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sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Mi 07 Dez 2011, 07:45 © sylvia | |
| Liebe Petra ich denke immer alles im Leben ist Schicksal. Wohl dem, wenn man Eltern hat die sagen wir mal "liebenswert" sind. Ist ja leider nicht immer so. Man sollte versuchen es so anzunehmen, ich weiß, es ist schwer. Als ich meinen Papa wiedersah (10 Jahre) habe ich auch nicht an Demenz gedacht, wußte bis 2007 nur wenig von der Krankheit. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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| | | beate58 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Mi 07 Dez 2011, 07:47 © beate58 | |
| Liebe Petra, ich kann Deine Gedankengänge sehr gut verstehen. Bei mir ist es ähnlich. Ich hatte eine wunderschöne Kindheit. Meine Eltern waren immer für mich da. Als dann vor fast 27 Jahren mein Mann verstarb, war es für meine Eltern gar keine Frage, sich stützend hinter mich zu stellen, ohne mich zu bevormunden. Meinen beiden Jungs, damals drei und acht, bescherten sie eine benso schöne "Enkelkindheit". So ist das Verhältnis bis zum heutieutigen Tag sehr eng und innig. Als meine Eltern die 80 überschritten, bemerkten wir, dass sich vieles veränderte. Sie waren nicht mehr belastbar. Die Trennung meines Bruders haben wir deshalb in Einzelheiten von ihnen fern gehalten. Wenn mein "Kleiner" mal wieder mit einer akuten Abstoßung seines Herzens nim Krankenhaus liegt, verschweigen wir dies. Und schon lange stellte ich mir immer an traditionellen Familienfeiertagen die bange Frage: Wie lange noch? Noch zwei Weihnachtsfeste oder doch fünf oder zehn? Erleben sie den nächsten Geburtstag? Seit 10 Jahren fahren wir Pfingsten mit den Eltern an die Mosel. Sie fahren schon lange nicht mehr selbst. Anstatt die schönen Tage u genießen, war ich oft in Gedanken mit der Frage beschäftigt: Vielleicht das letzte Mal? Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass ich mir damit den Zugang zum Schönen arg verbaue. Nun bin ich schon lange auf dem Weg: Ich habe meine Eltern sehr lange bei mir haben dürfen (die Eltern meiner Freunde sind schon lange tot), wir haben eine wunderschöne Zeit, genießen wir sie. Veränderungen nehme ich so wie sie kommen an und weiß: Wenn meine Eltern die Last nicht mehr tragen können, sollen sie in Frieden gehen. Nun bin ich gläubig und weiß, es wird ihnen dann wieder gut gehen. So nehme ich dankbar die Zeit an, die wir noch haben, bin sicher manchmal traurig, dass sie langsam (hoffentlich langsam) zu Ende hgeht und sehe, dass das Leben ihnen zunehmend schwer fällt. Leiden sehen möchte ich sie nicht, also denke ich, dass sie dann, wenn es genug ist, in Frieden gehen können. Sie nicht los zu lassen, ist ihnen gegenüber nicht fair. Außerdem ist die Zeit, die man zusammen hatte, ja nie vorbei, sie hinterlässt Spuren und schöne Erinnerungen. Davon kann man ein Leben lang zehren und das schfft Nähe über den Abschied hinaus. Nun denke nicht, dass mir dieser Weg leicht gefallen ist, es war ein Prozess, aber es ist für alle ein guter Weg. Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut, vielleicht einen ähnlichen Weg zu gehen. LG Beate |
| | | jellyamber Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Mi 07 Dez 2011, 18:42 © jellyamber | |
| Liebe Petra, ich kann deine Gedankengänge und Fragen gut nachvollziehen, bei mir sind auch beide Elternteile von Demenz betroffen - Alzheimer und vaskuläre Demenz, sind liebevoll und humorig, keine Biskuren und haben es auch nicht "verdient" :;-zwinkernd;-: Die Frage nach dem Warum wird dich irgendwann mal verlassen, weil es keine Antwort darauf gibt. Und selbst wenn - die Antwort würde dir nicht weiterhelfen. Die Gewöhnung macht dann vieles wieder gut, was die Angst am Anfang bei Diagnosestellung "verletzt" und anrichtet - Zweifel, Trauer, Wut. Die Phasen durchleben wir alle, immer wieder, bei jedem neuen Schub und bei jeder Fähigkeit, die unseren Lieben verloren geht. Wenn du dich über Demenz schlau gemacht hast, dann sind diese Verluste nicht mehr "so schwer", dann sagst du eher, ah, jetzt sind wir da angekommen, d.h. ich muss mich und uns auf das nächste vorbereiten. Ich kämpfe schon lange mit diesem Abschied auf Raten. Am Anfang war's wirklich schlimm, wenn meine Ma wieder was nicht mehr konnte, Worte fehlten, Alltagsvorrichtungen zum Mounteverestgeschehen wurden. Jetzt, nach ca. 5 Jahren Diagnosestellung fühle ich umgekehrt und freue mich über das, was da ist. Und das ist eine Menge: Wärme, Kuscheln, Streicheln, hier und da Worte, ein verstehender Blick, ein Lachen, Scherze, Freude am Essen... Auch wenn meine Ma so 3/4 schon weg ist, ist sie 100% da. Trotzdem habe ich von vielem Abschied genommen, weil es, wie Ursula mal ganz ganz gut formuliert hat, irgendwann wichtiger ist, nach vorne als nach hinten zu schauen - rein überlebenstechnisch. Guten Weitblick wünscht dir Jelly
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| | | Kessi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Mi 07 Dez 2011, 21:03 © Kessi | |
