. Sie ist aber doch noch so aufnahmefähig, dass man mit ihr reden kann? Schlimmstenfalls muss man ihr klipp und klar sagen, dass was nicht stimmt (weiß sie eh), und dass es Möglichkeiten gibt, dem gegenzusteuern und dass man die auch frühzeitig wahrnehmen muss. Ihre Wesensveränderung kann ja auch andere Ursachen haben - aber es sollte wirklich dringend abgeklärt werden.

Ich drück' Dir die Daumen, dass Ihr sie überreden könnt!

Ich heisse dich ebenfalls .
Was du über deine Mama schreibst, auch so bezüglich sich zurück ziehen, keine Kontakte mehr pflegen etc. habe ich mit unserer Nonna, meiner Schwiegermama, genau so erlebt. Auch die Veränderungen in punkto Hausarbeit, kochen etc. kommen sicher vielen von uns bekannt vor.
Vielleicht kannst du ihr von deiner Sorge erzählen? Die meisten Mütter wollen nicht, dass ihre Kinder sich um sie sorgen. Vielleicht kannst du sie auf dem Weg überzeugen, mal mit deiner Begleitung einen Arzt aufzusuchen. Ich denke, wie viele andere hier, auch, dass unsere Angehörigen sehr wohl merken, dass mit ihnen Dinge passieren, die sie nicht einordnen können. Das macht Angst ...
Bleibe geduldig, sprich sie immer wieder darauf an - und ich bin sicher, dass sie sich irgendwann zu einem Arztbesuch bewegen lässt.
Du kriegst das hin
Liebe Grüsse
Therese

Liebe Manjana,
herzlich Willkommen bei uns. Du musst dich hier nicht schämen, dir deine Sorgen von der Seele zu schreiben. Gerade dafür ist dieses Forum.

Herzliches Beileid zum Tod deines Vaters.

Dass die Symptome deiner Mutter sich seit dem Tod ihres Mannes verstärkt haben, ist verständlich. So Erlebnisse werfen unsere Lieben immer ein Stück weiter zurück.

Du kennst sie am besten, lass dir irgendeine Notlüge einfallen, damit sie mit dir zum Arzt geht. Das wäre so wichtig. Wenn ihr genau wisst, was los ist, könnt ihr auch in Ruhe weiterplanen. Vielleicht wäre ja auch ein Hausbesuch möglich?

Weiter viel Kraft und liebe Grüsse
Biggi