| Liebe Petra, habe erst heute Deine Beiträge hier gelesen und möchte Dir eine ganz dicke Umarmung schicken. Ihr habt da ein schweres Paket zu tragen und ich glaube, mir zum Teil vorstellen zu können was bei Dir gefühlsmäßig so abgeht (bei meinen Eltern ist es diagnosemäßig ähnlich, allerdings Krebs+Alzheimer zusammen bei meiner Mutter). Da ich in einer onkologischen Abteilung arbeite, kann ich Dir vielleicht ab und zu einen Rat in Bezug auf Deinen Papa geben - aber Achtung! Ich bin keine Ärztin! Was ich aber in einem Deiner ersten Beiträge gelesen habe waren die Zweifel, ob man dem "alten Herrn" eine Chemo, OP, Bestrahlung u.s.w. überhaupt zumuten sollte. Das sind Fragen, die Ihr unbedingt offen dem behandelnden Onkologen stellen müsst. Macht Euch einen Zettel mit all den Fragen, die Euch (auch Deinem Vater) auf der Seele brennen und nehmt den mit. Das raten wir unseren neuen Patienten auch immer. Ungewissheit zermürbt - Wissen kann zwar auch Angst machen, oftmals beruhigt es aber auch. Auch, dass ein Angehöriger (oder auch zwei, bitte aber keine ganze Sippe) mit zu den Aufklärungsgesprächen kommen, ist bei uns sehr gern gesehen. Vor lauter Aufregung vergessen die Patienten nämlich oft etwas und so können sie ihre Angehörigen im Nachhinein nochmal fragen (was hat der Doktor noch gesagt?). Die Frage ob eine Therapie (egal welche) überhaupt Sinn macht, kann Euch nur der Arzt beantworten. Fragt nach dem Nutzen, den Risiken und nach den Folgen, wenn auf eine Therapie verzichtet wird. Meine Mutter bekommt beispielsweise trotz ihres hohen Alters (81) eine Chemotherapie mit wenig Nebenwirkungen um ihr 1. noch ein paar Monate gute Zeit zu schenken und 2. den qualvollen Fortschritt der Erkrankung hinauszuzögern. Im Klartext: Wir hoffen, so viel Zeit zu gewinnen, dass die biologische Uhr schneller tickt als die Krebszellen sich vermehren können. Das klingt vielleicht im ersten Moment etwas hart, aber in einem so hohen Lebensalter wäre das friedliche Einschlafen das natürlich vorgesehene Lebensende. So wünschen wir es uns, auch wenn ich durchdrehen könnte bei dem Gedanken an das Leben ohne Mama. Ob das aber auf Deinen Vater umzusetzen ist, kann ich nicht sagen. Es soll Dir nur als Ideenquelle für Euer Arztgespräch dienen. Zum Thema Heimunterbringung sind meine Gedanken auf Grund der Erkrankung Deines Vaters diese: Betreutes Wohnen klingt gut, aber was passiert da, wenn die Krankheit fortschreiten sollte und eine intensive Pflege Deines Vaters zeitweise (z. B. während einer Therapie) oder dauerhaft notwendig ist? Wäre das im betreuten Wohnen möglich? Da bin ich noch nicht so firm. Ein Pflegeheim, in dem beide gemeinsam dauerhaft untergebracht werden können erscheint mir auf den ersten Blick die beständigere Lösung zu sein. Keine Sorgen um Mama, wenn Papa im Krankenhaus ist, gemeinsame neue Bekanntschaften - nicht so allein fühlen wenn einer von beiden nicht da oder irgendwann nicht mehr da ist. Eine gute Basis um vielleicht und hoffentlich (dafür drücke ich Dir ganz fest beide Daumen) noch eine schöne gemeinsame Zeit zu ermöglichen. Bis zum nächsten Mal, Kopf hoch und genieße weiter die schönen Momente!
LG Kessi
Gib jedem Tag die Chance, der Schönste Deines Lebens zu werden! |
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| Thema: Verhinderungspflege Do 15 Dez 2011, 16:41 © ormin01 | |
| eigentlich hatte ich am Montag schon was zum neuesten Stand geschrieben - ist aber irgendwie schief gelaufen, zumindest steht nichts drin.
Der Befund von Vati ist "besser" als erwartet - keine Metastasen weiter!! "Nur" der Tumor + ev. 2 angegriffene Lymphknoten. Eine OP ist jedoch auf Grund der Vorerkrankungen zu riskant. Also haben wir uns zur Bestrahlung entschieden. Lt. Ärztin hat er damit gute/sehr gute Chancen.
Zu Mutti: sie haben wir wieder im Seniorenzentrum. Diesmal gabs allerdings heftige Tränen von ihr. Der Abschied fiel sehr schwer. Ich selbst hab mich auch total schlecht gefühlt. Aber was soll ich machen?? Ich selbst muss arbeiten und Vati schafft die Pflege nicht allein. Weihnachten + Silvester ist sie wieder bei uns - kleiner Lichtblick.
Wie es dann weiter geht?? Der Antrag auf Heimplatz im Nachbarort läuft, wir stehen sogar auf der Dringlichkeitsliste. Aber leider ... dafür muss ja dort wer sterben :-( Ist schon alles schlimm. Ich habe daher ab 1.1. die Kurzzeitpflege fürs neue Kalenderjahr beantragt. Hoffe, dass das klappt.
Kann mir jemand nen Tipp zur Verhinderungspflege geben? Da wir erweiterte Betreungsleistungen zugesprochen bekommen haben, werden die privaten Kosten der Kurzzeitpflege darüber erstattet. Die Verhinderungspflege jedoch nicht. Denke, dass das i.O. ist - oder?? Gibt es eine andere Möglichkeit, sich die Kosten erstatten zu lassen? Zumindest anteilig?
Danke + LG Petra |
| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Do 15 Dez 2011, 16:58 © Biggi | |
| Liebe Petra, diese sog. Hotelkosten der Kurzzeitpflege kannst du über diese Sachleistung der Pflegestufe O abrechnen lassen. Das machen wir auch immer.
Die Verhinderungspflege kannst du u. a. dafür verwenden, wenn die Kosten der Kurzzeitpflege nicht reichen. Das heisst, wenn die 1.510,-- Euro verbraucht sind, je nachdem wie lange die Kurzzeitpflege dauert, hast du noch max. 1.510,-- für die Verhinderungspflege, wenn du sie noch nicht anderweitig beansprucht hast.
Verhinderungspflege geht aber nicht für diese Hotelkosten, da diese nur für Unterbringung und Verpflegung sind.
LG Biggi
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| | | ormin01 Ist sich am Einleben
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Do 15 Dez 2011, 21:09 © ormin01 | |
| Liebe Biggi, vielen Dank für den Hinweis. War heute direkt mal bei der AOK und hab mich da auch nochmals beraten lassen - vorallem zwecks der Kurzzeitpflege ab 1.1.2012. Klappt tatsächlich. Die Bearbeiterin hat den Antrag sogar gleich ausgefüllt. Kurz vor 18 Uhr hatte ich dann noch einen Anruf von der Pflegekasse. Die Mitarbeiterin hat mir mitgeteilt, dass sie meinen letzten Antrag auf Verhinderungspflege gleich umschreibt als Nachfolge im Januar/Februar 2012. Also ich war baff, dass es diesmal so unbürokratisch abgeht.
Die ersten 8 Wochen im Jahr hab ich Mutti also untergebracht. Ich hoffe, dass in der Zeit dann wirklich ein Platz in unserem "Wunschheim" frei wird. Der Wechsel wird zwar bestimmt nicht ganz so einfach für Mutti. Aber das betreffende Heim ist sehr begehrt, bietet nicht mal Kurzeitpflege usw. an - einfach weil es ständig ausgebucht ist.
Naja, jetzt denke ich erstmal bis kommenden Mittwoch. Die Ärztin der Lungenklinik hat mir heute telefonisch mitgeteilt, dass unser Behandlungswunsch für Vati in der Tumorkonferez einstimmig bestätigt wurde. Mittwoch ist nun ein weiteres Gespräch, an dem wir den Behandlungsplan und alles weitere konkret erfahren.
Die Zeit von Weihnachten bis Jahresende verbringen wir ganz in Familie. Pflege von Mutti werden wir uns teilen. Tags mehr oder weniger Vati, nachmittags + nachts bei uns. Denke, das bekommen wir hin :-)
So Ihr Lieben. Drückt mir die Daumen, dass zumindest bis Jahresende keine weiteren Hiobsbotschaften für meine Fam. kommen und wir die paar Tage doch recht besinnlich verbringen können.
In diesem Sinne ... frohes Fest für alle, einen guten Rutsch ins neue Jahr und alles erdenklich Gute für Euch + Fam. Seid herzlichst umarmt und ganz lieben Dank für die vielen hilfreichen und tröstenden Worte.
Ich melde mich bestimmt wieder... LG Petra |
| | | ormin01 Ist sich am Einleben
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| Thema: H I L F E !!!!!!!!!!!!!!! Sa 17 Dez 2011, 00:38 © ormin01 | |
| Vati "erträgt" Mutti nicht mehr!! (besser, er ist mit der Pflege total überfordert und hat auf mein Wort vertraut, dass ich Mutti gut unterbringe). Jedoch - Mutti erträgt das Heim anscheinend auch nicht mehr!! (rutscht irgendwie in eine Depri-Phase). Und unsere 3jährige Enkelin erträgt anscheinend mich nicht mehr!! (wollte heute nicht bei uns schlafen, obwohl es bisher immer was ganz Tolles war).
Und ich komme nun mit nichts mehr klar!! Ich bin so ziemlich am ENDE ... Zu deutsch - ich wünsche mich ganz weit weg von allem!!
Sorry, ist aber ehrlich ... |
| | | jellyamber Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Sa 17 Dez 2011, 09:36 © jellyamber | |
| Liebe Petra,
was kann ich dir anderes sagen, als - es wird mit der Zeit alles ruhiger und besser werden, wenn ihr euch alle ein bisschen an die neuen Umstände gewöhnt habt. Mein Vater hat meine Ma zum Schluss auch nicht mehr ausgehalten, sie nur noch angebrüllt und hatte null Verständnis für die Alzheimererkrankung. Jetzt ist meine Ma im Heim, er zuhause und er findet schon ein paar Stunden mit ihr anstrengend, wünscht sie sich aber zurück. Nun, dieser "romantische" Gedanke hält die Wiedersehensfreude zwischen den beiden wach, aber die ganze Familie hat sich erholt. Das hat ein paar Monate gebraucht, wir sind quasi noch alle ein bisserl "rekonvaliszent". Dass es mir aber dann doch wieder so richtig gut gehen würde, dass hätte ich vor sechs Monaten nicht gedacht. Mein Hirn war total zu, mein Körper hat aufgegeben und meine Power war am Boden. Jetzt reiße ich zwar noch keine Bäume aus, aber Büsche schon. Und bin so glücklich, wenn ich sehe, wie gut sich meine Ma eingelebt hat. Das braucht alles Zeit.
Wenn du diese Talsohle durchschritten hast, wird es besser. Ich weiß, dass hilft dir momentan wahrscheinlich gar nicht. Darum drücke ich dich mal feste - und deine Enkelin wird dich auch bald wieder mögen. Sie hat wahrscheinlich ein gutes Gespür für die ganzen Durcheinandergefühle und Stress, dem die Familie ausgesetzt ist.
Hast du noch ein paar Menschen um dich, die dir ein paar Stunden Auszeit verschaffen könnten? Was tut dir gut?
Liebe Grüße Jelly
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| | | Ann Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Sa 17 Dez 2011, 13:50 © Biggi | |
| Liebe Petra, manchmal hat man das Gefühl, man rennt ständig gegen die Wand und alle hätten sich gegen einen verschworen. Aber denke immer daran, was du schon alles erreicht hast. Es ist jetzt eine stressige Zeit, aber es ist absehbar, wann sich Entspannung einstellt. Und das mit deiner Enkelin hängt sicherlich auch damit zusammen. Ich wünsche dir trotz allem die Kraft durchzuhalten, bis alles wieder harmonischer laufen darf. LG Biggi
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| | | Eisi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Sa 17 Dez 2011, 19:36 © Eisi | |
| Ach Petra, ich kann Dich so gut verstehen... Ich denke auch, dass sich die Lage mit der Zeit entspannen wird, und je besser es Dir damit dann geht, umso positiver wird sich auch Deine Enkelin wieder verhalten. Kinder haben, genau wie Tiere, ein sehr feines Gespür dafür, wo was nicht gut läuft, wenn jemand schlecht drauf ist. Lass' Dich nicht 'runter ziehen und versuche auch im Alltag ein bisschen positive Dinge für Dich selbst zu erübrigen. Leicht gesagt, ich weiß, aber Du MUSST was für Dich tun, sonst bist Du der nächste Patient. |
| | | ormin01 Ist sich am Einleben
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Mo 19 Dez 2011, 23:20 © ormin01 | |
| Hallo Ihr Lieben, bin zwar noch immer nicht die "Alte", aber ich hab mich wieder etwas besser im Griff - obwohl mir nach wie vor bei Kleinigkeiten ganz fix die Tränen kommen. Wir hatten einen harmonischen Sonntag mit Mutti - hab sie einfach für paar Std. zu uns geholt. Sie musste zwar Diät halten (lt. Meinung vom Heim kam der Magen-Darm-Virus zurück). Ich bin mir aber sicher, dass es mit der Mitbewohnerin zusammen hängt. Mutti reagiert bei privaten Sorgen oft recht sensibel mit Darm oder Magenschmerzen. Ihr Problem mit der Mitbewohnerin hat sie übrigens ganz allein gerichtet. Anfangs hat sie sich einfach in sich zurück gezogen, viel geschlafen, später den Schwestern mehrfach mitgeteilt, dass sie mit der Frau nicht in einem Zimmer bleiben kann. Ich bin total stolz auf Mutti!! Gestern musste sie zwar noch die 1 Nacht da bleiben, aber heute gabs den Umzug. Sie möchte kein EZ, sondern einfach eine Frau mit der sie sich unterhalten kann. Die neue Mitbewohnerin kenne ich schon. In etwa gleiches Level, was die Demenz angeht, aber noch aktiver. Also sie ist kein Stubenhocker, sondern gern bei den anderen. ich hoffe, sie "reißt Mutti da bissel mit".
Heute kam ein Anruf aus dem anderen Heim (unserem Wunsch) - es wäre ein Bett frei, allerdings im DZ. Erst Jubel meinerseits, dann kurz runter (ist ja nun eine endgültige Entscheidung, die ich fällen muss). 3x durchschnaufen und Vernunft einschalten. Mutti könnte sofort nach Vorliegen des ärztlichen Gutachtens einziehen. Gutachten hab ich morgen. Jedoch hab ich nach Fam.-Rat (Tochter + Mann) beschlossen, mir vor einer endgültigen Zusage, alles genauestens anzusehen. Mutti soll sich da absolut wohlfühlen. Ich hoffe, dass ich morgen da mal rumgeführt werde und vorallem auch die Mitbewohnerin kennenlernen kann.
Mal eine Frage an Jelly: Wie hast Du Deiner Mutsch den Umzug ins Heim "schmackhaft" machen können? Also ohne, dass sie dolle traurig war. Ich komme nach wie vor nicht damit klar, dass Vati zu Hause ist und Mutti im Heim - sie künftig getrennt leben sollen. Meine Eltern sind knapp 60 Jahre verheiratet. Bisher haben wir noch immer die "Ausrede" mit Vatis Krankheit. Ich hab aber inzwischen die Hoffnung, dass er es schaffen kann den Krebs noch einige Zeit (Jahre?) zu überleben, zumindest noch einige schmerzfreie Jahre haben kann. Bissel unfähr Mutti ggü.: wir erzählen ihr derzeit schon, dass Vati im KH ist - aber so kann sie recht gut mit der Trennung umgehen. Wann es wirklich losgeht, erfahren wir übermorgen.
Was aber, wenn die Behandlung (erfolgreich?) vorbei ist?? Was passiert wenn Vati sie im Heim besucht?? Wie erkläre ich ihr das, ohne ihr weh zu tun??
Weihnachten wird sie kpl. bei uns sein - auch nachts (Vati am Heiligabend nur nachmittags + abends, er muss dann wieder ins KH :-( - für Mutti zumindest. Am 1. Feiertag dann gemeinsamer Gänsebraten bei uns incl. unserer Kinder + Enkelin - schlafen eh alle bei uns. Mein Mann holt meinen Vater einfach wieder für paar Std. aus dem "KH" ... Ich finde die Lügereien furchtbar, aber Mutti kommt so am Besten damit klar.
Nach Weihnachten dann ggf. der endgültige Umzug von Mutti ... Schreibt bitte mal, ob ich auf dem richtigen Weg bin oder was ich besser machen könnte. Wäre ich echt dankbar für.
LG Petra |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Di 20 Dez 2011, 09:09 © sylvia | |
| Moin Petra, hört sich gut an. Wenn ich von mir und meinem Papa erzähle, kann ich sagen, ich sagte ihm erstmal nichts. Man sollte es auf sich zukommen lassen, nicht zuviel reden, da sie doch wieder vergessen. Mein Papa fühlte sich gleich wohl in seinem Zimmer, er hatte dort seinen Fernsehsessel, Lampe und andere persönliche Dinge, wie ne Bildergalerie und Bilder auf Demente abgestimmt. Legte ihm den Schlafanzug raus und ein Betthupferl bekam er auch aufs Kissen von den Schwestern, fand ich sehr süß. Man kann so einen Seniorenstift mir Vor- und Nachteilen sehen, wie viele Dinge im Leben. Aber da er Witwer war (51 J. Ehe) mußte er so in seinem Haus nicht vereinsamen, kam unter Menschen. Es gab einen geregelten Tagesablauf - wichtig - und es wurde sich beschäftigt. Ich war täglich dort, machte die Arztbesuche mit ihm und wir gingen frühstücken. Ich wünsche Dir alles Gute. LG Sylvia
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| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Di 20 Dez 2011, 11:38 © Admin | |
| Liebe Petra Ich kann mich da nur den Worten unserer lieben Sylvia anschliesen. Informationen im Voraus sind nur Sinnvoll, wenn mit diesen noch gut umgegangen werden kann. Sprich, psychische nachhaltige Verarbeitung, mit der dazu benötigten Erinnerung noch vorhanden ist. Meist ist es aber bei einer fortschreitenden Demenz so, das die Informationen jedes mal von neuem, in ihrem ersten Anfangsschock aufgenommen werden, ohne weitere Verarbeitungsmöglichkeiten weil gerade da, das eigene Vergessen zum Hindernis wird.....Kein Mensch möchte ein Schrecken, oder Schock ohne Ende haben müssen und darum ist es besonders wichtig unsere lieben Dementen davor zu Schützen und zu Bewahren. Ich glaube liebe Petra das dir dein Gespühr genau das richtige sagt. Tut es eigentlich meistens, wenn uns unsere lieben Dementen und ihr Wohl am Herzen liegen Etwas möchte ich aber dennoch ganz speziell betonen: - Zitat :
- Was aber, wenn die Behandlung (erfolgreich?) vorbei ist?? Was passiert wenn Vati sie im Heim besucht??
Wie erkläre ich ihr das, ohne ihr weh zu tun?? Diese dauernden "wenn" Fragen, wer kennt diese nicht.... Aber ein paar Wochen können bei einer Demenz unglaublich viel verändern. Vielleicht fühlt sich deine Mutter bis dahin im Heim, bei guter Betreuung richtig wohl. Vielleicht ist bis dahin ihr Zeitgefühl so schlecht geworden, das für sie der Begriff "lange her" nicht mehr wirklich zwischen 1, oder 5 Wochen, oder mehr unterscheiden kann. Vielleicht reicht es dann auch, wenn du einfach nur sagst, das sich dein Vater nun erst von der OP erholen muss und er desshalb im Augenblick nur Besuchshalber zu ihr kommen kann. Oder ihr genauso wie SIE auch, im Moment einen Tag nach dem anderen nehmen müsst.... Ein Schritt nach dem Anderen liebe Petra, denn oft kommt es anders als man vorher noch glaubte - und dies muss bei weitem nicht nur Negativ sein
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | jellyamber Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Di 20 Dez 2011, 11:49 © jellyamber | |
| - ormin01 schrieb:
- Wie hast Du Deiner Mutsch den Umzug ins Heim "schmackhaft" machen können? Also ohne, dass sie dolle traurig war.
Ich komme nach wie vor nicht damit klar, dass Vati zu Hause ist und Mutti im Heim - sie künftig getrennt leben sollen. Liebe Petra, das war für mich auch alles andere als leicht und erst die Zeit hat alles normalisiert. Ich habe meiner Ma nicht gesagt, dass sie ab jetzt dauerhaft ins Heim geht. Sie ist erstmal für Kurzzeitpflege dort aufgenommen worden, weil ich zu Dreharbeiten musste. Das konnte ich ihr verständlich machen. Ich hatte dann schon einen regelrechten Aufnahmetermin gute sechs Wochen später vereinbart. Dann habe ich gemerkt, dass es mir sowas von gut tut, dass sie versorgt ist und habe sie gleich dort gelassen. Klingt gemein, aber es hat wunderbar funktioniert. Ich habe mit ihr nicht darüber gesprochen, warum sie jetzt dort weiterhin bleibt, sondern habe mich am Tag orientiert, sie gefragt, wie es ihr geht, fühlst du dich wohl, usw. Sie hat es immer bejaht. Von Tag zu Tag wurde es für uns normaler, dass sie da ist. Sie hatte am wenigsten Probleme damit - der Rest der Familie hat gelitten, weil sie auf einmal "weg" war. Sie hat nicht einmal nach zuhause gefragt, zuhause aber sehr wohl, weil sie dort schon so durcheinander war, dass sie nicht mehr wußte, wo was ist. Meinem Vater ist es am Anfang furchtbar schwer gefallen. Er hat selber eine vaskuläre Demenz, ist aber noch total gegenwärtig, kann ganz normal reden, aber vergisst halt viel. Für ihn war es grausam, getrennt zu werden, aber er hat auch nicht einmal gesagt, ok, ich gehe mit ihr - seine Entscheidung! Er hat es nur soweit nachvollziehen können, dass ich gesundheitlich einfach nicht mehr in der Lage war, Ma zu versorgen. Er fragt auch jetzt nach guten sieben Monaten immer wieder nach, ob wir sie nach Hause holen und erzählt im gleichen Atemzug, wie tierisch anstrengend das wieder heute bei ihr im Heim war. Wir werden meine Ma auch Weihnachten nicht nach Hause holen, man hat uns abgeraten, es wäre zwar schön für uns, würde sie aber völlig aus dem Rhythmus bringen. Ehrlich gesagt - bin ich froh drum, ich besuche sie lieber dort und genieße die Zeit mir ihr. Wir sind eine sehr pragmatische Familie - was getan werden muss, wird getan. Wir leiden trotzdem, aber ich kann dir versichern, du gewöhnst dich mit der Zeit auch an dieses neue Leben. Der Vorteil ist, dass meine Ma viel besser versorgt ist als wir das zuhause hinbekommen haben, auch seelisch und Körperkontaktmäßig. Das Pflegepersonal liebt sie heiß und innig, sie wird geherzt, betüdelt, wahrgenommen. Sie darf ihren Rhythmus leben, aufstehen, wann sie will. Das ging zuhause z.B. nicht, weil der Pflegedienst seine Zeiten hatte und sie sonst nass durch die Inkontinenz zu lange im Haus herumgelaufen wäre. Die Brüllerei und Streiterei mit meinem Vater ist beendet, das hat ihr eine Menge Seelenfrieden gebracht. Und ja, auch mein Vater hat sich an die Situation gewöhnt. Er genießt das Leben mit mir und meinem Mann zuhause, ist mittlerweile nur noch jeden zweiten, dritten Tag bei Ma ihm Heim und saufroh, wenn er wieder nach Hause kommt. Petra, es ist ein anderes Leben, aber es ist halt so: Manchmal geht's nicht anders, und manchmal ist das Leben deswegen nicht schlechter. In ruhigen Momenten, wenn ich mit Ma allein bin, sage ich ihr, das ich froh bin, dass es ihr dort so gut geht und dass ich schon auch ein schlechtes Gewissen habe, aber nicht anders kann. Sie reagiert immer mit einem Lächeln und Streicheln, die Worte hat sie nicht mehr. Meine Ma wollte immer eine Alten-WG aufmachen, das hat sie leider nicht mehr geschafft, aber jetzt lebt sie quasi in einer - das hat mir die Entscheidung auch leichter gemacht. Liebe Petra, du wirst wie ich viel heulen und zweifeln, aber du wirst auch eine ungemeine Erleichterung erleben, wenn deine Ma im Heim gut aufgehoben ist. Erst dann kannst du langsam anfangen, neue Gedanken und Beschlüsse zu fassen. Und für's schlechte Gewissen haben wir hier ja eine prima Rubrik, die ich schon weidlich ausgenützt habe. Wünsch dir viel Kraft für die kommenden Tage - es wird alles gut werden Liebe Grüße Jelly
"Und was die Jugend dalässt, ist ein Spiegel. Da guckt man rein und sieht: Man hat keine Eierschale mehr auf dem Kopf. Man hat jetzt eine Frisur."Martina Holzapfl |
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Di 20 Dez 2011, 17:51 © beate58 | |
| Liebe Petra, ich habe zwar selbst keine Erfahrung mit der Situation Pflegeheim, aber eine gute Freundin hatte ein ähliches Problem: Mutter dement und Vater schwer krank. Hier bei uns gibt es Seniorenheime, die für solche Fälle "Eheappartements" anbieten. Kleines Wohnzimmer, kleines Schlafzimmer, Bad und "Junggesellenküche" zum Kaffee oder Tee kochen. Der zu pflegende Bewohner wird rund um die Uhr versorgt und der noch nicht pflegebedürftige Ehepartner hat sein "eigenes" Leben. Die beiden müsten nicht getrennt werden und vielleicht ist für den Vater auch so die Therapie leichter oder sie ziehen hinterher "wieder zusammen"? Vielleicht gibt es bei Euch ja auch solche Einrichtungen. Da kann der Sozialdienst weiterhelfen. LG Beate |
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Di 20 Dez 2011, 22:09 © ormin01 | |
| so viele lieben Worte - vielen vielen Dank!!
Ich bekomme eigentlich nicht nur hier, sondern auch von meinem privaten Umfeld (Freunde, Fam. usw.) bisher immer die Bestätigung, dass alles richtig läuft, aber ... Manchmal muss ich schon lächeln, glaube allmählich, ich bin wie mein Vater - nur auf sich selbst hören :-( Doch ich werde es lernen, ich will es einfach! Sonst mache ich mich kaputt.
Erster Weg in die Richtung -> unsere Tochter hat sich angeboten, mit mir gemeinsam die ev. neue Unterkunft von Mutti zu besichtigen. Termin war heute 14.30 Uhr. Hab unsere Tochter gg. 13 Uhr informiert und gemeint - ist bissel knapp - oder? (sie hatte bis 14 Uhr Dienst) Sie: nö, ich komme mit!! Ich selbst hab meinen Arbeitgeber gefragt, ob ich nen Tag Urlaub teilen kann. AW: was soll der Quatsch? "Hau ab" - manchmal gibt es wichtigere Dinge im Leben, als bis 16 Uhr zu arbeiten ... Ich kenne das Heim teilweise durch die SH-Gruppe, aber nicht die einzelnen Wohnbereiche. Und ich muss sagen, ich war baff ... das freie DZ liegt in der 1. Etage. Meine Sorge -> Fahrstuhl + Mutti (großer Speisesaal ist im EG) = war völlig unbegründet. Jede Etage hat einen eigenen kleinen Ess-/Beschäftigungsbereich (nur ca. 15 Bewohner). Total gemütlich und mit warmen Farben. Fernseher, kleine Sofaecke mit Kuschelplätzen. Die Gänge sind liebevoll dekoriert und haben ebenfalls mehrere gemütliche Sitzecken/Nischen. Auch von dem Zimmer an sich war ich positiv überrascht. Ist in L-Form angeordnet. Die beiden Bewohner können, müssen sich aber nicht jeden Moment ansehen. Es gibt also trotz DZ eine gewisse Privatphäre. Wir wurden gefragt, ob wir die Kleidung usw. da waschen lassen wollen oder ob wir das selbst machen wollen. Ich: nein, mache ich .. unsere Tochter: ja, lassen wir machen! Ich-> sprachloser Blick. Sie meinte aber nur: Mutti hör auf, lass das doch bitte!! Sie hatte ganz spontan sogar schon tolle Ideen für Mutti's/Omi's "private Ecke". Meinte: da kann das hin und dort das und das nehmen wir auch mit her ... oder?? Ich war sprachlos/überrumpelt, hab mich aber riesig gefreut. Denn es war eigentlich echt gut durchdacht. Dass ich die Mitbewohnerin noch nicht kennengelernt hatte, hab ich für den Moment sogar vergessen. Auch daran an unsere Tochter gedacht. Ich bin 52J. und die "Gurke" erst knapp 29J., aber in diesem Moment war sie irgendwie die Erwachsenere :-) Auch später im Büro: ich hab nach allem Möglichem gefragt und auch ausführlich auf alles eine AW bekommen. Die "Kleine" meinte irgendwann dazwischen: Möchtest Du nun, dass Omi hier einzieht oder nicht?? Hab natürlich "ja" gesagt. Sie meinte darauf nur: na dann lassen wir es doch wachsen ... mach Dir doch nicht jetzt schon über alles mögliche Gedanken... Nächster Termin ist also Freitag - die Vertragsunterzeichnung - bin total erleichtert (im Moment).
Bin danach kurz zu Vati und hab ihm alles erzählt. Hab ihn gebeten, mich am Freitag zu begleiten, einfach, damit er auch sieht, wo Mutti künftig leben soll. Mein Mann hat mich wenig später angerufen und gemeint, dass er sich Fr. ebenfalls gern mit Vati zusammen das Zimmer ansehen möchte. Theoretisch konnte er von dem Termin noch nichts wissen - also hat auch da unsere Tochter nachgeholfen :-) Wie auch immer - es tut mir total gut, dass ich nicht alles allein entscheiden muss.
War dann noch bei Mutti. Dort war Ernüchterung pur. Bisher war ich von der derzeitigen Unterbringung eigentlich überzeugt, positiv. Ist aber echt kein Vergleich zu dem anderen Heim. Gefreut hat mich total, dass sie inzwischen wieder mit der Frau im Zi. ist, wie damals im Juni. Die Schwestern haben das also nochmals umgestellt. Negativ daran, dass Mutti selbst daran keine Freude hat. Die beiden Frauen verstehen sich echt super, trotzdem kam heute nur: hol mich bitte hier raus!! Lieber sitze ich allein zu Hause rum!! Ich will hier nicht mehr sein!! BITTE!! usw. usw. Hab Mutti daher gesagt, dass ich sie Freitag abhole. Sie hat ab da x-mal die Tage gezählt, wie lange noch ... auch einiges verdreht. Ich weiß nicht, wieso sie so runter ist??? Die Pfleger/Schwestern konnten mir auch nichts dazu sagen. Sie meinten, es gab keine "Vorfälle". Mutti "muss" inzwischen auch an einem heimeigenem Rollator laufen - k.A. warum? Mein Resüme: die Zeit dort hat geholfen (zumindest mir für knapp 4 Wochen), aber ich hoffe, dass es ab 27.12. besser wird (vorallem für Mutti!!).
Noch ne kurze Frage: Wie werden Patchetiketten befestigt?? Was das ist, weiß ich inzwischen. Aber wie macht man die fest?? Uns wurde angeboten, dass das neue Heim das erledigt, aber bissel was möchte ich ggf. auch noch tun ...
So, nun aber Ende mit dem Roman. Vorab auch lieben Dank für Euer Lesen.
Ach noch kurz was zu einigen Tipps von Euch: An betreutes Wohnen für beide Eltern haben wir auch schon mal gedacht. Aber für Vati wär das nichts (zumindest zum Zeitpunkt). Er ist aktiver Hobbyflieger. Er baut seit Jahren Flugmodelle und verbringt gern und viel Zeit in seiner Werkstatt und auf Felder zum Test seiner Modelle. Dieses Hobby hat ihm vor 12 Jahren (bei seiner 1. Krebserkrankung) unheimlich geholfen. Er leidet zwar sehr unter derderzeitigen Situation, könnte aber seine Selbständigkeit nie aufgeben - er würde daran zerbrechen. Noch erledigt er alles selbst. Einkäufe, Wäsche ... einfach alles. Und ich möchte ihm das auch nicht nehmen.
Das Schwere an unserer Situation ist, dass Vati halt zu Hause sein darf (bis zur Behandlung) und Mutti nicht. Ich befolge aber Euren Rat und werde Mutti nicht die ganze Wahrheit sagen. Nur halt soweit, wie sie es ggf. verstehen/akzeptieren/verkraften kann.
So - nun aber wirklich Ende :-) Herzliche Grüße an Euch alle!!
Petra |
| | | Ann Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Mi 21 Dez 2011, 07:50 © Ann | |
| Liebe Petra, das hört sich gut an! Hast eine tolle Tochter! Drücke euch fest die Daumen, dass es so positiv weiter geht! |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Mi 21 Dez 2011, 09:12 © sylvia | |
| Moin Petra, das sind doch gute Nachrichten. Soviele die dich unterstützen. Wird schon werden. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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| | | ormin01 Ist sich am Einleben
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| Thema: Viel Neues ... Mi 04 Jan 2012, 23:02 © ormin01 | |
| Hallo Ihr Lieben, möchte mich endlich mal wieder melden. Seit meinem letzten Schreiben hat sich unendlich vieles geändert - positiv (teilweise aber auch sehr schwer).
Heiligabend war wunderschön!! Tochter mit Fam. + meine Eltern + Schwiegervater ... alle waren bei uns. Und es war ein durchweg harmonischer Nachmittag/Abend. Kaum zu glauben: meine Eltern habe ich erst gegen Mitternacht nach Hause gebracht. Mutti hat anfangs bissel "gemault": ... dachte, Du fährst uns ... Hab ich letztendlich auch gemacht - allerdings wars die erste Fahrt im Rollstuhl. Mutti hat erst bissel skeptisch geguckt, fand es aber eigentlich nicht wirklich schlecht. Am 2. Feiertag waren wir zum Kaffeetrinken bei einem meiner Cousins (Fam.-Treffen ua. mit der 90jährigen Schwester meiner Mutsch). Vati meinte, er sei krank und könne nicht mitkommen ... naja, stimmte wahrscheinlich nicht, aber ich habs akzeptiert. Wir sind also allein mit Mutti hin (war auch sehr schön und es wurde viel gelacht) und haben sie von da aus mit zu uns genommen. Gemeinsames Abendbrot, bissel spielen, fernsehen und dann ist sie ins Bett. Gästezimmer mit kl. Bad ist im Keller, wir schlafen im Obergeschoß. Wir haben zur Sicherheit also wieder das Babyfon unserer Enkelin aktiviert. War auch gut, kurz nach 1 Uhr ging Mutti durchs Haus. Bin runter, sie meinte: ich finde die Toilette nicht ... Sie hat 2 Türen im Zimmer. Beide haben wir groß beschriftet: 1x Toilette/Bad und 1x dass sie bei uns zu Hause ist ... Aber egal, die restliche Nacht war ganz ruhig. Früh war sie dann allerdings wieder durcheinander; wusste nicht warum sie bei uns ist ... aber sie war recht gut drauf.
Noch während dem Frühstück haben wir uns langsam vorgetestet: Gegen 11 Uhr sollte ja der Einzug ins neue Domizil sein - und Mutti wusste noch von nichts. Aber wir haben das echt gut lösen können. Wir haben alles Stück für Stück mit Mutti erarbeitet. Wir (also mein Mann) hat Mutti sogar die ganze Wahrheit erzählt. ich dachte anfangs, mir bleibt das Herz stehen. Aber Mutti meinte nur: Krebs?, das ist doch was schlimmes - oder? Wir: ja, aber Vati hat gute Chancen (stimmt ja auch). Mutti: das dauert dann wohl lange, bis Vati wieder gesund ist? Wir: ja, leider .. Sie: müsst Ihr nicht auf Arbeit?? Usw. usw. Der Übergang zum Umzug war dann relativ einfach. Haben noch Muttis Kopf (Haare) hübsch gemacht und dann gings ab. Ihre Sachen hatten wir zum größten Teil schon am 2. Feiertag vormittags eingeräumt.
Im Fahrstuhl war ein ganz großes Plakat zu Muttis Begrüßung - hat sie sogar selbst entdeckt. Oben auf Etage - ganz liebevolle Begrüßung durch die Schwestern. Im Zimmer war Mutti dann schon nicht mehr so glücklich und als eine 2. Schwester sie einfach von uns weggeholt hat ... da wirkte sie völlig überfordert und hilflos. Ich hab auch kräftig ins Taschentuch schniefen müssen. Wenig später -> Mutti sitzt mit 2 anderen Frauen im Gespräch. Beide kennen Mutti (sind aus unserem Ort, eine ist eine ehemalige Arbeitskollegin), aber Mutti kennt sie nicht mehr ... leider. Donnerstags "musste" ich einfach mal kurz vorbei schauen - aber alles war Bestens. Neu für mich: Mutti sei bis gegen 2 Uhr nachtaktiv, dafür hält sie 2-3 Std. Mittagsschlaf. Hat sich aber inzwischen gegeben. Dafür gibts ein neues "Problem". Angeblich streiten sich einige Frauen. Inzwischen weiss ich, es gibt angeregte Gespräche zwischen den Frauen (keinerlei Streit), aber offenbar kann Mutti die vielen neuen Infos/Gespräche nicht gar so schnell verarbeiten ... also streiten die Frauen. Von den Schwestern hab ich auch erfahren, dass Mutti sich gern mit 1-2 Frauen unterhält, aber wenn es mehr werden - einfach das Weite sucht. Ansonsten würde sie sich super intergrieren. Die Beschäftigungen liebt sie, vorallem die Musik-/Singenachmittage.
Neujahr war Vati mit zu Besuch. Er leidet unsäglich, versucht seine Tränen hinter einem schmerzverzerrtem Gesicht zu verstecken. Haben die paar Std. trotzdem sehr gut gemeinsam verbracht. Den Abschied hab ich ganz kurz gestaltet: Fahrstuhl gerufen; Vati + mein Mann haben tschüß gesagt; ich hab die beiden einfach reingeschoben und bin dann noch 10 min allein bei Mutti geblieben. Anfangs meinte sie noch: Vati hat ja dolle Schmerzen!! Kurz vor meinem Gehen: wie gehts eigentlich Vati?? Ich war wie vom Donner grührt - hatte sie schon vergessen, dass Vati eben da war?? Bin nicht näher drauf eingegangen ...
Naja, und so geht es einfach weiter. Wir haben ihr Zimmer inzwischen "aufgerüstet". Eine hübsche kleine Kommode steht jetzt da. Weniger zur Unterbringung persönlicher Dinge, viel wichtiger: oben drauf steht jetzt eine geliebte Holzschale von zu Hause, 2 Fotos von der Kleinen, ein Häkeldeckchen (das liebt sie) usw. An der Wand hängt ein ganz persönlicher Fotokalender ... Heute hat sie sich zwar wieder etwas "beschwert", weil die Frauen sich streiten, aber ich kann es nun deuten.
Die Schwestern meinten: Mutti findet inzwischen ihren Platz im Speise-/Beschäftigungsraum allein (sind 10 Plätze drin) und der Weg zum Zimmer klappt auch schon recht gut. Wir sollen uns keine Sorgen machen, alles wird von Tag zu Tag besser. Ich "glaub" es natürlich liebend gern :-(
Naja, einfach abwarten. Eine Alternative hab ich eh nicht. Zwecks Vati: ich hoffe, morgen erfahren wir endlich, wann seine Behandlungen beginnen. Sind morgen mit ihm nochmals im KH. Er muss wieder in die Röhre, wohl zum vermessen und festlegen der Dosierungen ... k.A.
So Ihr Lieben - hab wie immer nen Roman geschrieben. Aber es tut mir unheimlich gut. Danke an Euch fürs Lesen und natürlich auch für Eure Tipps, falls ich was besser machen könnte ...
LG Petra
P.S. ... alles alles Liebe noch fürs neue Jahr!! |
| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Do 05 Jan 2012, 09:54 © Admin | |
| Liebe Petra Wenn ich deine Zeilen lese, dann finde ich ist alles erfreulich gut gelaufen. Zumindest wenn man die Schwere der Situation mit berücksichtigt. Auch wie ihr alles Händelt und damit Umgeht finde ich einfach ganz toll. Besser hätte es kaum gemacht werden können. Gegen das Tränekullern und die schmerzliche Tatsache der Umstände ist leider kein Heilmittel gewachsen Da bleibt nichts anderes übrig als es durchzustehen und er/tragen. Fühle dich an dieser Stelle einfach mal ganz lieb
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Do 05 Jan 2012, 12:26 © Biggi | |
| Liebe Petra, ich denke, du hast das alles wunderbar hinbekommen. Und dass du schniefen musstest, ist doch ganz menschlich. Es wird auch nicht das letzte mal gewesen sein. Gefühle kann man halt nicht abstellen. Aber sie zeigen uns, das wir lieben. Und darauf kommt es an. Ich wünsche dir und deinen Eltern alles Gute. LG Biggi
--- Besondere Menschen erkennst du daran, dass sie dich berühren ohne ihre Hände zu benutzen --- |
| | | Ann Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Zukunftsangst ... Do 05 Jan 2012, 13:48 © Ann | |
| Liebe Petra, ich finde auch, du machst das alles prima !!! Fühl dich mal lieb |
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